Rulantica (Bd. 1). Michaela Hanauer
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Название: Rulantica (Bd. 1)

Автор: Michaela Hanauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Rulantica

isbn: 9783649634904

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СКАЧАТЬ in meiner Nähe bist, um für mich feine Früchte durch die Luft zu transportieren, muss ich es ja nicht selbst beherrschen! Ich kann dafür auch was Neues, schau mal!«

      Aquina hält ihren Zeigefinger ins Wasser, fixiert ihn und singt dazu, zuerst leise, dann etwas lauter: »Vatt galdur. Vatt Galdur, VATT GALDUR!«

      Ganz sanft fängt das Wasser um ihren Finger herum zu kreiseln an, kein Vergleich zu dem Beben, das der Feuerberg ausgelöst hat, eher wie der zarte Tanz einer Mücke über die Wasseroberfläche.

      Snorri legt den Kopf schief. »Snä?«

      »Du hast recht, das ist total unbrauchbar! Wenn ich das Wasser umrühre, passiert mehr als mit diesem dämlichen Zaubergesang!« Aquina seufzt und zieht den Finger zurück. »Keine Ahnung, wieso wir das in Wassermagie extra lernen müssen. Ich habe bloß das Gefühl, dass mein Finger dabei abfriert!«

      Sie steckt ihn in den Mund, um ihn zu wärmen. Plötzlich fällt ihr etwas ein. »Ach, du schleimiger Aal, das habe ich ja völlig verdrängt. Der Unterricht hat bestimmt längst wieder begonnen.« Sie überlegt: »Was habe ich denn jetzt? Tier- und Pflanzenkunde bei Tradon? Oh nein, ich fürchte, es ist Wassermagie! Ich bin letztes Mal schon zu spät gekommen. Und vorletztes Mal. Das gibt Ärger!«

      »Snö.« Snorri hält ihr mitleidig eine Frucht hin, die Aquina sich schnappt, bevor sie sich eilig auf den Weg zurück zur Korallenbank macht. »Bis morgen, Snorri«, verabschiedet sie sich. »Dann holen wir uns die nächsten Früchte, einverstanden?«

      Mats

      »Ey, Mats, aufstehen!«

      Die Tür zu Mats’ Zimmer fliegt auf. Sein Zimmernachbar trommelt mit den Fingern gegen den Türrahmen und macht dabei ein komisches Kratzgeräusch mit den Fingernägeln, als wollte er Mats mit Absicht in den Wahnsinn treiben.

      »Lass mich in Frieden!«, murrt Mats und zieht sich trotz Sommerhitze die Decke über den Kopf.

      »Geht nicht, Carla hat gesagt, ich soll dich um jeden Preis aus dem Bett schmeißen«, trompetet Rayk.

      Mats stöhnt innerlich. Nie hat man hier im Kinderheim »Tre Bjørker«, was so viel wie »Drei Birken« heißt, seine Ruhe, ständig platzt einer rein und will irgendwas. Absperren kann er sein kleines, spärlich eingerichtetes Zimmer leider auch nicht. Dabei hat er noch Glück, wenigstens ein Einzelzimmer zu haben. Rayk muss seines mit Jannik teilen, Sven mit Bjarne und York mit Tom-Ole. Doch selbst Carla und Ignatz, seine Heimeltern, haben erkannt, dass er sich lieber zurückzieht, statt ständig mitten im Chaos zu sein. Für Chaos und Lärm sind die Jungs der »Wikingergruppe« nämlich Experten. Ignatz lässt ihnen einiges durchgehen, aber wenn Carla eine Ansage macht, dann hält man sich besser daran, sonst gibt es Ärger und zusätzlichen Küchendienst.

      Das weiß Rayk und das weiß auch Mats, deshalb richtet er sich auf und schwingt die Beine aus dem Bett. »Na gut, ich bin gleich da!«

      Rayk grinst schief. »Du hast zwei Minuten, sonst komme ich mit einem Eimer Wasser wieder!«

      Bloß nicht Wasser!, denkt Mats, weil genau das der Grund ist, warum er heute besonders ungerne aus den Federn will. Es verspricht nämlich, ein extrem mieser Tag zu werden. Einer, den er seit haargenau einer Woche lieber aus dem Kalender streichen würde. Seit seine Sportlehrerin Frau Grenlind gedroht hat, ihn durchfallen zu lassen, wenn er heute nicht zu ihrem Unterricht erscheint. Das ganze bisherige Schuljahr hat er sich erfolgreich davor gedrückt. Ansonsten geht er ganz gerne zur Schule, auch gegen Sport hat er eigentlich nichts einzuwenden. Aber Schwimmunterricht? Für Rayk und Tom-Ole, die in dieselbe Klasse gehen wie er, und für seine restlichen Mitschüler ist es ein riesiger Spaß, das beste Unterrichtsfach von allen – für Mats ist es der blanke Horror. Seit er sich erinnern kann, hat er Albträume vom Wasser. Nicht vor dem, das man trinkt, oder vorm Duschen, sondern vor dem Meer. Es lauert ihm auf, wartet bloß darauf, dass er sich in seine Nähe wagt, um ihn in die Tiefe zu ziehen und zu ertränken. Deshalb hat Mats tausend Wege gefunden, um nicht direkt am Meer oder Strand vorbeizulaufen. Das ist in einer Stadt, die an drei Seiten vom Ozean umgeben ist, gar nicht leicht, sogar das Schulschwimmen findet hier nicht in einer Halle, sondern im Strandbad statt, und im Sommer verbringen so gut wie alle ihre Freizeit am und im Meer. Nicht nur deswegen fühlt Mats sich als Außenseiter, aber er kann nicht dagegen an. Er hat es probiert, immer wieder. Manchmal beobachtet er das Meer aus gebührender Entfernung von oben aus seinem geheimen Felsenversteck, nur um zu testen, ob es ihm noch Angst einjagt. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Schweißausbrüche, Schnappatmung und zitternde Knie. Gesagt hat er das bisher niemandem, besser, sie halten ihn für einen Einzelgänger als für einen Spinner. Einer, der sich nicht ins Wasser traut, kann hier in Drei Birken einpacken, der wird den Spott und das Gelächter nie wieder los. Wenn er wenigstens Eltern hätte, richtige Eltern, die nur für ihn da sind und ihm zuhören. Nicht wie Carla und Ignatz, die ihre Aufmerksamkeit auf alle verteilen müssen und eigentlich immer fair, aber auch immer neutral bleiben. Wie es tatsächlich mit echten Eltern wäre, kann Mats sich bloß ausmalen – kennengelernt hat er seine Mutter und seinen Vater nämlich nie. Er wurde als Baby am Strand gefunden. Ob das etwas mit seiner Angst vorm Meer zu tun hat? Das kann ihm niemand sagen, auch in seinen Albträumen hat er darauf bisher keine Antwort gefunden. Es gibt also keinen Ausweg, heute muss er in Frau Grenlinds Schwimmunterricht …

      »MATS!«, brüllt Rayk. »Ich hole jetzt den Eimer!«

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       GROTTENARREST

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      Skyrn, der Lehrer für Wassermagie, beweist einmal mehr, dass ihm für Zuspätkommen jegliches Verständnis fehlt. Als Aquina versucht, sich heimlich von hinten auf die Korallenbank zu mogeln, fährt er herum.

      »Euer Hochwohlgeboren Prinzessin Aquina gibt uns höchstselbst die Ehre. Wie ausgesprochen reizend von ihr!« Mit einer einzigen zackigen Bewegung seines Fischschwanzes, auf dem die gelben Streifen wie Blitze am schwarzen Nachthimmel wirken, ist er bei ihr und deutet eine Verbeugung an, die so gar nichts mit einer unterwürfigen Geste zu tun hat. »Dürften wir alle erfahren, was dich bisher davon abgehalten hat, an unserer kleinen, unbedeutenden Veranstaltung teilzunehmen? Wichtige Regierungsgeschäfte nehme ich an?«

      Aquina senkt den Kopf und schüttelt ihn wortlos.

      »Nicht?«, fährt Skyrn spitz fort. »Es ist doch nicht etwa deine liebe Mutter erkrankt und bedurfte deiner Pflege?«

      Aquina schüttelt erneut den Kopf.

      »Auch nicht? Würdest du mir dann freundlicherweise verraten, wieso du erst kurz vor Ende des Unterrichts erscheinst?« Jetzt ist die Verachtung in seiner Stimme unverhohlen. »Oder beherrschst du den Wasserwirbel inzwischen und glaubst, dir deshalb weitere Anleitung sparen zu können? Das wollen wir doch sehr gerne sehen!«

      Aquina regt sich nicht, obwohl sie genau weiß, dass sie dieser Vorführung nicht entgehen wird.

      »Bitte schön, Aquina! Wir sind alle gespannt.«

      Was soll’s, dann wird sie es eben versuchen. Sie strafft den Rücken, bevor sie sich erhebt. Vorhin hat es auch geklappt, immerhin ein bisschen. Vielleicht lässt Skyrn sie danach in Ruhe. Sie streckt den Zeigefinger aus. »Va…a…t galdu…r…ch.«

      Nur ein kratziges Flüstern kommt aus ihrer Kehle. СКАЧАТЬ