Rulantica (Bd. 1). Michaela Hanauer
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Название: Rulantica (Bd. 1)

Автор: Michaela Hanauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Rulantica

isbn: 9783649634904

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СКАЧАТЬ Fangarmspitze auf die Planke. Trotz der ernsten Lage muss Aquina sich ein Schmunzeln verkneifen. Snorris behutsame Tests sind einfach zu niedlich!

      »Trau dich!«, feuert sie ihn an.

      Wahrscheinlich hätte Snorri die Planke noch eine ganze Weile umtänzelt, doch da fällt ein Schatten auf ihn. Snorri und Aquina legen die Köpfe in den Nacken und blinzeln in den Himmel. Aquina zuckt zusammen, ein schwarzer Mauk!

      »Mrk, mrrrrk!« Das Kreischen des riesigen Vogels hört sich wie ein Triumphschrei an.

      »Er hält dich für sein Mittagessen«, ruft Aquina. »Schnapp dir endlich das Brett!«

      Der kreisende Vogel verleiht Snorri den nötigen Antrieb. Er schlingt seine Fangarme um das Holz, so fest er kann, und kneift die Augen zusammen.

      Zuerst probiert Aquina, das Brett zu sich ins Wasser zu ziehen, aber sie merkt schnell, dass die Kraft in ihren Armen nicht ausreicht. Man müsste …

      »MRRRRK!«

      Der Mauk setzt zum Tiefflug an. Keine Zeit mehr zum Überlegen. Aquina hat nur einen Versuch. Sie zieht sich am Krähennest hoch und lässt sich dann von so weit oben wie möglich – Fischschuppenpo voran – auf die kurze Seite des Bretts plumpsen.

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      Dann passiert alles gleichzeitig. Aquina spürt den schmerzhaften Aufprall auf dem Brett, bevor es über sie hinwegklappt. Sie landet im Wasser. Ein Pfeifgeräusch in der Luft. Etwas saust über Aquinas Kopf. Ein lautes Platschen. Das Brett fliegt ihr um die Ohren. Der Mauk lässt ein Kreischen hören. Das Brett überschlägt sich und fällt ins Wasser. Aquina taucht unter.

      Hat sie es geschafft? Hat der Schwung gereicht, um Snorri zu befreien? Oder hat der spitze leuchtend rote Schnabel des Mauks ihn gefangen? Aquina hält auf die Stelle zu, von der das erste Platschen kam. Kein Snorri. Nein, das darf nicht sein! Er muss doch hier irgendwo sein! Mit jedem Schwimmzug wächst ihre Verzweiflung.

      »Snorri! Snorriiiii!«

      »Snr.« Sehr leise, sehr klein. Aber Aquina hat es gehört. Er ist da, hockt auf dem Meeresboden und hält sich mit zwei Armen den Kopf.

      »Geht es dir gut?« Aquina lässt sich neben Snorri nieder und zählt als Erstes nach: eins, zwei, drei, vier, fünf … sechs. Puh, zum Glück sind noch alle Fangarme dran!

      Snorri streckt ihr einen Arm entgegen, der deutlich rot und angeschwollen ist. Mit zarten Fingern streicht Aquina darüber. »Tut’s sehr weh?«

      Snorri schiebt die Unterlippe vor und nickt.

      »Kannst du ihn noch bewegen?«

      Er hebt den Arm und zeichnet einen Kreis ins Wasser, verzieht aber das Gesicht.

      Aquina lächelt ihn aufmunternd an. »Wenn das noch geht, wird es ganz schnell wieder gut!«

      Sie legt den Arm um den kleinen Sixtopus und er kuschelt sich an sie. »Was wolltest du eigentlich an Land?«, fragt Aquina.

      Snorri macht eine Unschuldsmiene.

      »Sag schon«, drängt Aquina.

      Ein verschmitztes Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er ein Stück zur Seite rutscht, damit Aquina sehen kann, worauf er bisher gesessen hat. Aquina betrachtet das zerquetschte Etwas. Es muss vor dem Aufprall handtellergroß und wahrscheinlich fast rund gewesen sein und mit einer Art rot-gelben Schale, aus der jetzt platt gedrückt der Innenteil herausquillt. Und der ist einfach bloß: Matsch – unansehnlich, gelb mit bräunlichen Flecken. In der Mitte ragt ein kleiner Holzstängel heraus. Dieser Matschhaufen kann unmöglich der Grund für Snorris waghalsige Aktion sein.

      »Hast du dir deswegen den Arm eingeklemmt?«, fragt Aquina fassungslos. »Und das Zeug noch nicht mal losgelassen, als du dich mit aller Kraft an der Planke festhalten solltest?«

      Snorri senkt den Kopf und schielt sie schuldbewusst von unten an, bevor er nickt.

      »Bist du von allen Meergeistern verlassen? Für so was setzt man doch nicht sein Leben aufs Spiel!«

      Statt einer Antwort steckt Snorri einen Fangarm in den Haufen und anschließend in seinen Mund. Genießerisch verdreht er die Augen und schmatzt dazu. Aquina schüttelt sich angewidert. »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass das schmeckt?«

      Snorri streckt erneut einen Arm aus, nimmt vorsichtig etwas von dem Brei und reicht ihn Aquina.

      »Das esse ich nicht!«

      Aber der Sixtopus lässt nicht locker, er schwenkt den Fangarm unter ihrer Nase, bis sie den süßlichen Duft wahrnimmt.

      »Riecht tatsächlich besser, als es aussieht«, räumt Aquina ein.

      Snorri grinst und schleckt sich über die Lippen. Soll sie es wagen? Giftig ist es sicher nicht, und wenn es gar nicht schmeckt, kann sie es einfach wieder ausspucken. Also öffnet Aquina den Mund und lässt sich von Snorri füttern, sie erwartet nicht allzu viel. Irgendwas zwischen dem meersalzigen Geschmack der Algen und dem zartwürzigen Aroma der Kräuter aus ihrem Garten, vielleicht mit einem Hauch Grundschlamm. Aber der Matsch übertrifft jede Erwartung, so was hat Aquina noch nie in ihrem Leben gegessen. Er ist saftig und süß, gleichzeitig frisch und knackig, aber ohne den knirschenden Sand, den man bei jeder Nahrung aus dem Wasser normalerweise im Mund hat. Es ist ihr völlig egal, wie er aussieht, sie würde den Haufen am liebsten komplett verdrücken und nie wieder etwas anderes essen.

      »Snorri, das ist köstlich! Wo kommt das her? Gibt es noch mehr davon?«

      Snorri grinst vom linken bis zum rechten Ohrentrichter, weil er sich so freut, seine Freundin auf den Geschmack gebracht zu haben. Eifrig deutet er nach oben.

      »Schon klar, das kommt vom Land«, übersetzt Aquina. »Aber wie komme ich da ran?«

      Er winkt ihr, ihm zu folgen, und pulpt los. Der Schmerz in seinem Fangarm scheint schon wieder fast vergessen. Snorri ist eben ein kleines Energiebündel. Aquina schwimmt ihm hinterher. Gleich nach dem Auftauchen suchen sie als Erstes den Himmel ab, aber der schwarze Mauk hat sich zum Glück bereits verzogen. Snorri hält auf Rulantica zu, schwimmt aber am Strand vorbei.

      »Du weißt, dass ich nicht an Land gehen kann?«, erinnert Aquina ihn zur Vorsicht.

      Snorri lässt ein schadenfrohes Schnattern hören.

      »Mach dich nur über mich lustig«, mault Aquina. »Das nächste Mal rette ich dich nicht, wenn du wieder irgendwo festhängst!«

      Zur Versöhnung hakt Snorri sich bei ihr unter und deutet in einiger Entfernung auf eine Reihe von großen Pflanzen am Ufer, die fast bis in den Himmel ragen. Aus einem Stamm wachsen mehrere kleine Arme, die sich immer weiter verzweigen und mit grünen Blättern bewachsen sind. Aquina bestaunt die Pflanzenriesen, die ihr noch nie so richtig aufgefallen sind, obwohl sie schon hin und wieder über die Wasseroberfläche gespäht hat. Aber bisher blieb ihr Blick immer an den alten Schiffen und Ruinen von Rangnakor hängen.

      Snorri war da wohl wesentlich aufmerksamer, denn erst jetzt entdeckt Aquina sie auch: Die runden roten Kugeln zwischen den grünen Blättern müssen es sein. Wenn sie nicht platt gedrückt sind, sehen sie genauso lecker aus, wie sie schmecken. Aquina läuft das Wasser im Mund zusammen. СКАЧАТЬ