Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845353784
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»Laut der Materialprüfung liegt der Absturz des ladhonischen Raumschiffs etwa 400 Jahre zurück«, sagte Icho Tolot.
Pen Assid stand vor einem der zahlreichen Trümmerstücke, die sie überprüft hatten. Es glich einer stählernen Kralle, die sich anschickte, sie zu zerquetschen. Der bleigraue Himmel trug sein Übriges zu ihrer negativen Stimmung bei.
»In dieser Zeit tauchten die Ladhonen in der Milchstraße auf«, ergänzte Tolot. »Diese hier hatten womöglich noch gegen die in Ancaisin vordringenden Phersunen gekämpft«.
Nieselregen setzte ein. Pen schloss den Folienhelm ihres SERUNS so weit, dass er sie vor der Nässe bewahrte.
Sie wanderten durch die unebene und von Trümmern übersäte Landschaft auf einen Riss in der Hülle zu. Eine Rampe aus Stahl, Steinen und Lehm überwand den Höhenunterschied.
Hütten säumten den Weg. Sie waren hauptsächlich aus Materialien erbaut, die aus dem Wrack stammen mussten: Bleche, Kunststoffverkleidungen, Glassitscherben und dergleichen. Federnbewehrte Spinnenwesen huschten zwischen den Gebäuden und Pflanzen umher. Sie gaben zischelnde, manchmal keckernde Geräusche von sich.
Pen trat vor den Eingang einer Hütte. Sie zog am Griff, der aus einem Kabel bestand, das mit Nieten an der dünnen Metallplatte befestigt war. Durch einen schmalen Spalt erkannte sie, dass die Bewohner die Tür mit einem primitiven Riegel verschlossen hatten.
Pen lauschte. Sie vernahm das Flüstern mehrerer Personen. »Die Ladhonen sprechen eine stark verschliffene Form ihrer Sprache, aber der Translator kann genug übersetzen, damit ich den Sinn der Sätze verstehe.«
»Und was sagen die Ladhonen?«, fragte O'Shannon.
»Dass wir abhauen sollen. Sie hätten einen Nichtangriffspakt mit der Stadt Batanos geschlossen, der den Dovoin exklusive Handelsrechte zusichere. Es bestünde daher kein Interesse, mit uns Handel zu treiben.«
»Dringen wir weiter ins Wrack vor!«, empfahl Tolot.
Sie traten durch den Riss in der Außenhülle und folgten dem mit Blechen ausgekleideten Gang ins Innere. Zugleich schickten sie Sonden aus, die das Schiffsinnere vermessen und auskundschaften sollten. Da sie wegen der Entdeckungsgefahr durch die Phersunen nicht die auf höherdimensionaler Basis arbeitenden Antigravs nutzen konnten, würde die Aufgabe mehr Zeit benötigen als gewohnt.
Ihr Team selbst fand keinen Hinweis darauf, was den Absturz der Ladhonen auf Zpud verursacht hatte oder weshalb sie hierhergekommen waren. Sämtliche Schnittstellen zur Positronik des Schiffes, die sie in Betriebsräumen abseits des Gangs aufspürten, blieben tot.
Sie folgten dem Weg, der mit primitiven Leuchtmitteln illuminiert wurde, tiefer ins Schiffsinnere. Hauptsächlich handelte es sich um zischende Gaslaternen aus Buntmetall und dünnem Glas, die nicht nach ladhonischer Fertigung aussahen und Wärme abstrahlten. Gasführende Rohrleitungen verbanden sie miteinander.
Kabel hingen von der Decke, Verkleidungen waren zerborsten oder eingedrückt. An vielen Stellen fehlten sie komplett. Pen sah Servicegänge voller Rohre, Projektoren und Verteilerkästen.
Sie versuchte, ihre Phantasie im Zaum zu halten, doch die Bilder spulten wie automatisch vor ihrem inneren Auge ab. Feindlicher Beschuss traf den TATHUM-Raumer, der Schutzschirm erlosch, die Energiestrahlen fraßen sich durch die Hülle und brachten Maschinen zur Explosion. Die Atemluft schoss durch die Hüllenbrüche ins Vakuum des Alls und riss Ladhonen mit sich.
Pen schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen.
Ihr Team ging weiter in Richtung Zentrum. Provisorische Brücken aus Stahlträgern und Kunststoffverkleidungen führten über Schluchten, die von den Gewalten des Absturzes in das Schiff gerissen worden waren. Kalte Luft stieg aus der Tiefe herauf und wirbelte Pens Haare durcheinander; sie roch Metall, Rost und Tod. Immer wieder zweigten Gänge ab. Offen stehende Schotte erlaubten den Blick in ebenso verwüstete Räume und Hallen.
»Vorsicht!«, rief Jalland Betazou. Der Onryone hatte das beste Gehör und musste die Annäherung der Ladhonen bemerkt haben, die in diesem Moment aus den Schatten links von ihnen rannten.
Die Fünfergruppe stürzte sich auf Tolot. Sie hatten ihn als stärksten Gegner identifiziert, den sie ihrer Logik nach zuerst ausschalten mussten.
Das Schauspiel dauerte knapp zehn Sekunden. Pen bekam kaum mit, wie Tolot die Angreifer abschüttelte. Sie gingen zu Boden oder flogen gegen die Wände. Benommen von der Wucht blieben sie liegen.
Der Haluter stieß ein dumpfes Grollen aus, packte sich den Ladhonen, der sich als Erster auf ihn gestürzt hatte und stellte ihn aufrecht vor sich. »Ich habe euch besiegt.« Der Translator übersetzte. »Als Zeichen eures Respekts fordere ich dich auf, mich zu eurem Anführer zu bringen.«
Pen beobachtete die Reaktion des Fremden, den Tolot mit Stärke zu beeindrucken versuchte, wie es den Eigenheiten dieses Volkes entsprach. Der Ladhone betrachtete ihn aus seinem violett schillernden Facettenauge. Es bewegte sich auf einer Art Schiene vertikal hin und her, um die Dimensionen des Haluters zu erfassen.
»Ich werde meinen Stamm nicht in Gefahr bringen.« Er sprach Ladhonisch in dem fremden Dialekt, den Pen in den Hütten draußen gehört hatte.
»Mach dich nicht lächerlich«, grollte Tolot. »Wenn ich wollte, könnte ich das ganze Schiff verwüsten und deinen Stamm auslöschen – auch ohne deine Führung.«
Zum Beweis griff er nach einem stählernen Trägerstück, das auf dem Boden lag, riss mühelos ein Teil davon ab und stopfte es sich in den Schlund.
Das intensive Rot des Hautkamms, der sich über den Schädel des Ladhonen zog, wurde blasser. Die Schwellung klang ab. Offensichtlich hatte der Gefangene eingesehen, dass er Tolots Forderungen besser erfüllte.
Pen schnupperte. Der Ladhone roch ungewöhnlich. Inmitten des Gestanks von Knollen- und Lauchgewächsen, ranzigem Fett und metallischem Blut, nahm sie einen fremdartigen Geruch wahr, den sie nicht zuordnen konnte. Pen befragte den SERUN. Er identifizierte ihre Wahrnehmung als Ausdünstung der ladhonischen Körperdrüsen, genauer als Klar-Hormon, das für erhöhte Aufmerksamkeit sorgte.
Die übrigen vier flankierten sie lauernd, während ihr Anführer sie in eine Halle führte. Vor dem Absturz mochte sie als Übungsgelände für Rekruten dieses Volkes gedient haben, sogenannte Maate. Pen erinnerte sich lebhaft an den Bericht des Siganesen Sholotow Affatenga, der als erstes Besatzungsmitglied der RAS TSCHUBAI einen Ladhonenraumer von innen gesehen hatte. Sie konnte die simulierten Sümpfe regelrecht erkennen, durch die sich die Maate kämpften, ihren Streit darüber hören, welche Strategie wohl den größten Erfolg versprach. Roboterwracks hingen wie Trophäen an den Wänden, Trainingsmaschinen, gegen die die Rekruten einst hatten kämpfen müssen.
Pen stellte sich die in Lumpen gewickelten Ladhonen vor, wie sie sich in den Kampfanzügen ihrer Vorfahren gekleidet den Robotern widersetzten. Sie tänzelten umher, den Expanderarm zwischen den Schulterblättern angespannt, um sich überraschend nach vorne abzustoßen und zum Angriff überzugehen.
Doch das war pure Illusion, die Realität erschreckend. Vom stolzen Kriegervolk war nur ein Haufen zerrupfter Hungerleider übrig geblieben, der auf Nichtangriffspakte mit sogenannten Dovoin angewiesen zu sein schien.
Die Halle verlief über vier Ebenen. Pen erkannte Projektoren für Hologramme, Prallfelder und Lautsprecher. СКАЧАТЬ