Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845353784
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Das bedeutete beinahe siebenhundert Stufen.
Dazwischen einundzwanzig Türen, vor denen sie stockten, lauschten, darauf gefasst, dass eine von ihnen aufflog und ein unkontrollierter Roboter hindurchstürmte. Einundzwanzigmal Anspannung – und nur der Hauch von Entspannung, wenn sie eine Tür hinter sich ließen, ohne dass etwas geschah.
Zweiundzwanzig Stockwerke.
Beinahe siebenhundert Stufen.
Einmal verharrten sie, als weiter oben gedämpfte Schreie erklangen. Sechs oder sieben Etagen höher öffnete sich die Tür, die Schreie wurden lauter. Die Tür schlug wieder zu. Sie hörten Schrittgeräusche – jemand hetzte ihnen entgegen. Zu schnell, zu unkoordiniert. Ein letzter Schrei, ein Rumpeln und Krachen. Dann Ruhe.
Einige Minuten später stießen sie auf die Leiche eines terranischen Arztes, wie an dem weißen Kittel unschwer zu erkennen war. Der Mann lag mit gebrochenem Blick und unnatürlich verrenkten Gliedern am Fuß der Treppe.
Sonst wies er keine sichtbaren Verletzungen auf. Offenbar war er in Panik geraten und bei der Flucht in den Tod gestürzt. Sie konnten nichts für ihn tun, also stiegen sie über ihn hinweg.
Endlich erreichten sie das zehnte Untergeschoss.
Urologie, Gastroenterologie, Kosmetische Chirurgie, Sporthalle, Antischwerkrafttherapie, Kantine stand auf einem Schild an der schweren Metalltür. Was für eine Kombination, dachte Farye.
Farye legte die Hand auf die Klinke. Sie lauschte. Was hörte sie da? Wimmern? Ein unbestimmtes Surren? Könnten diese Geräusche überhaupt durch die dicke Tür dringen? Oder bildete sie sich das nur ein?
Sie sah zu ihren Begleitern. Diese hoben die Strahler, richteten sie auf die Tür und nickten.
»Farye?«, erklang eine Stimme direkt neben ihrem Ohr.
Sie zuckte zusammen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Doch dann lachte sie leise erleichtert auf. Ihr Name war aus einem Akustikfeld erklungen, das der SERUN aufgebaut hatte.
»Rico!«, sagte sie. »Ich höre dich.«
»Ich konnte die Störstrahlung abschalten, die die Kommunikationsverbindungen unterbunden hat. Am Rest arbeite ich.«
Sie bedankte sich. »Wir haben gerade den untersten Patiententrakt erreicht. Alles halbwegs ruhig.« Sie dachte an die Leiche des Arztes und verdrängte das Bild. »Wir wissen aber nicht, was uns im eher öffentlichen Bereich der Klinik erwartet.«
»Seid vorsichtig. Ich benötige noch mindestens fünfzehn Minuten.« Rico beendete die Verbindung.
Erneut legte Farye die Hand auf die Klinke. Erneut nickten Silverman und Palotta ihr zu. Sie riss die Tür auf.
Zweiundzwanzig Stockwerke.
Beinahe siebenhundert Stufen.
Und an deren Ende wartete das Chaos.
Jenseits der Tür lag eine große Rundhalle, von der strahlenförmig fünf Gänge zu den Behandlungsräumen führten.
Einst mochte die Halle der Ruhe und der Entspannung gedient haben. So stand in ihrem Zentrum inmitten eines ummauerten Bassins eine wuchtige Steinstele, aus der eine Wasserfontäne in die Höhe schoss. Einige Meter darüber traf sie auf das Innere einer gläsernen Kuppel, die an Stahlseilen von der Decke hing, brach sich daran und regnete von den Kuppelrändern zurück ins Bassin.
Um den Springbrunnen gruppierten sich kleine Bäumchen in Anpflanzungen, zwischen denen Bänke und Sessel zum Verweilen einluden.
Ein Idyll.
Fast.
Im mittlerweile rötlich gefärbten Wasser des Beckens trieben zwei tote Frauen, und die von der Kuppel fallenden Tropfen sahen aus, als regnete es Blut.
Ein Arkonide lag bäuchlings über einem Sessel. Sein Haar hing bis auf den Boden. Er regte sich nicht. Ihm fehlte ein Schuh. Der andere Fuß ragte ins blutige Wasser.
Der Zorn kochte in Farye hoch. Dieses Bild würde sie nie wieder aus ihrem Gedächtnis verbannen können, in tausend Jahren nicht.
Sie hatte Joel Palottas Vater nur kurz kennengelernt, und dennoch hasste sie ihn. Wie konnte jemand derartige Grausamkeiten als Kollateralschäden in Kauf nehmen? Wie konnte jemand das Leid und den Tod unschuldiger Menschen akzeptieren, die an diesen Ort gekommen waren, um Heilung zu finden?
So schwer es ihr fiel, unterdrückte Farye alle Gedanken. Dafür blieb später Zeit genug. Nun galt es, denen zu helfen, die noch lebten.
Ärzte, Patienten und Besucher verbarrikadierten sich recht offensichtlich jenseits des Springbrunnens in einem Raum, den sie durch die gläserne und offenbar unzerbrechliche Front als Kantine identifizierte.
Davor tummelten sich zehn, zwölf Chirurgenroboter. Das Surren der Vibroskalpelle vereinte sich zu einem gespenstischen Lautteppich, der sogar das Plätschern des Blutregens übertönte.
Die Aktionen der Maschinen wirkten unkoordiniert und zufallsgesteuert – ihre Programmierung sah eben völlig andere Aufgaben vor.
Manche versuchten sich an der Kantinenscheibe. Sobald die Skalpelle darauf trafen, erklang ein schrilles Singen. Im Ergebnis gab es nur unscheinbare Kratzer. Die Roboter wandten sich ab, schlossen sich der überwiegenden Zahl an, die gegen die Kantinentür anrannten, stießen einige Modelle zur Seite, die sich wiederum der Glasfront widmeten.
Ein scheinbar ewiger Kreislauf, der bizarr, fast komödiantisch hätte anmuten können, wenn er nicht tödlicher Ernst gewesen wäre.
Dennoch machte das chaotische Vorgehen der Roboter Farye eines klar: Gorin Palottas Einfluss auf die Positronik war nicht allzu ausgeklügelt. Ihm war es nur darum gegangen, Chaos zu stiften. Die Folgen scherten ihn nicht. Der Zweck heiligte die Mittel, zumindest seiner Ansicht nach.
»Die Barrikade wird nicht mehr lange standhalten«, sagte Joel Palotta.
Zwischen den Körpern der Chirurgenroboter sah nun auch Farye, was der TLD-Agent meinte.
Die Tür, eine Glasplatte, die bei Annäherung zur Seite glitt, stand offen. Irgendwie war es den Ärzten und Patienten gelungen, die Lücke mit Tischen, Stühlen, Schränkchen und sogar Tabletts und Tischdecken einigermaßen zu verschließen. Immer wieder schafften Leute aus dem hinteren Bereich der Kantine weiteres Material heran, während andere sich mit aller Kraft gegen die Barriere stemmten.
Noch hielt sie stand, während die Vibroskalpelle Holzsplitter aus den Tischplatten rissen, die zur Seite zischten wie winzige Pfeile.
Und mit einem Mal entdeckten die Roboter, dass es andere Ziele gab – Farye, Silverman und Palotta. Wie auf einen gemeinsamen Befehl wandten sie sich um und stürmten den neuen Opfern entgegen.
Der TLD-Direktor feuerte als Erster, traf ein Modell genau in den Brustkorb. Das Metall zerplatzte, die Maschine hob vom Boden ab, flog rückwärts, riss einen zweiten mechanischen Angreifer mit sich.
Joel Palotta schoss ebenfalls. Ein Roboter explodierte. Ein Trümmerteil schmetterte in das blutige Wasser des Springbrunnens, und eine Welle schwappte aus dem Bassin.
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