Ein einziger Tag. Kjersti Scheen
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Название: Ein einziger Tag

Автор: Kjersti Scheen

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788711468210

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СКАЧАТЬ Blick, dass ihm diese Situation absolut gegen den Strich ging. Der Mann wartete die Antwort gar nicht erst ab, warf eine Leine über die Reling und sprang direkt hinterher. Bevor er unter Deck verschwand, legte er mit einem kurzen Handgriff die Leine seines immer noch leise vor sich hintuckernden Kahns um eine Klampe.

      Keiner sagte etwas, bis Susanne die Stille durchbrach. »Na super!« Sie lachte laut los.

      Vibeke sah sie an und fiel in ihr Lachen ein. »Gerettet«, sagte sie.

      Nils hangelte sich die schmale Treppe nach unten, um ihren Retter aus der Nähe zu betrachten. Bille rutschte nervös hin und her, den Blick starr auf Fredrik gerichtet.

      Fredrik hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ins Leere. Schließlich sagte er mit übertrieben arroganter Stimme: »Sieh einer an. Die Eingeborenen machen sich nützlich.« Er lachte los.

      Und Bille lachte mit.

      Martin holte tief Luft. Der mit dem Kahn würde den Fehler bestimmt finden. Er sah aus, als ob er Ahnung von so was hätte.

      Aber als der Braungebrannte kurz darauf aus der Kajüte hochkam und sich die ölverschmierten Hände an einem Stück Papier abgewischt hatte, sagte er: »Nichts zu machen. Das Ding muss in die Werkstatt. Ich könnte euch bis zum Ufer abschleppen. Von da aus müsstet ihr dann allerdings mit dem Bus weiterfahren.«

      Er setzte sich neben Susanne und sah sie der Reihe nach an, zog ein Päckchen Tabak aus der Tasche und drehte sich eine. »Na?«, sagte er, als er die Zigarette anzündete. »Wo kommt ihr her?«

      »Oslo«, sagte Fredrik mürrisch.

      »Das hab ich mir schon gedacht«, sagte der Mann. »Ich wollte wissen, wo euer Anlegeplatz ist?«

      »Frognerkilen«, sagte Fredrik.

      »Ah ja«, sagte der Mann und nahm einen tiefen Lungenzug, hustete und spuckte in einem hohen Bogen ins Wasser. »Wie gesagt, bis zum Ufer könnte ich euch abschleppen. Übrigens, ich heiße Sigge. Sigge Stiansen.«

      Er machte eine übertriebene Verbeugung, lehnte sich an die Reling und blies Rauch aus. Er schien sich pudelwohl zu fühlen, war völlig entspannt, hatte alles unter Kontrolle; ein rascher Seitenblick auf Susanne, ein rascher Seitenblick auf Vibeke.

      Da Fredrik keine Anstalten machte, etwas zu sagen, ergriff Nils das Wort. »Also, wir ... Ich heiße Nils. Das hier ist Fredrik, dem gehört das Boot. Das ist Bille, und die beiden Mädchen heißen Vibeke und Susanne.«

      »Und wer bist du?«, fragte Sigge und sah Martin an, der ein kaum hörbares »Martin« murmelte.

      »Na dann«, sagte Sigge. »Habt ihr denn wenigstens ordentlich Johannis gefeiert?«

      »Ja, schon«, sagte Nils. »Aber dann hatten wir die Motorpanne.«

      »Die könnte ja auch vorgetäuscht gewesen sein!«

      Sigge lachte heiser, wobei er die Mädchen ansah. Fredrik verzog den Mund. »Also gut. Wenn du uns abschleppen willst, lass es uns am besten gleich erledigen.«

      Sigge Stiansen warf ihm einen kurzen Blick zu, nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und schnipste die Kippe ins Wasser. »Dann wollen wir mal«, sagte er gelangweilt. »Wir machen das Boot am besten an meiner Boje fest, dann könnt ihr mit zu mir kommen. Ich wohne nämlich gleich da oben am Hang. Falls ihr zu Hause anrufen wollt oder so. Unter der Woche fahren die Busse stündlich, an Feiertagen sieht’s wahrscheinlich etwas schlechter aus. Aber das lässt sich rauskriegen, ich hab einen Fahrplan zu Hause.«

      Er legte die Hand auf die Reling und schwang sich elegant in seinen kleinen Kahn. Martin folgte ihm mit dem Blick. Erwachsen sein schien nicht das Schlechteste zu sein. Sigge ließ sich von Fredriks überlegener und mürrischer Fratze nicht aus der Ruhe bringen. Fredrik war ihm scheißegal. Beneidenswert.

      3

      Sigge Stiansen hatte richtig vermutet: An Feiertagen fuhren kaum Busse in Richtung Stadt.

      Drei Stunden bis zum nächsten.

      Die Mädchen riefen zu Hause an. Martin rief zu Hause an. Nach einigem Hin und Her rief Nils ebenfalls zu Hause an. Bille sagte, dass er nirgendwo anrufen müsse, weil bei ihm alle mit der Dänemarkfähre unterwegs seien und eh nicht vor Abend zurück wären. Fredrik rief nicht zu Hause an. Als Nils ihn deswegen ansprach, erntete er einen wütenden Blick. »Das hat keine Eile«, sagte er nur.

      Sigge Stiansen erkundigte sich, ob sie was gegessen hätten. Sie sahen sich an.

      »Ananas«, sagte Vibeke. »Eine Dose. So gegen elf Uhr.«

      »Und Chips und Bier«, sagte Nils. »Aber das war gestern Abend.«

      »Meine Güte«, sagte Sigge Stiansen. »Gut, dass ich Brot im Eisfach hab.«

      Er ging in die Küche und steckte gleich darauf wieder den Kopf zur Tür herein. »Kann mir vielleicht jemand helfen? Wie wär’s mit dir?«, sagte er und nickte Susanne zu, die sonnenverbrannt auf der vorderen Kante eines altmodischen Sessels mit zerschlissenem Wollbezug saß und mit der Hitze kämpfte. Sie erhob sich langsam und ging zu Sigge in die Küche.

      Die anderen gingen auf die kleine Terrasse raus.

      Sigge Stiansen hatte ihnen erzählt, dass er die Hütte vor ein paar Jahren ausgebaut hatte. Er hatte sie winterfest gemacht und ans Stromnetz angeschlossen. Der Terrassenboden war mit einer dünnen Metallschicht überzogen, an der man sich die Fußsohlen versengte, wenn man barfuß darüberlief. Die einzige erträgliche Stelle war eine alte Binsenmatte.

      Nils sah sich suchend um und entdeckte einen ausgebleichten Sonnenschirm. Als er ihn aufspannte, rieselten vertrocknete Fliegen und Mücken auf ihn herunter. Er schüttelte sich angeekelt.

      Danach schleppten sie mit lautem Geschepper ein paar klapprige Liegestühle über den Metallboden um sich in den Schatten des Sonnenschirms zu setzen. Vibekes Blick wanderte immer wieder zur Küchentür, die im Halbdunkel des Wohnzimmers kaum zu sehen war.

      Martin und Fredrik ging es nicht anders.

      Nils und Bille machten es sich bequem und legten die Füße auf das Geländer. Sahen auf den diesigen, spiegelblanken Fjord hinaus. Im Hintergrund lagen die blau schimmernden Hügel von Nesodden, vor Fagerstrand ankerten ein paar Boote. Fredrik konnte nicht still sitzen und lief rastlos zwischen Wohnzimmer und Terrasse hin und her, sah abwechselnd auf die Uhr und zum Boot, das an der Boje vertäut war, griff nach einem Fernglas auf der Fensterbank, stellte es scharf, schaute übers Wasser, legte es wieder auf die Fensterbank zurück, wobei er die Küchentür immer im Auge behielt.

      Martin hatte keine Lust, in die Hitze rauszugehen. Er war auf dem verschlissenen Sofa sitzen geblieben und der grobe, senfgelbe Wollbezug kratzte an der Unterseite seiner Oberschenkel. Fredrik hatte bestimmt Schiss seinem Vater zu beichten, dass der Motor im Eimer war. Vielleicht hatte er ja wirklich nicht um Erlaubnis gefragt, ob er mit dem Boot rausfahren durfte. Immerhin wussten Martins Eltern jetzt, wo sie waren, falls Tante Cathrine also mit seiner Mutter telefonierte ...

      Fredrik hatte ein zerlesenes Taschenbuch aus dem Regal gezogen.

      »Sieh dir das mal an«, flüsterte er und zeigte Martin den Einband, auf dem eine schwarzhaarige Frau mit СКАЧАТЬ