Название: Absolvo te!
Автор: Clara Viebig
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788711466735
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In furchtbarer Hilflosigkeit lag die Magd am Boden, bis der Atem ihr wiederkam und sie sich stöhnend aufraffen und hinauswanken konnte aus der Küche hinters Haus. Da stand sie nun, sich mit einer Hand gegen die Hauswand stützend, und ein schreckliches Würgen, bei dem es ihr bitter in den Mund kam, grausig bitter, erschütterte sie so, dass sie sich kaum auf den Füssen erhielt.
Jendrek kam dazu. Er lachte sie aus, als er sie so dastehen sah: he, war sie denn heimlich zu Tanze gewesen? Erntefest war doch schon vorüber, und Heilige drei Könige war noch nicht da! Er höhnte: ei, ihr hatte es aber mal gut gemundet! Was hatte sie denn Leckeres gegessen und getrunken, dass sie zu voll davon war?!
Sie gab keine Antwort. Sie konnte nur ein wenig den Kopf heben und ihn seltsam anstarren mit Augen, in denen die Pupillen ganz riesig gross waren.
Da bekam er doch einen Schrecken — hu, sah die aus! — und anstatt ihr zu sagen, wie es ihn freue, dass sie auch einmal fühle, wie ihm des Montags immer zumute sei, packte er sie am Arm: „Fehlt dir ’was? Sage!“
Sie aber stöhnte und nickte schwach. Wie er vorhin gesprochen hatte: ‚Was hast du gegessen?‘ — ja ja, da hatte es ihren dumpfen Schädel durchfahren: ihr war ’was angetan, sie hatte ’was gegessen oder ge — —
Und: „Gift, Gift!“ schrie sie plötzlich gellend auf, warf sich zu Boden und wälzte sich heulend, dass der Knecht zehn Schritte zurückfuhr vor Schrecken.
Frau Tiralla musste innen im Haus das Schreien auch gehört haben, schon kam sie heraus. Sie lief hin zur Magd, und als diese noch immer grässlich schrie: „Gift, Gift!“ und sich, die Hände auf den Leib gepresst, wie eine Unsinnige wälzte, wurde sie selber so leichenblass, dass der Jendrek dachte, auch sie würde gleich umfallen. „Still, still,“ sprach Frau Tiralla hastig und drückte der Marianna die Hand auf den Mund. Als diese sich wehrte und dumpf weiter gurgelte: „Gift, Gift,“ sah sie um sich wie ein in die Enge getriebenes verängstigtes Tier.
Dem Jendrek wurde ganz angst vor den wirren Augen der Frau. „Werde ich laufen nach Gradewitz, Doktor holen,“ sagte er sehr verschüchtert.
„Nein,“ stiess die Frau heraus. Und dann, sich ermannend, schrie sie ihn an und hielt ihn am Kittelzipfel: „Bist du verrückt? Sie ist nur betrunken — nur betrunken — weiter nichts!“
„Bin ich nicht betrunken,“ heulte Marianna; und dann wurde sie wütend: „Der Esel, der Jendrek, spricht, ich sei betrunken. Soll er sich an eigene Nase ziehen. Hab ich nicht getrunken — nichts — keinen Tropfen nicht, kann ich schwören bei Gott!“ Marianna konnte jetzt auf einmal wieder sprechen. „Der Esel der! Hab ich nur Gift in Leibe — bin ich vergiftet — muss ich sterben — o, o!“
Der Knecht machte grosse Augen. Frau Tiralla sah, wie er aufhorchte; sie wurde so glühend rot, wie sie vordem blass gewesen war, Blässe und Röte jagten sich förmlich auf ihrem Gesicht. Gezwungen lachte sie kurz auf: „Unsinn — Gift — woher?! Du sprichst irre, mein Kind! Komm, so“ — sie half der Magd vom Boden auf — „so, stütze dich auf meinen Arm! Ist dir schon besser — ja, nicht wahr, es ist dir schon besser? Ich werde dich zu Bette bringen. Ich werde dir einen starken Tee kochen. Ich werde dir Wärmkruken machen. Und danach, wenn dir besser wird sein, werden wir sehen, ob dir von meinen Unterröcken einer wird passen, du musst wärmer gekleidet gehen!“ Sie befühlte das dünne Röckchen der Magd. „Sie hat ja nichts an! Sie hat sich erkältet! Ich werde schon sorgen. Dir ist jetzt besser, nicht wahr? Heilige Mutter! Marianna, so sage doch, dir ist schon besser?!
Marianna schüttelte verneinend den Kopf. Sie tat nun wieder sehr kläglich, verdrehte die Augen, stöhnte, wimmerte und hing sich so schwer an die Herrin, dass sie alle beide taumelten.
Jendrek musste zuspringen. Sie nahmen das Mädchen in die Mitte und schleiften es ins Haus hinein, die Treppe hinauf und ins Bett.
Der Knecht, als er sah, wie sich die Herrin um die Magd mühte, glotzte ganz starr: ‚Bei Gott, die war aber mal eine gute Frau!‘
Frau Tiralla rieb der Marianna die eiskalten Füsse und die Hände, und dazwischen fragte sie in einem fort: „Ist dir noch nicht besser? Ach Gott, dir ist doch schon besser, nicht wahr?!“
Es rührte den Knecht, wie die Gute sich ängstigte; man hörte es ja ihren Fragen an: ‚Ist dir schon besser, ist dir denn noch nicht besser?!‘ Da möchte man auch schon krank sein, dachte sich Jendrek und nahm sich vor, das nächste Mal am Montag auch so zu schreien und zu stöhnen: ‚Gift, Gift!‘ und sich auch so lang an den Boden zu legen und sich auch so zu wälzen. Es musste recht süss sein, wenn der Frau weiche Hände einen so streichelten — über die Backen, über die Stirn — wie sie jetzt der Marianna tat, und sie dabei fast weinte. Und wenn sie dann in die Küche rannte, was hast du was kannst du, und Tee brachte, gutes Warmes, eine ganze Tasse voll, und einem die an die Lippen hielt: ‚Trinke, mein Liebchen, trinke!‘
Aber Marianna mochte nicht trinken. Sie schlug der Herrin fast den Tee aus der Hand. Und als diese sanft zuredete: „Trinke, ei, so trinke doch, es wird dir gut tun,“ sagte sie patzig: „Werd ich mich hüten. Trink ich nicht!“ und kehrte sich ab, das Gesicht nach der Wand zu.
Ei, warum trank sie denn nicht so etwas Gutes?! Das hätte der Knecht gern gewusst.
Aber Frau Tiralla fragte nicht. Die Tasse klirrte in ihrer Hand; als sie vom Bette zurücktrat, zitterte sie so, dass sie sich hinsetzen musste auf den nächsten Schemel. Für einen Moment schloss sie die Lider ganz schwach. Aber dann riss sie sie auf, und die fragenden Blicke des Knechts bemerkend, sagte sie, wie entschuldigend, ihn dabei anschauend mit einem süssen, schüchternen Lächeln fast: „Ich bin nicht sehr stark. Mich greift es so an. O, der Schrecken!“
Als sie nun die Treppe hinabstiegen, die steil war und dunkel, tastete sie nach seinem Arm: „Führe mich, Jendrek! Ich kann nicht allein gehen. O, die arme Marianna!“
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