360 Grad - heisse Erzählungen. Marianne Sophia Wise
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 360 Grad - heisse Erzählungen - Marianne Sophia Wise страница 4

Название: 360 Grad - heisse Erzählungen

Автор: Marianne Sophia Wise

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711457887

isbn:

СКАЧАТЬ hielt sie inne. Sein Schwanz war nun deutlich unter dem Stoff der Hose zu erkennen. Sie streckte ihre linke Hand danach aus, ließ sie über der dicken Beule schweben und knipste mit der anderen Hand eifrig weiter. Das Motiv war schwindelerregend: Ihre linke Hand, die Herrin seiner Erektion war, griff nach ihm, zog ihn an sich. Sie fühlte das Feuer, das in seiner Hose entfacht war – ihr eigenes Geschlecht pulsierte wie eine Wärmepumpe.

      Sie nahm die Flasche Absinth und setzte sie an seine Lippen; die grüne Flüssigkeit lief an seinen Wangen herunter, während er trank. Dann nahm sie selbst einen Schluck. Das Getränk brannte im Abgang.

      „Komm“, sagte sie und zog ihn ins Schlafzimmer. In der Ecke stand eine kleine Anlage, auf die Pil geradewegs zusteuerte, um sie einzuschalten. Sie drehte die Musik laut.

      „Tanz!“, befahl sie ihm.

      Er sprang in sein Bett und begann erwartungsvoll von einem Bein zum anderen zu schaukeln. Sie blickte durch die Kamera und folgte seinen Bewegungen. Zu ihrer Überraschung begann er sich auszuziehen und wie einen Revolverschuss merkte sie die Wollust durch ihren Körper rasen. Es muss wohl am Absinth gelegen haben, der die beiden nun eroberte und überrumpelte. Eine chemische Reaktion, l'heure vert: Thujone, in den Nerven, die Wurzel der Alraune, gelblich blühender Wermut.

      Pils Finger tanzte auf dem Auslöser der Kamera, während Max nackt im Bett zur Musik tanzend auf und ab sprang, Arme und Beine hüpften mit, der Kopf schlug nach allen Seiten aus, sodass sein strähniges Haar in alle Richtungen zeigte. Sein steifer Schwanz schlug wie ein Trommelstab auf die Bauchdecke, die Musik dröhnte vor sich hin, Tom Waits’ „Hang on St. Christopher“, der grüne Wahnwitz fuhr durch seinen Körper, durch die Arme, die Schultern, die Hüften, die Knie – rhythmisch brach die Musik aus seinem pulsierenden Körper heraus, der Bass und die Trommeln kamen aus dem Inneren.

      Sie legte die Kamera beiseite und begann sich auszuziehen, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Sie kam auf ihn zu, stellte das eine Bein auf die Bettkante, zog ihn zu sich, packte ihn am Nacken, vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß, ließ ihn mit ihrem nassen Schritt verschmelzen.

      Als sie vögelten, fühlte Pil die Zimmerdecke über sich zusammenbrechen. Nicht wie Zement und Putz, sondern wie elektrische Aale, wie weiche, feuchte Stromstöße; die Körper kämpften, fickten in diesem neutralen Schauer. Ihre Vorderseiten prallten hart aufeinander, während sich Pil wie ein Stempelmotor an seinem steifen Schwanz entlang auf und ab bewegte, tack, tack, tack, die Bauchdecken stießen rhythmisch gegeneinander, sodass die Gedanken in alle Richtungen zersplitterten. Eine große, wild ornamentierte Vase, die gegen einen steinernen Boden geschleudert wird. Pil lehnte ihren Kopf zurück. Die Decke wurde blau, dann grün und zuletzt strahlend weiß, wie ein Schwarm leuchtender Vögel mit flatternden Flügeln. Sie öffnete den Mund und fühlte, wie das Bild gefror.

      Am nächsten Tag fiel der erste Schnee.

      Pil machte sich auf den Weg zurück zum Solitudeweg und dieses Mal zögerte sie nicht. Sie klingelte an der Türsprechanlage und wurde hereingelassen, ohne sich vorstellen zu müssen. Doch als sie oben angekommen war, musste sie zu ihrer Überraschung feststellen, dass eine Frau sie empfing. In ihrer Eile hatte sie nicht daran gedacht, dass er mit jemandem zusammenleben könnte, auch an der Klingel stand nur ein Nachname, der nichts über seinen Beziehungsstatus verraten hätte können.

      „Ist Max zu Hause?“, fragte Pil unsicher.

      „Er ist auf der Arbeit“, sagte die Frau. Sie war groß und blond und mindestens zehn Jahre älter als Pil.

      „Ich möchte nur die hier schnell abgeben“, sagte Pil und reichte ihr die Geldtasche.

      „Oh Gott! Hast du sie gefunden?! Super! Warte kurz – ich hole dir etwas.“

      Während Pil wartete, bemerkte sie die Enttäuschung langsam in ihr hochsteigen. Das war nicht, was sie sich erhofft hatte. Sie war nicht im Stande das, was sie erwartet hätte in Worte zu fassen – hatte sie doch zumindest geglaubt, ihn wiederzusehen. Warum war sie so verwirrt. Sie hatte sich wohl zusammengereimt, er sei an ihr interessiert – so war es wohl. Und nun fühlte sie sich enttäuscht und genervt von ihm.

      Die Frau kam mit einer Flasche Wein zurück.

      „Als Dank für deine Hilfe“, sagte sie.

      Eine Weile lang dachte Pil über die Situation nach. Dann sagte sie: „Nichts zu danken. Du kannst deinem Mann danken, dass sie bei mir zu Hause gelandet ist.“

      „Bei dir zu Hause?“

      „Es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass … dass dein Mann und ich eine Affäre haben. Hätte ich nur die geringste Ahnung gehabt, dass er mit dir zusammen ist, wäre das niemals passiert. Erst gestern habe ich es herausgefunden und jetzt habe ich beschlossen, es dir zu sagen. Mir tut es genauso weh wie dir. Mach’s gut.“

      Pil drehte sich um und eilte die Treppe hinunter. Sobald sie unten auf der Straße angekommen war, rief sie Bertel an.

      „Lust auf ein Bier heut’ Abend?“, schlug sie vor. „Ich brauch’ heute Bier – viel Bier.“

      Als Max an diesem Abend nach Hause kam, fand er eine Notiz von Therese auf dem Wohnzimmertisch. In kurzen, prägnanten Worten erklärte sie, dass seine heimliche Liebhaberin mit seinem Geldbeutel vorbeigekommen war, und dass sie nun zu ihrer Freundin gezogen ist. Schockiert studierte Max den Zettel, während er sich langsam zusammenreimte, was passiert sein musste.

      „Verfluchte Scheißkinder“, murmelte er und wählte Thereses Nummer, doch ihr Handy war ausgeschaltet. Er sprach ihr eine Nachricht aufs Band, in der er ihr die Situation erklärte, doch sobald er aufgelegt hatte, merkte er, wie unglaubwürdig das ganze geklungen haben muss. Seine Geldtasche war ihm von zwei jungen Linken geklaut worden und nun bringen sie sie zurück und rächen sich mit dieser Räubergeschichte, weil sie ihn für einen Nazi hielten?

      Er legte sich aufs Sofa. Er war völlig erschöpft nach einem langen Arbeitstag und der Empfang, der ihn zu Hause erwartet hatte, machte ihn nicht weniger müde. Er fühlte sich zwanzig Kilo schwerer und schlief schnell ein. Er träumte einen seltsamen Traum von dem jungen Mädchen – Pil, das er wiedertraf.

      Er kehrte zur Bar zurück, um sie mit der Sache zu konfrontieren und, wie es sich im Traum so schön fügte, stand sie am selben Platz, wo sie auch schon das erste Mal gestanden hatte. Dafür wollte sie aber nicht mit ihm diskutieren. Stattdessen schlug sie vor, sie sollen zu ihm nach Hause gehen.

      „Es tut mir wirklich leid, was da passiert ist“, sagte sie. „Ich würde es wahnsinnig gerne wieder gutmachen.“

      Er war sich nicht sicher, inwieweit ihn dieser Vorschlag noch wütender machte, entschloss sich aber einzuwilligen. Vielleicht könne er sich so auf die eine oder andere Art und Weise an ihr rächen.

      Erst als die beiden in seine Wohnung traten und er sich selbst im Spiegel betrachtete, merkte er, dass etwas nicht stimmte. Im Spiegel war eine Frau zu sehen. Er war sich selbst, doch sein Körper war der einer Frau. Und auch Pil, die in diesem Augenblick neben ihm erschien, hatte beim Eintreten in die Wohnung das andere Geschlecht angenommen. Sie war ein Mann.

      Sie gingen weiter in die Wohnung und setzten sich an den Esstisch. Max betrachtete den Mann vor sich.

      „Ich muss dir ein Geständnis machen“, sagte Pil mit einem subtilen Lächeln auf ihren Lippen.

      „Okay, was denn?“

      „Ich hab mich vom ersten Augenblick an zu dir hingezogen gefühlt.“

СКАЧАТЬ