Wildfell Hall. Anne Bronte
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Читать онлайн книгу Wildfell Hall - Anne Bronte страница 9

Название: Wildfell Hall

Автор: Anne Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783985221462

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СКАЧАТЬ Thorheiten und Launen sklavisch zu; genügen.«

      »Darin stimme ich Ihnen vollkommen bei Mrs. Markham; aber, von meinen Grundsätzen und meinem Verfahren kann nichts entfernter sein, als solche verbrecherische Schwäche.«

      »Nun, Sie behandeln ihn aber wie ein Mädchen, Sie werden ihm den Muth rauben und eine Mamsell aus ihm machen — das werden Sie gewiß thun, Mrs. Graham, was Sie auch denken mögen. Ich muß aber nur Mr. Milward veranlassen, mit Ihnen darüber zu sprechen — er wird Ihnen die Folgen davon auseinandersetzen, er wird es Ihnen sonnenklar hinstellen und Ihnen sagen, was Sie thun sollen und so weiter — und ich zweifle nicht, daß er im Stande sein wird, Sie in einer Minute zu überzeugen.«

      »Es ist unnöthig, den Vikar zu bemühen,« sagte Mrs. Graham mit einem Blicke auf mich, — ich werde sowohl über das unbegrenzte Vertrauen meiner guten Mutter zu dem alten Herrn gelächelt haben — »Mr. Markham hier hält seine Ueberzeugungsfähigkeit für der Mr. Milwards wenigstens gleich. Wenn ich nicht auf ihn höre, würde ich mich auch nicht überzeugen lassen, und wenn Jemand von den Todten auferstände, möchte er Ihnen sagen. — Nun, Mr. Markham, da Sie behaupten, daß ein Knabe nicht vor dem Bösen beschirmt, sondern hinausgeschickt werden soll, um dagegen allein und Beistandslos zu kämpfen, nicht gelehrt werden soll, die Fallstricke des Lebens zu vermeiden, sondern kühn in dieselben hin, oder über dieselben weg, wie es sich nun eben trifft, zu stürzen — die Gefahr eher aufzusuchen, als sie zu vermeiden und seine Tugend von der Versuchung zu nähren, —wollen Sie — «

      »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich Sie unterbreche« Mrs. Graham, aber Sie gehen zu weit. Ich habe noch nicht gesagt, daß man einem Knaben lehren solle, sich in die Fallstricke des Lebens zu stürzen oder selbst mit Willen die Lockung aufzusuchen, um seine Tugend durch die Ueberwindung derselben zu üben; ich sage nur, daß es besser ist, Ihren Helden zu bewaffnen und zu kräftigen, als den Feind zu entwaffnen und zu schwächen, und wenn Sie ein Eichbäumchen in einem Gewächshaus aufziehen, es Tag und Nacht sorgfältig pflegen und vor jedem Windhauche beschirmen wollten, so können Sie nicht er warten, daß es ein kräftiger Baum wird wie der, welcher draußen auf dem Bergabhange aller Einwirkung der Elemente ausgesetzt und selbst nicht vor der Macht des Sturmes geschützt, aufgewachsen ist.«

      »Zugegeben — würden Sie aber das Gleiche in Bezug auf ein Mädchen sagen?«

      »Nein keinesfalls.«

      »Nein, Sie möchten sie zärtlich und vorsichtig pflegen lassen, wie eine Gewächshauspflanze — ihr lehren, sich an Andere zu schmiegen, um sich lenken und stützen zu lassen und sie so viel als möglich schon vor der bloßen Kenntniß des Bösen bewahren. Wollen Sie aber so gut sein, mir zu sagen, weshalb Sie diese Unterscheidung machen? Denken Sie etwa, daß sie keine Tugend hat?«

      »Sicherlich nicht.«

      »Nun, aber Sie behaupten, daß Tugend nur durch die Versuchung hervorgerufene wird, und Sie denken, daß ein Frauenzimmer nicht zu wenig der Versuchung ausgesetzt, oder mit dem Laster oder irgend einem demselben nahe kommenden Gegenstande bekannt gemacht werden kann, — Sie müssen es also entweder für so wesentlich Verderbt oder so schwach halten, daß es der Versuchung nicht widerstehen kann — und wenn es auch rein und unschuldig ist, so lange es in Unwissenheit und Zwang gehalten wird, so muß, da es der ersten Tugend ermangelt, wenn man ihr lehrt, wie man sündigt, eben so viel sein, als es zu einer Sünderin zu machen, und je größer sein Wissen, je weiter seine Freiheit ist, desto tiefer wird seine Schlechtigkeit sein, während das edlere Geschlecht eine angeborene Neigung zur Tugend besitzt und von einer größeren Stärke beschirmt wird, die sich durch Prüfungen und Gefahren nur um so mehr entwickelt —«

      »Der Himmel bewahre mich, so zu denken,« fiel ich endlich in die Rede.

      »Nun wohl, so müssen Sie denn denken, daß sie beide schwach und zum Irren geneigt sind, daß aber der höchste Schatten eines Unrechts das Weib ins Verderben stürzt, während der Charakter des Mannes durch einige praktische Bekanntschaft mit verbotenen Dingen gekräftigt und verschönert und seine Erziehung dadurch gehörig beendigt wird. Eine solche Erfahrung wird für ihn — um ein ideales Bild zu gebrauchen — wie der Sturm für die Eiche sein, die er, wenn er auch die Blätter abreißt und die kleinen Zweige zerbricht, doch in ihren Wurzeln nur noch fester macht und in ihren Fasern abgehärtet und verdichtet. Sie verlangen, daß unsere Söhnen Alles durch eigene Erfahrung erproben sollen, während unsere Töchter nicht einmal von der Erfahrung Anderen Vortheil ziehen sollen. Ich möchte aber, daß beide von der Erfahrung anderer und den Lehren einer höheren Gewalt solchen Vorteil ziehen sollen, daß sie im Voraus das Böse meiden und das Gute wählen können um keines Experimentalbeweises bedürfen, um ihnen das Unrecht der Uebertretung zu zeigen. Ich möchte ein armes Mädchen nicht gegen ihre Feinde unbewaffnet und unwissend über die Fallstricke, welche auf ihrem Wege liegen, in die Welt hinausschicken eben so wenig sie aber auch bewachen und bewahren, bis sie aller Selbstachtung und alles Selbstvertrauens beraubt, die Macht oder den Willen verlieren würde, sich selbst zu bewachen und zu bewahren, und was meinen Sohn betrifft, so möchte ich, wenn ich dächte, daß er zu dem, was Sie einen Weltmann nennen, der das Leben mitgemacht hat und sich auf seine Erfahrung etwas zu Gute thut, aufwachsen würde, selbst, wenn er insofern davon Vortheil zöge, daß er sich endlich zu einem nützlichen und geachteten Mitgliede der bürgerlichen Gesellschaft ernüchterte, lieber, daß er morgen sterbe. — Ja, tausendmal lieber,« wiederholte sie ernstlich, indem sie ihren Liebling an sich drückte und mit inniger Liebe seine Stirn küßte. Er hatte seinen neuen Freund bereits verlassen und eine Zeitlang am Kniee seiner Mutter gestanden, in ihr Gesicht geblickt und in schweigender Verwunderung auf ihre unverständlichen Reden gehorcht.

      »Nun, die Damen müssen immer das letzte Wort haben,« sagte ich, als ich bemerkte, wie sie aufstand und von meiner Mutter Abschied nahm.

      »Sie mögen so viele Worte sprechen, als Sie wollen, — nur kann ich nicht verweilen, um Sie anzuhören.«

      »Nein, so geht es immer; Sie hören von den Gründen einer Streitfrage nur so viel, als Sie wollen, und das Uebrige kann in den Wind gesprochen werden.«

      »Wenn Sie danach verlangen, etwas mehr über den Gegenstand zu sagen,« entgegnete sie, als sie Rosa die Hand gab, so müssen Sie mich eines schönen Tages mit Ihrer Schwester besuchen, und ich werde dann mit aller Geduld, wie Sie nur wünschen können, Alles, was Sie darüber sagen wollen, anhören. Es würde mir lieber sein, Ihre Vorlesung zu erhalten, als die des Vikars, weil es mich weniger dauern würde Ihnen am Ende der Predigt zu sagen, daß ich gerade dieselbe Meinung behalte, wie zu Anfang derselben — was, meiner Ueberzeugung nach, bei jedem von den beiden Logikern der Fall sein würde.«

      »Ja, natürlich,« entgegnete ich, entschlossen, eben so ausfordernd, wie sie zu sein, »denn wenn sich eine Dame herabläßt, auf Gründe, die ihren Ansichten zuwiderlaufen, zu hören, so ist sie immer im Voraus entschlossen, ihnen Widerstand zu leisten, nur mit ihren körperlichen Ohren zu hören und die geistigen Organe fest gegen die stärksten Argumente verstopft zu halten.«

      »Guten Morgen, Mrs. Markham,« sagte meine Gegnerin mit einem mitleidigen Lächeln, machte dann, ohne mich einer weiteren Entgegnung zu würdigen, eine leichte Verbeugung und war im Begriff zu gehen.

      Ihr Sohn hielt Sie aber mit kindischer Impertinenz fest, indem er rief:

      »Mamma, Du hast Mr. Markham keine Hand gegeben.«

      Sie wendete sich lachend um und hielt mir ihre Hand hin. Ich gab ihr einen boshaften Druck, denn ich war ärgerlich über das Unrecht, welches sie mir vom ersten Augenblicke unsrer Bekanntschaft angethan hatte. Sie war, ohne etwas von meinem wahren Charakter und meinen Grundsätzen zu wissen, offenbar gegen mich eingenommen und schien nur darauf bedacht zu sein, mir zu zeigen, daß ihre Ansichten über mich in jeder Beziehung weit unter denjenigen standen, welche ich selbst hegte.

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