Название: Die Mission der Maru Tai
Автор: Mara Laue
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Maru Tai
isbn: 9783948700201
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Obwohl es bis auf die Facettenaugen eindeutig humanoid war, fehlten die bei Menschen üblichen Vorwölbungen von Mund und Nase. Die Nase bestand nur aus drei mit einer Hautfalte verschließbaren Löchern unterhalb der Augen, eine lippenlose schmale Öffnung bildete den Mund und zog sich von einer Wange bis zur anderen.
Der Skusann stand stramm. »Lieutenant Lepathu meldet sich zum Dienst, Meeem!«
Yora brauchte einen Moment, ehe sie begriff, dass er mit »Meeem« »Ma’am« gemeint hatte, denn sein Flottenenglisch hatte einen deutlichen Akzent.
Yora grüßte zurück. »Willkommen an Bord, Lieutenant Lepathu. Ich bin Yora Davidoff, Sicherheitschefin. Ihren Überstellungsbefehl, bitte.«
Der Skusann zog ein Datenpad aus der Brusttasche seiner Uniform und reichte es ihr. Seine vier Finger, die ohne eine erkennbare Hand direkt an seinem Arm saßen, wirkten wie kleine Tentakel, von denen jeder ungefähr zwanzig Zentimeter lang war. Oder wie kleine Schlangen, die sich um das Pad gewunden hatten und es schlängelnd losließen, als Yora es ergriff.
Sie aktivierte das Pad. Als Erstes wurde das unfälschbare Siegel des Flottenoberkommandos eingeblendet, danach der Versetzungsbefehl, gemäß dem Lieutenant Lepathu mit sofortiger Wirkung der MARU TAI als Chefingenieur zugeteilt wurde. Darauf folgte das DNA-Profil des Skusann.
Yora nahm ihren Handscanner vom Gürtel und scannte Lepathu. Das Sekunden später eingeblendete DNA-Profil stimmte mit dem auf dem Pad hinterlegten überein. Sie nickte. »Nochmals: Willkommen an Bord. Folgen Sie mir bitte. Ich zeige Ihnen Ihre Unterkunft und danach alles andere.« Sie ging zum Lift.
Lepathu nahm die Reisebox auf, die er neben sich abgestellt hatte, und folgte ihr.
Sie betraten den Lift. In der Enge der Kabine wurde Yora erst richtig bewusst, dass der Skusann sie um ungefähr einen halben Meter überragte. »Wir werden uns eine Kabine teilen«, eröffnete sie ihm. »Um den größtmöglichen Stauraum für die Hilfsgüter zu haben, wurde alles an Platz freigeräumt, was möglich war. Was bedingt, dass auch Unterkünfte zusammengelegt wurden.«
»Das ist sinnvoll«, stimmte Lepathu der Maßnahme zu. Er richtete eines seiner Augen auf Yora, während das andere weiterhin geradeaus blickte. »Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
Es machte ihr eine Menge aus. »Warum sollte es?«
»Weil sich Menschen nach meinen Informationen unwohl fühlen, den Wohnraum mit einem andersgeschlechtlichen Wesen zu teilen, das weder Verwandter noch erwählter Sexualpartner ist.«
Offenbar hatte er ihre Frage wörtlich genommen. Falls das die Art der Skusann war, konnte das Zusammenwohnen heiter werden.
»Ich wollte mit meiner Frage ausdrücken: Nein, das macht mir nichts aus«, präzisierte Yora. »Für Sie ist das auch kein Problem?«
»Nein.«
Der Lift hielt auf dem Mannschaftsdeck. Yora stieg aus und schlug den Weg zu ihrer Kabine ein, wobei sie Robotern auswich, die unterschiedlich große Container durch die Gänge transportierten.
»Haben Sie schon mal auf einem Schiff der Chamäleon-Klasse gearbeitet, Lepathu?«
»Nein, aber mir ist das Prinzip der wandelbaren Wände selbstverständlich vertraut.«
»Jede Umwandlung und die damit einhergehende Veränderung der Raumaufteilungen wird automatisch an die persönlichen Datenpads aller Besatzungsmitglieder übermittelt, damit sich niemand verläuft«, erklärte Yora. »In einem Notfall könnte sonst wertvolle Zeit verloren gehen.«
Sie hatten ihre Kabine erreicht. Yora deutete auf ein ovales Touchfeld neben der Tür. »Legen Sie bitte Ihre Hand oder nur die Fingerspitzen darauf«, forderte sie Lepathu auf.
Der Skusann gehorchte. Yora aktivierte den Scanner des Feldes, der Lepathus DNA-Code speicherte, und ihn als zum Betreten der Kabine autorisierte Person registrierte. Die Tür glitt zur Seite. Yora deutete auf den rechten Raum.
»Ihr Quartier.«
Lepathu ging hinein und stellte seine Reisebox ab. »Wo finde ich Captain Chen?«
Yora aktivierte ihr Kom-Gerät. »Captain Chen, der neue Chefingenieur ist an Bord und will sich Ihnen vorstellen. Wohin soll ich ihn bringen?«
»In meinen Bereitschaftsraum«, kam die Antwort.
Yora deutete mit dem Kopf zur Tür. »Gehen wir.«
Der Skusann folgte ihr. Yora stellte zwei Dinge fest. Lepathu bewegte sich fast lautlos. Hätten seine Schuhsohlen nicht bei jeder Berührung mit dem Boden ein leises Geräusch verursacht, sie hätte ihn nicht gehört. Außerdem passte er seine Schrittlänge ihren Schritten an, setzte sogar in perfekter Synchronisation dasselbe Bein vor wie sie. Ob das eine besondere Bedeutung hatte? Oder war das lediglich eine skusarische Eigenheit?
Captain Chen erwartete sie zusammen mit Commander Wendt. Yora reichte ihr das Datenpad mit Lepathus Versetzungsorder. »Warten Sie draußen, Davidoff«, wies Chen sie an.
Yora war sich sicher, dass Chen ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hätte, wenn das möglich gewesen wäre. Zum Glück verhinderte die Gleitmechanik eine derartige Geste. Aber dass Yora nicht beim Erstgespräch mit dem Skusann dabei sein durfte, sollte zweifellos eine Demütigung darstellen oder war als Disziplinarmaßnahme gedacht, auch wenn Yora keine Ahnung hatte, womit sie die verdient haben sollte. Sie machte nur ihren Job als Sicherheitschefin und das so gut sie konnte. An den Blicken, die ihr die Besatzung der Zentrale zuwarf, erkannte sie, dass denen das ebenfalls bewusst war. Und das trug nicht gerade dazu bei, Yoras Autorität zu stärken.
Warrant Officer Yvonne Moreau, die am Navigationspult saß und bis zum Startbefehl nichts zu tun hatte, wandte sich halb zu Yora um. »Darf ich eine Frage stellen, Lieutenant?«
Mit Sicherheit handelte es sich um etwas, das sie sich nie getraut hätte, Chen oder Wendt zu fragen. »Bitte.«
»Die MARU TAI ist ein hervorragendes Schiff mit im–mensem Potenzial. Ist das nicht verschwendet, wenn wir jetzt dazu verdonnert sind, Hilfsgüter nach Tema zu liefern? Ein großes Frachtschiff, vielmehr eine ganze Flotte davon, könnte doch sehr viel mehr Material befördern.«
Die anderen Mitglieder der Zentralencrew spitzten ebenfalls die Ohren, auch wenn einige sich den Anschein gaben, mit ihren Instrumenten und deren Routinekontrolle beschäftigt zu sein.
»Weshalb auch ganz sicher Frachtschiffe bereits nach Tema unterwegs sind. Die MARU TAI hat aber den Vorteil, schneller zu sein als die großen Frachter. Außerdem dauert das Beladen nicht mal halb so lange wie bei den Großraumtransportern, weshalb wir schneller vor Ort sind als die. Tema braucht dringendst jede noch so kleine Lieferung so schnell wie möglich. Und zu guter Letzt sind wir erheblich besser bewaffnet als ein Frachtschiff.«
Taktikoffizier Lieutenant Hino Yamato schnaubte. »Wer sollte uns denn angreifen? Wir transportieren doch nur Hilfsgüter.«
»Abgesehen СКАЧАТЬ