Die Mission der Maru Tai. Mara Laue
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Название: Die Mission der Maru Tai

Автор: Mara Laue

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Maru Tai

isbn: 9783948700201

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СКАЧАТЬ mit Sojasteak, Obstsaft und ein Stück Fladenbrot und ging zu Lepathus Tisch.

      »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

      »Gern«, stimmte er zu und zog seinen strichförmigen Mund in der Imitation eines menschlichen Lächelns in die Breite.

      Yora stellte ihr Tablett auf den Tisch und setzte sich. »Wäre Ihnen eine Unterhaltung angenehm oder ziehen Sie es vor, schweigend zu essen.«

      »Unterhaltung beim Essen ist eine menschliche Sitte, die ich zu schätzen gelernt habe, Lieutenant Davidoff. Für mein Volk ist Nahrungsaufnahme eine heilige Handlung, die mit dem gebotenen Ernst und damit einhergehender Schweigsamkeit zelebriert wird.« Lepathu richtete eines seiner Augen auf Yora, während das andere auf den Teller vor ihm blickte. »Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die nahrungsspendenden Götter sich weniger geehrt fühlen, wenn ich meine Verehrung mich unterhaltend teile.« Er neigte den Kopf zur einen Schulter, danach zur anderen. »Aber ich bin kein Priester, dass ich das sicher behaupten könnte. Doch ich bin überzeugt: Sollten die Götter daran Anstoß nehmen, werden sie es mich wissen lassen.«

      Eine sehr pragmatische Sichtweise. »Dann guten Appetit«, wünschte ihm Yora.

      »Danke, den habe ich. Die menschliche Nahrung ist zwar ganz anders als die skusarische, aber keineswegs weniger schmackhaft.«

      Yora blickte auf seinen Teller: Gemüse, Obst und Reis.

      Lepathu schaute ebenso interessiert auf ihren. Er deutete auf das Sojasteak. »Sojasteak.« Sein Tonfall klang nachdenklich. »Nach meinen Informationen bedeutet ›Steak‹, dass das betreffende Nahrungsmittel aus einem toten Tier geschnitten wurde. Sie essen tote Tiere?«

      Yora schüttelte lächelnd den Kopf. »Nicht mehr. Evolutionsbedingt haben die frühen Menschen ihren Eiweißbedarf weitgehend aus dem Fleisch von Säugetieren, Vögeln und Fischen gedeckt, bevor sie den Ackerbau erfanden. Zu dem Zweck haben sie noch bis vor knapp dreihundert Jahren Tiere gezüchtet, nur um sie ihres Fleisches wegen zu schlachten.«

      »Wie grausam!«

      Yora nickte. »In der Tat. Diese Ansicht setzte sich auch immer mehr durch. Die Bevölkerung wuchs ständig und die Futtererzeugung für die Tiere band zu viele Ressourcen und erzeugte unangemessen hohe Verschmutzungen von Erde, Grundwasser und Luft. Außerdem stimmte die ökologische Bilanz nicht, weil man für die Erzeugung von einem Kilo Fleisch je nach Tierart zwischen fünf und zwanzig Kilo Futtermittel benötigte, die auch von Menschen gegessen wurden.« Sie deutete auf das Sojasteak. »Zum Beispiel Soja. Deshalb wurde die Nutzviehhaltung im Jahr 2132 komplett abgeschafft. Was natürlich zunächst zu riesigen Protesten führte.«

      Lepathu hörte ihr interessiert zu. »Warum hat man protestiert?«

      Yora trank einen Schluck Saft. »Die Viehzuchtbetriebe fürchteten Einnahmeverluste und zu hohen Kostenaufwand für die Umstellung auf reinen Ackerbau. Und die Leute, die liebten Fleisch zu essen, wollten auf den Genuss nicht verzichten. Aber die haben recht schnell den Fleischersatz akzeptiert, weil die Rezepturen durch die Zutat von Gewürzen und anderen Geschmacksträgern schließlich wie echtes Fleisch schmeckten.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann das nicht beurteilen, denn ich habe noch nie Fleisch gegessen.«

      »Interessant.«

      Lepathu schob sich einen Löffel voll Gemüse in den Mund. Das tat auch Yora und wunderte sich, warum diese Informationen offenbar völlig neu für ihn waren. Er war Lieutenant in der Raumflotte und lebte entsprechend lange schon unter Menschen. Hatte er nie einem Kameraden, einer Kameradin diese Frage gestellt?

      »Wie lange sind Sie schon in der Raumflotte, Lepathu?«

      »Sieben Jahre. Und Sie?«

      »Fünfzehn.«

      Nur sieben Jahre – dann konnte er nicht die Akademie besucht haben und jetzt schon Lieutenant sein, denn sieben Jahre war das Minimum der Ausbildungszeit an der Akademie. Je nachdem, ob man sich für die Offizierslaufbahn oder Unteroffizierslaufbahn entschied, verließ man sie im Rang eines Midship Officers oder als Space Officer. Danach konnte man frühestens nach jeweils drei Jahren befördert werden, sofern man nicht wie Yora wegen außergewöhnlicher Verdienste, zum Beispiel während eines Krieges, vorzeitig befördert wurde. Lepathu hätte also für den Lieutenantsrang mindestens zwölf Jahre in der Flotte dienen müssen. Es sei denn, er hätte schon vorher auf Skusaros einen entsprechenden Rang bekleidet, der von der Raumflotte übernommen worden war.

      »Sind Sie so etwas wie ein Austauschoffizier?«, fragte sie aus diesem Gedanken heraus.

      »So könnte man es nennen.«

      Trotzdem hatte er doch bestimmt schon früher nach der Sache mit dem Steak gefragt. Yora konnte sich nicht vorstellen, dass er darauf keine Antwort bekommen hatte. Oder war er nur höflich, machte Small Talk und thematisierte deshalb Dinge, die ihm schon bekannt waren? Sie stellte fest, dass sie rein gar nichts über die Skusann wusste, außer dass und wo sie existierten. Sie sollte das schleunigst ändern, bevor sie bei Lepathu in ein vermeidbares Fettnäpfchen trat. Schließlich trafen sie sich nicht nur beim Essen, sondern teilten dieselbe Kabine.

      Sie plauderte noch eine Weile mit ihm über unverfängliche Dinge, bis er seine Mahlzeit aufgegessen hatte und sich verabschiedete. Yora blieb noch und wischte nachdenklich die restliche Gemüsesoße mit Brotstücken vom Teller. Lepathu hatte noch andere Dinge nicht gewusst, die er nach sieben Jahren unter Menschen hätte wissen müssen. Zum Beispiel dass die ersten Schiffe der Chamäleon-Klasse erst vor fünf Jahren in Dienst gestellt worden waren. Solche Dinge wurden in der gesamten Flotte publik gemacht.

      Der Rest – Yora mochte nicht glauben, dass seine mangelnden Kenntnisse auf rassistische Ausgrenzung zurückzuführen waren, die er hatte erdulden müssen. Ja, es gab Ressentiments gegenüber anderen Völkern, aber mehrheitlich Menschen wie Yora, die ihnen aufgeschlossen gegenübertraten. Sie beschloss, sich seine Personalakte genau anzusehen. Ein Vorteil ihres Postens bestand darin, dass sie dazu jederzeit befugt war.

      Lieutenant Giorgia Sansonetti, ihre Stellvertreterin im Sicherheitsteam, trat an ihren Tisch. »Darf ich Sie einen Moment stören, Ma’am?«

      »Bitte.« Yora deutete auf den Platz, den Lepathu vorher geräumt hatte. Sansonetti setzte sich. »Was gibt es?«

      »Ich habe auf meinem Kontrollgang vorhin bemerkt, dass ein nicht registrierter Frachtraum zwischen den Räumen elf und zwölf existiert, der sich nicht öffnen lässt.«

      Yora nickte. »Captain Chen hat die Anweisung erteilt, diesen Raum zu ignorieren.« Verdammt! Das hatte sarkastisch geklungen. Wie die Kritik an Chens Befehl, die Yora tatsächlich meinte. Aber man kritisierte Befehle von Vorgesetzten nicht gegenüber Untergebenen.

      »Verzeihung, Ma’am, aber«, Sansonetti räusperte sich, »kommt Ihnen das nicht ...« Sie suchte nach Worten. »Finden Sie das nicht merkwürdig?«

      Yora fand nicht nur das merkwürdig. Aber das konnte sie gegenüber Sansonetti nicht zugeben. Denn man diskutierte Befehle ebenfalls nicht mit Untergebenen. Der Preis der Führungsposition. Die sich in diesem Moment recht einsam anfühlte.

      »Captain Chen wird ihre Gründe haben«, antwortete sie Sansonetti. »Wir befolgen ihre Befehle.«

      Sansonetti verstand den unsubtilen Hinweis. »Ja, Ma’am.« Sie grüßte und ging.

      Yora fühlte sich ein wenig beruhigt, weil der geheime Frachtraum auch Sansonetti misstrauisch gemacht hatte. Aber СКАЧАТЬ