Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack. Norton Juster
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Название: Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack

Автор: Norton Juster

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783037921586

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СКАЧАТЬ zugewandt eine Biene eigentlich sein sollte. Dann versuchte er, sich ein wirklich kompliziertes Wort einfallen zu lassen. »Lehgastenicker«, schlug er vor, denn dieses Wort hatte er gerade erst in der Schule zu hören bekommen.

      »Ganz schön knifflig«, sagte die Biene und zwinkerte dem Buchstabenmann zu. »Lass mal sehen … hmmmmmmm …« Sie wischte sich über die Stirn, zog sie in Falten und ging langsam auf dem Wagendach hin und her. »Wie viel Zeit habe ich?«

      »Zehn Sekunden«, schrie Milo aufgeregt. »Achtung, Tack. Zeit läuft!«

      »Oje, oje, oje, oje«, jammerte die Biene und bewegte sich immer nervöser hin und her. Dann, auf den allerletzten Drücker, buchstabierte sie, so schnell sie konnte: L-E-G-A-S-T-H-E-N-I-K-E-R.«

      »Korrekt«, bestätigte der Buchstabenmann, und alle klatschten Beifall.

      »Kannst du wirklich alles buchstabieren?«, fragte Milo voller Bewunderung.

      »So ungefähr«, antwortete die Biene mit einem Anflug von Stolz. »Vor vielen Jahren war ich noch eine ganz normale Biene und steckte meine Nase von morgens bis abends in irgendwelche Blumen statt in Dinge, die mich nichts angehen. So lange, bis mir klar wurde, dass meine Aussichten nicht bloß stockdunkel, sondern zappenduster waren, solange ich keine vernünftige Ausbildung hatte. Und da ich …«

      »KACKERLACKACK!«, dröhnte eine Stimme. Hinter dem Wagen trat ein großes, käferartiges Insekt hervor. Es trug einen noblen Mantel, Nadelstreifenhosen, eine karierte Weste, leicht abgeschabte Gamaschen, schwarze Lackschuhe und eine Melone. »Ich sage es gleich noch einmal: KACKERLACKACK!«, wiederholte er, fuchtelte mit seinem Spazierstock in der Luft herum, sprang mit beiden Beinen in die Höhe und klackte die Hacken zusammen. »Kommt schon, wo habt ihr denn eure Manieren gelassen? Will mich wohl endlich jemand dem kleinen Jungen vorstellen!?«

      »Dies«, sagte die Biene äußerst geringschätzig, »ist der Kackerlack oder die gemeine Küchenschabe. Ein totaler Widerwart.«

      »KACKERLACKACK! Von wegen Küchenschabe. Wir Kackerlacken sind bei jedermann beliebt«, schnaufte der Kackerlack. »Wie ich dem König neulich sagte …«

      »Du hast den König nie getroffen«, unterbrach ihn die Biene vorwurfsvoll. Zu Milo gewandt sagte sie: »Glaub dem alten Schwindler kein Wort.«

      »KACKERLACKACK!«, erwiderte der Kackerlack. »Wir sind eine alteingesessene, höchst ehrenwerte Familie, nobel bis auf die Knochen, Insecticus Cacerlacium, um es mal auf Latein zu sagen. Wir haben bereits an den Kreuzzügen von Richard Löwenherz teilgenommen, mit Kolumbus den Atlantik überquert und an der Seite von allen möglichen Entdeckern neue Länder erobert. Auch heute noch bekleiden Mitglieder unserer Familien allerhöchste Regierungsposten auf der ganzen Welt. Nicht umsonst heißt es: In eurer Kron’ fehlt’ manch ein Zacken, gäb’s nicht uns, die Kackerlacken.«

      »Wie konnt ich’s bloß vergessen haben, was wär die Welt ganz ohne Schaben?! –-- S-C-H-A-B-E-N!«, meinte die Biene spöttisch. »Wie wär’s, Sie würden jetzt einfach mal Leine ziehen? Ich war nämlich gerade dabei, dem Burschen hier die Wichtigkeit korrekter Rechtschreibung nahezubringen.«

      »KACKERL… ACH WAS!«, sagte der Kackerlack und legte einen Arm um Milos Schulter. »Kaum hat man dir beigebracht, ein Wort zu buchstabieren, schon kommt das nächste dran. Die totale Sisyphos…«

      »S-I-S-Y-P-H…«

      »…arbeit!«, zischte der Kackerlack und warf der Biene einen giftigen Blick zu. »Warum sich damit abquälen? Glaub mir, mein Junge, vergiss es! Wie mein Ur-ur-urgroßvater George Washington Kackerlack zu sagen pflegte …«

      »Wissen Sie, was Sie sind, mein Herr?«, ereiferte sich die Biene, »ein schäbiger Hochstapler, H-O-C-H-S-T-A-P-L-E-R, der nicht mal seinen eigenen Namen buchstabieren kann.«

      »Das sklavische Festhalten an der grammatikalischen Korrektheit der Worte ist ein Zeichen absoluter Fantasielosigkeit«, raunzte der Kackerlack und fuchtelte wild mit seinem Spazierstock.

      Milo hatte nicht die geringste Ahnung, wovon eigentlich die Rede war, bloß, dass es die Buchstabiene offenbar so sehr auf die Palme brachte, dass sie auf den Kackerlack zuflog und ihm mit einem Flügel den Hut vom Kopf stieß.

      »Vorsicht!«, schrie Milo, als die Schabe erneut den Stock herumwirbeln ließ, die Biene an einem Fuß erwischte und den Kasten mit den W umhaute.

      »Mein Fuß«, jammerte die Biene.

      »Mein Hut«, jammerte der Kackerlack. Und schon ging der Kampf in die nächste Runde.

      Die Buchstabiene bewegte sich gefährlich summend in die Reichweite des wilde Kreise ziehenden Spazierstocks und wieder heraus, während die beiden Streithähne sich heftige Drohungen und Schimpfworte an den Kopf warfen, die zu buchstabieren sich hier absolut verbietet. Die Menge der Umstehenden wich zurück aus der Gefahrenzone.

      »Aber, aber!«, versuchte Milo den Streit zu schlichten. »Es muss doch einen anderen Weg geben, miteinan…« Und dann schrie er: »PASS AUF!« Aber es war zu spät.

      Es gab einen fürchterlichen Krach, als der Kackerlack vor lauter Wut stolperte und in einen der Marktstände fiel, wodurch dieser den nächsten umwarf und dieser wieder den nächsten und den nächsten, bis kein einziger Stand auf dem ganzen Markt mehr stand und Buchstaben, Wörter und Sätze über den gesamten Platz verteilt auf dem Boden lagen.

      Die Biene, die sich in einem der vielen Wimpel verheddert hatte, purzelte zu Boden, wobei sie Milo umwarf, der sie unter sich begrub.

      »Igitt!!«, schrie sie. »Auf mir sitzt ein kleiner Junge!« Der Kackerlack lag rücklings und völlig derangiert auf einem Berg zerquetschter Buchstaben, und Tack, dessen Alarmglocke ohne Unterbrechung schrillte, war unter einer Ansammlung unzusammenhängender Worte vergraben. Der Buchstabenmann hockte auf einer der leeren Kisten und stöhnte: »Mir fehlen die Worte.«

      5. ÜBER KURZ ODER LANG

      »Macht euch bloß an, was ihr geschaut habt«, schrie einer der Händler verärgert. Eigentlich hatte er »Schaut euch bloß an, was ihr gemacht habt« sagen wollen, aber die Worte lagen so wild verteilt herum, dass niemand die richtigen finden konnte.

      »Tun wir bloß jetzt sollen was!«, klagte ein anderer, während man sich überall bemühte, die Dinge irgendwie wieder in Ordnung zu bringen.

      Eine Zeit lang brachte niemand auch nur einen verständlichen Satz zustande, und das Tohuwabohu wurde immer größer. Doch dann fing man an, die Marktstände so schnell wie möglich wiederaufzurichten, und fegte die Wörter zu einem riesigen Haufen zusammen, aus dem jeder sich die seinen herausfischen konnte.

      Die Buchstabiene war beleidigt davongeflogen, und Milo hatte sich gerade wieder aufgerappelt, da traf das gesamte Polizeiaufgebot von Wortopolis ein und blies heftig in die Trillerpfeife.

      »Endlich! Jetzt kommt Licht ins Dunkel«, hörte Milo jemanden sagen, »da kommt Hauptwachtmeister Kurz, der sagt, wo’s langgeht.«

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