Название: Elfenzeit 8: Lyonesse
Автор: Uschi Zietsch
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Elfenzeit
isbn: 9783946773320
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»Schon möglich«, sagte Anne. »Ich denke, bis dahin … bin ich mit allem fertig geworden. Aber wie steht es mit dir?«
»Weiß nicht«, wich er aus und ging schneller. Er wollte, dass Anne gesund wurde, über sich selbst dachte er nicht nach.
»Schaufensterbummel« nannte Robert es, während sie die breite Fußgängerzone entlang Richtung Karlsplatz/Stachus gingen. Und Anne machte ausgiebig davon Gebrauch. Bei einer Boutique konnte sie nicht mehr widerstehen und zog ihn nach innen. Robert ließ sie lachend gewähren, als sie einen teuren Fummel nach dem anderen probierte. Warum auch nicht? Er konnte es sich leisten. Am Ende bat er, die Unmengen an Tüten an seine Adresse zu schicken und gab den Namen der alten Frau im vierten Stock an, die immer zu Hause war. Sie würde vermutlich ziemlich staunen, umso mehr, da Robert ein hübsches Accessoire für sie obenauf packen ließ, mit ihrem Namen und einem Dankeskärtchen versehen.
Er konnte es nicht oft genug wiederholen: Es war toll, reich zu sein. Nicht arbeiten zu müssen. (Zumindest derzeit nicht, aber es war klar, dass der Verleger bald einen zweiten Band von ihm verlangen würde.) Alles lief von selbst.
Sie steuerten nun die U-Bahn vom Stachus an, auf der linken Seite kurz vor dem Karlstor lagen der ehrwürdige Mathäser-Filmpalast und das antagonistische McDonalds, als Annes Kopf plötzlich herumruckte.
»Was ist?«, fragte Robert, augenblicklich alarmiert. Mit seinen um ein Vielfaches geschärften Sinnen konnte er ihre Unruhe und die Ahnung einer Gefahr sofort spüren.
Aber wer sollte sie hier, am helllichten Tag angreifen? Und warum?
Der Getreue, durchzuckte es ihn kurz. Er ist von Island und den Toten zurück …
Undenkbar wäre es nicht. Bandorchu könnte dem Kapuzenmann den Auftrag gegeben haben, die abtrünnige Lan-an-Schie und den zum Vampir gewordenen Grenzgänger zu sich zu holen, um irgendwelche Dienste von ihnen zu erpressen, oder sie hinzurichten, oder eines nach dem anderen. Und da Robert keinesfalls zulassen würde, dass seinetwegen Menschen zu Schaden kämen, wäre auch der Zeitpunkt günstig, ihn ohne große Anstrengung zum Mitkommen »zu überreden«.
Doch da war niemand, der nichtmenschlich wirkte, so angestrengt Robert sich auch umsah. Seine Vampiraugen konnten die meisten Larven durchschauen, hier gab es keine. Alle Leute waren hundertprozentig menschlich.
»Ich weiß nicht genau …« Annes Stimme drang von Ferne an sein Ohr. Sie war stehengeblieben und hielt den Kopf leicht schief, als ob sie lauschte. Ihr Blick war nach innen gerichtet. »Mir ist, als hätte ich etwas gespürt … etwas sehr Altes …«
»Und wo?«
»Das versuche ich gerade herauszufinden. Es war nur ein kurzer Impuls.« Sie verharrte noch eine Weile, dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist fort. Wahrscheinlich habe ich mich getäuscht.«
Robert war dennoch beunruhigt. »Du täuschst dich nie, Anne.«
»Danke für das Kompliment.« Sie hakte sich bei ihm unter. »Ich habe Hunger. Haben wir noch Zeit, essen zu gehen?«
Er freute sich, dass sie das fragte. Es schien ihr wirklich besser zu gehen. Vielleicht sollte er sich als Therapeut, spezialisiert auf Vampirdepressionen, ein zweites Standbein aufbauen. »Sicher. Ich habe vorhin, als du beim Anprobieren warst, den Termin auf fünfzehn Uhr verschoben.«
»Eine Woche auf den Bestsellerlisten, und schon entwickelst du Starallüren!« Ihre Stimme klang so, als ob es ihr gefiel. Kein Wunder, Elfen besaßen einen enormen Standesdünkel, und Dämonen vermutlich erst recht.
»Noblesse oblige«, grinste er übermütig. »Adel verpflichtet.«
Chefredakteur Norbert Spatz begrüßte sie herzlich, und er hatte auch allen Grund zur Freundlichkeit. Weitere Presseanfragen, euphorische Rezensionen und reißender Absatz – wenn das kein Grund zur Freude war!
Er versuchte Robert zu überreden, sich der Öffentlichkeit zu zeigen, doch er weigerte sich nach wie vor. Der Verlag hatte ein Phantombild hergestellt, das der Presse gezeigt wurde, und er antwortete grundsätzlich nur schriftlich über den Verlag. Ein Verlagsmitarbeiter sollte seinen Text bei der Pressekonferenz vorlesen.
Als sie damit durch waren, kam Redakteur Spatz auf ein anderes Thema zu sprechen.
»Nun – auf unseren Lorbeeren ausruhen sollten wir uns deswegen aber nicht«, fing er zur Einleitung an. »Wir sollten uns demnächst für das zweite Projekt zusammensetzen. Ich nehme an, Sie haben sich bereits Gedanken darüber gemacht.«
»Gedanken, ja«, antwortete Robert unverbindlich.
»Sehr schön! Wann wäre es Ihnen denn recht?«
»Ich weiß nicht … ich wollte mich in den nächsten vier Wochen ausschließlich mit privaten Dingen beschäftigen. Ich bin völlig ausgelaugt nach dem Schreibmarathon und möchte auch wieder Zeit für Persönliches haben.«
»Selbstverständlich. Haben Sie sich schon einen Zeitrahmen für nächstes Jahr überlegt? Nur damit ich weiß, wann ich den Roman in das Programm für übernächstes Jahr einplanen kann.«
»Keinesfalls Frühjahr, eher Herbst. Ich will in Ruhe arbeiten können, Termindruck hatte ich lange genug. Vielleicht sogar erst das Frühjahr in zwei Jahren.« Robert ignorierte das enttäuschte Gesicht des Redakteurs, fügte aber hinzu: »Ich möchte mich auch ein wenig rar machen und nicht vorzeitig verschleißen.«
»Hmm … gewiss.« Norbert Spatz wusste ganz genau, dass Robert recht hatte, aber er sah in diesem Moment vermutlich eine Menge Geldscheinchen für das kommende Jahr auf Nimmerwiedersehen davonflattern. Aber das machte nichts, ein Jahr später tat es auch. Dann lächelte er wie ein Autoverkäufer. »Vielleicht kann ich Ihnen die Arbeit schmackhaft machen, indem ich Ihnen noch vor Jahresende ein Angebot unterbreite.«
»Möglich«, meinte Robert und rutschte nervös auf dem Stuhl. Allmählich wurde es ihm zu viel. Dann fiel ihm ein, dass er keinen Grund hatte, sich dem weiter auszusetzen – er war derzeit der Star des Verlags. Abrupt stand er auf, und nicht nur der Redakteur schaute ihn verdutzt an. »Tja, ich muss dann mal wieder los.«
»Oh, wie schade … ich hätte Sie gern noch eingeladen …«
»Sehr freundlich, aber ein anderes Mal.«
Spatz blieb nichts übrig, als sich ebenfalls zu erheben und Robert die Hand zu reichen. »Ich rufe Sie an. Und Sie … melden sich rechtzeitig, wenn Sie ein anderes Angebot bekommen?«
»Machen Sie sich in der Hinsicht keine Gedanken, ich werde Ihnen keinesfalls abtrünnig«, erwiderte Robert, drückte kurz und kräftig seine Hand und verabschiedete sich.
Draußen auf der Straße atmete er erst einmal auf. Dann kramte er nach einer Gitanes und zündete sie an. Eines der wenigen Vergnügen, die einem Vampir blieben, da seine Geruchssinne auf ihre Kosten kamen. Und Lungenkrebs gab es keinen. Dementsprechend hatte Robert das »gesunde Leben« in dieser Hinsicht wieder aufgegeben und durfte in die alte Gewohnheit verfallen, ohne dass er sie jemals würde bereuen müssen.
Rauchend ging er den Gehweg entlang, Richtung Leopoldstraße, deren lebhafter Verkehrslärm mit Huptönen und lauten Rufen bereits bis hierher schwappte.
»Aha«, sagte Anne.
»Mhm«, СКАЧАТЬ