Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027209774
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Der Rest des Tages wurde verbracht, wie es an derartigen Tagen gewöhnlich in einem neuen Land geschieht. Die Ansiedler drängten sich wieder nach der Akademie, um nochmals Zeugen von Herrn Grants Beredsamkeit zu sein, und auch Mohegan gehörte zu den Zuhörern. Aber obgleich der Geistliche seine Augen fest auf den Indianer heftete, als er die Versammlung einlud, näher an den Altar zu treten, so lastete doch die Scham über die Verirrung der letzten Nacht zu drückend auf der Seele des alten Häuptlings, als daß er sich hätte von der Stelle rühren können.
Als die Versammlung auseinanderging, hatten sich die Wolken, welche bereits den ganzen Morgen am Firmament hin und her gezogen waren, zu dichten Massen geballt, und ehe noch die Hälfte der neugierigen Kirchgänger ihre verschiedenen Wohnungen, die in den Tälern oder sogar auf den Spitzen des Gebirges lagen, erreicht hatten, schoß der Regen in Strömen nieder. Die starken Ränder der Baumstümpfe tauchten zuerst hervor, und der Schnee schmolz schnell dahin. Die Holz-und Heckenumzäumungen, welche bisher nur als lange weiße Dammreihen, die quer durch das Tal und an den Bergen hinanliefen, erkennbar waren, stachen aus ihrer Umhüllung hervor, und mit jedem Augenblick ließen sich die schwarzen Stubben deutlicher unterscheiden, da die großen Schnee-und Eismassen unter dem Einfluß des Tauwetters von ihren Seiten abfielen.
Geborgen in der warmen Halle der behaglichen Wohnung ihres Vaters sah Elisabeth mit Louise Grant ins Freie und betrachtete verwundert den schnellen Wechsel in der Natur. Selbst das Dorf, das eben noch in dem Festschmuck des gefrorenen Elements geprunkt hatte, warf widerstrebend seine Maske ab, und die Häuser zeigten ihre dunklen Dächer und die rauchenden Kamine. Die Fichten schüttelten den Schnee von sich, und alles schien mit fast zauberhafter Schnelle seine ursprüngliche Farbe wieder anzunehmen.
XIX
Und doch war Edwin kein gemeiner Knabe.
Beattie
Der Abend des Christtages im Jahre siebzehnhundertdreiundneunzig war stürmisch, aber verhältnismäßig warm. Als die einbrechende Nacht die Aussicht nach dem Dorf verdüsterte, verließ Elisabeth das Fenster, wo sie mit einer Neugierde, die durch ihre flüchtigen Eindrücke von den Waldschauplätzen eher gesteigert als gemildert worden war, geweilt hatte, solange noch ein Lichtstrahl die Spitzen der dunklen Fichten säumte.
Ihren Arm in den von Miß Grant geschlungen, ging die junge Dame des Herrenhauses langsam in der Halle auf und ab, sinnend über Szenen, die rasch an ihrer Erinnerung vorüberflogen, wobei ihre geheimsten Gedanken immer wieder bei den sonderbaren Begebnissen weilten, die zu der Einführung eines Mannes, dessen Benehmen in einem so seltsamen Kontrast mit seiner Lage zu stehen schien, in die Familie ihres Vaters Anlaß gegeben hatten. Die anhaltende Hitze im Saal – seines großen Umfangs wegen brauchte er einen Tag, um auszukühlen – hatte ihren Wangen eine Röte verliehen, die ihr nicht gewöhnlich war, während auch Luisens milde und melancholische Züge unter einem leichten, rosigen Anflug erglänzten, der, dem hektischen Ton eines Kranken ähnlich, ihrer Schönheit ein schmerzliches Interesse verlieh.
Die Herren ließen sich an dem einen Ende der Halle die trefflichen Weine des Richters Temple schmecken und wendeten häufig ihre Blicke nach den Gestalten, die schweigend auf und ab gingen. Richard war lustig, bisweilen lärmend, der Major noch nicht auf der Glanzhöhe seiner Heiterkeit angelangt, während Marmaduke die Gegenwart seines geistlichen Gastes zu sehr respektierte, um sich selbst der unschuldigen Munterkeit hinzugeben, die seinem Charakter eigentümlich war.
So dauerte es fort, bis die Läden geschlossen wurden und die an den verschiedenen Teilen der Halle aufgesteckten Kerzen das scheidende Tageslicht ersetzen mußten. Benjamins Eintreten mit einem Armvoll Holz veranlaßte die erste Unterbrechung.
»Was soll das, Meister Pump«, schrie der neugebackene Sheriff. »Ist nicht Wärme genug in Dukes bestem Madeira, um bei diesem Tauwetter die tierische Wärme zusammenzuhalten? Vergeßt nicht, alter Knabe, daß der Richter gewaltig rar tut mit seinem Buchen-und Ahornholz, denn er fürchtet bereits jetzt, dieser kostbare Artikel möchte ihm ausgehen. Ha, ha, Duke, ich will zwar pflichtgemäß zugeben, daß du ein wackerer und teilnehmender Verwandter bist, aber im Grunde hast du doch manche Wunderlichkeiten an dir.
Fort, fort mit den Grillen
Und fort mit den Stillen!«
Die Töne seines Gesangs gingen allmählich in ein Summen über, während der Majordomo seine Last abwarf und sich sodann mit ernster Miene an den Frager wandte:
»Ja, sehen Sie, Squire Dickens, es mag wohl eine warme Breite um diesen Tisch hier sein, aber der Stoff reicht doch nicht zu, in meinem Leib die gehörige Temperatur zu erhalten; denn dies vermag außer gutem Holz oder allenfalls den Steinkohlen von Newcastle nur ein echter, guter Jamaikarum. Aber, meine Herren, wenn ich mich überhaupt auf das Wetter verstehe, so ist es jetzt Zeit, sich zusammenzudrücken, die Löcher zu verstopfen und das Feuer ein bißchen anzuschüren. Ich denke wohl, daß ich nicht umsonst siebenundzwanzig Jahre auf den Meeren herumgefahren bin und andere sieben hier in den Wäldern gelebt habe.«
»Steht uns wohl eine Veränderung des Wetters bevor, Benjamin?« fragte der Herr des Hauses.
»Der Wind ist umgesprungen, Euer Gnaden«, entgegnete der Hausmeister, »und wenn der Wind sich ändert, so darf man in diesen Bergen auch auf einen Witterungswechsel zählen. Sehen Sie, meine Herren, ich war bei Rodneys Flotte an Bord – ungefähr um die Zeit, als wir dem De Grasse, dem Landsmann von Monschür Ler Quaw da, zu Leibe gingen –, und der Wind blies nach Süden und Osten; und ich war unten mit dem Mischen eines Mundvoll heißen Grogs für den Marinekapitän beschäftigt, der an demselben Tage in der Kajüte speiste; und da war es, als ob er das Feuer des Kapitäns dadurch löschen wollte, daß er den Raum in eine Feuerspritze verwandelte; denn als ich eben das Getränk nach öfterem Kosten ganz nach meinem Geschmack zugerichtet hatte (die Soldaten sind nämlich schwer zufriedenzustellen) – klapps schlug das Focksegel gegen den Mast, und das Schiff drehte sich auf seiner Hieling wie ein Kreisel. Es war ein Glück, daß unser Steuer niedergelassen war, denn da wir [deinseten?], so wurden wir wohl wieder frei, was nicht jedes Schiff in der Flotte tat oder tun konnte. Dann aber stach das unsrige durch eine Welle, daß eine gewaltige Wassermasse über die Billen hereinschlug. Ich habe in meinem Leben nie so viel klares Wasser geschluckt wie damals; denn ich sah eben an der hinteren Luke in die Höhe.«
»Da nimmt es mich wunder, Benjamin, daß Ihr nicht an der Wassersucht gestorben seid«, sagte Marmaduke.
»Hätte wohl sein können, Richter«, entgegnete der alte Seebär mit einem breiten Grinsen, »aber ich brauchte keinen Medizinkasten, um mich zu kurieren; denn da ich dachte, mein Gebräu sei nun nicht mehr nach dem Geschmack eines Seemanns, und ich nicht wissen konnte, ob nicht eine andere Welle käme und es so verdürbe, daß es meinem eigenen gleichfalls nicht mehr zusagte, so trank ich den Krug auf der Stelle aus. Dann wurden alle Hände an die Pumpen gerufen, und damals war es, als wir die Pump – –«
»Gut, aber das Wetter?« unterbrach ihn Marmaduke. »Wie steht es mit dem Wetter draußen?«
»Nun ja, wir haben den ganzen Tag Südwind gehabt, und jetzt ist alles so ruhig, als ob sein Blasebalg geborsten wäre; und im Norden hängt ein Streifen СКАЧАТЬ