Название: Aufstieg der Schattendrachen
Автор: Liz Flanagan
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Legenden der Lüfte
isbn: 9783968267012
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Wieder sah Jo zu den Anwärtern, zu allen außer Noah. Sie kauerten auf ihrem Platz im Kreis: Einige wirkten inzwischen verzweifelt; andere entschlossen. Er konnte sich jetzt nicht mit ihnen befassen und richtete den Blick auf die verbliebenen drei Eier. Als er sich den Schweiß von der Stirn wischte, merkte er, dass seine Hände zitterten. Er schob sie unter seinen Hintern.
Dann hörte er etwas: Ein weiteres Drachenjunges war im Begriff zu schlüpfen. Mit einem kräftigen Hieb im Innern entstand ein großer, gezackter Riss in der goldgelben Schale, und das Ei zerbrach knackend in drei Teile. Ein kleiner feuchter Körper lag zappelnd zwischen den Schalen.
»Oh!«, keuchte Jo.
Langsam, ganz langsam stellte sich der kleine dunkelgelbe Drache auf die Beine und hob lauschend den Kopf. Er wandte sich in Jos Richtung.
Seine funkelnden grünen Augen richteten sich genau auf ihn.
Was sollte er tun? Was sollte er sagen? Was brauchte dieses kleine Wesen? Jo wünschte inständig, erwählt zu werden. Er hatte so viel zu geben.
Doch bevor er irgendetwas unternahm, pfiff Noah eine aus drei Tönen bestehende Melodie, und der Drache sah an Jo vorbei zu ihm hinüber. Noahs Gesicht war vor Konzentration wie verwandelt. Er beugte sich vor, das honigfarbene Haar verdeckte eines seiner Augen, seine Wangen zogen sich beim Pfeifen zusammen.
Nein, das konnte nicht sein. Nicht er. Alle, aber nicht er.
Dieser Drache würde doch sicher nicht auf Noah hören?
Noah tat nur so. Bestimmt!
Jo versuchte, sich an eine Melodie zu erinnern, an irgendetwas, irgendeine Weise aus der Schule. Doch seine Erinnerungen waren wie ausgelöscht. Oh nein, nicht jetzt, wo er sie am dringendsten brauchte.
»Bitte!«, flehte er flüsternd.
Die Welt hielt den Atem an. Die ganze Stadt sah zu und wartete.
Der gelbe Drache holte Luft.
Jo sah seine schuppenbedeckten Rippen, die vor Feuchtigkeit glänzten.
Der Kleine erwiderte zirpend Noahs Töne.
Der streckte lachend die Hände aus, als der Drache auf ihn zukrabbelte. Dann nahm er sich einen Moment Zeit, um Jo einen kurzen, triumphierenden Blick zuzuwerfen.
Jo wusste, dass er ein wenig Mitgefühl haben sollte. Noah hatte schließlich seinen Vater verloren: Verdiente er da nicht einen eigenen Drachen? Er atmete tief durch und bemühte sich, seinen Neid beiseitezuschieben und sich zumindest ein bisschen für seinen Klassenkameraden zu freuen.
Es waren immer noch zwei Eier übrig.
Jo starrte sie an. Er richtete all seine Gedanken auf sie: seine ganze Konzentration, seine ganze Liebe und Kraft.
Die beiden hellvioletten Eier ruhten auf ihren Kissen.
Kommt schon, Eier. Könnt ihr mich hören? Jo wünschte sich nichts sehnlicher. Eines dieser beiden Eier war doch sicher für ihn bestimmt? Das hatte ihm sein Traum gesagt.
In diesem Moment bewegten sich die violetten Eier.
Die verbliebenen beiden Drachen würden jeden Moment schlüpfen.
5. Kapitel
Es entstand eine Pause. Sie dauerte ewig. Jos Herz klopfte schmerzhaft in seiner Brust.
Er starrte die Eier an. Sie schaukelten ein wenig. Er war nicht der Einzige, dem das auffiel. Ein Raunen ging durch die Menge. Das Schaukeln wurde stärker. Beide Eier bewegten sich im Takt, vor und zurück, vor und zurück.
Jo blickte kurz zu Isak hinüber: Selbst er wirkte überrascht. Das war noch nie vorgekommen.
Plötzlich rollten die violetten Eier aufeinander zu, stießen knackend zusammen und brachen entzwei. Jo reckte den Hals.
»Oh!« Das war Conor, rechts neben Jo. Sein Freund klang so erregt, wie Jo ihn noch nie gehört hatte.
»Vorsicht!« Das war Amina, links von ihm, mit einem Gesicht, das Jo noch nie so zärtlich und sanft gesehen hatte.
Nun krochen die kleinen Drachen unter den zerbrochenen Schalen hervor und hielten aufeinander zu. Ihre Körper umschlangen sich zuckend und feucht. Sie leuchteten in einem sehr blassen Violett.
Im selben Augenblick und wie aus einem Mund riefen Jos beste Freunde zwei unterschiedliche Namen.
»Maric!«, sagte Amina.
»Ariel!«, rief Conor.
Nein, nein, nein. Jos Herz verkrampfte sich vor Neid und bitterer Enttäuschung.
Die Drachen lauschten seinen Freunden. Wie ein Spiegelbild des jeweils anderen hoben sie den Kopf und öffneten das Maul, um heiser fiepend zu antworten.
Amina und Conor rappelten sich auf, nahmen die beiden hellvioletten Drachen und drückten sie an ihre Herzen.
Und mir nichts, dir nichts war alles vorbei.
Jos Traum war geplatzt.
Fünf Kinder liebkosten fünf Drachenjunge.
Jo saß mit leeren Händen da und spürte, wie ihm das Herz brach. Kein Drache wollte ihn haben.
Lanys stürzte sich auf Ravenna, Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Du bist wieder da, Ravenna. Das hast du so gut gemacht, du wunderbarer Drache.«
»Lanys, du solltest eigentlich meine Aufforderung abwarten«, rief Isak mit angespannter Stimme. »Du darfst deinen Drachen jetzt wieder willkommen heißen.«
Lanys funkelte ihn aufsässig an, doch dann presste Ravenna den riesigen schwarzen Schuppenkopf an die Brust ihrer Gefährtin, um umarmt, gelobt und bestätigt zu werden, und Lanys verlor sich im Freudentaumel der Wiedervereinigung.
Jo stand plötzlich auf den Beinen, er schwankte leicht.
Die anderen drehten sich verwirrt zu ihm um. Einen Augenblick lang war er hin- und hergerissen. Noch konnte er den Rückzug antreten, sich wieder hinsetzen, sich entschuldigen und der Zeremonie ihren Lauf nehmen lassen.
Aber er tat es nicht.
Das war nicht fair. Was war mit ihm? Mit seinem Traum?
Warum wollte ihn kein Drache haben?
Er hätte alles dafür getan, alles СКАЧАТЬ