Aufstieg der Schattendrachen. Liz Flanagan
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Название: Aufstieg der Schattendrachen

Автор: Liz Flanagan

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Legenden der Lüfte

isbn: 9783968267012

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СКАЧАТЬ an dem er in den ersten Sonnenstrahlen gedöst hatte. Zu Jos Überraschung kam er zuerst zu ihm und legte ihm die riesige Stirn an die Brust.

      »Er wünscht dir viel Glück«, erklärte Milla. »Von uns beiden …«

      Dankbar kraulte Jo Iggie zwischen den Augen, schließlich wusste er, dass das Herz des Drachen ganz und gar seiner Cousine gehörte. »Danke, Ig«, flüsterte er so leise, dass nur der Drache es hören konnte. »Hoffen wir, dass du heute noch einen frisch geschlüpften purpurnen Drachen kennenlernen darfst.«

      Iggie schloss die riesigen grünen Augen zur Hälfe und knurrte leise. Jos ganzer Körper vibrierte davon.

      Er entspannte sich. Es würde alles gut gehen. Heute würde der beste Geburtstag seines Lebens werden.

      Als Jo im Gelben Haus die Treppe hinaufstürmte, um sich umzuziehen, hörte er seine Eltern über ihn sprechen. Er hörte das Klock und Klack vom Gehstock seines Vaters, mit dem dieser auf und ab marschierte.

      »Und warum ist er dann nicht hier?«, fragte sein Vater gerade. »Was könnte wichtiger sein?«

      »Nestan, mein Lieber«, erwiderte die Mutter. »Reg dich nicht auf. Er wird nicht zu spät kommen. Er war so aufgeregt, dass er die Tage gezählt hat. Vielleicht ist er einfach –«

      »Ich bin hier!« Jo stieß die Tür zum Schlafzimmer auf. »Tut mir leid, ich hab mich mit Milla unterhalten und die Zeit vergessen.«

      Seine Mutter stürzte als Erste auf ihn zu. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Jo!« Sie zog ihn innig an sich und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Sie trug bereits ihre feierlichste Kleidung: ein blutrotes Kleid mit einem passenden Seidenschal über den schwarzen Haaren. »Hier ist dein Geschenk von uns.« Sie zeigte aufs Bett.

      Neben seinen weißen Kleidern für die Zeremonie lag ein großes Paket.

      Jo sauste hinüber, schnappte sich das Paket und riss es ungeduldig auf. Es enthielt eine pelzbesetzte Kappe und lange seidengefütterte Lederhandschuhe, die gleichermaßen bequem und warm waren. Beim Fliegen konnte einem kalt werden, hatte Milla oft gesagt. Sobald sein Drache groß genug war, um ihn zu tragen, würde er diese Sachen brauchen. Drachenreiter trugen immer die Farbe ihres Drachen. Und die Geschenke waren … purpurrot! Dieselbe Farbe wie in seinem Traum.

      Woher wussten sie das?

      »Danke«, flüsterte er voller Freude über diesen Beweis, dass sie an ihn glaubten.

      »Du kannst die Sachen später anprobieren, hinterher …«, sagte Josi.

      »Herzlichen Glückwunsch, Jo«, sagte sein Vater und zog ihn mit einem Arm an sich. »Da wäre noch das hier, jetzt, wo du zwölf bist.« Von seiner Schulter hing ein großer, zylinderförmiger Behälter an einer Lederschnur. Nestan schwang ihn nach vorn, packte die Schnur und reichte seinem Sohn den Behälter.

      Jo nahm ihn entgegen. Sein Gewicht und die glatte Textur kamen ihm bekannt vor. Eine Erinnerung stieg in ihm auf, aus den Tagen, als er seinem Vater wie ein kleiner Schatten überallhin gefolgt war, ihm unendlich viele Fragen gestellt und von früh bis spät geduldige Antworten erhalten hatte.

      Er stand im Arbeitszimmer seines Vaters und war noch so klein, dass er kaum über die Tischplatte schauen konnte.

      »Was ist das?«, hatte Jo gefragt und auf einen glatten schwarzen Lederbehälter gedeutet.

      »Das ist mein Überlebensset«, hatte Nestan ihm erklärt. »Es hat mir bei Schiffbrüchen schon dreimal das Leben gerettet.«

      »Wie denn?«, fragte Jo, der kein Wort verstand.

      »Wenn ein Schiff untergeht, bleibt dir nicht viel Zeit«, hatte sein Vater erklärt und nach dem zylinderförmigen Behälter gegriffen. »Drei Dinge haben mich gerettet: Glück, mein Schwimmvermögen und das hier.«

      »Was ist da drin?«

      »Feuerstein und Zunder, eine Klinge, Angelschnüre, Haken, eine Ölhaut, ein Kompass …« Nestan öffnete den Behälter und kippte den Inhalt auf den Schreibtisch. »Alles, was man zum Überleben braucht.«

      Und nun hielt Jo sein eigenes Überlebensset in der Hand. »Boah, danke, Vater«, sagte er gerührt. Dann fügte er scherzhaft hinzu: »Gehst du davon aus, dass ich es brauchen werde?«

      »Es ist eine Tradition. Wir sind ein Seefahrervolk«, sagte Nestan. Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, seine blauen Augen waren von Lachfältchen umgeben. »Früher erhielt jedes Norländerkind an seinem zwölften Geburtstag sein eigenes Überlebensset. Trag es immer bei dir und hoffe darauf, dass du es niemals brauchen wirst.«

      »Na, heute zumindest nicht, oder?« Jo stellte den Behälter aufs Regal und wandte sich den weißen Kleidern zu, die er heute Vormittag tragen musste, als wäre er ein leeres Blatt weißes Pergament, bis sich sein purpurroter Drache mit ihm verband.

      »Ich denke, da können wir sicher sein. Und wenn du dich schnell umziehst, schaffen wir es auch noch rechtzeitig.« Nestan fuhr sich über seinen kratzigen weißen Bart, während er sich mit der anderen Hand auf seinen Gehstock stützte. »Dein Bruder und deine Schwester warten schon auf dich.« Trotzdem rührte sich Jo noch nicht vom Fleck.

      Jos Mutter schlang einen Arm um Nestans Taille. Seine Eltern standen da und betrachteten ihn mit merkwürdigem Blick, ihr Lächeln wirkte ein wenig wacklig und gerührt.

      »Was?« Jo starrte sie an. »Haben wir es nun eilig oder nicht? Was ist los?«

      »Oh, nichts ist los, Jo!«, sagte Josi. »Wir sind einfach nur so stolz auf dich.«

      Das war ein neuer Gedanke für ihn. »Ich habe doch noch gar nichts getan.«

      »Wir sind stolz auf dich«, wiederholte sein Vater, der heftig blinzelte und sich dann räusperte: »Ganz gleich, was heute geschieht.«

      Jos Mutter wischte sich eine Träne von der Wange. »Seht mich nur an! Ich ruiniere noch den Stoff, dabei hat die Zeremonie noch nicht einmal angefangen.« Sie schniefte laut und wischte sich das Gesicht am Ärmel ihres Mannes ab.

      »Geht schon mal vor, ich komme gleich runter. Wir werden uns nicht verspäten – versprochen!« Jo wandte sich ab, um sein Gesicht zu verstecken, weil ihm gerade etwas klar wurde: Wenn heute alles gut ging, würde er mit seinen Eltern nie wieder unter einem Dach leben. Er war in Gedanken so mit seinem Drachen beschäftigt gewesen, dass er diesen Teil völlig ausgeblendet hatte. Schlagartig wurde ihm klar, dass er für all das bereit war: bereit, erwachsen zu werden und sein Elternhaus zu verlassen; bereit, seine Eltern wirklich stolz zu machen; und mit Sicherheit bereit für seinen Drachen.

      2. Kapitel

      Die Insel Arcosi war in heller Aufregung. Es ging zu wie auf einem riesigen Ameisenhügel. Glockengeläut hallte bergauf und bergab durch die steilen, gewundenen Straßen und rief alle zur Schlüpfzeremonie auf den Marktplatz in der Nähe des Hafens.

      Jo und die anderen Anwärter versammelten sich in der schattigen Straße oberhalb des Marktplatzes und warteten darauf, dass man sie rief. Unter den wachsamen Blicken von vier Drachenwächtern verabschiedeten СКАЧАТЬ