Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen. Jón Svensson
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СКАЧАТЬ vom Wege ab und gingen über einen schmalen Steg, der sich durch blühende Wiesen schlängelte und zu einem einsamen Bauernhof hinführte.

      „Gewöhnlich sind die Bauern gute Leute“, sagte Valdemar. „Ich glaube, sie geben uns Milch zu trinken.“

      „Das wäre fein“, erwiderte ich ihm. „Milch ist immer gut.“

      Wir gingen wohlgemut in der Richtung der Gebäude durch das hohe Gras.

      Bei der Biegung des Weges war ein kleiner Hügel. Als wir diesen umgangen hatten, sahen wir uns plötzlich einer Reihe von zehn bis zwölf Kühen gegenüber, schöne rote Kühe, die an Pflöcken angebunden waren und friedlich weideten.

      Sie standen allein da, ohne Hirten und ohne Hund. Ich war von Island her daran gewöhnt, Kühe und Schafe, die ich bei meinen Wanderungen auf den Bergen einfangen konnte, kurzerhand zu melken und so meinen Durst mit ein wenig Milch zu löschen. Und um unsern Durst zu stillen waren wir doch vom Hauptweg abgebogen — was Wunder, wenn ich beim Anblick der schönen dänischen Kühe mich rasch entschloß, hier das gleiche zu tun wie in meiner Heimat.

      „Valdemar“, sagte ich deshalb, „welch ein Glück für uns! Hier haben wir ja Milchkühe!“

      „Was meinst du damit, Nonni?“

      „Kannst du denn das nicht verstehen, Valdemar? Wir brauchen ja nur eine der Kühe zu melken. Dann ist unser Durst bald gelöscht.“

      Valdemar wurde etwas nachdenklich. „Ob die Leute uns das nicht übelnehmen würden, Nonni?“

      „Das glaube ich nicht, Valdemar. Ich habe es ja so oft in Island getan, und niemals sind die Leute mir deshalb böse geworden.“

      Durch meine beruhigenden Worte und wohl auch wegen seines brennenden Durstes schienen die Bedenken Valdemars zu schwinden.

      „Wenn du es meinst“, sagte er, „können wir es mal versuchen.“

      „Wenn wir unsern Durst gelöscht haben, Valdemar, dann gehen wir nach dem Hof und sagen dem Bauern, daß wir ein wenig Milch von seinen Kühen getrunken haben. Da wird er uns das sicher nicht übelnehmen.“

      Wir näherten uns den gutmütigen Tieren. Sie hörten alle auf zu grasen, drehten die Köpfe nach uns hin und schauten uns vertrauensvoll an.

      Bald waren wir bei der vordersten Kuh angelangt. Sie ließ sich ruhig von uns streicheln und liebkosen.

      Ich schnallte meinen Rucksack ab, legte ihn ins Gras und nahm meinen kleinen zinnernen Becher heraus.

      „Ich werde ganz allein melken, Valdemar. Ich verstehe das. Du aber sollst bei der Kuh stehen bleiben und sie streicheln, damit sie stillhält.“

      Valdemar begann sofort, das gute Tier am Kopfe freundschaftlich zu tätscheln, während ich mich auf die Knie fallen ließ und, den Becher fest in der linken Hand haltend, das Euter mit der rechten Hand anfaßte und die warme Milch herauspreßte.

      Die Operation gelang prächtig, und in kurzer Zeit war der Becher zum Überfließen voll.

      Ich stand auf, brachte ihn meinem Freunde und bat ihn, den ersten Trunk zu tun.

      Freudestrahlend setzte er den vollen Becher an die Lippen und trank in einem Zuge den köstlichen Inhalt aus.

      „Wie das gut schmeckt, Nonni!“ sagte er. „Aber wir müssen noch ein paar Becher trinken.“

      „Das ist ja ganz klar, Valdemar“, erwiderte ich, indem ich mich anschickte, einen zweiten Becher voll zu melken.

      Im Nu war auch der zweite Becher voll. Ich bot auch diesen meinem kleinen durstigen Reisegefährten an. Er nötigte mich aber, selbst zu trinken. Es ist ja noch immer genug da“, sagte er.

      Valdemar hatte recht: es war genug da, und die Milch war vorzüglich.

      Es sollte nun der dritte Becher voll gemolken werden.

      Als er halb mit Milch gefüllt war, kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel eine fürchterliche dänische Dogge in gewaltigen Sprüngen auf uns zugerannt. . . . Und hinter ihr her ein junger, etwa zwanzigjähriger Bauernbursche mit einem dicken Stock in den Fäusten. . . .

      Sie kamen vom Hofe des Bauern her und sahen sehr bedrohlich aus. . . . Ja, es machten sowohl die Bestie wie auch der junge Mann so grimmige Gesichter, daß Valdemar und mir angst und bange wurde.

      Der erste, der uns erreichte, war der Hund. Er sprang wütend auf mich zu, wie ich eben dastand mit dem halbgefüllten Becher in der linken Hand. Ich wollte mich durch einen Seitensprung vor ihm retten. Dazu ließ er mir aber keine Zeit. Keuchend riß er den Rachen auf, packte meinen rechten Oberarm und biß so fest zu, daß seine Zähne durch die Kleider und die Haut bis tief auf den Knochen drangen.

      Ich schrie laut auf vor Entsetzen und schleuderte die ganze Milch, die im Becher war, der furchtbaren Bestie direkt in die Augen.

      Geblendet durch die weiße Flüssigkeit ließ der Hund mich los, so daß ich mich durch einen Sprung neben Valdemar stellen konnte.

      In diesem Augenblick war nun auch der Bauernbursche da.

      Er faßte den wütenden Hund am Halsband und hielt ihn fest.

      Meine Aufregung war so groß, daß ich im Augenblick gar keinen Schmerz von meiner Wunde am Arm verspürte.

      Bei diesen Schrecknissen stand die große rote Kuh gelassen da, wie wenn die ganze Sache sie nicht im mindesten anginge. — Sie schien sowohl den Mann wie den Hund zu kennen.

      Sobald der junge Bursche den großen Hund in seiner Gewalt hatte, kamen wir an die Reihe. Er warf uns böse Blicke zu und sagte:

      „So, jetzt seid ihr abgefangen, ihr Diebe. Ihr kommt nun sofort mit mir nach dem Hof. Dort wird der Bauer noch ein paar Wörtlein mit euch zu reden haben; ihr sauberen Herren, ihr!“

      Die letzten Worte sprach er mit einem solch höhnischen Lachen aus, daß wir nichts Gutes zu ahnen begannen.

      Im ersten Augenblick wußten wir nicht, was wir antworten sollten. Aber bald kam ich doch so weit zu mir selbst, daß ich erwidern konnte:

      „Wir sind keine Diebe. Wir wollten nur ein wenig Milch trinken, weil wir so durstig waren.“

      Bei dieser Antwort lachte der junge Bauernbursche laut auf.

      „So, so — ohne jede Erlaubnis die Milch aus unsern Kühen zu trinken, das ist kein Diebstahl? Sagt das nur dem Bauern im Hof. Das weitere wird dann schon kommen.“

      „Wir hatten von vornherein die Absicht, hernach zum Bauern zu gehen und ihm zu sagen, daß wir ein wenig von seiner Milch getrunken haben.“

      Bei dieser Antwort lachte der junge Bursche noch viel ärger und sagte: „Famos, mein Junge! Sag auch das dem Bauern! Das wird ihm Spaß machen. — Übrigens kann ich euch eine sehr erfreuliche Nachricht bringen: Als der Bauer mich mit dem Hund fortschickte, euch hier abzuholen, da war er eben damit beschäftigt, sich eine Birkenrute zurechtzuschneiden.“

      Es entstand eine Pause.

      Valdemar schaute mich entsetzt an.

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