Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen. Jón Svensson
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen - Jón Svensson страница 13

СКАЧАТЬ los, warf ihn auf den Rasen, zog mit Hilfe Valdemars meine Jacke aus und schob den Hemdärmel nach oben.

      Viel Blut war zwar nicht zu sehen, aber ein paar unheimliche blaue Löcher am oberen Armmuskel. Ich unterdrückte die Schmerzen und preßte die Wunden, und gleich floß reichlich Blut.

      „Sie sehen“, fuhr ich nach einer Weile siegesgewiß fort, „wie wütend er mich gepackt hat. Und da sagen Sie noch, ich sei gar nicht gebissen worden!“

      Der Bursche wurde unsicher und erwiderte:

      „Das hätte ich mir doch nicht gedacht.“

      Die Lage schien sich wesentlich zu unsern Gunsten wenden zu wollen. Ich entschloß mich daher, die Bestürzung des Burschen möglichst auszunützen und der Begegnung mit dem Bauern ein wenig vorzuarbeiten, und fuhr fort:

      „Ich hätte auch nicht gedacht, daß Sie es wagen würden, einen so gefährlichen Hund auf uns zu hetzen. Sie wissen doch, daß das sehr strenge bestraft wird.“

      „Bestraft wird! Von wem denn?“

      „Von der Polizei. Dafür kommt man ins Gefängnis und muß Buße zahlen. Viel Geld!“

      Der junge Mann schaute mich erst etwas betroffen an, dann sagte er:

      „Oh, Polizei und Gefängnis! Das gibt es hier auf dem Lande nicht. Es sind hier keine Polizisten, die sich in unsere Sachen einmischen.“

      „Ja, das tun sie nicht, wenn man nichts sagt. Ich werde es aber der Polizei in Kopenhagen sagen.“

      Der junge Mann schmunzelte:

      „Erzähle du, was du willst. Damit machst du mich nicht bange. Übrigens habe ich nur getan, was der Bauer mir befohlen hat. Ihn allein geht das an, nicht mich.“

      Es freute mich, daß er die Verantwortung auf den Bauern abzuwälzen suchte. Denn nur vor ihm waren wir bange, und es galt, gerade ihm Furcht vor der Polizei einzuflößen, um ihn mit seiner Birkenrute milde zu stimmen.

      „Übrigens“, fuhr ich fort, „wenn das den Bauern allein angeht, dann ist er in Gefahr. Es wundert mich, daß er befohlen hat, den Hund auf uns zu hetzen.“

      Der Bursche schwieg, und ich konnte gut merken, daß er noch verlegener war als vorher.

      Nach einer Weile kam er auf mich zu, nahm meinen Arm und untersuchte genau die Wunden. Ich merkte, daß er nicht recht wußte, was er tun solle.

      Schließlich fragte er:

      „Tut es dir sehr weh?“

      „Ja, es tut mir furchtbar weh. Es ist, wie wenn Gift in die Wunde gekommen wäre.“

      Der junge Mann schien jetzt ernstlich bange zu werden. Er sagte:

      „Nein, Gift ist das nicht, es ist nur etwas Schmutz. Unsere Hausfrau wird das schon waschen und einen Verband anlegen.“

      Ich zog die Jacke an, nahm den Rucksack und wollte ihn wieder auf den Rücken schnallen. Der Bauernbursche bot sich an, ihn für mich zu tragen. Ich nahm diesen Dienst aber nicht an, sondern bat wiederum Valdemar, mir behilflich zu sein.

      „Siehst du, Valdemar, dem Burschen ist bange geworden“, flüsterte ich Valdemar ins Ohr.

      „Ich merke es auch“, sprach der Kleine leise zurück. „Aber wie wird es mit dem Bauern gehen?“

      „Wenn wir beide mutig sind, wird es ihm geradeso gehen wie dem Burschen.“

      „Gut, Nonni“, sagte Valdemar, „ich werde versuchen, mutig zu sein.“

      6. Der zornige Bauer

      Nun kamen wir bei dem Bauernhof an. Vor dem Eingang stand ein großer und kräftiger Mann. In der rechten Hand hielt er eine lange Birkenrute.

      Der Hund sprang gleich zu ihm hin und begrüßte ihn mit lautem Bellen und allerlei sonstigen Freundlichkeiten.

      Sein Herr wies ihn aber zornig von sich ab.

      Der Bursche trat näher und sagte:

      „Hier sind die beiden Diebe.“

      Der furchtbare Mensch gab keine Antwort, sondern schaute uns fortwährend mit grimmigen Augen an. Der Bursche verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen, in den Hof hinein.

      Valdemar war blaß geworden wie eine Leiche. Er wagte kaum die Augen aufzumachen.

      Ich selber, der bisher dem kleinen Valdemar mit so vielem Eifer Mut zugesprochen hatte, fühlte jetzt meine eigene Zuversicht schwinden.

      Wir standen alle da, ganz still. Keiner sprach ein Wort. Selbst der Hund war hinter einen Steinblock gekrochen und hatte sich dort hingelegt.

      Es waren schreckliche Augenblicke. . . .

      Ich suchte mich innerlich aufzuraffen. Es gelang mir aber nicht recht.

      Ich rief Gott und alle guten Geister um Hilfe an und wartete, was geschehen werde.

      Endlich öffnete der Bauer seinen Mund — und indem er mit der Rute zu jedem Worte den Takt schlug, schrie er uns mit Donnerstimme zu:

      „Was — habt — ihr — bei — meinen — Kühen — zu tun — gehabt?“

      Ich wollte antworten, aber die Worte blieben mir im Halse stecken. Ich brachte einstweilen keinen Laut heraus.

      Der furchtbare Blick des Bauern lastete auf uns mit Zentnerschwere und drückte uns beide zu Boden.

      Plötzlich dachte ich an Valdemar, und ich fühlte dabei, wie das Blut in mein Gesicht stieg. Ich schämte mich unsäglich vor meinem jüngeren, schwächeren Gefährten, dessen Führer ich sein sollte, daß ich mich nun plötzlich selber so schwach und so feige hatte zeigen können.

      Dieser Gedanke stärkte mich, richtete mich wieder auf und half mir, meine Angst vollständig zu überwinden.

      Ich hatte immer noch nicht geantwortet, und nun wiederholte der Bauer seine Frage, diesmal aber in einem noch viel schärferen Tone:

      „Was — habt — ihr — bei — meinen — Kühen — zu — tun — gehabt?“

      Jetzt fühlte ich, daß sein Zorn auch mich angesteckt hatte. Ich schaute ihm fest in die Augen und antwortete mit der ganzen Kraft meiner Stimme:

      „Wir wollten Milch trinken, weil wir durstig waren.“

      Der schreckliche Mensch schien ein paar Augenblicke in Verwirrung geraten zu sein wegen meiner plötzlichen Umwandlung. Er gewann aber bald die Fassung wieder und rot vor Wut donnerte er mir die Worte entgegen:

      „So! — Ihr wolltet meine Milch trinken. Da ihr also Diebe seid, werde ich euch mit der Rute züchtigen.“

      Ich war jetzt in Erregung gekommen und ließ mich nicht mehr einschüchtern. Ich schrie ihm mit voller Stimme zurück:

      „Wir sind keine Diebe. Wir wollten СКАЧАТЬ