Adams Letzte. Will Berthold
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Название: Adams Letzte

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9788711726976

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СКАЧАТЬ höchst interessante Person«, erwiderte Casagrande. »Vielen Dank noch für Ihre Hilfestellung«, verabschiedete er sich, um an seinen Tisch in der Hotelhalle zurückzugehen.

      »Leider ist unsere schöne Nachbarin gerade gegangen«, empfing ihn Odermatt.

      »Ich hab’ die Dame soeben getroffen und zu meiner Lesung eingeladen«, entgegnete der Starschreiber mit großartiger Beiläufigkeit. »Und sie hat zugesagt?« fragte Martin Laimer.

      »Nicht direkt«, räumte Casagrande ein. »Aber welche Lady würde denn auf Anhieb ja sagen?« Er sah auf die Uhr. »Was könnten wir mit dem heutigen Abend anfangen?«

      »Ich muß mich noch vom Flug erholen«, antwortete Ponsardin. »Ich bitte mich ebenfalls zu entschuldigen«, kam von dem Industriellen Laimer eine zweite Absage. »Ich treffe mich mit einem wichtigen Thai-Geschäftsfreund. Wir wollen unsere Niederlassung in Bangkok ausbauen.«

      »Und Sie, Mr. Whitehead?« fragte Casagrande.

      »Ich bin zu alt für solcherlei Exkursionen«, erwiderte der Börsen-Jobber. »Ich überlasse sie lieber jungen Hüpfern wie Ihnen, Gentlemen.«

      Ein paar Stunden später zogen sie los, zu dritt: Casagrande, der Bangkok-Kenner, war der Lotse, sein Verleger Bannister der Aufpasser und Odermatt der Voyeur des Sündenparadieses. Sie gingen zunächst zu Fuß durch die lange Silom-Road in Richtung Lumpini-Park. Hier liegen die Geldpaläste der Banken, die diplomatischen Vertretungen und die Büros der Fluglinien. Tagsüber ist dieser Stadtteil ein strebsames Viertel, aber wenn es dunkelt, gehört es zu den noch weit strebsameren Nachtschattengewächsen.

      Obwohl sich die Tageshitze etwas abgekühlt hatte, kochte Menam-Babylon Bangkok by night: Autos jagten Fußgänger, Fußgänger waren hinter sexotischen Geschöpfen her. Die Gehsteige quollen über; lustige Thaiboys nebst hübschen Begleiterinnen mit geschlitzten Augen und geschlitzten Röcken, niedliche Teepuppen, doch grazil und springlebendig, promenierten in einem pausenlosen Strom. Ein bißchen sahen sie aus wie die junge Königin Sirikit. Wenn auch mehr schnellebig als blaublütig, machten sie deutlich, daß zwei Drittel aller Bewohner der Metropole jünger als zwanzig Jahre sind.

      Amors Abenteuerer und Amors Sehmänner pflügten sich durch das Gedränge, vorbei an Schleppern und Neppern und an den Straßenküchen, deren Duft vom Benzingestank überlagert wurde. »Mein Gott, diese Speisen müssen doch von Bakterien verseucht sein«, sorgte sich Odermatt.

      »Die kochen so scharf, daß die Bakterien kaputtgehen«, erwiderte Casagrande lachend.

      »Gilt das auch für die Mädchen?« fragte der Schweizer. »Sind die auch so scharf?«

      »Die machen sie mit Cayennepfeffer an«, behauptete der Globetrotter. »Das sind Tausenfüßlerinnen der Erotik.«

      Odermatts Zunge fuhr über die Lippen bei der Vorstellung, daß diese zierlichen Goldblumen tausend Beine haben könnten. »Das ist schon etwas anderes wie Zürich-Niederndorf«, sagte er, »Außerdem kennt einen hier kein Mensch.«

      Sicherheitshalber drehte er sich um.

      »Bis auf ein paar Tausend Rotarier«, versetzte Casagrande lachend. »Aber die treiben sich nicht hier herum —«

      »Wenigstens nicht alle«, ergänzte er boshaft.

      Die Luft war wie warmes Spülwasser, sie legte sich auf den Brustkasten, machte das Atmen schwer. Das Hemd klebte schweißnaß auf der Haut. Rundum plärrte Musik und blinzelten die Neonlichter nervös. In den Massagesalons warteten zahllose Mädchen mit Orchideen im Haar darauf, gepflückt zu werden und dabei den Farangs, den Fremden mit der weißen Haut, eine Gänsehaut zu machen.

      Die drei vom »Oriental« hatten jetzt das tiefste Pat Pong erreicht, das größte Lotterviertel der Stadt. »Wollen wir einen kleinen Umweg machen?« schlug Casagrande vor. »Ganz schnell und unverbindlich?«

      Bannister brummelte etwas Unverständliches, aber Odermatt war voll bei der Sache. Sie stiegen die Treppe hoch, erreichten den Vorraum der Erwartung: Mädchen hinter einer Glaswand, nebeneinander aufgereiht, zwitscherten wie Vögel in einer Voliere. Sie hatten winzige Bikinis an oder pompöse Abendkleider, hautenge Shorts oder selbstentworfene Phantasiekostüme. Sie waren Nummern-Girls und trugen ihre Zahl sichtbar, bereit, unverzüglich Bestellungen à la carte auszuführen — Appetithäppchen oder große Menüs, wobei jeder Bahtschein zum Handgriff würde.

      »Und die Damen nebenan«, erklärte Casagrande, dem es Freude machte, Odermatt und vielleicht auch seinen Verleger in Versuchung zu führen, »die tragen nur ein Kleid aus Wind und Himmel —«

      »Was ist das?« fragte der Bankmann kurzatmig.

      »So nennt man in der Stadt der Engel das Evaskostüm«, erläuterte der Cicerone des Lotterviertels.

      Seine Begleiter nahmen mit den Augen Maß: Bannister noch immer distanziert. Odermatt traf eine theoretische Wahl, und er konnte sich nicht entscheiden, das Angebot überforderte ihn. Das Verlangen gärte in seinem Gesicht. Es lief auf, schwoll an, ließ seine Augen kleiner wirken; sie sahen aus wie Rosinen im Hefeteig.

      »Weiter, Freunde«, trieb sie Casagrande hinaus.

      »Aber nicht mehr zu Fuß«, stöhnte Bannister. »Ich denke, es reicht jetzt.« Sie winkten ein Taxi heran. Der Wagen hielt mit kreischenden Bremsen. Wie verabredet fuhren die drei zur Sukhumvit Road zu dem großen Fisch-Supermarkt-Restaurant mit dem Slogan: If it swims we have it, und es gab hier tatsächlich alles, was schwamm: Jede Art von Fischen, Krebsen, Hummern, tagesfrisch auf Eis gelegt; Kenner kauften mit dem Zeigefinger, dazu frisches Gemüse, Salate, Gewürze und die Getränke.

      Sie zahlten an der Kasse, schoben den Wagen in den Garten, suchten einen Platz und erklärten dann dem Kellner, wie sie die Fische zubereitet haben wollten. Der Mann brachte den Einkauf zu den Köchen, die vor allen Augen in großen Kupferkesseln die Meeresfrüchte brutzeln ließen.

      Die Freiluft-Köche waren Meister ihres Fachs und das Restaurant nicht nur pittoresk, sondern auch ein Gourmet-Treffpunkt. Bangkok-Besucher erhielten die Adresse als Geheimtip, der offensichtlich doch zirkulierte, denn das originelle Gartenrestaurant mit der Fisch-Folklore war ständig gut besetzt.

      »Zubereitung im Preis inbegriffen«, erläuterte Casagrande, der Weitgereiste, »Nur das Trinkgeld geht noch extra.«

      Odermatt war noch immer ein wenig durcheinander. »Vielen Dank für die Pat-Pong-Führung«, sagte er. »Daß es so etwas gibt — ich war schon mal auf der Hamburger Reeperbahn — auf der Ginza in Tokio und im Kopenhagener Tivoli — von Amsterdam gar nicht zu reden —, aber Bangkok schlägt wirklich alles —«

      »Gut, daß Sie Ihr Rotary-Abzeichen zu Hause gelassen haben«, spöttelte Casagrande.

      »Das ist Zufall«, behauptete der Gnom aus Zürich. »Ich hab’s beim Umziehen vergessen —« Er schenkte sich Wein nach. »Außerdem bin ich kein Knopfloch-Mensch.«

      »Zwei Ausreden sind immer schlechter als eine«, belehrte ihn der Autor. »Aber wir glauben Ihnen ja«, besänftigte er gleich wieder, »daß Sie kein Liederjan sind.«

      Überraschend schnell servierte der Kellner das Dinner, genau nach Wunsch. Bannister, der beim Einkauf noch die Nase gerümpft hatte, ging noch einmal in den Supermarkt zurück, um einen Lobster zu erstehen, den er sich dann grillen ließ. Odermatt holte zwei Flaschen des hervorragenden Chablis und lud seine Begleiter dazu ein. »In Paris bekomm’ ich ihn nicht СКАЧАТЬ