Die Musikantenstadt. Max Geißler
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Название: Die Musikantenstadt

Автор: Max Geißler

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9788711467701

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СКАЧАТЬ Furcht sollt ich haben.“

      Sie stützte sich auf den Ellenbogen. Das silberne Licht des Mondes fiel an die verhangenen Scheiben.

      „Du,“ sagte sie, „wenn sie dich in dieser Nacht anschiessen, ich weiss nicht was ich tu!“

      Der Pechschaber sah mit weit geöffneten Augen an die Decke und dachte: ‚Es ist schon recht, was der Veit gemeint hat von der Furcht der Weiberleut!‘ Er sagte aber:

      „Grimm dich nicht, Frau! Bald wirst du am liebsten selber mit auf die Wildbahn schleichen.“

      Da war draussen am Fenster in der Schattenwand des Hauses ein leises Klopfen vernehmbar.

      Die Pechschaberleute sprangen aus dem Bett, als hätten sie gefühlt, dass eine Otter zwischen ihnen über das Laken glitt. Die Annemirl warf sich rasch ein knielanges Röcklein über; — nun hatten sie schier drei Stunden gelegen und gelauscht und fuhren doch umher, als wären sie aus tiefstem Schlafe geschreckt worden. Während die Frau das Rockband sich knüpfte, sagte sie:

      „Möcht’ ich dir etwan ein Brot schneiden, Mann?“

      Der tat inzwischen den Fenstervorhang ein wenig zur Seite, um denen draussen ein Zeichen zu geben; dann sagte er:

      „Was willst du denn eigentlich aus dem Bett, Annemirl? Geh’ her und schlaf fix noch ein paarmal rum, dass du fertig wirst; denn bald reibt sich der Tag den Schlaf aus den Augen! Und ein Brot? Nein, ist nicht nötig. Nicht lang — so balzt der Spielhahn, und da möchten wir schon daran denken, uns wieder an den Steinhof heranzupirschen.“

      Die Frau setzte sich auf den Bettrand:

      „Jessmaria, wie du red’st, Girgl, schon wie ein richtiger Wildschütz!“

      Nun drückte sich der Pechschaber den grünen Hut auf den Kopf und stieg zum Fenster hinaus: „Damit die alt Steinhöferin nicht aus dem Schlaf fährt,“ sagte er; „wenn die mir über den Weg lief, Annemirl, keinen Schritt tät ich auf die Wildbahn, diese Nacht nicht!“

      Dann glitt er draussen hinab. Und die Annemirl rief ihm nach:

      „Das hättest du mir früher sagen müssen; leicht, sie wär dir dann dagestanden, die alte Steinhöferin — ein böses Zeichen auf deinem Weg! So wärst mir wenigstens daheimgeblieben.“

      Es war die heimliche Sorge, die aus ihr sprach. Dann schloss sich das Fenster, und die Annemirl legte sich wieder auf den Strohsack. Aber sie lag mit weiten Augen und wachen Ohren, — ob sie ein Schiessen vernähme den Berg herein.

      Der Mondschein lag wieder klar hinter den Scheiben, und nur aus dem Tal herauf klang das dumpfe, eintönige Rauschen des Wildwassers.

      7.

      Wie der Pechschaber draussen im Mondscheine stand, sah er nach der Waldecke hin und den Hang hinauf die breite Fährte der Wilderer im Tau; und ein Stück droben bemerkte er einen Mann, der gerade Deckung suchte. Er schritt nun eilig bergan und schritt über den weichen Nadelgrund zwischen den Stämmen, in dem jeder Tritt lautlos versank. Wie er an die Stelle kam, an der vorhin einer gestanden hatte, fand er aber nicht den Mann, der neulich mit einem Gebund Astholz im Walde zu ihm getreten war. Es standen vielmehr drei fürchterliche Gesellen mit russgeschwärzten Gesichtern und wilden Bärten vor ihm: drei richtige Bärenhäuter. Das Weisse ihrer Augen leuchtete den Pechschaber an, dass er zurückprallte. Erst an der Stimme erkannte er: der wildeste dieser drei, das war der Veit.

      Sie gingen nun lautlos ihre Bahn durch das Stangenholz, wo sie von der einen Seite hinter buschigen Jungfichten Deckung hatten. Sie schritten hintereinander und leise wie wechselndes Wild. Sie suchten die Schatten des Waldes, denn der Mond schien taghell. Der Pechschaber ging zuletzt und dachte, dass er sich nicht auch unkenntlich gemacht habe, sei recht töricht.

      Da schlug sich der eine seitwärts in das Holz, ein paar Rehsprünge weiter der andere. „Die Flinten holen sie,“ erklärte der Veit dem Girgl, als er seine fragenden Augen sah. „Die haben sie im Bergwald versteckt.“ Dann verschwand Veit auch, und der Pechschaber ging, wie ihm geheissen war, auf dem Wildwechsel weiter zu Berg und hockte sich an einer ihm von Veit beschriebenen Stelle ins Dickicht.

      Nicht lange, so pirschten sich die drei Gesellen heran.

      Der Bergwind erwachte, und die Wipfel begannen sich zu regen. Die Scheibe des Mondes bekam ein mattes, rotes Licht und hing nun über dem zackigen Saume des Waldes. Fern balzte ein Spielhahn. Der Mond versank; ein sanftes Gewebe von Licht lag über den fernen Bergkuppen.

      Wie sie wieder eine Weile gegangen waren, tat sich Veit plötzlich nieder; und auch die hinter ihm sanken in das tauige Waldgras. Der Wildschütz hatte das Gewehr in Anschlag gebracht und spähte zwischen den Stämmen des Hochwalds hindurch. Wie der Pechschaber auch die anderen mit angelegtem Gewehr in der Deckung hocken sah, schlug ihm das Herz bis in die Kehle; er hatte einen dürren Ast aufgegriffen; denn eine Waffe musste er haben, um ihnen helfen zu können. Er bohrte seine Blicke in das dämmerige Blau der Nacht, fühlte seine Pulse fliegen und den Atem über seine Lippen zittern.

      Da! Jetzt erst erkannte er: drüben zog der Bock mit drei Tieren durch das Holz und zog langsam heran, äsend, lauschend, während die Tiere sorgloser waren. Sie schritten näher, ruhig und langsam wie der Tag.

      Da spie das Eisenrohr des Veit auf einmal Feuer und Blei in den verträumten Wald und brüllte in die Stille und weckte das Echo auf. Das sprang durch die Schluchten, stiess gegen den Berg, prallte zurück und rannte weiter.

      Dem Pechschaber war, als wären alle Stämme lebendig geworden. Er sah die weissen Spiegel der drei Tiere durchs Holz fliegen; er hörte das dumpfe, angstvolle Schlagen ihrer flüchtigen Hufe.

      Aber nur Veit hatte sein Gewehr aus dem Anschlag, um eine neue Patrone in den Lauf zu schieben. Die anderen knieten, ohne sich zu regen, im Moos.

      Und der Wald war nun doch wieder still geworden; der Pechschaber hatte gedacht: So ein wildes Donnern kann gar nicht mehr einschlafen, das muss rollen bis in den Tag, muss in alle Hütten laufen und alle Förster und Heger rufen.

      Der Bock lag kaum drei Sprünge vom Kleinholz, das sich drüben, zwei Steinwürfe weiter, durch die Stämme zog. An dieses Holz pirschten sich die Wildschützen in Deckung heran. Die Schleier der Nacht hingen noch überall, und die Gewebe der Frühnebel sanken heimlich hinein. Aber wie die Männer hinausgetreten waren und das Stück Wild erfassten, um es in das Dickicht zu schleifen, kamen auf einmal Stimmen und Tritte von drüben.

      „Halt!“

      Das war ein Ruf, der hätte den geschwärzten Gesellen das Blut in den Adern erstarren machen müssen.

      Aber nur der Pechschaber schrie wild auf; war’s der Schreck, der ihm den Schrei entrang? War’s die List, die er sich vorhin ausgesonnen hatte, wie er hinter den drei zur Unkenntlichkeit entstellten Wilderern den Steilhang emporschritt, er, der einzige, der erkannt werden musste, wenn sie in dieser Nacht umstellt wurden?

      Während die drei den Bock an den Läufen in das Dickicht schleiften und in hastiger Flucht davonstoben, schlug der Pechschaber mit seinem dürren Aste wild um sich, hieb auf den Waldgrund, stürzte sich hin und sprang wieder empor und lief den drei Hegern entgegen, die mit den zum Anschlag fertigen Gewehren der Stelle zuschreiten wollten, an der die anderen verschwunden waren.

      So stand er nun allein den Waldhütern gegenüber, keuchend, mit wilden Augen, mit zerwühlten Haaren und sah, dass der eine sein Gewehr auf СКАЧАТЬ