Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst. Mika D. Mon
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Название: Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst

Автор: Mika D. Mon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Following You

isbn: 9783985221882

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СКАЧАТЬ Deimos Kahlish loszuwerden.

      Zweitens – und das ist das viel größere Problem – ich mag den Scheißkerl einfach.

      Schnaubend drehe ich mich von ihm weg. »Ist gut. Ich werde sie in Ruhe lassen.«

      4

      Sie

       Es gibt Ereignisse im Leben, die Narben auf der Seele hinterlassen, die so tief sind, dass man sie nicht mehr zu verbergen vermag.

      Bisher habe ich mich für eine unerschütterliche Frohnatur gehalten, die nichts so schnell aus der Bahn werfen kann. Ich dachte, nachdem meine Mutter uns verlassen und mein Vater mich wie einen kostbaren Kanarienvogel eingesperrt hatte, dass mich nichts mehr in die Knie zwingen könnte. Als ich meiner Mama hinterhersah, wie sie mit zwei riesigen Koffern unser Haus für immer verließ, habe ich tagelang geweint. Mich in Selbstmitleid gesuhlt und an mir gezweifelt.

      Sie hatte mir die Entscheidung überlassen, ihr nach Berlin zu folgen und mein ganzes Leben zurückzulassen. Bis zu dem Tag, an dem sie ging, hatte ich die romantische Vorstellung, dass meine eigene Mutter sich niemals gegen mich entscheiden würde. Dass sie nicht gehen würde, wenn ich mich dazu entschied, hierzubleiben. Doch sie hat mir bewiesen, dass auch die Liebe einer Mutter manchmal an ihre Grenzen stößt.

      Und auch wenn ich es nicht wollte, wuchs irgendwo in mir der Keim eines Hirngespinstes heran: Sie hat mich nicht genug geliebt. Und wieso? Weil ich nicht gut genug war. Es musste an mir liegen. Ich weiß, dass es nicht so ist. Aber es gibt Gedanken, die man nicht unterdrücken kann. Sie kommen leise und heimlich. Unbemerkt schlägt die dunkle Saat wurzeln und schlingt ihre Ranken um die Seele und den Geist.

      Ja. Ich hatte damals eine Wahl gehabt und eine Entscheidung getroffen. Und dennoch hatte ich gehofft, dass die Lippen meiner Mutter folgenden Satz formen würden: »Ohne dich gehe ich nicht!«

      Eines Abends, als ich mich in den Schlaf weinte, kam mein Vater zu mir. Er setzte sich neben mich auf mein Bett und nahm meine Hand. Er sah mir in die Augen und sagte:

      »Eine Königin steht auf und zieht ihr Schwert.«

      Er spielte damit auf unseren Familiennamen König an. Es war ein Spruch, den er mir schon immer predigte, wenn ich hinfiel und weinte oder wenn ein Spielzeug kaputt ging. Ich hatte schnell gelernt, was dieser Satz bedeutet: Lass dich nicht unterkriegen. Das Leben geht weiter. Steh auf und kämpfe.

      Seit diesem Tag habe ich nie wieder um meine Mutter geweint. Denn ich verstand: Es änderte nichts. Sie würde nicht zurückkommen und es half nichts, im Selbstmitleid zu versinken.

      Doch trotz all dem muss ich jetzt lernen, dass ich nicht so unverwundbar bin, wie ich gedacht habe. Die Ritterrüstung dieser Königin hat Risse bekommen. Seitdem Tag, an dem ich einem Mann aus Notwehr ein Auge zerstach, suchen mich diese Bilder heim. Ich träume davon. Spüre noch in meinen Händen, wie das Plastik über den Schädelknochen schrammt.

      Doch das sind noch die harmlosen Träume. Viel schlimmer sind die, in denen ich wehrlos gefesselt bin und mehrere Männer auf mich einschlagen und mir meine Kleidung vom Leib reißen. Jeder Traum endet damit, dass sie alle nacheinander aufplatzen, bevor sie mich vergewaltigen können. Nichts als blutige Häufchen aus Fleisch und Blut bleiben von ihnen zurück.

      In all diesem Massaker steht ein Mann. Groß und bedrohlich. Ich weiß, dass es Seth ist, auch wenn ich sein Gesicht nicht sehe. Er blickt mich aus seinen dunklen, von Schatten umrahmten Augen an und dann geht er. Lässt mich gefesselt zurück in diesem Gemetzel aus Blut und Gedärmen. Erst dann wache ich schweißgebadet auf.

      Manchmal werde ich auch in meinen Träumen von einer unbekannten Gestalt verfolgt. Keine Ahnung, ob ich damit verarbeite, gestalkt worden zu sein, oder ob es die Angst ist, dass diese kriminellen Typen immer noch hinter uns her sind.

      Den ersten Tag nach meiner Heimkehr verbringe ich mit meinem Vater und damit, die Kommissare der Kripo zufriedenzustellen. Sie reden auf mich ein und fragen mich nach jedem Detail. So gut es geht, versuche ich, die Wahrheit zu sagen, und lasse dabei lediglich aus, dass sich eine verdrehte Romanze zwischen mir und meinem Entführer entwickelt hat. Auch Seths Namen erwähne ich nicht.

      Am zweiten Tag kommt Leonie zu mir nach Hause, um mich zu besuchen. Sogar mein Vater ist sensibel genug zu wissen, dass ich jetzt meine beste Freundin brauche, und verkneift sich jeden bissigen Kommentar.

      »Kiki«, sagt Leonie, als sie mein Zimmer betritt und die Arme ausbreitet. Ich laufe ihr entgegen und lasse mich von ihrer Umarmung einfangen. Fest drücke ich mich gegen sie, nehme ihren Duft tief in meine Lunge auf. Es tut gut, sie zu riechen und sie zu sehen. Sie sieht aus wie immer mit ihren roten Haaren und dem Biker-Look. Jedoch tiefe Sorge steht ihr auf die sonst ebenmäßige Stirn geschrieben.

      »Gott, ich bin so froh, dass du lebst.« Ihre Stimme ist leise und belegt, weil sie mit den Tränen ringt. Als ich zu ihr hinaufblicke, sehe ich ihre blauen Augen feucht glitzern.

      »Es ist alles gut, Leo«, versuche ich, sie zu beruhigen und lächle sie warm an. »Ich lebe. Ich bin wieder da. Es war die Hölle – aber jetzt ist es vorbei! Also, hey … Kopf hoch!«

      Leo sieht mich an, als zweifle sie an meinem Verstand, dann schüttelt sie den Kopf und zieht mich erneut in eine Umarmung.

      »Ich hab’ echt keine Ahnung, wie man reagiert, wenn die beste Freundin entführt wurde und gerade erst wiedergekommen ist. Was tut man dann? Was sagt man? Du weißt, dass ich in diesem emotionalen Kram nicht die Allerbeste bin. Ich … ich weiß gar nicht, was ich machen soll.«

      »Ist schon gut, Leo. Die Situation ist auch für mich total merkwürdig. Ich meine, bei uns im Wohnzimmer sitzen quasi zwei deutsche FBI-Agenten. Ich bin entführt worden. War eingesperrt in irgendeine Dachgeschoss-Wohnung hier in Frankfurt. Kriminelle Typen haben mich gefesselt und geschlagen, damit mein Vater auf den Deal eingeht und sein Medikament nicht auf den Markt bringt. Das ist alles so abgedreht, dass ich es selbst gar nicht glauben kann. Ich dachte immer, so etwas passiert nur im Fernsehen.« Ich drücke mich absichtlich harmloser aus, als es war, um meine Freundin nicht noch mehr zu verunsichern. Allerdings geht mein Plan nicht auf.

      Leo schaut mich zweifelnd mit schmalen Lippen an.

      »Ach komm, jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Mir geht es doch gut!« Ich nehme ihre Hand und ziehe sie mit mir zu meinem Bett.

      Wir lassen uns auf der flauschigen, weißen Tagesdecke nieder und ich behalte ihre Hand in meiner. »Lass uns lieber einfach froh sein, dass ich zurück bin, okay?«

      »Aber Kiki, willst du denn gar nicht darüber reden, was dir passiert ist? Wie konnten sie dich überhaupt entführen – ich meine dieser Wachhund da draußen«, sie zeigt mit dem Daumen zur Zimmertür, vor der Dimitri steht, »folgt dir auf Schritt und Tritt. Wie konntest du da …« Ihre Stimme versagt. »Fuck, es tut mir so leid! Ich habe dich auch noch dazu angestiftet, ihn loszuwerden und dich von zu Hause rauszuschleichen! Ich … ich wusste nicht, dass …«

      »Leo! Jetzt hör auf! Ich bin erwachsen und ich treffe meine Entscheidungen ganz allein! Außerdem bin ich nicht in der Nacht entführt worden, als wir auf der Studentenparty in dem Nachtclub waren. Du konntest nichts dafür! Red‘ dir so einen Unsinn bloß nicht ein!«

      Leonie СКАЧАТЬ