Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl. Jan Quenstedt
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СКАЧАТЬ Aufgaben tritt also nicht an die Stelle des diakonischen Einsatzes aller Gemeindeglieder, sondern ergänzt ihn.“9 Im Licht von Apg 6Apg 6 sei noch einmal deutlich zu machen, dass auch der WortdienstWortverkündigung in den DiakoniebegriffDiakoniebegriff eingebunden sei.10 Anhand der Apostolischen Väter werde dann deutlich, dass die InstitutionalisierungInstitutionalisierung der „Diakonie“ im Laufe der Geschichte weiter voranschreite.11 Abschließende Thesen beschreiben die „Diakonie“ als nota ecclesiae12, verdeutlichen noch einmal das weite BedeutungsspektrumBedeutungsspektrum des Begriffs.

      1.2.2.3 Kritische Würdigung

      In seinem Beitrag versucht Luz einen grundlegenden Einblick zur biblischen Begründung der „Diakonie“ zu geben. Dabei beschränkt er sich nicht ausschließlich auf den neutestamentlichen Befund, sondern nimmt auch das Alte Testament sowie die jüdische und nachneutestamentliche Tradition in den Blick. Es ist evident, dass dieser knappe Überblick nicht ohne notwendige Kürzungen auskommt. Dennoch bietet er für die Leserinnen und Leser eine profunde Grundlage für eigene Überlegungen. Besonders die Thesen bzw. „Theologischen Impulse“ am Ende der Ausführungen laden zu einer Weiterarbeit auf Grundlage seiner Ausführungen ein. Zugleich ist aber kritisch anzumerken, dass die biblische Fundierung innerhalb des Sammelbandes rein quantitativ gesehen – 19 Seiten Aufsatz bei einer Gesamtseitenzahl von weit über 600 – sehr marginal ist. Zu würdigen ist aber, dass Luz innerhalb seiner Ausführungen einen weiten Raum öffnet, in dem sich „Diakonie“ in biblischer Lesart zu verorten habe, ohne sich in Detailfragen der exegetischen bzw. diakoniewissenschaftlichen Forschung zu verlieren.

      1.2.3 „Diakonische Konturen. Theologie im Kontext sozialer Arbeit“

      Bei dem unter diesem Titel publizierten Sammelband handelt es sich um eine Veröffentlichung des Diakoniewissenschaftlichen Instituts an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.1

      1.2.3.1 Aufbau

      Der Band weist eine Zweiteilung auf, die den Überlegungen zur „Theologie im Kontext sozialer Arbeit […] [d]iakonische Konturen im Neuen Testament“ voranstellt.1 Während der zweite Teil größtenteils Probevorlesungen darbietet, die an der Evangelischen Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg im Jahr 2002 gehalten worden, bietet der erste Teil zwei Abschlussarbeiten aus dem Diakoniewissenschaftlichen Institut Heidelberg sowie Aufsätze zur Auseinandersetzung mit dem Begriff διακονία unter Rückgriff auf die Überlegungen von John N. Collins.2 Rein quantitativ ist anhand der Seitenzahl eine ungefähre Parität zwischen beiden Teilen festzuhalten.

      Für die Frage nach der Bedeutung biblischer Texte in diakonischen bzw. diakoniewissenschaftlichen Kontexten ist der erste Teil relevant. Dabei ist voranzustellen, dass sich der Band besonders in Bezug auf die neutestamentlichen Ausführungen als Grundlage weiterführender Diskussionen und nicht als abschließende Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Diskurses versteht. Ziel aller Ausführungen sei es, „die Diakonie mit Hilfe ihres theologischen Erbes neu zu profilieren, sei es durch exegetische Arbeit an diakonischen oder sozialen Schlüsseltexten des Neuen Testaments, sei es durch theologisch-ethische Reflexionen bestimmter Kontexte sozialen Handelns.“3

      1.2.3.2 Inhalt

      Die Ausführungen zu den diakonischen Konturen im Neuen Testament werden von Überlegungen von Bettina Rost zum sozialen Handeln im lukanischen Doppelwerk eröffnet.1 Sie rekurriert dabei besonders auf die Thematik von ArmutArmut und ReichtumReichtum im Horizont der kommenden GottesherrschaftGottesherrschaft. Sie zeigt, dass als ethische Mitte bei Lukas die Spenden- und Almosenforderung gesehen werden könne.2 Insofern lasse sich sagen, dass Lukas an wohlhabenden Gemeindegliedern interessiert sei, zu denen er ein seelsorgerliches Verhältnis aufzubauen sucht, um sie für seine Argumentation zu gewinnen: „Er ist an ihrer ethischen Umkehr zu den Bedürftigen hin interessiert.“3 Ziel sei es, „eine alternative Lebensweise zu wagen im Dienst der wirtschaftlich Benachteiligten. Dazu gehöre die Bereitschaft zu aktiver WohltätigkeitWohltätigkeit über das gewohnte Maß hinaus, sodass die Gegensätze, die faktisch zwischen Arm und Reich bestehen, verringert werden können.“4 Die MotivationMotivation zu diesem Handeln werde in Lk 6,35f.Lk 6,35f. deutlich: BarmherzigkeitBarmherzigkeit werde möglich, weil Gott barmherzig sei. Der BarmherzigkeitBarmherzigkeit sei so eine eschatologisch-soteriologische Dimension inhärent: „Lukas fordert auf zu SolidaritätSolidarität und VerantwortungVerantwortung für den Mitmenschen, denn nur mit dem Mitmenschen gemeinsam findet der Mensch zum Heil.“5 Damit werde anhand der Ausführungen deutlich, dass „Diakonie“ auch im Sinne von Verteilungsgerechtigkeit verstanden werden könne, die die Grundlage für das weitere sozial-karitative Handeln darstelle. Abgeschlossen werden Rosts Ausführungen durch Anmerkungen zur Aktualität der Armutsproblematik.

      Den umfangreichsten Aufsatz des Sammelbandes bietet Dirk Jonas mit Überlegungen zum Verständnis der „Diakonie“ bei den Evangelisten Markus und Lukas.6 Wie schon bei dem Beitrag von Bettina Rost handelt es sich bei den Ausführungen Jonas’ um Überlegungen, die im Rahmen einer diakoniewissenschaftlichen Abschlussarbeit bzw. Diplomarbeit angestellt wurden. Ziel seiner Ausführungen sei es, Begründungszusammenhänge diakonischen Handelns in neutestamentlicher Perspektive darzustellen, um damit einen umfassenden biblischen Einblick in die Thematik zu bieten. Es erscheint s. E. sachgemäß, von einer Betrachtung des διακον-Wortfeldes ausgehend die biblischen Vorstellungen vorzutragen. Anhand einer Exegese von Mk 10,35–45Mk 10,35–45 mit Bezug auf biblische und außerbiblische Bezüge arbeitet Jonas den markinischen DienstbegriffDienstbegriff heraus, der im Anschluss an Mk 10,45Mk 10,45 von der ganzen Existenz Christi her zu verstehen und als Befreiungstat Christi inhaltlich zu füllen sei.7 Dementsprechend sei die „Befreiung des Menschen als VersöhnungVersöhnung mit Gott und Findung der eigenen IdentitätIdentität […] als Zeichen der in die Gegenwart hineinwirkende basileia Gottes zu verstehen. Mit ihr manifestiere sich der Herrschaftswechsel, der sich in der Existenz Jesu als einer, der dient und bedient werden will, vollzieht.“8 „Diakonie“ in der NachfolgeNachfolge Jesu sei als Befreiung zu verstehen „und zwar in Bezug auf die eigene Person, im Verhältnis zum Mitmenschen und im Verhältnis zu dem, was man besitzt.“9 Der qualitative Unterschied zwischen dem Dienen Jesu und dem Dienen der Menschen sei in dem „LösegeldLösegeld“ zu finden, das diese Befreiungstätigkeit nach Mk 10,45 erst ermögliche. Auf ähnlicher Linie erfolge die Argumentation und Begründung im lukanischen Doppelwerk, in dem das gesamte Wirken Jesu als „Diakonie“ bzw. Dienst verstanden werde, wobei Jesus als Diener wiederkommen werde (vgl. Lk 12,37Lk 12,37). In der Zeit zwischen dem Wirken des irdischen Jesus und dem des Wiederkommenden vollziehe sich der Dienst des Menschen in der NachfolgeNachfolge Jesu und vor dem Horizont des kommenden GottesreichesReich Gottes.10 Dieser Dienst sei als Auslegung des Doppelgebots der LiebeLiebe zu verstehen, wird durch die BarmherzigkeitBarmherzigkeit Gottes motiviert (vgl. Lk 6,36Lk 6,36) und geschehe im GlaubenGlaube. „Das heißt, der Dienst des Menschen erhält seinen Sinn nicht von dem her, was der Mensch tut, sondern vom SelbstverständnisSelbstverständnis des Menschen als Glaubender und zum GlaubenGlaube Gerufener.“11 Für die Charakterisierung der ApostelApostel und des PaulusPaulus in der Apostelgeschichte sei es wichtig festzuhalten, dass ihr Dienst bzw. ihre „Diakonie“ „das Zeugnis vom irdischen Jesus und das Zeugnis vom auferstandenen Jesus“12 darstelle. Somit würden die ApostelApostel die Kontinuität zwischen der Erdenzeit Jesu und der Zeit nach seiner Himmelfahrt gewährleisten. Für Paulus sei anzunehmen, dass sein Dienst in MissionMission, Predigt, Gemeindeaufbau und auch karitativen Tätigkeiten bestand.13 Für die „Diakonie“ der ApostelApostel biete Lk 9,1ff.Lk 9,1ff. eine inhaltliche Konkretion und Füllung, darüber hinaus gehöre nach der Apostelgeschichte die Organisation des Gemeindelebens zu ihrer „Diakonie“. Summarisch sei mithin festzuhalten, dass „auch der Dienst der Menschen, die heute in der Erwartung der Wiederkunft Jesu als Glaubende und zum GlaubenGlaube Gerufene leben, nach lukanischem Verständnis – jedenfalls der Sache nach – zum Zeugnis vor der Welt vom Dienst des gekommenen und wiederkommenden Herrn [werde].“14 Der signifikanteste Unterschied СКАЧАТЬ