Der Stechlin. Theodor Fontane
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Stechlin - Theodor Fontane страница 3

Название: Der Stechlin

Автор: Theodor Fontane

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726540147

isbn:

СКАЧАТЬ eine kleine Fontäne plätscherte. Rechts daneben lief ein sogenannter Poetensteig, an dessen Ausgang ein ziemlich hoher, aus allerlei Gebälk zusammengezimmerter Aussichtsturm aufragte. Ganz oben eine Plattform mit Fahnenstange, daran die preussische Flagge wehte, schwarz und weiss, alles schon ziemlich verschlissen.

      Engelke hatte vor kurzem einen roten Streifen annähen wollen, war aber mit seinem Vorschlag nicht durchgedrungen. ,,Lass. Ich bin nicht dafür. Das alte Schwarz und Weiss hält gerade noch; aber wenn du was Rotes drannähst, dann reisst es gewiss.“

      Die Pfeife war ausgegangen, und Dubslav wollte sich eben von seinem Platz erheben und nach Engelke rufen, als dieser vom Gartensaal her auf die Veranda heraustrat.

      ,,Das ist recht, Engelke, dass du kommst . . . Aber du hast da ja was wie’n Telegramm in der Hand. Ich kann Telegramms nicht leiden. Immer is einer dod, oder es kommt wer, der besser zu Hause geblieben wäre.“

      Engelke griente. „Der junge Herr kommt.“

      „Und das weisst du schon?“

      ,,Ja, Brose hat es mir gesagt.“

      „Soso. Dienstgeheimnis. Na, gib her.“

      Und unter diesen Worten brach er das Telegramm auf und las: „Lieber Papa. Bin sechs Uhr bei Dir. Rex und von Czako begleiten mich. Dein Woldemar.“

      Engelke stand und wartete.

      „Ja, was da tun, Engelke?“ sagte Dubslav und drehte das Telegramm hin und her. „Und aus Kremmen und von heute früh“, fuhr er fort. „Da müssen sie also die Nacht über schon in Kremmen gewesen sein. Auch kein Spass.“

      „Aber Kremmen is doch soweit ganz gut.“

      „Nu, gewiss, gewiss. Bloss sie haben da so kurze Betten . . . Und wenn man, wie Woldemar, Kavallerist ist, kann man ja doch auch die acht Meilen von Berlin bis Stechlin in einer Pace machen. Warum also Nachtquartier? Und Rex und von Szako begleiten mich. Ich kenne Rex nicht und kenne von Szako nicht. Wahrscheinlich Regimentskameraden. Haben wir denn was?“

      „Ich denk’ doch, gnäd’ger Herr. Und wofor haben wir denn unsre Mamsell? Die mpird schon was finden.“

      „Nu gut. Also wir haben was. Aber wen laden wir dazu ein? So bloss ich, das geht nicht. Ich mag mich keinem Menschen mehr vorsetzen. Czako, das ginge vielleicht noch. Aber Rex, wenn ich ihn auch nicht kenne, zu so was Feinem wie Rex pass’ ich nicht mehr; ich bin zu altmodisch geworden. Was meinst du, ob die Gundermanns wohl können?“

      „Ach, die können schon. Er gewiss, und sie kluckt auch bloss immer so ’rum.“

      „Also Gundermanns. Gut. Und dann vielleicht Oberförsters. Das älteste Kind hat freilich die Masern, und die Frau, das heisst die Gemahlin (und Gemahlin is eigentlich auch noch nicht das rechte Wort), die erwartet wieder. Man weiss nie recht, wie man mit ihr dran ist und wie man sie nennen soll, Oberförsterin Katzler oder Durchlaucht. Aber man kann’s am Ende versuchen. Und dann unser Pastor. Der hat doch wenigstenis die Bildung. Gundermann allein ist zuwenig und eigentlich bloss ein Klutentreter. Und seitdem er die Siebenmühlen hat, ist er noch weniger geworden.“

      Engelke nickte.

      „Na, dann schick also Martin. Aber er soll sich proper machen. Oder vielleicht ist Brose noch da; der kann ja auf seinem Retourgang bei Gundermanns mit ’rangehn. Und soll ihnen sagen sieben Uhr, aber nicht früher; sie sitzen sonst so lange ’rum, und man weiss nicht, wovon man reden soll. Das heisst mit ihm; sie red’t immerzu . . . Und gib Brosen auch ’nen Kornus und funfzig Pfennig.“

      „Ich werd’ ihm dreissig geben.“

      „Nein, nein, funfzig. Erst hat er ja doch was gebracht, und nu nimmt er wieder was mit. Das is ja so gut wie doppelt. Also funfzig. Knaps ihm nichts ab.“

      2

      Ziemlich um dieselbe Zeit, wo der Telegraphenbote bei Gundermanns vorsprach, um die Bestellung des alten Herrn von Stechlin auszurichten, ritten Woldemar, Rex und Czako, die sich für sechs Uhr angemeldet hatten, in breiter Front von Kremmen ab; Fritz, Woldemars Reitknecht, folgte den dreien. Der Weg ging über Wutz. Als sie bis in Nähe von Dorf und Kloster dieses Namens gekommen waren, bog Woldemar vorsichtig nach links hin aus, weil er der Möglichkeit entgehen wollte, seiner Tante Adelheid, der Domina des Klosters, zu begegnen. Er stand zwar gut mit dieser und hatte sogar vor, ihr, wie herkömmlich, auf dem Rückwege nach Berlin seinen Besuch zu machen; aber in diesem Augenblick passte ihm solche Begegnung, die sein pünktliches Eintreffen in Stechlin gehindert haben würde, herzlich schlecht. So beschrieb er denn einen weiten Halbkreis und hatte das Kloster schon um eine Viertelstunde hinter sich, als er sich wieder der Hauptstrasse zumandte. Diese, durch Moorund Wiesengründe führend, war ein vorzüglicher Reitweg, der an vielen Stellen noch eine Grastarbe trug, weshalb es anderthalb Meilen lang in einem scharfen Trabe vorwärtsging, bis an eine Avenue heran, die gradlinig auf Schloss Stechlin zuführte. Hier liessen alle drei die Zügel fallen und ritten im Schritt weiter. Über ihnen wölbten sich die schönen alten Kastanienbäume, was ihrem Anritt etwas Anheimelndes und zugleich etwas beinah Feierliches gab.

      „Das ist ja mie ein Kirchenschiff“, sagte Rex, der am linken Flügel ritt... „Finden Sie nicht auch, Czako?“

      „Wenn Sie wollen, ja. Aber Pardon, Rex, ich finde die Wendung etwas trivial für einen Ministerialassessor.“

      „Nun gut, dann sagen Sie was Besseres.“

      „Ich werde mich hüten. Wer unter solchen Umständen was Besseres sagen will, sagt immer was Schlechteres.“

      Unter diesem sich noch eine Weile fortsetzenden Gespräche waren sie bis an einen Punkt gekommen, von dem aus man das am Ende der Avenue sich aufbauende Bild in aller Klarheit überblicken konnte. Dabei war das Bild nicht bloss klar, sondern auch so frappierend, dass Rex und Szako unwillkürlich anhielten.

      ,,Alle Wetter, Stechlin, das ist ja reizend“, wandte sich Szako zu dem am andern Flügel reitenden Woldemar. „Ich find’ es geradezu märchenhaft, Fata Morgana — das heisst, ich habe noch keine gesehn. Die gelbe Wand, die da noch das letzte Tageslicht auffängt, das ist wohl Ihr Zauberschloss? Und das Stückchen Grau da links, das tarier’ ich auf eine Kirchenecke. Bleibt nur noch der Staketzaun an der andern Seite — da wohnt natürlich der Schulmeister. Ich verbürge mich, dass ich’s damit getroffen. Aber die zwei schwarzen Riesen, die da grad’ in der Mitte steht und sich von der gelben Wand abheben (‚abheben‘ ist übrigens auch trivial; entschuldigen Sie, Rex), die stehen ja da wie die Cherubim. Allerdings etwas zu schwarz. Was sind das für Leute?“

      ,,Das sind Findlinge!“

      „Findlinge?“

      „Ja, Findlinge“, wiederholte Woldemar. „Aber wenn Ihnen das Wort anstössig ist, so können Sie sie auch Monolithe nennen. Es ist merkwürdig, Ezako, wie hochgradig verwöhnt im Ausdruck Sie sind, wenn Sie nicht gerade selber das Wort haben . . . Aber nun, meine Herren, müssen wir uns wieder in Trab setzen. Ich bin überzeugt, mein Papa steht schon ungeduldig auf seiner Rampe, und wenn er uns so im Schritt ankommen sieht, denkt er, wir bringen eine Trauernachricht oder einen Verwundeten.“

      Wenige Minuten später, und alle drei trabten denn auch wirklich, von Fritz gefolgt, über die Bohlenbrücke fort, erst in den Vorhof hinein und dann an der blanken Glaskugel vorüber. Der Alte stand bereits auf der Rampe, Engelke hinter ihm und hinter diesem Martin, der alte Kutscher. Im Nu waren alle drei Reiter aus dem Sattel, und Martin und Fritz СКАЧАТЬ