Agatha Christie. Barbara Sichtermann
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Читать онлайн книгу Agatha Christie - Barbara Sichtermann страница 14

Название: Agatha Christie

Автор: Barbara Sichtermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783955102234

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СКАЧАТЬ nur an, wenn noch genügend weiteres Personal beschäftigt war und sie sicher sein konnten, dass ein Stubenmädchen das Kinderzimmer sauber hielt und die Köchin für Babynahrung sorgte. Mit einem Wort: sie hielten auf sich. Das war vorbei. Mr Christie konnte zwar den Lohn für eine Haushälterin und ein Kindermädchen aufbringen, aber für ein zusätzliches Stubenmädchen reichte es nicht. Agatha sprach mit mehreren Anwärterinnen, und sie fand die Richtige: Jessie Swannell, die Nursie‹ für Rosalind.

      »Sie blieb über zwei Jahre bei uns, und ich mochte sie gern, obwohl sie ihre Fehler hatte. Sie gehörte zu jener Sorte Kinderfrauen, die eine natürliche Abneigung gegen die Eltern der von ihr betreuten Kinder empfinden. Für Rosalind war sie die Güte in Person; ich glaube, sie hätte ihr Leben für das Kind gegeben. Mich betrachtete sie als Eindringling, obwohl sie widerstrebend tat, was ich von ihr verlangte, auch wenn sie meine Ansicht nicht teilte. Andererseits wurde sie mit jeder Situation fertig: sie war immer freundlich, gut gelaunt und hilfsbereit. Ja, ich respektierte Jessie Swannell und hoffe, sie hat ein erfülltes Leben gehabt und erreicht, was sie erreichen wollte!«

      Mittlerweile hatte Agatha ihr Manuskript und den saumseligen Verlag völlig vergessen, und so war es eine echte Überraschung, als eines Tages ein Brief mit dem Absender The Bodley Head in ihrer Postbox lag. Nach so vielen Monaten! Man hatte dort ihr Werk tatsächlich nur zur Seite gelegt und es dann wieder hervorgeholt, und jetzt wurde sie zu einem Gespräch gebeten. Hercule Poirot und Major Hastings, sie würden vielleicht doch noch das Licht der lesenden Welt erblicken. » Hoffnungsvoll machte ich mich auf den Weg. Ich wurde in das Büro des Verlagsleiters John Lane geführt, und er erhob sich, um mich zu begrüßen. Er hatte eine gütige, liebenswürdige Art, aber seine pfiffigen blauen Augen hätten mich vielleicht warnen sollen, dass ich es mit einem Menschen zu tun hatte, der seinen Vorteil rücksichtslos zu wahren wusste.«

      Mr Lane klagte über die Schwierigkeiten des Buchmarktes und das Risiko, das er mit jedem neuen Titel eingehe. Und er wünschte sich für den Schluss von Das fehlende Glied … noch einige Änderungen. Agatha verstand, dass er entschlossen war, ihr Buch zu verlegen, und sie jubelte innerlich, als er das Vertragsformular hervorzog. Ich hätte unbesehen alles unterschrieben. Dieser Vertrag sah vor, dass ich kein Autorenhonorar erhalten würde, solange nicht zweitausend Exemplare verkauft waren. Die Hälfte aller Erlöse aus der Veröffentlichung als Fortsetzungsroman sowie aus den Bühnenrechten würde an den Verlag gehen. Das alles bedeutete mir nicht viel – nur eines war wichtig: das Buch würde erscheinen! Ich bemerkte nicht einmal, dass der Vertrag eine Klausel enthielt, die mich verpflichtete, ihm meine nächsten fünf Romane zu einem nur mäßig günstigeren Honorarsatz anzubieten. Für mich bedeutete das alles einen unglaublichen Erfolg. Ich unterschrieb mit Begeisterung. Auf dem Heimweg dachte sie: Ich muss sofort an Mama und Madge schreiben. Und auch an Eden Philpotts.‹

      Archie war gar nicht verwundert, als Agatha zu Hause Bericht erstattete.

      »Du bist gut«, sagte er, »die Geschichte ist sophisticated, da geht man gerne mit.« Und er schmunzelte. »Ich bin stolz auf dich.«

      »Mr Lane hat mich womöglich über den Tisch gezogen, Archie. Ich bekomme erst Geld, wenn der Handel zweitausend Exemplare abgesetzt hat.«

      »Das ist nicht besonders großzügig. Aber das wirst du schaffen. Das Buch wird laufen.«

      »Er behauptete, dass es immer sehr schwierig sei, eine junge Schriftstellerin durchzusetzen, und als er das sagte, habe ich ihn unterbrochen und ihm klargemacht …« Sie stockte.

      »Was hast du gesagt?«

      »Ich habe gesagt: Schriftstellerin? Aber ich bin doch keine Berufsschriftstellerin! Ich schreibe zu meinem persönlichen Vergnügen. Ich bin Ehefrau und Mutter und will nichts anderes sein. Er hatte mich da bei meiner Ehre gepackt.«

      »Ehre? Wie meinst du das?«

      »Er hat ja so getan, als sei ich eine Frau, die für Geld schreibt, die es nötig hat, verstehst du?«

      »Ja, ich verstehe völlig, aber da hast du womöglich einen Fehler gemacht. Jetzt denkt Mr Lane, er könne mit dir Schlitten fahren, weil du kein Profi bist.«

      »Meinst du, ich hätte so tun sollen, als ob?«

      »Ich denke schon. Der Vertrag jedenfalls ist nicht sehr günstig. Aber warten wir erstmal ab, wie sich das Buch verkauft. Wann kommt es denn raus?«

      »Oh, ich hab das Manuskript wieder mitgenommen. Ich muss am Schluss noch was ändern. Und muss unbedingt herausfinden, wie ein Strafprozess vor Gericht abläuft. Mr Lane meinte, da wären bei mir ein paar grobe Schnitzer dabei.«

      Die Bearbeitung ging Agatha glatt von der Hand, sie verwandelte die Gerichtsszene in eine Anhörungsszene, und vermied so die Schilderung einer Realität, von der sie nichts verstand. Ich möchte es aber wissen‹, dachte sie, ich muss bald mal einer Gerichtsverhandlung beiwohnen.‹ Das Buch würde im kommenden Jahr, 1920, erscheinen, und zwar in England und in den USA. Archie entkorkte eine Flasche französischen Weins, um das Ereignis zu feiern, allerdings trank er sie allein, denn Agatha mochte keine alkoholischen Getränke. Sie nahm stattdessen ihren geliebten Tee und dazu Gebäck. Ein Traum war für sie in Erfüllung gegangen: ihr erstes Buch sollte herauskommen, mit einem illustrierten Titelblatt und ihrem Namen, bei einem angesehenen Verlag. Und dann auch noch in Übersee! Archie sagte:

      »My dear girl, du solltest an ein zweites Buch denken. Wie wär’s mit einem Thriller? Ich glaube, das könntest du auch.«

      Agatha legte den Kopf schief. »Mir scheint, lieber Archie, du willst auf Teufel komm raus eine Schriftstellerin aus mir machen. Aber wie sollte ich Schreiben als einen Beruf ansehen? Ich habe immer geschrieben, schon als Kind, Gedichte und Geschichten, das gehörte zu meinen Freizeitbeschäftigungen wie Klavier spielen oder Fäustlinge stricken. Ich kann das nicht als eine Arbeit ansehen, die bezahlt werden muss.«

      »Und warum bist du nicht bei den Fäustlingen geblieben?«

      »Es war mir zu langweilig.«

      »Und warum ärgerst du dich über die Geschäftstüchtigkeit von Mr Lane? Soll ich dir mal etwas sagen, Agatha Christie? Du weißt erstaunlich wenig über dich selbst.«

      »Das macht mir nichts aus, Archie. Ich interessiere mich nicht besonders für mich selbst. Aber für dich und Rosalind und die Menschen in der Welt. Sie kommen mir alle so seltsam vor.«

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