Agatha Christie. Barbara Sichtermann
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Agatha Christie - Barbara Sichtermann страница 13

Название: Agatha Christie

Автор: Barbara Sichtermann

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783955102234

isbn:

СКАЧАТЬ die Schwester von Madges Mann, Nan Watts? Übrigens: Ich habe heute während der Mittagspause deinen Roman zu Ende gelesen. Ich finde ihn ausgezeichnet. Du solltest sofort auf Verlagssuche gehen. Ein Kollege von mir hat einen Bruder mit Verbindungen zum Verlagswesen, den spreche ich an …« Das war ja nun etwas Neues, und mit einem Mal war Agathas Leben wieder aufregend, abwechslungsreich und voller Zukunft. Das fehlende Glied in der Kette. Sie küsste Archie auf beide Wangen. Schon morgen wollte er mit dem Kollegen sprechen.

      In der Adventszeit zog es Agatha nach Ashfield, und Archie kam mit. Auch Madge war mit Sohn zu Besuch. Die neue Köchin bereitete Fisch und Geflügel zu, und es gab wieder eines jener herrlichen Dinners mit fünf Gängen, zum Nachtisch ein Soufflé mit Torte, wie Agatha es so gerne mochte. Nur dass sie diesmal einfach keinen rechten Appetit hatte. Clara guckte vielsagend, Madge wiegte den Kopf und Agatha erschrak – und erlangte bald Gewissheit. Ja, es war wirklich so: Sie war schwanger. Ich hatte bisher in dem Glauben gelebt, dass Babys sich automatisch einstellen würden. Nach jedem von Archies Urlauben war ich tief enttäuscht gewesen, wenn ich kein Anzeichen eines Babys entdecken konnte. Diesmal hatte ich gar nicht damit gerechnet. Die Schwangerschaft bekam Agatha schlecht, sie litt entsetzlich unter Übelkeit und zwar bis zum letzten Tag; aber nichts konnte ihre Freude trüben: Sie würde bald Mutter sein. Sie würde ihr Baby wiegen. Was für ein Wunder. Es kam also doch noch, das große Glück – wenn auch in Begleitung weher Eingeweide und einer grotesken Entstellung ihrer Figur.

      Als Agatha ihrem Mann anvertraute, dass sie nun bald zu dritt sein würden, erlebte sie einen seltsamen Archie. Die beiden hatten kaum je über Elternschaft gesprochen, für Agatha war ein Baby die natürlichste Sache von der Welt und der tiefere Sinn der Ehe. Aber für Archie war das offenbar nicht so. Er starrte sie an, als sie ihn eingeweiht hatte, er kam auf sie zu, umfasste sie und stöhnte:

      »Nein, das ist ja furchtbar, mein armer Schatz, nein …«

      Agatha war verblüfft: »Was redest du? Es ist doch wunderbar. Ich warte schon so lange darauf …«

      »Ich nicht. Ich will kein Kind. Ich möchte mit dir glücklich sein.«

      »Aber glaubst du denn, ein Kind würde dabei stören?«

      »Allerdings! Es wird die ganze Zeit auf deinem Schoß sitzen, und ich komme nicht mehr zum Zuge.« Nervös nestelte Archie an seinem Tabakbeutel.

      Agatha dachte, er mache Spaß. »Ich verspreche dir, dass ich den kleinen Schlingel zwischendurch in die Wiege lege und du durchaus zum Zuge kommst.«

      »Schlingel? Du hoffst auf einen Jungen?«

      »Natürlich. Es wird auf jeden Fall ein Junge sein.«

      »Ach, Agatha«, er küsste sie, weil er glaubte, das jetzt tun zu müssen und gestand ihr, dass er sich tatsächlich vor einem Kind fürchtete, dass es die Zweisamkeit mit ihr sei, die er suche und jetzt in Gefahr sehe und dass sie ihm bitte verzeihen möge.

      »Verzeihen? Aber was denn bloß?«

      »Na, ich habe dir das doch angetan

      Agatha machte die Augen zu und lächelte. »Du bist ein Schaf«, sagte sie, »jetzt freu dich bitte.«

      »Gut, ein wenig. Aber nur auf ein Mädchen. Auf einen Jungen werde ich immer eifersüchtig sein, denn du würdest deine ganze Aufmerksamkeit auf ihn richten

      »Aber einer Tochter würde ich dieselbe Aufmerksamkeit widmen.«

       »Nein, das wäre nicht das Gleiche.«

      »Wir werden ja sehen. Denkst du mit mir über einen Namen nach?«

      Archie hatte ausschließlich Mädchennamen auf Lager, er bevorzugte Elaine, Agatha war für Harriet und insgeheim für Frederick.

      Das fehlende Glied in der Kette hatte mittlerweile eine Reise durch sechs Verlage, die es alle nicht drucken mochten, hinter sich, und Agatha wollte schon aufgeben, als ihr siebenter Versuch bei dem Verlag The Bodley Head dann doch zu fruchten schien. Man sehe eine gewisse Qualität in ihrem Manuskript, müsse aber vor einer Veröffentlichung noch auf einigen Änderungen bestehen. Um die zu besprechen, werde man der Verfasserin eine Einladung zukommen lassen. Agatha freute sich sehr über diese positive Antwort, aber je mehr Zeit verging, ohne dass die versprochene Einladung erfolgte, desto mehr verfestigte sich Agathas Überzeugung, versagt zu haben und nun doch nicht mit ihrem Buch an die Öffentlichkeit treten zu können. Ich habe wohl zu viel gewollt, dachte sie, schade um Poirot, schade um Major Hastings. Der Major war es, aus dessen Perspektive sie ihren Roman geschrieben hatte, ein bisschen war sie während der Arbeit zu Hastings geworden. Und als Hastings fühlte sie sich jetzt ganz und gar unbehaust, abgelehnt, weggeschickt. Das war schmerzhaft.

      Es gab aber dann anderes zu tun. Die Familie musste in eine größere Wohnung umziehen, denn sie hätten künftig außer ihrem Kind ja auch noch eine Nanny zu beherbergen. Es ergab sich, dass ganz in der Nähe etwas Passendes frei wurde; die Christies bewarben sich und bekamen den Zuschlag. Noch einmal musste Agatha Türen und Wände streichen, elektrische Leitungen legen und Vorhänge nähen lassen, sie tat das »mit Feuereifer«. Archie bekam von der Army eine Abfindung. »Wir gaben ein Gutteil davon für Möbel aus. Ein Menge Zeugs kam auch aus Ashfield, das ganz vollgestopft war mit Tischen und Stühlen und Truhen, Silber und Wäsche. Wir besuchten auch Auktionen und erstanden dort für ein Butterbrot ein paar altmodische Kommoden und Schränke. Wir hatten kein Klavier, das war bedauerlich, aber diesen Mangel glich ich dadurch aus, dass ich, immer wenn ich nach Torquay kam, wie eine Wahnsinnige auf die Tasten drosch.« Mrs Woods führte Regie bei der Einrichtung der Küche. Sie wusste auch, was es bedeutete, dass Agatha ihr Schwangerschaftserbrechen nicht loswurde. »Ich für mein Teil«, sagte sie, »behaupte, dass Sie ein Mädchen bekommen werden. Übelkeit bedeutet Mädchen. Schwindel und Ohnmacht bedeuten einen Jungen. Übelkeit ist besser.« Archie umsorgte seine Frau mit viel Feingefühl, er ging mit ihr spazieren, brachte sie zu Bett, deckte sie zu und servierte ihr morgens den Tee. Wenn er mit ansehen musste, wie sie Mrs Woods köstliches Mittagsmahl wieder von sich gab, raufte er sich die Haare. Auch dass Agatha die Gestalt einer wandelnden Tonne annahm, irritierte ihn, und er machte gern Scherze über sein geliebtes Nilpferd.

      Am 5. August 1919 wurde Agatha von einem Mädchen entbunden; die Geburt fand in Ashfield statt, unter Aufsicht von Clara und einer erfahrenen Hebamme. Das Kind war hübsch und gesund, mit dichtem, dunklem Haar und großen Augen. Die Eltern waren übereingekommen, das Baby so zu nennen, wie sie es passend fänden, wenn sie es nach der Geburt im Arm hielten. Es sollte ihnen sozusagen seinen eigenen Namen zuflüstern. Und als es dann so weit war und die Kleine abwechselnd auf Agathas und Archies Schoß ruhte oder zappelte und sie ihr lange ins Gesicht gesehen hatten, nannten sie sie Rosalind.

      Nachdem Agatha sich erholt hatte, machte sie sich auf, in London eine Kinderfrau zu suchen. Es war seinerzeit in der Oberschicht völlig unüblich, ein Kind während der ersten Lebensjahre selbst zu betreuen, die Nanny eine Institution, die mit dem Baby ins Haus kam. Der Krieg hatte vieles verändert, nicht nur die Machtverhältnisse auf dem Kontinent und in Englands Überseebesitzungen, auch das soziale Leben auf der Insel war nicht mehr dasselbe. Die Labour Party, 1900 gegründet, hatte an Einfluss gewonnen, die Arbeiterklasse und die heimgekehrten Soldaten meldeten ihren Anspruch auf Würdigung ihrer Leistungen an, und die Frauen, auch die einfachen Arbeiterinnen, hatten in weiten Teilen Europas – wenn auch noch nicht in England – das Wahlrecht errungen. Eine neue Zeit war angebrochen, und der von Agatha so sehr geschätzte Kosmos der kundigen Dienstboten, mit dem sie aufgewachsen war, zerstreute sich und ging mit der alten quasi-feudalen Klassengesellschaft unter. Agatha erblickte darin einen großen Verlust für das Zusammenleben, den sie immer wieder beklagt hat. Nun musste sie sich an eine kommerziell ausgerichtete Agentur СКАЧАТЬ