Mörderische Ostsee. Claudia Schmid
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Название: Mörderische Ostsee

Автор: Claudia Schmid

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783839267707

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СКАЧАТЬ persönlich sagen.«

      »Wir lernen Sie hoffentlich kennen?«

      Julian legte sich nicht fest. »Mal sehen, wie sich das einrichten lässt.«

      Edelgard legte ihre Hand auf Julians Arm. »Will sie denn mit dir in Deutschland leben?«

      »Mom, ich finde es großartig hier in Stockholm. Die Menschen sind anders als zu Hause. So gelöst. Und respektvoll. Sie lassen den anderen so sein, wie er ist, ohne ihm ständig vorzuhalten, was er falsch macht. Irgendwie kommen mir die Leute hier entspannter vor. Zumindest in der Hauptstadt.«

      »Aber …« Edelgard schluckte. »Dann sind ja meine Enkelkinder so weit von mir weg.«

      »Mom! Enkelkinder. Da sind noch keine in Sicht! Ich habe lediglich überlegt, weshalb du damals beruflich pausiert hast. Außerdem ist Stockholm nicht aus der Welt. Wie lange seid ihr geflogen? Zwei Stunden!«

      »Dein Vater hat Flugangst. Du möchtest im Flugzeug nicht neben ihm sitzen!«

      »Das wird sich geben.«

      »Du hast keine Ahnung. Es ist bühnenreif, was er da aufführt. Er hat sich benommen, als ob er gleich sterben würde. Ein sterbender Schwan ist nichts dagegen! Er könnte wirklich damit auftreten.«

      »Dann fahrt ihr eben mit dem Zug! Über Hamburg und Kopenhagen. Oder mit der Fähre. Von Rostock aus.«

      »Bist du glücklich mit ihr?«

      Julian nickte. Er zog sein Smartphone aus der Jackentasche. »Ich zeige dir ein Foto.«

      Edelgard blickte auf den kleinen Bildschirm. Eine groß gewachsene blonde Frau war zu sehen. Ihr Sohn hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt. Die beiden wirkten sehr verliebt. Es versetzte ihr einen kleinen schmerzhaften Stich. Eine Fremde. Julian hatte ihr bislang nicht einmal erzählt, dass es jemanden in seinem Leben gab. So etwas Wichtiges erzählte man seiner Mutter doch! War sie denn nicht immer die Person gewesen, die ihm am allernächsten stand? Die Erkenntnis, dass eine andere Frau diesen Platz nun einnahm, war wie ein Nadelstich direkt in ihr Herz. Sie versuchte tapfer, sich ihre Kränkung nicht anmerken zu lassen.

      »Was macht sie beruflich?«

      »Wir sind Kollegen in derselben Firma.«

      »Kann sie kochen?«

      »Mom, echt jetzt, was soll das? Ich habe keine Stelle für eine Haushälterin ausgeschrieben!« Um vom Thema abzulenken, sagte er: »Paps hat mir mal erzählt, du wolltest damals nach deinem Studium in Biologie eigentlich promovieren.«

      »Ja, schon. Aber mein Doktorvater ist gestorben und alles hat sich irgendwie verzögert. Ja, und dann war ich schwanger. Danach hat sich mein Leben sowieso verändert.«

      »Paps meint, du warst richtig gut, damals an der Uni.«

      Edelgard wurde verlegen. »Das hat er gesagt?«

      »Ja, du hättest sogar bessere Noten gehabt als er. Er war sehr stolz auf dich.«

      Norbert, stolz auf sie? Edelgard war verblüfft. Davon hatte ihr Mann ihr gegenüber nie etwas gesagt. Norbert schien für sie nach der Devise zu leben: »Nicht getadelt zu werden, ist genug des Lobes.« Solange er, wenn er abends nach Hause kam, sein Essen auf dem Tisch und im Kühlschrank ein Bier vorfand, schien er zufrieden mit sich selbst und der Welt zu sein.

      »Wirklich?«

      »Klar. Du meinst doch nicht etwa, dass ich mir das ausdenke?«

      Edelgard lehnte sich zurück. Wie lange waren sie und Norbert schon ein Paar? Hatte ihr Mann noch mehr Seiten, die sie nicht kannte? War er gar nicht nur das bequeme Trampeltier, als das er sich ihr gegenüber so oft gab? Es hatte Zeiten in ihrem Leben gegeben, da hatte sie ernsthaft darüber nachgedacht, ob ein Leben ohne ihn nicht angenehmer für sie wäre.

      »Aber warum hat er …«

      »Dir das nie gesagt? Mom, du kennst Paps besser als ich. Und du weißt ja, Männer und Gefühle. Da redet er halt nicht so gerne drüber.«

      »Dir gegenüber hat er es aber geäußert!«

      »Das war so ein Vater-Sohn-Gespräch. Irgendwann kurz nach meinem Abi. Bei einer Flasche Rotwein. Du warst mit deinem Gemeinde-Chor auf Reisen. Wir haben sogar gemeinsam gekocht.«

      »Ihr habt was?!«

      »Gekocht.«

      »Nein, ich meine das andere. Ihr habt Wein getrunken?«

      Norbert kam zurück. »Entschuldigung, dass es etwas länger gedauert hat.«

      »Macht nichts, Schatz. Möchtest du etwas zu trinken?« Edelgard lächelte ihn glücklich an.

      Norbert sah unsicher von seiner Frau zu seinem Sohn. Worüber hatten die beiden sich miteinander unterhalten, dass sie jetzt derart nett zu ihm war? Plante sie für morgen womöglich eine Achterbahnfahrt im Vergnügungspark Gröna Lund auf der Halbinsel Djurgården? Ihm steckten noch immer der Flug und seine damit verbundene Angst in den Knochen. Auf keinen Fall würde er in eine Achterbahn einsteigen! Egal, was die beiden vorhatten. Nichts auf der Welt konnte ihn dazu bewegen.

      Vorsichtig sagte er: »Ein Pils würde ich nicht ablehnen.«

      »Keinen Wein, Paps?«

      »Hier in Schweden? Nein danke.«

      »Die bauen sogar welchen an.«

      »Bei den klimatischen Bedingungen in den nördlichen Breiten haben sie hier sicher nicht sehr viel Wein. Den muss ich niemandem wegtrinken! Mir ist ein Bier immer noch lieber. Meine Güte, das wisst ihr beide nun wirklich. Aber was ich ansprechen wollte: Ich war mir sicher, das Ladegerät für meinen Rasierapparat eingesteckt zu haben! Sehr sicher sogar. Aber es ist nicht in meinem Kulturbeutel, ich habe eben nachgesehen.«

      »Rasierst du dich neuerdings zweimal am Tag, Paps? Du hast dich doch sicherlich heute Morgen rasiert. Weshalb frägst du jetzt danach? Ich dachte, im Alter lässt der Bartwuchs nach!«

      »Das liegt bestimmt zu Hause. Vielleicht wolltest du es einstecken, dann ist dir ein Gedanke dazwischengekommen und du hast es liegen lassen.« Edelgard gelang ein unschuldiger Gesichtsausdruck.

      »Ich kann mich ganz genau erinnern, es eingepackt zu haben.«

      »Nimm einfach meinen Rasierer.« Für Julian war das Problem seines Vaters damit gelöst.

      *

      Die Schlangen im Systembolaget wurden täglich länger. Ein deutliches Indiz für die bevorstehenden Mittsommerfeiern, wenn die Menschen sich vermehrt mit Alkohol eindeckten. Hochprozentiges wurde ausschließlich in den Geschäften des Monopolisten angeboten. Im Supermarkt gab es lediglich Bier, das vom Alkoholgehalt eher an Limonade erinnerte. Einer ihrer Kollegen hatte extra eine Fahrt auf einer der Ostsee-Fähren ins Ausland gebucht und ließ sich den dort viel billigeren Alkohol direkt mit der Sackkarre ans Auto im Bauch des großen Schiffes liefern. Sie rümpfte angewidert ihre Nase, als sie durch das bodenhohe Schaufenster die geduldig Wartenden sah. Mit Schaudern erinnerte sie sich an die Erzählungen einiger ihrer früheren Kommilitonen, die ein Auslandssemester in Deutschland verbracht hatten und bei СКАЧАТЬ