George Orwell: 1984. George Orwell
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Название: George Orwell: 1984

Автор: George Orwell

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783868208955

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СКАЧАТЬ hab keine Ahnung. Aber es tät mich nich wundern, wenn ...« Parsons machte eine Bewegung, als lege er ein Gewehr an, und imitierte mit einem Zungenschnalzen den Schuss.

      »Gut«, murmelte Syme geistesabwesend, ohne von seinem Blatt aufzublicken.

      »Natürlich können wir es uns nicht leisten, solche Risiken einzugehen«, stimmte Winston pflichtbewusst zu.

      »Meine Rede, es herrscht ja schließlich Krieg«, sagte Parsons.

      Wie zur Bestätigung erscholl ein Trompetensignal aus dem Teleschirm direkt über ihren Köpfen. Diesmal handelte es sich jedoch nicht um die Verkündung eines militärischen Sieges, sondern lediglich um eine Mitteilung des Ministeriums für Fülle.

      »Genossen!«, rief eine eifrige jugendliche Stimme. »Achtung, Genossen! Wir haben wunderbare Neuigkeiten für Sie. Wir haben die Produktionsschlacht gewonnen! Die nun abgeschlossenen amtlichen Berichte über die Produktion von Konsumgütern aller Klassen zeigen, dass der Lebensstandard im vergangenen Jahr um nicht weniger als 20 Prozent gestiegen ist. In ganz Ozeanien kam es heute Morgen zu spontanen Demonstrationen, als Arbeiter aus Fabriken und Büros marschierten und mit Transparenten durch die Straßen zogen, um dem Großen Bruder für unser neues, glückliches Leben zu danken, das seine weise Führung uns geschenkt hat. Es folgen einige der endgültigen Zahlen. Lebensmittel –«

      Der Satz »unser neues, glückliches Leben« wurde mehrmals wiederholt. Dieser Ausdruck war in letzter Zeit ein Lieblingsausdruck beim Ministerium für Fülle. Parsons, dessen Aufmerksamkeit durch das Trompetensignal geweckt worden war, saß da und hörte ernst glotzend, mit einer Art erbauter Langeweile zu. Er konnte den Zahlen nicht folgen, war sich aber bewusst, dass sie auf irgendeine Weise einen Anlass zur Zufriedenheit boten. Er hatte eine große, schmierige Pfeife hervorgeholt, die bereits halb voll mit verkohltem Tabak war. Bei einer wöchentlichen Tabakration von 100 Gramm konnte man seine Pfeife selten komplett füllen. Winston rauchte eine Victory-Zigarette, die er sorgfältig waagerecht hielt. Die neue Ration war erst morgen fällig, und er hatte nur noch vier Zigaretten. Im Moment hatte er seine Ohren vor den Hintergrundgeräuschen verschlossen und hörte sich das Zeug an, das aus dem Teleschirm tönte. Es hatten offensichtlich sogar Demonstrationen stattgefunden, um dem Großen Bruder für die Erhöhung der Schokoladenration auf zwanzig Gramm pro Woche zu danken. Dabei war doch erst gestern, überlegte er, angekündigt worden, die Ration auf zwanzig Gramm pro Woche zu reduzieren. War es möglich, dass die Leute das nach nur vierundzwanzig Stunden schlucken könnten? Ja, sie schluckten es. Parsons schluckte es problemlos, mit der Dummheit eines Tieres. Die augenlose Kreatur am Nebentisch schluckte es fanatisch, leidenschaftlich, mit dem rasenden Verlangen, jeden aufzuspüren, zu denunzieren und zu vaporisieren, der andeuten sollte, dass die Ration letzte Woche bei dreißig Gramm gelegen habe. Auch Syme schluckte es – allerdings auf eine komplexere Art und Weise, die Zwiedenk erforderte. War er damit also der EINZIGE, der ein Gedächtnis hatte?

      Aus dem Teleschirm strömten weiter die sagenhaften Statistiken. Im Vergleich zum vergangenen Jahr gab es mehr Lebensmittel, mehr Kleidung, mehr Häuser, mehr Möbel, mehr Kochtöpfe, mehr Benzin, mehr Schiffe, mehr Hubschrauber, mehr Bücher, mehr Babys – mehr von allem außer von Krankheit, Verbrechen und Wahnsinn. Jahr für Jahr und Minute für Minute erlebte alles und jeder einen rasanten Anstieg. Wie zuvor Syme hatte Winston seinen Löffel in die Hand genommen, malte damit in der bleichen Soße, die über den Tisch tropfte, und zog eine lange Schliere zu einem Muster aus. Er grübelte verstimmt über die physische Beschaffenheit des Lebens. War es schon immer so gewesen? Hatte das Essen schon immer so geschmeckt? Er sah sich in der Kantine um. Ein überfüllter Raum mit niedrigen Decken, dessen Wände durch den Kontakt unzähliger Körper schmutzig geworden waren; ramponierte Metalltische und -stühle, die so dicht beieinanderstanden, dass man sich beim Sitzen mit den Ellenbogen berührte; verbogene Löffel, verbeulte Tabletts, schäbige weiße Becher; alle Oberflächen schmierig, Dreck in jeder Ritze; und ein säuerlicher Geruch, zusammengesetzt aus schlechtem Gin, schlechtem Kaffee, metallischem Eintopf und schmutzigen Kleidern. Ständig rebellierten der Bauch und die Haut in einer Art Protest, einem Gefühl, dass man um etwas betrogen wurde, auf das man ein Anrecht hatte. Er hatte jedoch keine Erinnerungen daran, dass es jemals wirklich anders gewesen wäre. Soweit er sich zurückerinnern konnte, hatte es nie genug zu essen gegeben, hatte man nie Socken oder Unterwäsche gehabt, die nicht voller Löcher waren, die Möbel waren immer ramponiert und klapprig, die Zimmer ungenügend geheizt, U-Bahnen überfüllt, die Häuser verfallen, das Brot dunkel, Tee eine Seltenheit, Kaffee widerlich schmeckend, Zigaretten knapp gewesen – nichts war billig und ausreichend vorhanden außer dem synthetischen Gin. Und obwohl es natürlich mit zunehmendem Alter immer schlimmer für einen wurde, war dies nicht doch ein Zeichen dafür, dass dies NICHT die natürliche Ordnung der Dinge war, wenn einem das Herz schwer wurde bei all der Unbehaglichkeit, dem Dreck und dem Mangel, den endlosen Wintern, der Klebrigkeit der eigenen Socken, den Aufzügen, die nie funktionierten, dem kalten Wasser, der grobkörnigen Seife, den zerbröselnden Zigaretten, dem Essen mit seinem merkwürdig üblen Geschmack? Warum sollte man das alles als unerträglich empfinden, wenn man nicht eine Art Urerinnerung daran hatte, dass die Dinge einmal anders gewesen waren?

      Er sah sich erneut in der Kantine um. Fast jeder hier war hässlich und wäre auch dann noch hässlich gewesen, wenn er etwas anderes als den blauen Einheitsoverall getragen hätte. Am anderen Ende des Raumes saß ein kleiner, seltsam käferartiger Mann allein an einem Tisch und trank eine Tasse Kaffee, wobei seine kleinen Augen argwöhnische Blicke von einer Seite zur anderen warfen. Wenn man sich nicht umsah, dachte Winston, war es leicht zu glauben, dass der von der Partei als Ideal aufgestellte Körpertyp – große muskulöse Jungen und vollbusige Mädchen, blond, vital, sonnenverbrannt, sorglos – wirklich existierte und sogar vorherrschte. Soweit er es beurteilen konnte, war die Mehrheit der Leute von Stützpunkt Eins klein, dunkelhaarig und hässlich. Es war merkwürdig, wie sich dieser käferähnliche Typ in den Ministerien vermehrte: kleine plumpe Männer, die bereits früh im Leben dick wurden, mit kurzen Beinen, schnellen, huschenden Bewegungen und schwabbeligen, undurchdringlichen Gesichtern mit sehr kleinen Augen. Genau dieser Typ schien unter der Herrschaft der Partei am besten zu gedeihen.

      Die Durchsage des Ministeriums für Fülle endete mit einem weiteren Trompetensignal und wich einer blechernen Musik. Parsons, bei dem das Zahlenbombardement vage Begeisterung entfacht hatte, nahm seine Pfeife aus dem Mund.

      »Das Ministerium für Fülle hat dieses Jahr echt gute Arbeit geleistet«, sagte er mit einem wissenden Kopfnicken. »Übrigens, Smith, alter Junge, Sie ham nicht zufällig ein paar Rasierklingen, die Sie mir überlassen könnten?«

      »Nicht eine«, sagte Winston. »Ich benutze selbst seit sechs Wochen dieselbe Klinge.«

      »Ah, na ja – ich dachte nur, ich könnt Sie ja mal fragen, alter Junge.«

      »Tut mir leid«, sagte Winston.

      Die quakende Stimme vom Nebentisch, die während der Ankündigung des Ministeriums vorübergehend verstummt war, erhob sich nun wieder so laut wie zuvor. Aus irgendeinem Grund dachte Winston plötzlich an Mrs. Parsons mit ihren strähnigen Haaren und dem Staub in den Falten ihres Gesichts. Innerhalb von zwei Jahren würden ihre Kinder sie bei der Gedankenpolizei denunzieren. Mrs. Parsons würde vaporisiert werden. Syme würde vaporisiert werden. Winston würde vaporisiert werden. O’Brien würde vaporisiert werden. Parsons hingegen würden niemals vaporisiert werden. Die augenlose Kreatur mit der quakenden Stimme würde niemals vaporisiert werden. Die kleinen käferähnlichen Männer, die so flink durch die labyrinthischen Korridore der Ministerien huschten, auch sie würden nie vaporisiert werden. Und das Mädchen mit den schwarzen Haaren, das Mädchen aus der Romanabteilung – sie würde ebenfalls nie vaporisiert werden. Es schien ihm, als wisse er instinktiv, wer überleben und wer umkommen würde; obwohl er nicht ohne Weiteres sagen konnte, was denn nun genau das Überleben sicherte.

      In diesem Moment wurde er mit einem heftigen Ruck aus СКАЧАТЬ