George Orwell: 1984. George Orwell
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Название: George Orwell: 1984

Автор: George Orwell

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783868208955

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СКАЧАТЬ eifrig beizustimmen. Von Zeit zu Zeit hörte Winston eine Bemerkung wie »Ich glaube, Sie haben vollkommen recht, ich bin absolut Ihrer Meinung« in einer jugendlichen und dümmlichen weiblichen Stimme. Aber die andere Stimme hörte noch nicht einmal dann auf zu reden, wenn das Mädchen sprach. Winston kannte den Mann vom Sehen, obwohl er nicht mehr über ihn wusste, als dass er einen wichtigen Posten in der Romanabteilung innehatte. Er war ein Mann um die dreißig, hatte einen muskulösen Hals und einen großen, lebhaften Mund. Den Kopf hatte er ein wenig zurückgelehnt, wodurch er so saß, dass seine Brille das Licht einfing und Winston zwei blanke Scheiben anstelle von Augen sah. Er fand es erschreckend, dass man aus dem Redeschwall, der aus seinem Mund strömte, kaum ein einzelnes Wort verstehen konnte. Nur ein einziges Mal schnappte Winston einen Gesprächsfetzen auf – »vollständige und endgültige Auslöschung des Goldsteinismus« –, der rapide und, wie es schien, ohne jegliche Unterbrechung ausgestoßen wurde. Der komplette Rest war nur ein Geräusch, nur quak-quak-quak. Und obwohl man nicht wirklich verstehen konnte, was der Mann sagte, konnte man keinen Zweifel an der allgemeinen Natur des Gesagten hegen. Ob er nun Goldstein anprangerte und härtere Maßnahmen gegen Gedankenverbrecher und Saboteure forderte, gegen die Gräueltaten der eurasischen Armee wetterte, den Großen Bruder oder die Helden an der Malabar-Front lobte – es machte keinen Unterschied. Was auch immer er sagte, man konnte sicher sein, dass jedes Wort davon Orthodoxie und Engsoz in Reinkultur war. Als er das augenlose Gesicht mit dem schnell auf- und zuklappenden Unterkiefer beobachtete, hatte Winston das seltsame Gefühl, dass es sich nicht um einen echten Menschen, sondern um eine Art Puppe handelte. Hier sprach nicht das Gehirn des Mannes, sondern sein Kehlkopf. Das Zeug, das aus ihm herauskam, bestand zwar aus Worten, aber es war keine Sprache im eigentlichen Sinne: Es waren unbewusst hervorgestoßene Laute, wie das Quaken einer Ente.

      Syme war für einen Moment verstummt und zeichnete mit dem Griff seines Löffels Muster in der Eintopfpfütze. Die Stimme am anderen Tisch quakte immer weiter, gut hörbar trotz des Lärms ringsum.

      »Es gibt ein Wort in Neusprech«, sagte Syme, »ich weiß nicht, ob du es kennst: Quaksprech, quaken wie eine Ente. Das ist eines dieser interessanten Wörter, die zwei widersprüchliche Bedeutungen haben. Gebraucht man es einem Gegner gegenüber, ist es eine Beschimpfung, gebraucht man es aber bei jemanden, mit dem man übereinstimmt, ist es ein Lob.«

      Zweifellos wird Syme vaporisiert werden, dachte Winston erneut. Er dachte es mit einem gewissen Bedauern, obwohl er genau wusste, dass Syme ihn nicht leiden konnte, sogar verachtete und durchaus dazu fähig war, ihn beim geringsten Anlass als Gedankenverbrecher zu denunzieren. Mit Syme stimmte etwas nicht. Es gab etwas, was ihm fehlte: Verschwiegenheit, Zurückhaltung, ein rettendes Quäntchen Dummheit. Man konnte von ihm nicht behaupten, dass er unorthodox war. Er glaubte an die Prinzipien des Engsoz, er verehrte den Großen Bruder, er jubelte über Siege, er hasste Abweichler, und das alles nicht nur aufrichtig, sondern mit einem Übereifer und einer Wohlinformiertheit, an die ein gewöhnliches Parteimitglied nicht ansatzweise herankam. Und dennoch haftete an ihm immer etwas Anrüchiges. Er sagte Dinge, die besser ungesagt geblieben wären, er hatte zu viele Bücher gelesen, er besuchte das Café Kastanienbaum, einen Treffpunkt für Maler und Musiker. Es gab kein Gesetz, nicht einmal ein ungeschriebenes, das den Besuch des Cafés Kastanienbaum verbot, und doch schien der Ort irgendwie unter einem schlechten Stern zu stehen. Die alten, diskreditierten Führer der Partei hatten sich dort immer getroffen, bevor sie endgültig aus dem Weg geräumt worden waren. Goldstein selbst, so hieß es, sei dort vor Jahren und Jahrzehnten manchmal gesehen worden. Symes Schicksal war unschwer vorherzusehen. Und doch bestand kein Zweifel an der Tatsache, dass Syme, wenn er auch nur für drei Sekunden die wahre Natur von Winstons geheimen Absichten erkannt hätte, ihn sofort an die Gedankenpolizei verraten würde. Das würde im Übrigen auch jeder andere tun; aber Syme mit größerer Bestimmtheit als die meisten anderen. Eifer allein genügte nicht. Rechtgläubigkeit bedeutete Unbewusstheit.

      Syme blickte auf. »Da kommt Parsons«, sagte er.

      Etwas im Ton seiner Stimme schien hinzuzufügen: »dieser Blödmann«. Parsons, Winstons Nachbar im Victory-Wohnblock, bahnte sich tatsächlich gerade einen Weg durch den Raum – ein kugelrunder, mittelgroßer Mann mit blondem Haar und einem froschartigen Gesicht. Mit seinen fünfunddreißig Jahren hatte er bereits am Nacken und an den Hüften Fettpolster angesetzt, seine Bewegungen waren jedoch schwungvoll und knabenhaft. Seine ganze Erscheinung war die eines kleinen, groß gewordenen Jungen, sodass es fast unmöglich war, ihn sich in etwas anderem vorzustellen als in den blauen Shorts, dem grauen Hemd und dem roten Halstuch der Spione, obwohl er den Einheitsoverall trug. Wenn man ihn sich vor Augen führte, sah man immer knubbelige Knie und pummelige Unterarme mit hochgekrempelten Hemdsärmeln vor sich. Parsons griff tatsächlich immer auf kurze Hosen zurück, wenn ihm eine Gemeinschaftswanderung oder eine andere körperliche Aktivität einen Vorwand dafür bot. Er begrüßte die beiden mit einem fröhlichen »Hallo, hallo!«, setzte sich an den Tisch und dünstete dabei einen intensiven Schweißgeruch aus. Schweißtropfen standen auf seinem gesamten rosafarbenen Gesicht. Seine Fähigkeit zu schwitzen war außergewöhnlich. Im Gemeinschaftszentrum konnte man an der Feuchtigkeit des Schlägergriffs immer erkennen, ob er Tischtennis gespielt hatte.

      Syme hatte ein Blatt Papier mit einer langen Liste von Wörtern hervorgezogen, die er mit einem Tintenstift in der Hand betrachtete.

      »Jetzt sieh sich mal einer an, wie der sogar in der Mittagspause arbeitet«, sagte Parsons und stupste Winston an. »Das nenne ich mal Eifer, ne? Was machen Se denn, alter Junge? Wahrscheinlich irgendwas, was zu hoch für mich is. Smith, alter Junge, ich sach Ihnen mal, warum ich hinter Ihnen her bin. Is wegen der Spende, die Sie mir noch schuldig sind.«

      »Um welche Spende geht es?«, fragte Winston und tastete automatisch nach seinem Geld. Etwa ein Viertel des Gehalts musste man für freiwillige Zahlungen zur Verfügung stellen, und diese waren so zahlreich, dass es schwierig war, den Überblick zu behalten.

      »Für die Hasswoche. Sie wissen schon – die Hauskollekte. Ich bin doch Schatzmeister für unseren Block. Wir geben uns richtich Mühe – und wir wollen echt was auf die Beine stellen. Ich sach Ihnen, is nich meine Schuld, wenn der alte Victory-Wohnblock nicht den besten Fahnenschmuck von der ganzen Straße hat. Zwei Dollar ham Sie mir versprochen.«

      Winston fischte zwei zerknitterte und schmuddelige Scheine aus der Tasche und überreichte sie Parsons, der die Spende in der sorgfältigen Handschrift des Analphabeten in ein kleines Notizbuch eintrug.

      »Übrigens, alter Junge«, sagte er. »Hab gehört, dass mein kleiner Bengel Ihnen gestern eins mit der Schleuder verpasst hat. Hab ihm dafür ordentlich eins hinter die Ohren gegeben. Hab ihm auch gesacht, dass er die Schleuder die längste Zeit gehabt hat, wenn er das noch mal macht.«

      »Ich glaube, er war ein bisschen angesäuert, weil er nicht zur Hinrichtung durfte«, sagte Winston.

      »Äh, na ja – was ich damit sagen will, der hat die richtige Einstellung, ne? Freche kleine Bengel sind das, alle zwei, aber an Eifer mangelt’s bei denen nu wirklich nich! Die ham nichts anderes im Kopf als die Spione – und den Krieg natürlich. Wissen Se, was meine Kleene letzten Samstag gemacht hat, als ihre Truppe auf ner Gemeinschaftswanderung nach Berkhamsted war? Hat sich zwei andere Mädels geschnappt, hat sich mit denen abgesetzt und hat den ganzen Nachmittag so nen merkwürdig aussehenden Mann verfolgt. Zwei Stunden lang ham die den verfolgt, mitten durch’n Wald, und als sie nach Amersham kamen, ham sie ihn der Polizeistreife übergeben.«

      »Warum haben sie das gemacht?«, fragte Winston etwas verdutzt.

      Parsons fuhr triumphierend fort: »Meine Kleene hat gemerkt, dass der so ne Art feindlicher Agent war – könnt ja zum Beispiel mit’m Fallschirm abgesetzt worden sein. Und jetzt kommt’s, alter Junge. Was glauben Se, was das Kind überhaupt auf den gebracht hat? Sie hat gemerkt, dass der komische Schuhe anhatte – sachte, sie hätte noch nie jemanden mit so welchen Schuhen gesehen. Also war’s ziemlich wahrscheinlich, dass das ein Ausländer war. Ganz schön СКАЧАТЬ