Название: Muhammed - Der Herr der Herzen
Автор: Rahime Kaya
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783946871156
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Abdulmuttalib antwortete ihm mit ernster Miene: „Ich bin nur der Besitzer der Kamele. Der Besitzer der Kaabe ist Allāh. Ohne Zweifel wird Er Sein Haus schützen.“ Da platzte Ebra-he vor Wut und brüllte ihn an: „Niemand wird die Kaabe vor mir schützen können! Niemand!“ Abdulmuttalib aber blieb ungerührt und ant-
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wortete ihm: „Wenn das so ist, lass uns sehen, wer stärker ist: Gott oder du?“ Die Atmosphäre wurde immer angespannter, Ebrahe immer zor-niger. Schließlich gab er Abdulmuttalib seine Kamele zurück und schickte ihn fort. In Mekka versammelte Abdulmuttalib alle Einwohner um sich und forderte sie auf, die Stadt zu verlassen und angesichts der herannahenden Gefahr in den umliegenden Bergen Zuflucht zu suchen.
Ebrahe gab seinem Heer den Befehl zum Marsch auf die Kaabe. Doch in dem Heer gab es einige, die ihm nicht folgen wollten. Nufeyl, der die Einheit der Elefanten befehligte, beugte sich zum Ohr eines seiner größten Tiere hinun-ter und flüsterte dem Elefanten namens Mah-mud ins Ohr: „Hock dich auf den Boden, und steh erst einmal nicht wieder auf. Später läufst du dann in deine Heimat zurück. Denn dies hier ist ein heiliges Land.“ Dann floh er vom Heer und versteckte sich in den Bergen. Wie durch ein Wunder hockte sich der Elefant Mahmud tatsächlich auf den Boden und blieb zunächst dort sitzen. Auch als man ihn mit allen Mitteln versuchte, zum Weitergehen zu bewegen, ging er keinen Schritt weiter Richtung Mekka. Sie
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schlugen solange auf ihn ein, bis Mahmud am Ende blutüberströmt war, aber vergebens.
Ebrahe und seine Soldaten wunderten sich noch über diesen Vorfall, als sie bemerkten, dass sich ihnen von der Küste her eine große, dunkle Wolke näherte. Schnell erkannten sie, dass es sich um einen Vogelschwarm handelte: sogenannte Ebēbīl (Mauersegler), die in ihrem Schnabel und in ihren Krallen jeweils einen kleinen Stein trans-portierten, den sie über den Soldaten abwarfen. Jeder Stein traf einen Soldaten, der augenblick-lich tot zusammenbrach. Sofort versank das Heer in Aufruhr, Chaos und Geschrei. Die Soldaten liefen wie wild durcheinander und ließen im Steinhagel ihr Leben. Auch ihr Anführer Ebrahe wurde von einem Stein getroffen, woraufhin sein Körper sich langsam auflöste. Er starb von Angst erfüllt und unter großen Qualen. Das Heer, das es auf das Haus Gottes abgesehen hatte, existier-te nicht mehr. Kurz darauf begann es in Strömen zu regnen. Das Wasser spülte die Leichen hinfort und ins Meer. So blieben die heiligen Stätten der Kaabe kurz vor der Geburt des bedeutendsten aller Propheten unversehrt. In Erwartung des letzten Propheten sollte das Bittgebet, das Abra-ham und sein Sohn einst beim Bau der Kaabe ge-
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sprochen hatten, in Erfüllung gehen: „Bitte, Gott, mach unsere Nachfahren zu Muslimen!“
Seit den Zeiten Adams, des ersten Menschen und Propheten, war die Kaabe für die Propheten, die ihm nachfolgten, eine Station auf ihrem Weg gewesen. Hunderte von Propheten wie Abraham und Mose hatten sie authentischen Überlieferun-gen zufolge besucht. Doch herrschte in der Stadt Mekka, in der man Gott doch am nächsten sein sollte, eine Düsternis, die die Menschen von Gott entfernte. Sie hatten die Religion, die Abraham gestiftet hatte, vergessen und sich stattdessen Götzen aus Stein und Holz gebaut, die sie anbe-teten. Sie verbeugten sich vor diesen Götzen, ob-wohl sie ihnen doch keinerlei Nutzen brachten, und opferten ihnen Tiere. Auch die Kaabe war mittlerweile von Götzen bevölkert.
Armut im Glauben hatte die ganze Welt er-fasst, und auch die Arabische Halbinsel litt dar-unter. Die Menschen urteilten allein aus materi-ellen Erwägungen heraus, den Armen schenkte niemand mehr Beachtung. Nicht Recht und Ord-nung herrschten, sondern das Gesetz des Stärke-ren. In der Gesellschaft hatte ein Kastenwesen Einzug gehalten, und die Sklaven waren die Leid-tragenden. Die Ehe wurde verachtet, und Frauen
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galten nur noch als Ware. Viele Mädchen erlitten das Schicksal, in jungen Jahren bei lebendigem Leibe im heißen Sand begraben zu werden.
Doch unter den ungebildeten und unbarm-herzigen Bewohnern von Mekka gab es auch solche, die sich alledem verweigerten. Sie waren zwar in der Unterzahl, aber es gab sie: Kuss ibn Sēide, Waraqa ibn Newfel, Zeyd ibn ‘Amr, um nur einige von ihnen zu nennen. Sie störten sich an dem Zustand, in dem sich die Stadt und die Menschen befanden, konnten allerdings nicht viel dagegen tun. Ihre einzige Hoffnung ruhte auf dem letzten Propheten, dessen Ankunft sie seit langem erwarteten, weil sie in den Heiligen Schriften angekündigt worden war. Im Evan-gelium, in der Thora und in anderen Heiligen Schriften wurden die Besonderheiten des letzten Gesandten, der die Zeit der Finsternis beenden sollte, beschrieben. Und so sprachen sie oft von diesem letzten Propheten aus dem Geschlech-te Abrahams. Es war, als würde die ganze Welt sehnlichst auf ihn warten.
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Die gesegnete Geburt
Etwa 50 Tage waren seit Ebrahes Angriff auf die Kaabe vergangen. Man schrieb den 20. April 571, einen Montag. Kurz vor Sonnen-aufgang hörte seine Mutter Āmine ein lautes Geräusch, das sie ängstigte. Da flog ein weißer Vogel zu ihr und begann, ihr den Rücken zu streicheln. All ihre Furcht und ihre Trauer wa-ren im Nu verflogen. Sie trank den Sirup, der ihr in einem weißen Gefäß gereicht wurde, und fühlte sich von Licht erfüllt. Nur wenige Augen-blicke später sollte Muhammed Mustafa (der Auserwählte), der Herr der Herzen, die Welt mit seinem Kommen beehren.
Als Āmine merkte, dass sie ihn geboren hat-te, richtete sie sich ein wenig auf, um ihn anzu-schauen. Da sah sie, dass ihr Sohn die Haltung der Sedschde [der Niederwerfung im Gebet] an-genommen hatte. Seine Lippen bewegten sich, er sprach leise etwas vor sich hin. Safē, eine
sallallāhu
‘aleyhi
we sellem
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Frau, die bei der Geburt dabei gewesen war, nä-herte sich ihm und hörte, wie er sagte: „Meine Umma, meine Umma!“ Dabei streckte er den Zeigefinger Richtung Himmel. Mit dem Mo-ment seiner Geburt war das Zimmer plötzlich so hell erleuchtet, wie es später auch die ganze Welt sein sollte. Es war, als würden sich die auf eine Schnur aufgezogenen Sterne am Himmel über Mutter und Sohn ergießen. Und besondere Aufmerksamkeit zog das Zeichen zwischen den Schulterblättern des kleinen Säuglings auf sich. Dieses schwarzgelbe, von winzigen Härchen ge-säumte Zeichen war ein Hinweis darauf, dass er das Siegel der Propheten war.
Die freudige Botschaft von der Geburt wurde sogleich dem Großvater überbracht. Abdulmut-talib rannte zum Geburtshaus. Er nahm seinen Enkel in den Arm, drückte ihn fest an sich, küss-te ihn und konnte seine Tränen nicht zurück-halten. Āmine erzählte ihm, was sie während der Schwangerschaft geträumt hatte: Das nach Rosen duftende Kind sollte Muhammed ge-nannt werden - der Gepriesene und Gelobte. Mit dem Säugling im Arm ging Abdulmuttalib zur Kaabe, um Gott dafür zu danken, dass Er ihm durch seinen verstorbenen Sohn Abdullah
sallallāhu
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