Название: Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745214345
isbn:
Inzwischen schlenderte der zweite Mann wieder hinter der Kutsche herum.
Da wurde der Schlag geöffnet.
Dwarf pfiff durch die Zähne, wofür ihn Rizzos in die Rippen boxte.
»Du sollst doch still sein, Schwachkopf.«
Aus der Kutsche stieg eine junge Frau, die ein braunes Wildlederkostüm mit langen Fransen an Ärmeln und Rocknähten und einen flachen schwarzen Stetsonhut trug. Sie konnte nicht älter als zwanzig sein, war mittelgroß und hatte weit über die Schultern fallende, schwarzblaue Locken. Als sie sich umwandte, waren im Lampenlicht die großen, schwarzen Mandelaugen im ovalen, für eine Mexikanerin ungewöhnlich hellen Gesicht zu erkennen.
»Wie ein Lichtschein in der Finsternis«, murmelte nun auch Rizzos verzückt. »Am liebsten würde ich hinausgehen und die Señorita fragen, ob es ihr nicht zu einsam in der Kutsche ist.«
»Señorita Cuchillo, wir setzen die Reise in wenigen Minuten fort«, versicherte der junge Offizier, der zur Uniform einen sandfarbenen Sombrero trug.
»Ich habe keine Eile, zu meinem Vater zu kommen«, erwiderte das Mädchen.
»Ihr Bräutigam wartet, Señorita.«
»Eben«, sagte das Mädchen. Es schaute sich nach dem wieder dienernden Mexikaner des Ranchos um. »Gibt es hier etwas zu trinken? Einen Schluck kalten Tee vielleicht?«
»Aber selbstverständlich, Señorita. Wenn Sie sich bitte ins Haus bemühen wollen?«
»Warten Sie, Señorita Cuchillo, ich lasse den Tee für Sie holen!«, erbot sich der junge Teniente.
»Nicht nötig, Señor Carras. Ihre Leute haben mit den Pferden schon genug Arbeit. – Zeigen Sie mir den Weg!«
Der abgerissene Mexikaner eilte vor dem schönen Mädchen hinten um die Kutsche und unbeachtet von den in der Tat mit den Tieren beschäftigten Soldaten ins Haus. Das junge Mädchen folgte ihm. Die Tür klappte zu.
Chet rechnete damit, die beiden im nächsten Augenblick hinter dem erleuchteten Fenster links der Tür zu sehen, aber das geschah nicht. Niemand befand sich dort. Sie mussten nun alle fünf mit der Señorita in einem anderem Raum stecken. – Mit den Pferden.
Chet war es, als würde eine Flamme in seinen Kopf schießen. »Boss.«
»Ja, Chet?«
»Die fünf haben jetzt die Frau und die Pferde.«
»Und eine Tür hinten hinaus«, setzte Dwarf hinzu.
»Das ist es!«, stieß Rizzos hervor.
»Aber die wollte doch ins Haus«, sagte Corcoran.
»Lasst die Gäule nicht zu viel saufen, sonst werden sie zu träge!«, schimpfte der Teniente. »Und sie sollen sich nicht voll Hafer stopfen, bis sie platzen!«
»Ein ekelhafter Kerl«, murmelte der Rancher kopfschüttelnd. »Wie so was nur Offizier werden kann.«
»Hier vielleicht schneller als ein vernünftiger Mensch«, entgegnete Chet, der viel weniger an den jungen Offizier als an die seltsamen Ranchobewohner und das hübsche Mädchen dachte, das freiwillig ins Haus ging und, wie er meinte, möglicherweise in eine Falle.
»Das hatten die nicht vorher ausrechnen können, dass dieses Mädchen im Haus was zu trinken haben wollte«, sagte Corcoran, der wohl an das gleiche dachte. »Ausgeschlossen. Genauso gut hätte sie auch einen Soldaten schicken können.«
Hinter dem erleuchteten Fenster war immer noch niemand zu sehen. Und alle Soldaten beschäftigten sich mit ihren Pferden.
»Das ist ja ein dreistes Ding«, sagte Rizzos. »Señorita Cuchillo. Wer könnte das denn sein?«
»Die Tochter des Provinzgouverneurs aus El Carrizo«, erklärte John Corcoran. »Don Esteban Cuchillo, wie der Capitan heute Mittag zu uns sagte.«
»Der hat nur von Don Esteban geredet!«, widersprach Dwarf.
»Stimmt. Aber Esteban Cuchillo gemeint. Soll ein ziemlich übler Patron sein, wie ich unlängst hörte.«
»Und wie man an den verlassenen Hütten deutlich ablesen kann«, setzte Chet hinzu.
Die Zeit verrann. Niemand verließ die Hütte und tauchte hinter dem hellen Fensterrechteck auf.
»Die merken nichts.« Chet kratzte sich im Nacken. »Gibt‘s denn das wirklich?«
Der Kutscher nahm seinen vier Pferden die Futtersäcke ab und räumte die Tränkeimer weg. »Ich schätze, Teniente, wir sollten langsam weiterfahren. Die Gäule werden kalt. Das ist nicht gut.«
Der Offizier tauchte hinter den Pferden auf. »Sättel nachschnallen!«, kommandierte er.
Der Kutscher richtete die Sielen, kontrollierte die Ortscheite, blickte am offenstehenden Schlag vorbei in die Kutsche und kletterte auf den Bock.
Der Offizier winkte einem der Soldaten. »Mein Pferd. Na los, ein bisschen dalli!«
Das Tier wurde gebracht, und der Teniente kletterte in den Sattel. »Wo bleibt sie denn so lange?« Er schaute über die anderen Tiere hinweg zum Haus, sah die geschlossene Tür und das Zimmer hinter dem hellen Fenster. Er duckte sich. »He, Corporal, sehen Sie nach. Sagen Sie der Señorita, wir könnten uns hier nicht verewigen. Na los, Sie lahme Fliege, bewegen Sie sich!«
Der angesprochene Soldat hastete ins Haus. Die Tür pendelte auf und schlug krachend gegen die Wand. Eine zweite Tür schwang auf, dann rief der Soldat: »Teniente, da ist doch gar niemand!«
Die Soldaten starrten zum Haus hinüber, in dem der suchende Soldat weiterging und eine andere Tür öffnete.
»Hier geht es hinten hinaus!«
Der Offizier sprang ab, stieß seine Leute brutal aus dem Weg und erreichte das Haus. Er lief durch den Flur und ein Zimmer und stand wieder im Freien.
Die Soldaten drängten zum größeren Teil hinterher.
»Mir ist vielleicht heiß unter der Haut!«, flüsterte Rizzos. »Als ob ich Fieber hätte!«
»Licht!«, befahl der Offizier.
Eine brennende Laterne wurde durch das Haus getragen.
Im Hof standen noch vier Soldaten, und der Kutscher blieb auf dem Bock.
Hinter dem Gebäude wurde in die Luft geschossen.
Die Pferde wieherten und stiegen empor. Hufe schlugen klirrend gegeneinander. Funken stoben auf und erloschen. Auch im Schuppen reagierten die Tiere nervös, zerrten an den festgebundenen Zügeln, stießen zusammen und schnaubten. Die beiden Bullen meldeten sich viel zu laut.
Der Kutscher schaute herüber. Die Soldaten im Hof wirbelten herum. Gewehre wurden repetiert.
»Da sind sie!«, brüllte einer.
СКАЧАТЬ