Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ sucht, so ist das böse und wird ver­dammt; aber wenn man uns­re jun­gen Bur­schen wie die Ha­sen nie­der­knallt, so ist das gut und man zeich­net den aus, der das Meis­te dar­in leis­tet. Nein, se­hen Sie, das wer­de ich nie ver­ste­hen.«

      »Der Krieg« warf Cor­nu­det laut ein »ist eine Bar­ba­rei, so­bald man den fried­li­chen Nach­bar an­greift; aber er ist eine hei­li­ge Pf­licht, so­bald es sich um die Ver­tei­di­gung des Va­ter­lan­des han­delt.«

      Die alte Frau senk­te den Kopf.

      »Ja­wohl, wenn man sich ver­tei­digt, das ist et­was an­de­res. Aber müss­te man dann nicht alle Kö­ni­ge um­brin­gen, die so et­was nur zum Ver­gnü­gen trei­ben?«

      »Bra­vo, Bür­ge­rin!« rief Cor­nu­det flam­men­den Au­ges. Herr Carré-La­ma­don war in tie­fes Nach­den­ken ver­sun­ken. Ob­schon er für den Kriegs­ruhm schwärm­te, so stell­te er sich doch nach den Wor­ten die­ser ein­fa­chen Frau den Wohl­stand vor, den so vie­le tau­sen­de, jetzt ar­beits­lo­se und des­halb kost­spie­li­ge Hän­de dem Lan­de brin­gen müss­ten; wie vie­le Kraft, die man jetzt un­ge­nützt er­hal­ten müss­te lies­se sich da zu in­dus­tri­el­len Zwe­cken ver­wen­den, de­ren Be­wäl­ti­gung jetzt Jahr­zehn­te er­for­der­te.

      Loi­seau hat­te un­ter­des­sen sei­nen Platz ver­las­sen und sich zu dem Wirt ge­setzt. Der di­cke Mann lach­te, hus­te­te und spuck­te ab­wech­selnd; sein di­cker Bauch wa­ckel­te vor Ver­gnü­gen bei den Wit­zen sei­nes Nach­barn. Er kauf­te ihm sechs Fass Bor­deaux ab zum nächs­ten Früh­jahr, wenn die Preus­sen wie­der ab­ge­zo­gen wä­ren.

      Das Sou­per war kaum zu Ende, als alle, von Mü­dig­keit über­wäl­tigt, ihre Zim­mer auf­such­ten.

      Loi­seau, der auf al­les ein Auge hat­te, ließ in­des­sen sei­ne Frau zu Bett ge­hen, wäh­rend er selbst bald sein Auge bald sein Ohr an’s Schlüs­sel­loch brach­te, um »die Ge­heim­nis­se des Gan­ges,« wie er sie nann­te, zu er­for­schen.

      Nach Ver­lauf ei­ner Stun­de hör­te er ein Geräusch, blick­te schnell hin­durch und ge­wahr­te Fett-Kloss, die in ei­nem spit­zen­be­setz­ten Schlaf­rock aus blau­em Kasch­mir noch un­förm­li­cher aus­sah. Sie trug ein Nacht­licht und ging auf die Tür mit der be­kann­ten Num­mer am Ende des Gan­ges zu. Als sie nach ei­ni­gen Mi­nu­ten von dort zu­rück kam, öff­ne­te sich seit­wärts eine an­de­re Türe. Cor­nu­det nur im Hemd und Bein­kleid kam hin­ter ihr her. Sie spra­chen lei­se mit­ein­an­der und blie­ben end­lich ste­hen. Fett-Kloss schi­en ihm ener­gisch den Ein­tritt in ihr Zim­mer zu ver­weh­ren. Lei­der konn­te Loi­seau nicht al­les ver­ste­hen; er fing nur ei­ni­ge Wor­te auf, als sie schliess­lich doch lau­ter wur­de. Cor­nu­det dräng­te leb­haft.

      »Ge­hen Sie doch!« sag­te er, »sei­en sie nicht när­risch; was macht das Ih­nen denn?«

      »Nein, nein, Wer­tes­ter«, sag­te sie mit ent­rüs­te­ter Mie­ne, »es gibt Au­gen­bli­cke, wo man so was nicht macht. Und dann, hier an die­sem Orte wäre es ge­ra­de­zu eine Schmach.«

      Er ver­stand sie ent­schie­den nicht und frag­te um den Grund.

      »Wa­rum?« sag­te sie, mit noch er­ho­be­ne­rer Stim­me. »Sie be­grei­fen nicht, warum? Weil Preus­sen hier im Hau­se sind, viel­leicht gleich im Zim­mer ne­ben­an.«

      Er schwieg. Die­se pa­trio­ti­sche Scham ei­ner Pro­sti­tu­ier­ten, die un­ter den Au­gen des Fein­des so­zu­sa­gen, sich nicht preis­ge­ben woll­te, moch­te doch in sei­nem Her­zen noch einen Rest von Scham­ge­fühl er­we­cken; denn er küss­te sie nur und ging dann mit Kat­zen­trit­ten wie­der auf sein Zim­mer.

      Loi­seau war sehr er­regt. Er ver­liess das Schlüs­sel­loch, rann­te im Zim­mer hin und her, zog sein Nacht­hemd an, und lüf­te­te die De­cke, un­ter der sei­ne Ehe­hälf­te ruh­te. »Hast Du mich lieb, Schatz?« frag­te er sie mit ei­nem Kus­se we­ckend.

      Dann wur­de es still in gan­zem Hau­se. Aber bald er­hob sich ir­gend­wo, aus ei­ner un­be­stimm­ten Rich­tung, ent­we­der aus dem Kel­ler oder aus dem Söl­ler kom­mend, ein mäch­ti­ges ein­för­mi­ges gleich­mäs­si­ges Schnar­chen. Es wech­sel­te mit kur­z­en und lan­gen Tö­nen ab, wie ein un­ter Druck er­zit­tern­der Dampf­kes­sel. Herr Fol­len­vie schlief.

      Da man be­schlos­sen hat­te, am an­de­ren Mor­gen um 8 Uhr ab­zu­rei­sen, so fand sich früh al­les pünkt­lich im Gast­zim­mer ein; aber der Wa­gen, des­sen Dach mit Schnee be­deckt war, stand ein­sam, ohne Kut­scher und Pfer­de im Hofe. Ver­geb­lich such­te man ers­te­ren in den Stäl­len, im Fut­ter­raum, in den Re­mi­sen. Da be­schloss man et­was spa­zie­ren zu ge­hen, um sich den Ort an­zu­se­hen. Sie be­fan­den sich auf dem Plat­ze, in des­sen Hin­ter­grun­de die Kir­che lag mit nied­ri­gen Häu­sern auf bei­den Sei­ten, in de­nen man preus­si­sche Sol­da­ten be­merk­te. Der ers­te, den sie sa­hen, klaub­te Kar­tof­feln aus; der zwei­te rei­nig­te den La­den ei­nes Bar­biers. Ein drit­ter, bär­tig bis un­ter die Au­gen, küss­te ein wei­nen­des Baby und schau­kel­te es auf den Kni­en, um es zu be­ru­hi­gen. Di­cke Bäue­rin­nen, de­ren Män­ner bei der »mo­bi­len Ar­mee« wa­ren, zeig­ten den gut­wil­li­gen Sie­gern durch Ge­bär­den, was sie zu tun hät­ten. Da gab es Holz zu spal­ten, Sup­pe zu ko­chen, Kaf­fee zu mah­len; ja ei­ner wusch so­gar das Lei­nen­zeug sei­ner Haus­wir­tin, ei­ner ganz hilflo­sen Al­ten.

      Er­staunt frag­te der Graf den Küs­ter, der ge­ra­de aus der Sa­kris­tei kam. »Ja, die­se da,« sag­te die alte Kir­chen­rat­te, »sind wa­cke­re Ker­le. Es sind kei­ne Preus­sen was man so sagt. Sie sind von wei­ter her, ich weiß nicht wo. Sie ha­ben alle Frau­en und Kin­der da­heim, und der Krieg macht ih­nen wahr­haf­tig kein Ver­gnü­gen. Bei ih­nen zu Hau­se wird man si­cher auch nach den Män­nern jam­mern, und die Ih­ri­gen wer­den nicht bes­ser dran sein, wie bei uns. Hier ist man üb­ri­gens au­gen­blick­lich ganz zu­frie­den. Sie be­tra­gen sich gut und ar­bei­ten so gut wie bei sich zu Hau­se. Se­hen Sie, mein Herr, arme Leu­te müs­sen sich ge­gen­sei­tig hel­fen … Die Gro­ßen sind es nur, die den Krieg füh­ren …«

      Cor­nu­det, sehr ent­rüs­tet über die­ses freund­schaft­li­che Ver­hält­nis zwi­schen Sie­gern und Be­sieg­ten, ging heim; er zog es vor im Hôtel zu blei­ben. »Sie be­völ­kern wie­der,« sag­te Loi­seau scher­zend. »Sie ma­chen man­ches wie­der gut,« ent­geg­ne­te Herr Carré-La­ma­don er­regt. Der Kut­scher war nir­gends zu fin­den. Sch­liess­lich ent­deck­te man ihn in ei­ner Kaf­fee­schen­ke, wo er sich mit dem Bur­schen des Of­fi­ziers freund­schaft­lich zu­sam­men nie­der­ge­las­sen hat­te.

      »Hat man Ih­nen denn nicht be­foh­len, um 8 Uhr an­zu­span­nen?« frag­te ihn der Graf.

      »Ganz recht; aber nach­her hat man an­ders be­foh­len.«

      »Was?«

      »Über­haupt nicht an­zu­span­nen?«

      »Wer hat das ver­bo­ten?«

      »Nun, der preus­si­sche Of­fi­zier.«

      »Wa­rum СКАЧАТЬ