Werft eure Zuversicht nicht weg. Benno Elbs
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Название: Werft eure Zuversicht nicht weg

Автор: Benno Elbs

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783702238889

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СКАЧАТЬ die meisten würden ihn wohl eher als einfältig bezeichnen. Beppo ist langsam und bedächtig in seinem Tun und in seinem Denken, fast so, als ob er etwas schwer von Begriff wäre. Und doch macht er sich seine Gedanken zum Lauf der Welt und der Dinge, die von einer ungeheuren philosophischen Tiefe und Weisheit sind. Der Beruf des Straßenkehrers ist heute beinahe ausgestorben, er genießt eben kein Ansehen. Große lärmende Maschinen saugen den Schmutz und achtlos weggeworfenen Müll von den Straßen. Doch Beppo selbst ist vom Wert und der Bedeutung seiner von den meisten wenig geschätzten Arbeit überzeugt, auch wenn die Straße, die er zu reinigen hat, manchmal endlos lange und hoffnungslos schmutzig erscheint. In den Gesprächen am Feierabend nach getaner Arbeit erklärt Beppo seiner Freundin Momo und vielleicht mehr noch sich selbst, worauf es ihm bei seiner Arbeit ankommt. Wenn die Straße, deren Reinigung als zu bewältigende Aufgabe vor einem liegt, manchmal so bedrückend lange erscheint und fast unmöglich zu schaffen ist, dann ist man versucht, immer schneller und schneller zu arbeiten, man wird hektisch und kommt ganz außer Atem, bis man nicht mehr kann. So darf man es nicht machen, ist Beppos Erfahrung. Er versucht, niemals die ganze Straße auf einmal zu denken, sondern seine Arbeit Schritt für Schritt im steten Rhythmus von Besenstrich und Atemzug und nächstem Schritt langsam und gemächlich zu tun. So macht es Freude. So wird das Ergebnis gut. Und mit einem Mal bemerkt man, dass man die ganze, lange Straße gekehrt hat, Schritt für Schritt.7

      In der Logotherapie bezeichnet man diesen Vorgang als „Einstellungsmodulation“. In jeder Situation, mag sie noch so aussichtslos scheinen, gibt es immer noch einen Rest von Freiheit. Ich selber bin es, die oder der entscheidet, wie ich mit diesem Problem, mit dieser Frage oder Situation umgehe. Der Blick auf die kleinen Schritte des Alltags ist dabei sehr hilfreich und gibt Zuversicht. Ich habe die Wahl.

      Auch die Weisheitsschriften in der Bibel raten uns zu einer solchen Einstellung. Zu vertrauender Gelassenheit gegenüber den Wechselfällen des Lebens ermutigt der Weisheitslehrer Kohelet: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: […] Eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz“ (Koh 3,1.4). Oder im Buch der Sprichwörter (17,22) des weisen Königs Salomo finden wir einen lebensnahen Gesundheitstipp: „Ein fröhliches Herz tut der Gesundheit gut, ein bedrücktes Gemüt lässt die Glieder verdorren.“ Auch da liegt es zumindest ein Stück weit immer in meiner Entscheidung, wie viel Raum und Gewicht ich dem Belastenden und Schweren zugestehe oder ob ich versuche, meinen Blick auf das zu richten, was mich stärkt und mir Freude bereitet.

      Geistige Verbundenheit

      Es ist Sonntag. Wir sind noch in der Zeit der Pandemie und der damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen. Es finden keine öffentlichen Gottesdienste in unseren Kirchen statt. Ich gehe in der Früh nach dem Morgengebet ein wenig in die Natur und mache einen Spaziergang, um mein Herz vor dem Sonntagsgottesdienst, den ich über das Radio mitfeiere, für Gott und für die Liturgie zu öffnen.

      Dann, es ist kurz vor zehn Uhr, höre ich die Glocken der Pfarrkirche. Wir haben alle Pfarren unserer Diözese gebeten, um 10 Uhr die Glocken zu läuten und die Menschen zur Mitfeier des Gottesdienstes via Radio einzuladen. Dieses ruhige, feierliche Läuten der Glocken berührt mich. Mit einem Male fühle ich mich mit vielen Menschen verbunden, die sich jetzt auf den Gottesdienst vorbereiten. Und ich denke an die Emmausjünger, die zunächst allein unterwegs sind, dann aber vom auferstandenen Christus, der überraschend auf ihrem Weg hinzukommt, begleitet werden. In diesem Moment wird ihnen eine völlig neue Perspektive auf die Krisensituation ihres Lebens geschenkt, ihr Herz begann zu brennen. Diese geistliche Verbundenheit mit vielen Menschen, die zu diesem Zeitpunkt Gottesdienst feiern, und der Gedanke, dass Gott uns neue Perspektiven schenkt, haben mein Herz berührt.

      Zuversicht entsteht auch durch geistige Verbundenheit mit Menschen. Ich weiß nicht, wer den Gottesdienst mitfeiert, ich bin mit niemandem direkt verbunden, ich feiere ihn zuhause mit, alleine. Und doch ist dieses Netz des Betens, der guten Gedanken und des Vertrauens auf Gott etwas, das mir an diesem Tag ganz wichtig wurde. Zuversicht durch ein jahrhundertealtes Ritual: das Glockenläuten. Noch nie in meinem Leben habe ich so intensiv die Bedeutung und Wirkung einer Glocke verspürt, obwohl ich das Läuten über viele Jahrzehnte hunderte Male gehört und wohl oft auch überhört habe. Die bewusste Verbundenheit der Herzen überwindet jede räumliche Distanz.

      Zuwendung, Zärtlichkeit, Zeit

      Die „drei Z“ – Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit – sind so etwas wie „Grundnahrungsmittel“, die ein jeder Mensch zum Leben braucht. Ohne sie verkümmern wir, verlieren wir die Lebensfreude und -energie.

      Zuwendung

      Beziehungen zu vertrauten Menschen, zu Freunden und Familienangehörigen sind eine Quelle von Sicherheit und Zuversicht. Gerade in Krisensituationen zeigt sich die Tragfähigkeit, Verlässlichkeit und Belastbarkeit der Familie besonders deutlich. Unser Sozialsystem ist hoch entwickelt. Für fast alle erdenklichen Probleme und Nöte gibt es Hilfen – und das ist sehr gut so. Aber doch ist es nie möglich, alle sozialen Netze und Sicherheiten so eng zu flechten, dass alle Menschen mit ihrer seelischen und physischen Not aufgefangen werden können. Gerade dann ist die Familie ein großes soziales Kapital. Sie ist der Ort, der uns am wirkungsvollsten hilft, in die Zukunft zu gehen. Sie ist ein enges Netzwerk von Vertrauen, von vertrauten Beziehungen, in dem wir einfach da sein dürfen, ohne Leistung, wo wir uns schwach zeigen dürfen und wo Versagen keine Schande ist.8 Die Familie ist der Ort, wo der Wert eines Menschen gefeiert wird. Deshalb gehört es fundamental zu jedem Familienleben, bestimmte Feste zu feiern – Geburtstage, Jubiläen, die Feste des Jahres und des Lebens, Erfolge und Entwicklungsabschnitte. In diesen Festen wird deutlich, dass es im tiefsten Sinn des Menschseins ist, Freude zu leben. Das Fest ist Ausdruck existenziellen Reichtums.9

      Ein junger Mann, er steht kurz vor seiner Hochzeit, erzählt mir, dass die Trauung aufgrund eines tragischen Todesfalles in der Familie verschoben werden muss. Seine kleine Schwester ist an Krebs gestorben. Sie wurde von der Familie intensiv begleitet, auch am Vorabend ihres Sterbens waren sie alle bei Jaqueline* und konnten sich so gut von ihr verabschieden. Was gibt in einer solchen Situation Kraft zu leben? In der Zeit der Corona-Maßnahmen konnte die Beerdigung nicht im sonst üblichen Rahmen stattfinden, es musste eine andere Form des wertschätzenden Abschiednehmens gesucht werden. So hat die Familie die Bekannten und Freunde eingeladen, abends zuhause eine Kerze anzuzünden und für die Verstorbene zu beten. Sehr viele haben sich daran beteiligt und, was für die Familie besonders tröstlich war, vor ihrem Haus wurden an diesem Abend Hunderte von Kerzen aufgestellt. Ein berührendes Zeichen der Zuwendung, des Trostes und der Hoffnung.

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