Die Todesstrafe I. Jacques Derrida
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Название: Die Todesstrafe I

Автор: Jacques Derrida

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Passagen forum

isbn: 9783709250389

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СКАЧАТЬ der Liste, in Wirklichkeit das erste sei, das grundlegende Gebot und die Ur-Grundlage der Ethik, das Wesen selbst der Ethik und die erste Bedeutung, die mir das Antlitz bedeutet22), haben also diese Nationalstaaten abrahamitischer Kultur zwischen diesem „Du sollst nicht töten“ (also diesem scheinbar absoluten Recht auf Leben, diesem Verbot, den Tod zu geben) und der Todesstrafe in Wahrheit nicht mehr Widerspruch empfunden als Gott selbst, als er, nachdem er auf diese Weise (Exodus 20, 1-17) das „Du sollst nicht töten“ vorgeschrieben hatte, Moses befahl, die Söhne Israels dem auszusetzen, was man mit „jugements [Urteilssprüche]“23 übersetzt. Was sagen insbesondere die genannten „Urteilssprüche“, unmittelbar nach den Zehn Geboten? Nun, im Grunde genommen, dass man all diejenigen zum Tode verurteilen, all denjenigen den Tod geben müsse, die dieses oder jenes dieser zehn Gebote übertreten. Es gibt da, Sie ahnen es, heikle und entscheidende Fragen der Semantik und also der Übersetzung, wir werden noch darauf kommen, aber ich zitiere zunächst die Übersetzung von Dhorme in der Pléiade-Ausgabe, die das sechste Gebot mit „Tu ne tueras point24 übersetzt hat; auf Deutsch (modernisierte und revidierte Luther-Übersetzung): „Du sollst nicht töten“*; auf Englisch (King James Version): „thou shallt not kill“. Chouraqui übersetzt anders und wir werden gleich noch darauf kommen, um eine kritische Differenz zu situieren zwischen zwei Weisen, den Tod zu bringen oder zu geben beziehungsweise das Leben zu nehmen. Nun, wenn Gott nach den Zehn Geboten, und also nach dem „Du sollst nicht töten“, Moses vorschreibt, den Söhnen Israels eine Liste mit „Urteilssprüchen/Rechtsordnungen“ vorzulegen (und hierbei handelt es sich sehr wohl um Urteilssprüche [jugements], nach einem hebräischen Wort (michpat), das die Gerechtigkeit, das Urteil, die Rechtsprechung, das Recht betrifft: Gott schreibt seinem Volk oder seiner Nation, den Söhnen Israels, eine Verfassung vor, ein Recht, eine Rechtsprechung, insbesondere ein Strafrecht – die Übersetzungen markieren das im Französischen alle, bei Dhorme wie bei Chouraqui handelt es sich um „jugements“), < wenn > Gott also Moses befiehlt, diese „Urteilssprüche“ den Söhnen Israels vorzulegen: „Voici les jugements que tu exposeras devant eux“ (Dhorme)25, „Voici les jugements que tu mettras en face d’eux“ (Chouraqui)26, auf Englisch (King James): „Now these are the judgments which thou shallt set before them“; auf Deutsch ist die Bezugnahme auf das Recht, auf die Strafjustiz noch expliziter: „Dies sind die Rechtsordnungen die du ihnen vorlegen sollst“*27, dann gibt es unter diesen Urteilssprüchen/Rechtsordnungen, unter dem, was buchstäblich ein Strafgesetzbuch ist, eine Reihe von Prinzipien oder Regeln, um Gerichtsentscheide [arrêts de justice] festzulegen, nun, dann gibt es darunter just eine ganze Reihe an Todesurteilen [arrêts de mort], an Verurteilungen zum Tode. Gott schreibt buchstäblich vor, all diejenigen zum Tode zu verurteilen beziehungsweise der Todesstrafe zu unterziehen, die bestimmte der durch die Zehn Gebote aufgestellten Verbote übertreten, insbesondere das „Du sollst nicht töten“. Ich zitiere zunächst die französische Übersetzung von Dhorme und schiebe die von Chouraqui etwas auf [je diffère], die uns gleich helfen wird, in all dem etwas klarer zu sehen.28 Unter den Urteilssprüchen/Rechtsordnungen, bezüglich derer Gott anordnet, dass sie den Söhnen Israels zur Kenntnis gebracht werden, gibt es also folgende, die ich auswähle, weil sie Todesstrafen beinhalten:

      Wer einen Menschen (so) schlägt, daß er stirbt, muß getötet werden. Hat er ihm aber nicht nachgestellt, sondern Gott hat es seiner Hand widerfahren lassen, dann werde ich dir einen Ort bestimmen, wohin er fliehen soll. Doch wenn jemand an seinem Nächsten vermessen handelt, indem er ihn hinterlistig umbringt – von meinem Altar sollst du ihn wegnehmen, damit er stirbt. Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, muß getötet werden.

      Wer einen Menschen raubt, sei es, daß er ihn verkauft, sei es, daß er in seiner Gewalt gefunden wird, (der) muß getötet werden.

      Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, muß getötet werden.29

      Auf Englisch, immer noch in der King James Version, lautet das Äquivalent für „(der) muß getötet werden [il sera mis à mort]“: „he shall be surely put to death“, oder für jenes Motiv eines Para-Opfers, „Wenn jemand an seinem Nächsten vermessen handelt, indem er ihn hinterlistig umbringt – von meinem Altar sollst du ihn wegnehmen, damit er stirbt“: „thou shalt take him from my altar, that he may die.“ Auf Deutsch lautet die revidierte und modernisierte Luther-Übersetzung jedes Mal: Wer dies oder jenes getan hat, „der soll des Todes sterben“*, oder, in der Szene des Para-Opfers: „so sollst du ihn von meinem Altar wegreißen, daß man ihn töte“*.

      Die beiden Tode, die beiden Tötungen stünden in СКАЧАТЬ