Sherlock Holmes - Seine Abschiedsvorstellung. Arthur Conan Doyle
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Название: Sherlock Holmes - Seine Abschiedsvorstellung

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012403

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СКАЧАТЬ ihn soweit hatte, daß er nach Esher kam. Nun, was wollte er von Eccles? Was konnte Eccles ihm schon bieten? Ich sehe nicht, was dieser Mann für einen Reiz haben könnte. Er ist nicht besonders intelligent – wohl kaum der ebenbürtige Gesprächspartner für einen gewitzten Südländer. Was war es also, das ihn für Garcias Pläne so besonders geeignet machte, daß dieser aus all den Leuten, die er kennengelernt hatte, gerade ihn auswählte? Besitzt er irgendeine herausragende Eigenschaft? Das möchte ich meinen. Er ist der Inbegriff englischer Respektabilität, und damit der geeignete Mann dafür, in der Rolle des Zeugen auf jeden anderen Engländer den gebührenden Eindruck zu machen. Sie haben ja selbst mitansehen können, wie keiner der beiden Inspektoren auch nur im Traum daran gedacht hätte, seine Aussage anzuzweifeln, so ungewöhnlich sie auch war.«

      »Aber was hätte er denn bezeugen sollen?«

      »Nichts, so wie die Dinge jetzt liegen; aber alles, wenn sie einen anderen Verlauf genommen hätten. Das ist jedenfalls meine Auffassung von der ganzen Sache.«

      »Ah, ich verstehe; er hätte ein Alibi liefern sollen.«

      »Genau, mein lieber Watson; er hätte ein Alibi liefern sollen. Wir wollen einmal, rein spekulationshalber, annehmen, daß sämtliche Haushaltsmitglieder von Wisteria Lodge an irgendeinem Komplott beteiligt waren. Das Vorhaben, was immer es im einzelnen sein mag, sollte, sagen wir mal, vor ein Uhr ausgeführt werden. Nun ist es durchaus möglich, daß Scott Eccles durch irgendeine Manipulation an den Uhren dazu gebracht wurde, früher zu Bett zu gehen, als er meinte; auf jeden Fall ist anzunehmen, daß zu dem Zeitpunkt, da Garcia sich so viel Mühe machte, ihm einzureden, es sei ein Uhr, es in Wirklichkeit nicht später als zwölf war. Wenn es nun Garcia gelang; zu tun, was immer er tun wollte, und zu der besagten Zeit wieder zurückzusein, dann konnte er jedwede Anklage parieren. Denn da war dieser untadelige englische Ehrenmann, der bereit war, vor jedem Gericht zu beschwören, daß der Beschuldigte die ganze Zeit über zu Hause gewesen war. Das Ganze war eine Vorsichtsmaßnahme für den schlimmsten Fall.«

      »Ja, ja, das verstehe ich schon. Aber was ist mit dem Verschwinden der anderen?«

      »Ich habe zwar noch nicht all meine Fakten beisammen, aber ich kann mir nicht denken, daß uns dies vor unüberwindliche Schwierigkeiten stellen sollte. Dennoch, es ist ein Fehler, den Tatsachen mit Behauptungen zuvorzukommen. Unmerklich biegt man sich dann die Fakten zurecht, damit sie besser zu den Theorien passen.«

      »Und diese Botschaft?«

      »Wie lautete sie noch? ›Unsere Farben, grün und weiß‹ – klingt nach Pferderennen. ›Grün offen, weiß geschlossen.‹ Das ist eindeutig ein Signal. ›Haupttreppe, erster Korridor, siebte rechts, grüner Boi.‹ Ein Stelldichein. Schon möglich, daß hinter alledem ein eifersüchtiger Ehemann steckt. Es war ohne Zweifel ein riskantes Unternehmen; sonst hätte sie nicht ›Gott schütze Sie‹ hinzugefügt. ›D.‹ – das könnte uns auf die Sprünge helfen.«

      »Der Mann war Spanier. ›D.‹ steht vermutlich für Dolores, der Name ist in Spanien sehr häufig.«

      »Gut, Watson, ausgezeichnet – nur leider völlig ausgeschlossen. Eine Spanierin würde einem anderen Spanier auf spanisch schreiben. Diese Mitteilung stammt also mit Sicherheit von einer Engländerin. Nun, im Moment bleibt uns nichts anderes übrig, als uns in Geduld zu fassen, bis dieser treffliche Inspektor wiederkommt, um uns abzuholen. Einstweilen aber wollen wir froh und dankbar sein, daß ein gütiges Geschick uns für ein paar flüchtige Stunden von den unerträglichen Strapazen des Müßiggangs erlöst hat.«

      Noch ehe unser Polizeibeamter aus Surrey wieder zu uns zurückgekehrt war, traf die Antwort auf Holmes' Telegramm ein. Holmes las sie durch und wollte sie schon in sein Notizbuch stecken, als sein Blick auf mein erwartungsvolles Gesicht fiel. Mit einem Lachen warf er sie mir zu.

      »Wir bewegen uns in gehobenen Kreisen«, bemerkte er.

      Das Telegramm enthielt eine Liste von Namen und Adressen:

      Lord Harringby, The Dingle; Sir George Ffolliott, Oxshott Towers; Mr. Hynes Hynes, J. R, Purdey Place; Mr. James Baker Williams, Forton Old Hall; Mr. Henderson, High Gable; Rev. Joshua Stone, Nether Walsling.

      »Dies ist ein sehr simples Verfahren zur Eingrenzung unseres Operationsfeldes«, sagte Holmes. »Zweifellos hat Baynes mit seinem Sinn für Methodik bereits einen ähnlichen Weg eingeschlagen.«

      »Ich verstehe nicht ganz.«

      »Nun, mein lieber Freund, wir waren bereits zu dem Schluß gediehen, daß es sich bei der Botschaft, die Garcia bei Tisch erhielt, um eine Verabredung oder ein Stelldichein gehandelt hat. Nun denn, falls die naheliegende Lesart die richtige ist und man, um sich zu diesem Treffen zu begeben, eine Haupttreppe emporsteigen und die siebte Tür in einem Korridor aufsuchen muß, so ist es völlig klar, daß das betreffende Haus sehr groß sein muß. Und mit ebensolcher Gewißheit läßt sich sagen, daß dieses Haus nicht mehr als ein oder zwei Meilen von Oxshott entfernt sein kann, da Garcia in diese Richtung gegangen ist und, nach meiner Auslegung der Tatsachen, rechtzeitig in Wisteria Lodge5 zurückzusein hoffte, um sich seines Alibis zu bedienen, das nur für die Zeit bis ein Uhr gelten würde. Da die Anzahl großer Häuser im engeren Umkreis von Oxshott begrenzt sein muß, habe ich die naheliegende Methode angewandt, den von Scott Eccles erwähnten Häusermakler anzufragen, ob er mir eine Liste davon zusammenstellen könnte. In diesem Telegramm hier sind sie nun alle aufgeführt, und in einem von ihnen muß das andere Ende unseres verschlungenen Fadens liegen.«

      Es war kurz vor sechs Uhr, als wir in Begleitung von Inspektor Baynes im hübschen Dorf Esher in der Grafschaft Surrey eintrafen. Holmes und ich hatten uns für eine Übernachtung gerüstet und fanden im Bull behagliches Quartier, Sodann machten wir uns zusammen mit dem Detektiv auf den Weg nach Wisteria Lodge. Es war ein kalter, dunkler Märzabend; ein scharfer Wind wehte und peitschte uns den Nieselregen ins Gesicht; es paßte alles zusammen mit der öden Allmende, durch die wir unserem tragikumwitterten Ziel entgegenstrebten.

      Nach einem kalten und trübseligen Marsch von einigen Meilen kamen wir an ein hohes, hölzernes Tor, welches sich auf eine düstere Kastanienallee öffnete. Wir folgten der geschwungenen, überschatteten Einfahrt zu einem gedrungenen, finster wirkenden Haus, das sich nachtschwarz gegen den schiefergrauen Himmel abhob. Aus dem Fenster links neben der Eingangstür drang schwacher Lichtschimmer.

      »Ein Constable hält die Stellung«, sagte Baynes. »Ich will mal eben ans Fenster klopfen.« Er stapfte über das Rasenstück und pochte mit der Hand gegen die Scheibe. Durch das beschlagene Glas hindurch konnte ich undeutlich erkennen, wie ein Mann aus seinem Sessel neben dem Kaminfeuer aufsprang, und gleichzeitig drang ein gellender Schrei aus dem Zimmer. Einen Augenblick später öffnete uns ein schwer atmender und totenblaßer Polizist die Tür; die Kerze in seiner Hand zitterte und schwankte.

      »Was ist los, Walters?« fragte Baynes barsch.

      Der Mann wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.

      »Bin ich froh, daß Sie hier sind, Sir. Das ist ein langer Abend gewesen, und meine Nerven sind wohl auch nicht mehr das, was sie mal waren.«

      »Ihre Nerven, Walters? Ich wußte gar nicht, daß Sie so was haben.«

      »Nun, Sir, das liegt an diesem einsamen, stillen Haus und diesem komischen Zeugs in der Küche. Und als Sie dann ans Fenster geklopft haben, da hab ich gedacht, es sei zurückgekommen.«

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