Sherlock Holmes - Seine Abschiedsvorstellung. Arthur Conan Doyle
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Название: Sherlock Holmes - Seine Abschiedsvorstellung

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012403

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СКАЧАТЬ und Leid die Wahrheit erfahren. Für uns gibt es in der Hölle keinen Teufel wie Juan Murillo – und hier auf Erden keinen Seelenfrieden8, solange seine Opfer nach Vergeltung schreien.«

      »Er war bestimmt genau so, wie Sie sagen«, warf Holmes ein. »Ich habe das Schlimmste über ihn gehört. Aber inwiefern sind Sie davon betroffen?«

      »Ich will Ihnen alles erzählen. Es gehörte zur Politik dieses Scheusals, jeden Mann, der sich dereinst zu einem ernstzunehmenden Rivalen entwickeln könnte, unter dem einen oder anderen Vorwand aus dem Weg zu räumen. Mein Gatte – ja, mein richtiger Name ist Señora Victor Durando – war der Gesandte von San Pedro in London. Dort haben wir uns kennengelernt und geheiratet. Nie hat ein edlerer Mann als er auf Erden gelebt. Unseligerweise aber hörte Murillo von seinen hervorragenden Qualitäten, berief ihn unter einem Vorwand zurück und ließ ihn erschießen. Sein Schicksal vorausahnend, hatte er es abgelehnt, mich mitzunehmen. Sein Vermögen wurde konfisziert, mir blieb nichts als ein Notgroschen und ein gebrochenes Herz.

      Dann kam der Sturz des Tyrannen. Er entwischte genau so, wie Sie es eben geschildert haben. Aber all die Unzähligen, deren Leben er zerstört hatte, deren Nächste und Liebste unter seinen Händen Folter und Tod erlitten hatten, waren nicht gewillt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie schlössen sich zu einem Bund zusammen, der nicht eher aufgelöst werden sollte, als bis das Werk vollbracht war. Sobald wir hinter der Maske von Henderson den gefallenen Despoten ausgemacht hatten, fiel mir die Aufgabe zu, mich in seinen Haushalt einzuschleichen und die anderen über jede seiner Bewegungen auf dem laufenden zu halten. Dies gelang mir, indem ich mir die Stellung als Gouvernante in seinem Hause verschaffte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, daß die Frau, die ihm bei allen Mahlzeiten gegenübersaß, die Gattin eines Mannes war, dessen Lebenslicht er von einer Stunde auf die andere ausgelöscht hatte. Ich zeigte ihm ein lächelndes Gesicht, kam meinen Pflichten gegenüber den Kindern nach und wartete, bis die Zeit reif wäre. Ein erster Anschlag wurde in Paris auf ihn verübt und mißlang. Darauf reisten wir in hektischem Zickzack durch ganz Europa, um die Verfolger abzuschütteln, und kehrten schließlich in dieses Haus zurück, das er bei seinem ersten Aufenthalt in England erworben hatte.

      Aber auch hier warteten die Sachwalter der Gerechtigkeit auf ihn. Garcia, welcher der Sohn des ehemaligen obersten Würdenträgers von San Pedro ist, wußte wohl, daß er hierher zurückkehren würde, und erwartete ihn zusammen mit zwei getreuen Gefährten niederen Standes, die von demselben Feuer der Rache beseelt waren wie er. Tagsüber Heß sich nicht viel ausrichten, denn Murillo war überaus vorsichtig und ging ohne seinen Trabanten Lucas, oder vielmehr Lopez, wie dieser sich in den Tagen seiner Machtfülle noch genannt hatte, nie aus. Nachts jedoch schlief er allein, und dann konnte ein Rächer Hand an ihn legen. An einem bestimmten, vorher vereinbarten Abend übersandte ich meinem Freund die letzten Instruktionen, denn der Mann war ständig auf der Hut und wechselte öfters das Schlafzimmer. Ich sollte dafür besorgt sein, daß alle Türen offen waren, und ein grünes oder weißes Licht in einem Fenster, das auf die Einfahrt blickte, sollte ihm signalisieren, ob alles in Ordnung war oder ob der Anschlag besser auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden sollte.

      Doch es ging alles schief. Aus irgendeinem Grund hatte ich den Verdacht des Sekretärs Lopez erregt. Er schlich mir nach und stürzte sich auf mich, als ich eben meine Mitteilung fertiggeschrieben hatte. Er und sein Gebieter schleiften mich in mein Zimmer, wo sie über mich zu Gericht saßen und mich des Verrats schuldig befanden. Sie hätten mich wohl auf der Stelle mit ihren Messern durchbohrt, wenn sie eine Möglichkeit gesehen hätten, sich den Folgen einer solchen Tat zu entziehen. Endlich, nach langen Erörterungen, kamen sie zu dem Schluß, daß meine Ermordung zu gefährlich wäre. Sie beschlossen jedoch, sich Garcias ein für allemal zu entledigen. Sie hatten mich geknebelt, und Murillo verdrehte mir den Arm, bis ich ihnen die Adresse verriet. Bei meiner Seele, er hätte ihn mir gleich ganz abdrehen können, hätte ich gewußt, was Garcia bevorstand. Lopez schrieb die Adresse auf den Brief, den ich verfaßt hatte, versiegelte ihn mit Hilfe seines Manschettenknopfes und ließ ihn durch José, den Diener, überbringen. Wie sie ihn ermordet haben, weiß ich nicht; sicher ist nur, daß er durch Murillos Hand gefallen ist, denn Lopez war bei mir geblieben, um mich zu bewachen. Ich nehme an, er hat ihm bei den Stechginsterbüschen, zwischen denen der Weg sich hindurchschlängelt, aufgelauert, und als Garcia da vorbeikam, hat er ihn niedergemacht. Zuerst hatten sie vor, ihn das Haus betreten zu lassen und ihn als auf frischer Tat ertappten Einbrecher zu töten; dann überlegten sie sich jedoch, daß im Falle einer polizeilichen Untersuchung ihre wahre Identität unweigerlich ans Licht der Öffentlichkeit käme, wodurch sie weiteren Anschlägen ausgesetzt würden. Von Garcias Tod erhofften sie sich allerdings auch eine abschreckende Wirkung auf andere und somit das Ende ihrer Nachstellungen.

      Damit wäre für sie nun alles in Ordnung gewesen, hätten sie nicht in mir eine Mitwisserin ihrer Tat gehabt. Ich habe keinen Zweifel, daß mein Leben zu Zeiten an einem dünnen Faden hing. Sie sperrten mich in meinem Zimmer ein, versetzten mich mit entsetzlichsten Drohungen in Angst und Schrecken, mißhandelten mich aufs grausamste, um meinen Lebensmut zu brechen – sehen Sie nur diese Stichwunde hier in meiner Schulter und die blauen Flecke, mit denen meine Arme von oben bis unten bedeckt sind –, und als ich einmal aus dem Fenster um Hilfe zu rufen versuchte, stopften sie mir einen Knebel in den Mund. Fünf Tage lang währte diese furchtbare Gefangenschaft, und ich erhielt kaum genug Nahrung, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Heute nachmittag endlich wurde mir ein gutes Mittagessen gebracht, aber kaum hatte ich es zu mir genommen, spürte ich, daß ihm ein Rauschgift beigemengt worden war. Ich erinnere mich wie im Traum, halb geführt, halb zum Wagen getragen worden zu sein; im selben Zustand wurde ich zum Zug geschafft. Erst da, als die Räder sich schon beinah in Bewegung setzten, kam mir plötzlich zum Bewußtsein, daß ich selbst meine Freiheit in der Hand hatte. Ich sprang hinaus, sie versuchten, mich zurückzuzerren, und ohne die Hilfe dieses braven Mannes hier, der mich zu einer Droschke führte, wäre es mir nie gelungen, zu entkommen. Nun aber bin ich Gott sei Dank auf immer ihrer Gewalt entronnen.«

      Wir alle hatten diesem bemerkenswerten Bericht mit gebannter Aufmerksamkeit gelauscht. Es war Holmes, der schließlich das Schweigen brach.

      »Damit sind wir aber noch nicht am Ende unserer Schwierigkeiten«, sagte er kopfschüttelnd. »Die Polizeiarbeit hätten wir zwar abgeschlossen, aber die juristische Arbeit fangt erst an.«

      »Genau«, pflichtete ich ihm bei. »Ein spitzfindiger Anwalt könnte die Sache immer noch so drehen, daß sie sich wie ein Akt der Notwehr ausnehmen würde. Mögen auch Hunderte von Verbrechen im Hintergrund liegen, so ist es doch nur dieses eine, für das sie belangt werden können.«

      »Ach was«, sagte Baynes munter, »da habe ich aber eine bessere Meinung von unseren Gesetzen. Notwehr ist eine Sache; aber einen Mann kaltblütigen eine Falle zu locken, um ihn zu ermorden, ist eine andere, ganz gleich, was für Gefahren von ihm drohen mögen. Warten Sie's nur ab, wir alle kommen schon zu unserem Recht, wenn wir bei der nächsten Tagung des Geschworenengerichts von Guildford die Bewohner von High Gable wiedersehen.«

      Es ist indessen eine historische Tatsache, daß es noch eine Weile dauern sollte, bis der Tiger von San Pedro seine verdiente Strafe fand. Dreist und gerissen, wie er und sein Spießgeselle nun mal waren, schüttelten sie ihren Verfolger ab, indem sie eine Pension in der Edmonton Street betraten und durch den Hintereingang, der auf den Curzon Square geht, wieder verließen. Von jenem Tag an wurden sie in England nicht mehr gesehen. Etwa sechs Monate später wurden in Madrid der Marquese von Montalva und sein Sekretär, ein Signor Rulli, in ihrem Zimmer im Hotel Escorial ermordet. Das Verbrechen wurde den Nihilisten zugeschrieben, und die Mörder wurden nie gefaßt. Inspektor Baynes besuchte uns in der Baker Street mit einer gedruckten Beschreibung des dunklen Gesichts des Sekretärs und der herrischen Gesichtszüge, des magnetischen Blicks der schwarzen Augen und der buschigen Augenbrauen seines Herrn. Es gab keinen Zweifel, die Gerechtigkeit hatte die beiden, wenn auch spät, ereilt.

      »Ein chaotischer Fall, mein lieber Watson«, sagte Sherlock Holmes bei seiner Abendpfeife. »Es wird Ihnen kaum gelingen, ihn in der gedrängten СКАЧАТЬ