Название: Nikomaus & Murmelbär
Автор: Adora Belle
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Alles Geschmackssache
isbn: 9783961921164
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Wie bin ich jetzt von Nikos verrücktem Plan auf dieses Thema gekommen? Egal. Fakt ist und bleibt jedenfalls: Nie und nimmer lasse ich mich zu solch einem Scheiß überreden! Niemals!
2.
„Wie hast du den Typen noch mal dazu gekriegt, sich mit uns zu treffen?“, frage ich missmutig und kippe mir einen großzügigen Schluck Cola in den Hals. Niko sitzt neben mir und hat seinen Latte macchiato mit Karamellsirup bereits zur Hälfte geleert. Er vibriert förmlich vor Aufregung, hibbelt auf seinem Platz hin und her und kann die Hände kaum stillhalten, während er alle paar Sekunden zur Eingangstür des kleinen Cafés schaut.
„Hm? Och, ich hab ihm eigentlich bloß ein Foto von dir gezeigt“, erwidert Niko, ohne mich dabei anzusehen.
Nett, denke ich leicht verstimmt. Echt sehr nett. Und so was schimpft sich Kumpel.
Muss ich noch großartig erklären, was passiert ist? Ne, oder?
Unser Gespräch wegen Nikos aktuellem Objekt der Begierde und seinem hirnrissigen Plan, um den Mann rumzukriegen, liegt inzwischen zwei Tage zurück und ich Blödhammel hab mich natürlich doch breitschlagen lassen.
Du meinst, noch breiter, als du ohnehin schon bist?
War ja klar, dass mein Schulterteufel diese Steilvorlage nutzt!
Scheißkerl!, denke ich grimmig, aber es beeindruckt ihn wenig.
Jedenfalls habe ich mich anfangs standhaft geweigert, doch dann hat Niko seinen patentierten Welpenblick eingesetzt, einfach, weil er weiß, dass er mich damit immer bezirzen kann. Wirklich immer! Auch wider besseres Wissen meinerseits!
Wie oft bin ich nicht schon in irgendwelche Schwierigkeiten geraten, nur weil ich diesen weit aufgerissenen, babyblauen Augen und der dramatisch zitternden Unterlippe nicht widerstehen konnte.
Ich brauche da nur an diese schwüle Sommernacht zu denken, als wir beide sechzehn waren und Niko auf die bekloppte Idee kam, heimlich ins Freibad einzusteigen, um sich abzukühlen. Da wollte ich zuerst auch nicht mitmachen, aber am Ende hat er mich mit seinen Kulleraugen natürlich rumgekriegt. Das Ende vom Lied war, dass wir vom Wachdienst erwischt wurden und abhauen mussten. Niko, der ja eine ganze Ecke schlanker und beweglicher ist, kam schneller aus dem Wasser als ich und schaffte es noch, seine Siebensachen aufzusammeln, bevor er stiften ging. Ich hab es dagegen nur mit knapper Not vom Gelände geschafft – ohne meine Sachen, triefnass und in Unterhose!
Himmel, war das peinlich, so durch die Stadt bis nach Hause laufen zu müssen! Und der Ärger am nächsten Tag! Denn natürlich hatten die meinen Kram gefunden und mich dank Personalausweis im Portemonnaie ausfindig gemacht. Von offizieller Seite gab es damals nur eine Verwarnung, aber meine Eltern waren natürlich stinksauer. Und das war ja auch nur ein Beispiel von etlichen, wo Nikos „tolle“ Ideen uns in die Bredouille gebracht haben. Vermutlich lande ich wegen ihm eines Tages noch im Knast oder gleich ganz in der Hölle, Gott verflucht!
Aber Fakt ist nun mal: Hier bin ich und dieser ominöse Wunderknabe taucht hoffentlich auch bald auf.
„Pünktlichkeit ist jedenfalls nicht seine Stärke“, stelle ich konsterniert fest. Ich blicke demonstrativ auf mein Handy-Display. „Hattest du nicht was von halb vier gesagt?“ Niko zuckt grinsend die Achseln.
„Zwischen halb und vier hab ich gesagt, Miesepeter“, korrigiert er mich gleich darauf.
„Es ist fast fünf nach vier“, stelle ich fest, hebe zuerst die Brauen und dann mein Colaglas.
„Jetzt sei mal nicht päpstlicher als der Papst, okay? Als hättest du heute noch was anderes vorgehabt als ein Date mit deiner Couch und dem Pay-TV.“
Es klingt leicht abfällig und im ersten Moment bin ich fast ein bisschen beleidigt.
„Eigentlich war es ein Date mit dem Pay-TV, meiner Couch und einer hausgemachten Lasagne“, sage ich hoheitsvoll. Niko prustet leise und stößt mich an.
„Wow!“, meint er. „Ein waschechter Dreier also. Ich gebe zu, jetzt bin ich beeindruckt.“ Okay, das reicht jetzt.
„Pfft“, mache ich abfällig und nehme einen neuerlichen Schluck Cola. „Den Dreier kannst du dir von mir aus da hinschieben, wo der Affe seine Nuss versteckt. Frag doch, wen du willst, ob er sich deinetwegen hier zum Hampelmann macht, ich für meinen Teil gehe jetzt jedenfalls nach Hause.“ Ich mache bereits Anstalten, mich zu erheben, doch da zuckt Nikos Hand nach vorn und packt mich am Ärmel meines Sweatshirts.
„Nun hab dich nicht so, du Mimose“, zischt er halblaut. „Da kommt er doch gerade!“ Im nächsten Moment setzt er ein strahlendes Lächeln auf und drückt den Rücken durch.
„Hiiieer“, trällert er und hebt eine Hand, um dem Mann zuzuwinken, der soeben das Café betreten hat und nun, nach einem Nicken in unsere Richtung, direkt auf uns zusteuert.
Okay, zugegeben, auch wenn ich das eigentlich schon wusste, aber in natura ist dieser Alexander eine glatte Zwölf auf meiner persönlichen Richterskala, eine echte Sahneschnitte. Ich schätze ihn auf ungefähr mein Alter, eventuell ein bisschen jünger, allerdings sind wir ansonsten so verschieden wie Tag und Nacht. Er ist groß, breitschultrig, mit schmalen Hüften und einem Gesicht zum Niederknien. Schwarzes Haar, braune Augen, die mich an Zartbitterschokolade erinnern, kräftige Brauen und volle Lippen unter einer scharf gezeichneten Nase. Er wirkt selbstsicher, entspannt und, zumindest auf den ersten Blick, weder prollig noch abgehoben.
Hm. Warten wir mal ab, wenn er den Mund aufmacht.
Inzwischen ist er bei uns angekommen und streckt mir lächelnd seine Rechte hin. Niko ignoriert er dagegen völlig.
„Hi. Ich bin Alexander Kleist. Und du bist dann sicher Matthias, nehme ich an?“
„Korrekt.“ Ich ergreife die dargebotene Hand und schüttle sie kurz.
„Setz dich doch“, mischt sich Niko jetzt ein und deutet auf den Stuhl neben sich. „Magst du was trinken? Oder hast du Hunger?“
Er schaut sich nach der Kellnerin um, doch Alexander kommt ihm zuvor und winkt die junge Frau heran. Die hat offenbar sowieso bloß darauf gelauert, sich ihm nähern zu dürfen, zumindest legt ihr Gesichtsausdruck und die Art, wie sie sich neben unserem Tisch lächelnd und mit den Wimpern klimpernd in Positur wirft, das nahe.
„Was darf’s denn sein?“, säuselt sie und ihr ist mehr als deutlich anzusehen, was sie gerade denkt. Wahrscheinlich hätte sie nicht das geringste Problem damit, wenn die Antwort auf ihre Frage lauten würde: Dich! Jetzt sofort! Hier auf dem Tisch und vor allen Gästen!
Pah! Weiber! Mein Schulterteufelchen schnaubt geringschätzig und ich muss ihm kopfschüttelnd beipflichten.
Dass die auch immer gleich in Begattungsstarre fallen müssen, kaum taucht ein halbwegs attraktiver Kerl in ihrem Dunstkreis auf! Aber uns Kerlen vorwerfen, wir wären oberflächlich СКАЧАТЬ