O du fröhliche, o du tödliche. Mila Roth
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Название: O du fröhliche, o du tödliche

Автор: Mila Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Spionin wider Willen

isbn: 9783967110319

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СКАЧАТЬ Weihnachtsbaumschmuck von mehreren Generationen bunt gemischt über die Zweige des Baumes verteilt worden. Die Gestecke und Girlanden, die den übrigen Raum zierten, waren offenbar ebenso kunterbunt zusammengewürfelt. Dennoch machte alles einen stimmigen, heimeligen Eindruck auf ihn. Wohl nicht zuletzt, weil die Familie sich auf Couch und Sesseln ausgebreitet hatte und mitten in der Bescherung steckte. Fünf Erwachsene und die beiden neunjährigen Blondschöpfe waren dabei, Geschenke aufzureißen, Gegenstände zu bewundern, sich gegenseitig zu umarmen und zu herzen. Gelächter mischte sich mit der weihnachtlichen Chormusik aus den Lautsprechern, die Markus nur deshalb wahrnehmen konnte, weil eines der Fenster gekippt war.

      Länger als er ursprünglich vorgehabt hatte, blieb er beim Fenster stehen und beobachtete Janna und ihre Familie. Zum ersten Mal sah er sie alle zusammen. Jannas Eltern, die Kinder und Felicitas, die jüngere Schwester, hatte er bereits gesehen. Der rotblonde sportliche Mann, der die Runde vervollständigte, konnte nur Jannas älterer Bruder Frank sein. Die Ähnlichkeit zu seinem Vater fiel deutlich ins Auge. Auch die beiden Schwestern ähnelten einander, obgleich Felis Lockenmähne sich lang und blond um ihr hübsches Gesicht schmiegte, während Jannas etwa schulterlange Locken denselben intensiven kupferroten Farbton hatten wie die Haare ihrer Mutter. Linda Berg war auch mit Ende fünfzig noch eine attraktive Frau und strahlte eine heitere Herzlichkeit aus, die sie ebenso wie die Haarfarbe ihrer Tochter vererbt hatte. Die Locken hingegen stammten wohl eher von der Vaterseite. Allerdings war Bernhard Berg mittlerweile ergraut.

      Die Zwillinge hatte Janna vor fünf oder sechs Jahren zu sich genommen, nachdem ihre Cousine bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Markus hatte das Dossier über Janna Berg seinerzeit, als er erstmals mit ihr hatte zusammenarbeiten müssen, mit wenig Interesse gelesen. Inzwischen wusste er natürlich mehr über sie. Einiges hatte Janna ihm erzählt, anderes hatte er später in ihrer Akte nachgelesen, um sie besser einschätzen zu lernen.

      Ganz schlau wurde er dennoch nicht aus ihr. Eine Frau wie sie hatte in seinem Berufsfeld, dem Geheimdienst, nichts zu suchen. Die Einsätze, in die sie immer wieder verwickelt wurde, waren nicht selten lebensgefährlich. Dennoch zog sie sich nicht zurück, und mittlerweile hatte Markus sich sogar ein wenig an sie gewöhnt. Und um der Gefahr zu entgehen, von seinem Vorgesetzten Walter Bernstein früher oder später zwangsweise einen festen Partner aufs Auge gedrückt zu bekommen, wollte er Janna weiterhin ab und zu für kleinere Handreichungen und einfache Missionen in seine Arbeit einbeziehen. Gerade erst vor einer Woche hatten sie ein gemeinsames Abenteuer durchlebt.

      Auch wenn er nicht recht wusste, wie sie es immer wieder schaffte, aber sie war schon mehrfach ausgesprochen nützlich gewesen, wenn es darum ging, Zielpersonen dingfest zu machen oder sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Doch wenn er sie so im Kreis ihrer Familie betrachtete, zweifelte er sehr an seinem Entschluss. Gleichzeitig stieg ein Gefühl der Bitterkeit in ihm auf. Hatte er überhaupt das Recht, sich in ihr Leben zu drängen? Er hatte es damals, im Sommer, unbeabsichtigt getan, weil er keine andere Wahl gehabt hatte. Sie jedoch der ständigen Gefahr auszusetzen, die sein Job mit sich brachte, erschien ihm mehr als bedenklich.

      Den kleinen Funken in ihm, der bedauerte, selbst niemals Teil einer solchen Gemeinschaft und Familie gewesen zu sein, unterdrückte er reflexartig. So etwas hatte er nie für sich gewollt. Zumindest nicht mehr, seit er zehn Jahre alt gewesen war. Sein Leben gefiel ihm so, wie es war. Fest stand aber, dass er hier nichts verloren hatte.

      Kurz blickte er auf die Pralinenschachtel in seiner Hand, danach wieder in das weihnachtliche Wohnzimmer. Besser, er verdrückte sich jetzt, und bei nächster Gelegenheit würde er Janna nahelegen, sich aus der Arbeit für das Institut zurückzuziehen. Es war einfach nicht fair von ihm, sie zu benutzen, um der dauerhaften Zusammenarbeit mit einem festen Partner zu entgehen. Lieber biss er in diesen sauren Apfel – oder ließ sich etwas anderes einfallen.

      Da Janna sich in diesem Moment zufällig in Richtung des Fensters drehte, trat er hastig einen Schritt zurück und verbarg sich im Schatten eines Busches. Auf leisen Sohlen ging er zur Haustür und legte die Schachtel samt der Karte auf der obersten Stufe ab. Dann verschwand er auf demselben Weg, auf dem er gekommen war.

      ***

      Hocherfreut und zugleich verlegen strich Janna mit den Fingerspitzen über den Karton des neuen Computers, den ihre Eltern ihr als Ersatz für den doch sehr betagten und hin und wieder unberechenbaren PC geschenkt hatten. Um sie herum rumorten noch immer die Zwillinge, raschelten mit dem zerrissenen Geschenkpapier und bewunderten ihre neuen Besitztümer.

      »Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Schon gar nicht nach all den Umbauten, die ihr hier im Haus veranlasst habt.« Sie hatte die Worte nur gemurmelt, doch ihr Vater hatte sie dennoch gehört und lächelte sie liebevoll an.

      »Doch, das war es sehr wohl, mein Schatz.« Er wies mit dem Kinn auf Jannas jüngere Schwester. »Feli hat uns auf die Idee gebracht, weil sie meinte, du würdest dich in letzter Zeit immer öfter über deinen Computer beschweren.«

      »Ach, er wäre bestimmt noch eine Weile gelaufen.«

      »Dieser hier ist aber wenigstens nicht mehr so vorsintflutlich.« Feli stieß Frank mit dem Ellenbogen in die Seite. »Du musst ihn morgen gleich mal anschließen, Bruderherz.«

      Frank hob erstaunt den Kopf. »Warum denn ich?«

      »Weil das Männersache ist.«

      »Wie kommst du denn darauf?«

      »Auf den Knien rumrutschen, sich den Kopf an der Tischkante stoßen ...« Feli grinste und fing sich dafür ihrerseits einen Knuff ihres Bruders ein.

      »Nein, lasst mal, das mache ich lieber selbst.« Janna griff nach dem Schal und den Handschuhen, die sie von den Kindern bekommen hatte. Beides in einem leuchtenden Himmelblau, ihrer Lieblingsfarbe. »Die sind so schön! Jetzt brauchen wir nur noch das passende Winterwetter, damit ich die Sachen auch mal anziehen kann.«

      »Der nächste Wintereinbruch kommt bestimmt«, orakelte ihre Mutter. »Apropos Winter – wollen wir uns nachher nicht wieder alle zusammen einen schönen Weihnachtsfilm anschauen? Einen, in dem auch wirklich Schnee liegt?«

      »Au ja, bitte!« Till klatschte in die Hände. »Ich will Kevin allein zu Haus schauen!«

      »Ja, ich auch!«, fiel Susanna mit ein. »Der ist so toll.«

      »Den Film kennt ihr doch bereits auswendig.« Janna lachte.

      »Egal!«

      »Na gut, dann sucht ihn nachher mal in den Kartons, die noch im Flur stehen.«

      »Au ja!« Schon wollten die Kinder losstürmen, doch Janna hielt sie zurück.

      »He, he, nachher habe ich gesagt! Erst mal wird hier gleich aufgeräumt. Und außerdem sollten wir auch noch den Plätzchenteller auffüllen, und jemand muss mit Bella eine Runde rausgehen.«

      »Ich möchte aber noch ein bisschen meine neuen Sachen anschauen«, protestierte Susanna.

      »Ich auch«, fügte Till prompt hinzu.

      Die Erwachsenen lachten und waren bald wieder in eine Unterhaltung über dies und das verwickelt.

      Janna blickte sinnierend auf ihre Handschuhe, den Schal, den Computer und die weiteren Geschenke, die sie erhalten hatte. In ihrem Nacken prickelte es schon seit einer geraumen Weile. Sie wusste nicht recht, warum, aber sie hatte das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Das war natürlich völliger Unsinn, dennoch wurde in ihr das Bedürfnis übermächtig, sich zu den Fenstern umzudrehen. Sie tat es schließlich wie zufällig und erschrak, СКАЧАТЬ