O du fröhliche, o du tödliche. Mila Roth
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Название: O du fröhliche, o du tödliche

Автор: Mila Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Spionin wider Willen

isbn: 9783967110319

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      Bonn Poppelsdorf, Kirschallee

      Grauer Van

      Samstag, 24. Dezember, 18:30 Uhr

      »Reich mir mal die Dominosteine, ich hab Kohldampf.« Ohne die Frau auf dem Beifahrersitz anzusehen, streckte der untersetzte blonde Mann am Steuer des Lieferwagens fordernd die rechte Hand aus. Mit der Linken hielt er ein Fernglas vor die Augen.

      Wortlos reichte die brünette Frau ihm die Schachtel mit den Süßigkeiten. Auch sie hatte ein Fernglas, benutzte es aber im Augenblick nicht.

      »Ich könnt mir ja was Schöneres vorstellen, als am Heiligen Abend hinter dieser Mistkröte herzuspionieren. Die kommt doch im Leben heute nicht mehr raus. Wird gemütlich feiern, und das würde ich auch lieber.«

      »Mecker nicht rum, Edi. Du weißt ganz genau, wie wichtig unser Auftrag ist. Und überhaupt, du bist doch wohl kein Kind mehr, oder? Wirst es schon überleben, an Weihnachten zu arbeiten. Müssen andere schließlich auch.«

      »Ja, ja, aber das hier ist vergebene Liebesmüh, ich sag’s dir. Die rührt sich nicht vom Fleck, und wir sind die Gelackmeierten.«

      »Woher willst du das denn wissen? Die wird doch wohl auch eine Familie oder Freunde haben. Vielleicht fährt sie ja noch irgendwohin. Dann kassieren wir sie ein.«

      »Damit?« Edi warf einen Blick auf den Rücksitz, wo in einem großen Karton eine Flut von rotem und weißem Stoff zu sehen war.

      »Warum nicht? Gibt doch an Weihnachten nix Besseres, um sich zu tarnen, oder?«

      »Und sich zum Affen zu machen? Da würde mir aber schon was einfallen, Beate.« Ungehalten brummelte Edi vor sich hin.

      »Stell dich nicht so an. Ist schließlich für einen höheren Zweck. Du weißt ganz genau, dass unsere Brüder und Schwestern auf uns zählen. Wir sind dafür zuständig, diese Kanaille einzufangen und gegen unseren Anführer einzutauschen.«

      »Ja, wenn die Behörden darauf eingehen.«

      »Das werden sie müssen, sonst geht es einem nach dem anderen von ihnen an den Kragen. Sobald Theo frei ist und wir wissen, wer uns verpfiffen hat, machen wir uns alle vom Acker. Unsere Partner in Südamerika warten bereits auf uns. Dort können wir dann unsere nächsten Schritte planen.«

      In diesem Moment öffnete sich die Schiebetür des Lieferwagens und ein weiterer blonder Mann trat ein. Er war größer und schlanker als Edi und strahlte eine natürliche Autorität aus. »Gibt’s was Neues?« Er ließ sich auf die Rückbank gleiten und schob dabei den Karton ein Stück zur Seite.

      »Nee, nix«, knurrte Edi. »Wir werden uns hier noch den Arsch abfrieren, weil diese dämliche Karre keine Standheizung hat.«

      »Ist doch gar nicht so kalt.«

      »Du hast gut reden, Manfred, du bist ja auch gerade erst gekommen.«

      Beate hatte inzwischen auch das Fernglas an die Augen gehoben und richtete ihren Blick auf ein hellgelb gestrichenes Haus etwa fünfzig Meter von ihrem Standort entfernt. Hinter mehreren Fenstern brannte Licht. Sie konnte beobachten, wie ihre Zielperson, in einen flauschigen weißen Bademantel gehüllt und mit einem Handtuchturban auf dem Kopf, durch die Wohnung ging. »Sieht wirklich nicht so aus, als hätte die heute noch viel vor.«

      »Sag ich doch.« Gereizt wippte Edi mit dem Knie. Dann nahm er noch einen Dominostein und schob ihn sich zwischen die Lippen. »Totaler Mist, dieser Plan«, nuschelte er.

      »Hey, reiß dich mal zusammen«, rügte Manfred ihn. »Der Plan ist gut. Wir müssen nur Geduld haben.«

      2

      Außenbezirk von Rheinbach

      Gut Tomberg

      Samstag, 24. Dezember, 18:45 Uhr

      »Jannaaaa!« Die neunjährige Susanna zappelte auf ihrem Stuhl herum. »Machen wir jetzt bitte endlich die Bescherung? Wir haben doch längst alles aufgegessen. Ich krieg jedenfalls keinen Happen Kartoffelsalat mehr rein. Und auch kein Würstchen. Kann ich das halbe hier Bella geben?«

      Als sie ihren Namen hörte, spitzte die braunschwarze Mischlingshündin die Ohren und tappte an den festlich gedeckten Küchentisch heran.

      »Nein, auf gar keinen Fall.« Energisch schüttelte Janna den Kopf, lächelte ihrer Pflegetochter jedoch zu. »Die arme Bella platzt ja fast. Ihr habt ihr viel zu viele Leckerchen gegeben, ganz zu schweigen von den Plätzchen, die Feli ihr zugesteckt hat.« Sie bedachte ihre jüngere Schwester mit einem bezeichnenden Seitenblick.

      »Ach, komm schon.« Feli grinste und schüttelte ihre blonde Lockenmähne. »Es ist schließlich Weihnachten. Der Hund soll doch auch etwas davon haben.«

      »Ja, Bauchweh.« Janna lachte.

      »Ich krieg von Plätzchen doch auch kein Bauchweh«, warf Till, Susannas Zwillingsbruder, ein. »Und Bella mag sie genauso gern wie wir. Aber Bescherung will ich jetzt auch machen.«

      »Wisst ihr was, warum helft ihr nicht erst mal Janna, den Tisch abzuräumen«, schlug Jannas und Felis Mutter vor. »Euer Onkel Bernhard geht in der Zwischenzeit mit Frank rüber ins Wohnzimmer und hält Ausschau nach dem Christkind. Vielleicht war es ja schon da.« Sie warf erst ihrem Mann, dann ihrem Sohn auffordernde Blicke zu. Beide erhoben sich sogleich. Frank öffnete die große Schiebetür, die die Küche vom Wohnzimmer trennte, einen Spaltbreit, um sich hindurchzuzwängen, ohne dass die Kinder allzu viel von dem geschmückten Zimmer erkennen konnten.

      Normalerweise war der Übergang vom Wohnbereich zur Küche offen, vor allem, seit die einfache Tür beim Umbau des großen Gutshauses in den vergangenen Monaten durch eine elegante, zwei Meter fünfzig breite zweiteilige Schiebetür ersetzt worden war.

      Janna hielt es am Heiligen Abend wie bereits ihre Eltern früher: Den Weihnachtsbaum hatten sie alle gemeinsam am Nachmittag geschmückt, doch das fertig hergerichtete Zimmer, samt der hübsch drapierten Geschenke, sollten die Kinder erst wieder zur Bescherung betreten.

      Die maulten zwar ein bisschen und verdrehten bei Erwähnung des Christkindes die Augen, hüpften aber beinahe gleichzeitig von ihren Stühlen und begannen eilig, das Geschirr zusammenzustellen und zur Anrichte zu tragen. Janna sortierte es in die Spülmaschine.

      »Hast du die Geschenke von uns auch alle unter den Weihnachtsbaum gelegt?« Susanna klang besorgt. »Nicht, dass nachher eins fehlt.«

      »Aber sicher doch.« Janna verstaute die Reste des Salats und der Würstchen im Kühlschrank. »Dieses Jahr sind sie übrigens besonders hübsch eingepackt. Hast du das gemacht, Susanna?«

      »Klar, wer denn sonst?« Das Mädchen warf ihrem Zwillingsbruder einen spöttischen Blick zu. »Till kann so was doch überhaupt nicht. Das Geschenk für mich hat er bestimmt bloß in eine Tüte gesteckt oder so, weil er zwei linke Hände hat.«

      »Hab ich gar nicht!« Till tat beleidigt. »Ich kapiere halt nicht, warum man sich stundenlang mit Papier und Bändern und Tesafilm rumplagen soll. Wird doch eh alles wieder aufgerissen.«

      »Und warum wolltest du wohl, dass ich deine Geschenke einpacke?«

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