Friede kehrt ein. Karin Ackermann-Stoletzky
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Friede kehrt ein - Karin Ackermann-Stoletzky страница 7

Название: Friede kehrt ein

Автор: Karin Ackermann-Stoletzky

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955684051

isbn:

СКАЧАТЬ

      Ulrike setzte sich im Sessel auf. „Herodes musste erst seine Ratgeber fragen, ob sie was davon wissen, dass irgendwo ein neuer König geboren worden ist. Die haben dann nachgeguckt und tatsächlich in der Bibel eine Stelle gefunden, dass der König aus Bethlehem kommen wird. Aber Herodes ist da nicht hingegangen, um den König zu empfangen, weil er ihn nämlich gar nicht haben wollte. Er dachte: Hier gibt es nur einen König – und das bin ich! Wozu brauchen wir einen anderen? Seine Soldaten mussten alle kleinen Jungen in Bethlehem und Umgebung umbringen, damit Jesus ihm nicht gefährlich werden konnte, wenn der mal groß sein würde. Aber da waren Maria und Josef schon mit dem kleinen Jesus nach Ägypten geflüchtet. Opa, glaubst du, dass Jesus dem Herodes das Schloss und alle Schätze wegnehmen wollte?“

      „Nein, Kind. Jesus wollte etwas ganz anderes. Das siehst du schon daran, dass er, der doch der Sohn von Gott war, als Baby zur Welt kam, klein, ganz unscheinbar und armselig. Denk nur an die Futterkrippe. Die Reichtümer und alles, um das Herodes Angst hatte, interessierten ihn gar nicht. Jesus wollte, dass die Menschen wieder auf Gott hören und ihn zum König ihres Lebens machen. Sie sollten nicht bloß ihre Straßen kehren und ihre Häuser renovieren, sondern in ihren Herzen aufräumen.“

      Ulrike seufzte. Aufräumen war nicht ihre Stärke und sie hörte das Wort gar nicht gern.

      „Aufräumen ist blöd, Opa. Kaum ist man fertig, schon ist die Unordnung wieder da. Da kann ich doch gleich alles so lassen, wie es ist.“

      „Dein Zimmer meine ich jetzt nicht, Ulrike. Wir müssen aus unserem Inneren den ganzen Müll rauswerfen und alles in Ordnung bringen, was Gott nicht gefällt. Weil wir das alleine nicht können, hilft uns Jesus dabei. Das ist so ähnlich, als wenn der Kaiser damals selbst bei den Vorbereitungen für seinen Besuch mitgeholfen hätte. Unvorstellbar, aber bei Jesus ist das so, weil er ganz anders ist als alle Kaiser und Könige. Wer ihm sein Leben anvertraut, dem hilft er beim Saubermachen und Aufräumen innen drin. Das nennt man Vergebung. Jesus nimmt allen Zorn und Streit und alle Rechthaberei weg und was ein Mensch noch so alles bei sich findet, was nicht gut ist.“

      Opa stand auf, ging zum Schreibtisch und zog die unterste Schublade auf. Dann stand er einige Zeit davor und blickte hinein. Schließlich nahm er den Brief heraus, wog ihn in der Hand und sagte schließlich zu Ulrike: „Geh du jetzt mal in dein Zimmer rauf und räum auf. Deine Mutter wird sich freuen, und du findest dann deine Sachen wieder besser. Ich gehe zu Onkel Richard und bringe auch etwas in Ordnung. Eigentlich wollte ich heute noch den Weihnachtsbaum in den Ständer einpassen, aber ein Gespräch mit Onkel Richard ist jetzt wichtiger.“

      So kam es, dass Ulrikes Zimmer am Weihnachtsmorgen in schönster Ordnung erstrahlte. Aber das Strahlen auf den Gesichtern der ganzen Familie war noch schöner, weil Opa sich endlich mit Onkel Richard versöhnt hatte. Nun prosteten sich die beiden fröhlich über der Weihnachtsgans zu und stießen auf den längst verstorbenen Kaiser an.

      „Hoch lebe Seine Majestät!“, rief Onkel Richard in die Runde. Opa stand auf, erhob sein Weinglas und erwiderte: „Und hoch lebe Jesus, unser König. Er ist der Größte!“

      von Monika Büchel

      Ich genoss die Ruhe, den sanften Wind und die salzhaltige Luft am frühen Morgen auf dem Deck des Kreuzfahrtschiffes und rekelte mich zufrieden im Liegestuhl, fest in eine dicke Decke gehüllt. Über mir die Sterne, die mehr und mehr verblassten. Unter mir die endlose Tiefe des Atlantiks. Es war der 23. Dezember.

      Genau so hatte ich mir meinen Weihnachtsurlaub vorgestellt: keine Verpflichtungen, keine Anrufe, keine Festtagsvorbereitungen. Einfach nur Ruhe und Frieden. Und Weihnachten mal ganz anders feiern: allein, ohne eine Menschenseele, die was von mir wollte.

      Die letzte Woche hatte ich Frühdienst im Krankenhaus und meine innere Uhr war noch auf das zeitige Aufstehen eingestellt. Deshalb war ich an Deck gegangen. Ich liebte meine Arbeit und war mit Haut und Haaren Krankenschwester. Aber die 32 Berufsjahre hatten Spuren hinterlassen.

      Das Leid mancher Patienten ging mir noch immer sehr ans Herz. Ich litt, wenn ich Verbände wechseln musste, die für den Kranken mit vielen Schmerzen verbunden waren. Mir war zum Heulen zumute, wenn ich wusste, dass die Lebenstage einer jungen Mutter gezählt waren, die mich so hoffnungsvoll anblickte.

      Auf der anderen Seite wollte ich nicht gefühlskalt werden und jede menschliche Regung unterdrücken. Ich wollte nicht nachlassen, hin und wieder ein tröstendes Wort zu sprechen, mitfühlend über einen Arm zu streichen und sogar mit einem Patienten zu beten, wenn er das wollte.

      Schluss jetzt, ermahnte ich mich. Du bist im Urlaub. Ich sah auf die Uhr. Noch eine Stunde bis zur Morgengymnastik mit dem lustigen Physiotherapeuten.

      Als ich später frisch geduscht am reichhaltigen Frühstücks-Buffet entlangging und allerlei Köstlichkeiten auf meinen Teller türmte, trat eine Dame neben mich, die ich schon einige Male gesehen hatte. Sie war mir unsympathisch. Die rundliche ältere Frau schien in ihrer extravaganten Garderobe immer wie aus dem Ei gepellt. Jedes Härchen ihrer Frisur lag an der richtigen Stelle. In ihrem faltigen Gesicht prangten knallrote unnatürlich breite Lippen, die wohl frisch aufgespritzt waren. Rechts und links davon klimperten lange goldene Ohrringe, die nur noch von ihrem Geschmeide um ihren Hals übertroffen wurden. Diese Frau war offensichtlich darauf aus, überall aufzufallen.

      „Guten Morgen“, sagte sie und ein Schwall von blumigem Parfum attackierte meine Nase. „Das wird heute wieder ein herrlicher Tag, finden Sie nicht auch?“, heischte sie nach Zustimmung.

      „Ja, die Wettervorhersage verspricht einen sonnigen Tag“, gab ich zurück.

      „Ist das Ihre erste Kreuzfahrt?“

      „Ja, ist es!“, antwortete ich knapp.

      „Ich kann meine schon gar nicht mehr zählen“, fuhr sie fort. „Seit Jahren mache ich zweimal im Jahr eine Kreuzfahrt. Es gibt wohl kaum einen Hafen auf dieser Welt, den ich nicht kenne.

      Ich verkniff mir die Frage, wo es ihr denn am besten gefallen hätte, um die Frau nicht weiter zum Reden zu ermuntern. Das war auch nicht nötig.

      „Wissen Sie, ich liebe es, mal hier und mal da zu sein. Deshalb wohne ich die eine Hälfte des Jahres in meinem Penthaus in Hamburg, die andere in meiner Villa in Nizza. Und Sie? Wo wohnen Sie?

      „Ich wohne in Syke bei Bremen – zur Miete“, ergänzte ich, um ihr die Nachfrage zu ersparen. Ich drehte mich um, entdeckte einen Tisch, an dem nur noch ein Platz frei war, und wünschte der Frau im Weggehen einen guten Tag.

      Am Nachmittag stand ein Landausflug auf Madeira an, den ich gebucht hatte. Nach den üblichen Besichtigungen blieb noch eine Stunde zur freien Verfügung. Ich schlenderte durch die Straßen von Funchal und konnte mich an den üppigen Blumen, die überall wuchsen, nicht sattsehen. Ich war gerade dabei, ein besonders schönes, rot gesprenkeltes Exemplar einer Orchidee zu fotografieren, als plötzlich eine Stimme neben mir ertönte.

      „Ah, Sie genießen auch diesen wunderbaren Ort“, sagte die auffällige Dame vom Schiff.

      Ich hielt in meiner Bewegung inne und schloss für einen Moment die Augen. Da sind auf dem Schiff etwa 1.000 Passagiere und Hunderte von ihnen machen den Landausflug. Und just diese eine Person läuft mir über den Weg.

      Ich rang mir ein Lächeln ab. „Ja, es ist schön hier, diese Blumenpracht ...“

      „Übrigens, ich heiße Baumann, Rita Baumann.“ Mit diesen Worten streckte mir die Frau ihre Hand entgegen.

      „Ramona СКАЧАТЬ