Название: Luzifer junior - Ein Geschenk der Hölle
Автор: Jochen Till
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Luzifer junior
isbn: 9783732013968
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Luftschlangen gibt es bei uns unten auch, in Abteilung 88 bei den Egomanischen Adrenalinjunkies. Die kriegen Luftschlangen anstatt Bungee-Seilen und müssen sich damit den ganzen Tag lang in die tiefste Höllenschlucht stürzen.
»Habt ihr das alles gemacht?«, frage ich. »Das sieht total schön aus.«
»Ja«, sagt Gustav. »Deshalb durftest du ja noch nicht früher rein, wir waren noch nicht mit Schmücken fertig.«
»Genau«, sagt Aaron. »Und dein Geschenk mussten wir auch noch einpacken. Einpacken.«
»Dann kriege ich es jetzt also endlich?«, frage ich aufgeregt. »Da habe ich mich schon den ganzen Tag drauf gefreut! Was ist es denn?«
»Wenn wir dir das jetzt verraten würden, hätten wir uns das Einpacken auch sparen können«, sagt Lilly grinsend. »Du musst dich schon noch einen Moment gedulden.«
Wir betreten das Wohnzimmer. Hier ist auch alles toll geschmückt und auf dem Esstisch steht neben einer Schokoladentorte ein großes, in goldenes Papier gewickeltes Geschenk.
»Moment«, sagt Lilly und drückt auf ihrem Handy herum.
Im nächsten Moment ertönt Musik aus einem kleinen Lautsprecher. Das Lied ist auf Englisch, da wird was Ähnliches gesungen wie heute Morgen im Unterricht, ich verstehe es aber immer noch nicht.
Ich gehe auf das Geschenk zu.
»Darf ich?«, frage ich.
»Noch nicht«, sagt Lilly. »Erst musst du die Kerzen auf der Torte auspusten und dir was wünschen.«
»Aber du darfst den Wunsch nicht laut aussprechen«, erklärt Gustav. »Sonst geht er nicht in Erfüllung.«
Oh, das wusste ich auch noch nicht, dass man an seinem Geburtstag sogar einen Extrawunsch erfüllt bekommt, das ist super. Aber was soll ich mir bloß wünschen? Ah, ich weiß es!
Ich stelle mich vor die Torte, puste so lang kräftig, bis alle Kerzen ausgegangen sind, und wünsche mir still, dass ich jetzt endlich mein Geschenk auspacken darf.
Die anderen klatschen und jubeln.
»Sehr gut!«, sagt Lilly. »Ich hoffe, dass dein Wunsch in Erfüllung geht. Und jetzt darfst du dein Geschenk auspacken.«
Ich grinse breit – das hat ja perfekt geklappt mit dem Wunsch.
»Ich habe noch nie ein Geschenk ausgepackt«, sage ich und trete an den Tisch heran. »Muss ich da auf irgendwas achten?«
»Nö«, sagt Lilly. »Öffne die große Schleife und reiß einfach das Papier herunter. So habe ich das heute Morgen mit Onkel Wolframs Geschenk auch gemacht. Ich habe übrigens neue Boxhandschuhe gekriegt. Und einen Box-Kurs im Sportverein, da freue ich mich jetzt schon drauf.«
»Super«, sage ich. »Dann bin ich mal gespannt, was ich kriege.«
Ich ziehe an der Schleife, sie öffnet sich und das Band fällt hinunter. Gerade als ich damit anfange das Papier abzureißen, fliegt die Wohnzimmertür auf und schlägt mit lautem Gepolter an die Wand. Wir zucken alle erschrocken zusammen. In der Tür steht Auribus. Er sieht sehr mitgenommen aus, atmet schwer und muss sich mit einer Hand am Türrahmen abstützen. Er ist übersät mit blutigen Kratzern und Wunden, von seinem Kopf steigt eine kleine Rauchschwade auf.
»Auribus!«, ruft Lilly und stürzt auf ihn zu. »Du siehst ja schlimm aus! Was ist denn passiert?«
»Hölle … Angriff … Kampf …«, keucht Auribus völlig außer Atem als Antwort.
»Was?«, sagt Lilly entsetzt. »Die Hölle wurde angegriffen? Von wem denn?«
»Azrael … Er ist … wieder da …«, keucht Auribus.
Azrael? Unser irrer Onkel Azrael? Der Azrael, der letztes Jahr schon einmal versucht hat, die Hölle zu übernehmen, und gescheitert ist, weil wir ihn überlistet haben? Das kann nicht sein.
»Azrael?«, hake ich deshalb nach. »Der zählt doch Sandkörner in der Sahara.«
Zumindest war das die Strafe, die ihm Opa verpasst hat.
»Jetzt … nicht mehr«, sagt Auribus. »Er ist … offenbar entkommen.«
»Bist du dir wirklich sicher, dass es Azrael ist?«, frage ich, weil ich es kaum glauben kann.
»Abso…lut«, keucht Auribus. »Ich habe ihn … mit eigenen Augen … gesehen. … Er hat höchstpersönlich … fast meinen Kopf … abgefackelt.«
»Jetzt setz dich doch erst mal«, sagt Lilly besorgt. »Du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten.«
»Keine … Zeit …«, keucht Auribus. »Wir müssen … sofort runter.«
»Runter?«, frage ich. »Das klingt jetzt gerade nicht danach, als wäre es eine gute Idee, runterzugehen. Und wen genau meinst du mit wir?«
»Euch … alle … vier«, antwortet Auribus. »Ihr seid die Einzigen … die ihn besiegen können. Das habt ihr ja … schon mal geschafft.«
»Moment mal, immer langsam«, sagt Herr Rosenberg. »Ihr geht nirgendwo hin. Das ist viel zu gefährlich. Euer Vater wird das schon regeln.«
»Wird er … leider nicht«, ächzt Auribus. »Azrael hat ihn bereits überwältigt … Und Gabriel und Steven auch … Er hält sie gefangen. Ich fürchte, er wird sie nicht mehr lang … am Leben lassen.«
»Okay, dann los!«, sagt Lilly entschlossen. »Das bedeutet, jede Minute zählt. Wir gehen.«
Wie, wir gehen? Jetzt?
»Äh … aber ich habe doch Geburtstag«, sage ich.
»Darauf scheint Azrael keine Rücksicht zu nehmen«, erwidert Lilly. »Tut mir echt leid, Bruderherz, aber das ist ja wohl wichtiger als dein Geburtstag.«
Na ja, ich dachte eigentlich, mein Geburtstag sei schon sehr wichtig. Und Papa hat bereits jede Menge Angriffe auf die Hölle überstanden. So leicht ist er nicht unterzukriegen, da ist bis jetzt jeder gescheitert. Es könnte also sehr gut sein, dass sich das alles schon wieder erledigt hat, wenn wir unten ankommen. Und dann hätten wir meinen Geburtstag ganz umsonst ausfallen lassen, das wäre doch sehr ärgerlich.
»Wir könnten doch gleich morgen früh runtergehen«, schlage ich vor. »Papa bringt so schnell nichts um, er ist schließlich unsterblich. Vielleicht hat es sich bis dahin sogar erledigt, dann können wir uns den Weg sparen.«
»Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich hier oben fröhlich Geburtstag feiere, während unser Vater da unten in Gefahr ist«, erwidert Lilly. »Wir gehen runter. Jetzt.«
Okay, ich merke deutlich an Lillys Tonfall, dass da nichts zu machen ist. Sie will runter, also gehen wir runter.
»Na gut«, sage ich seufzend. »Kann СКАЧАТЬ