Kinderjahre Kaiser Karls. Gabriele Praschl-Bichler
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Название: Kinderjahre Kaiser Karls

Автор: Gabriele Praschl-Bichler

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783902862990

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СКАЧАТЬ die Pflege des unheilbar kranken Stiefsohnes zu übernehmen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1906 wachte sie unermüdlich an seinem Krankenbett.

      Innerhalb weniger Jahre sollte Erzherzogin Marie Theresia alle Stiefkinder verlieren: Vier Jahre vor Otto war seine Schwester Margarethe verstorben, 1914 folgte als dritter Franz Ferdinand (er wurde in Sarajewo ermordet), 1919 starb der jüngste Stiefsohn Ferdinand. Nur ihre eigenen Kinder, die Töchter Miana und Elisabeth, überlebten die Mutter. Erzherzogin Marie Theresia starb 1944, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, im Alter von 89 Jahren im Wiener Palais ihres Mannes. Sie war schon lange schwach und bettlägerig gewesen, hielt sich aber für die Hochzeit einer Enkelin mit dem ihr eigenen Willen am Leben. Allerdings nicht, um am Fest teilzunehmen, sondern um die Brautleute nicht an der Hochzeit zu hindern. Ihr Tod hätte sie nach damaligem Brauch um das Trauerjahr verschoben. Als man Erzherzogin Marie Theresia meldete, dass die Trauung vollzogen war, schloss sie nach einem langen und erfüllten Leben die Augen für immer.

       Erzherzog Otto,

       Sohn des Tagebuchschreibers und Vater Carls, des nachmaligen Kaisers

      Wie sein älterer Bruder Franz Ferdinand, wurde auch Erzherzog Otto in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts in Graz7 im Palais Khuenburg geboren. Sein Vater hatte sich damals dorthin zurückgezogen, um das Familienleben mit der zweiten Ehefrau Maria Annunziata, fern der Residenzstadt Wien, als Privatmann genießen zu können. Das südlich gelegene Graz hatte er gewählt, weil er dachte, dass dort das Klima für sie, die aus Sizilien stammte, angenehmer wäre als in Wien. Otto und Franz Ferdinand waren noch kleine Kinder, als sie mit der Familie von Graz nach Wien in ein Palais nahe der Innenstadt übersiedelten. Ein Lungenleiden ihrer Mutter, an dem sie seit ihrer Kindheit litt, hatte sich gravierend verschlechtert. Es sollte in Wien von Spezialisten behandelt werden. Zudem ließ Erzherzog Carl Ludwig für sie in dem berühmten Luftkurort Reichenau an der Rax die Villa Wartholz erbauen. Doch war es dafür zu spät. Maria Annunziata starb 1871 und hinterließ ihrem tief trauernden Mann vier kleine Kinder. Um sie versorgt zu wissen, heiratete Erzherzog Carl Ludwig zwei Jahre später Prinzessin Marie Theresia von Braganza. Sie wurde eine liebevolle Stiefmutter und begleitete die vier Kinder mit der ihr eigenen Vitalität und Herzlichkeit durch Schulzeit, Studium und Militärausbildung. Zu Otto hatte sie ein besonders inniges Verhältnis, da beide dieselben Hobbys teilten: Beide waren sportbegeistert, auffallend gute und elegante Reiter, präzise im Kutschieren und künstlerisch begabt. Sowohl Marie Theresia als auch Otto fotografierten und malten.

      Als Ottos Bruder Franz Ferdinand in seiner Rolle als Thronfolger von Kaiser Franz Joseph bedrängt wurde, eine passende Frau zu suchen, reisten die zwei Brüder an den sächsischen Hof, wo es heiratsfähige Cousinen gab. Hauptsächlich hoffte man, dass Franz Ferdinand eine der beiden Töchter des späteren Königs Georg zur Frau nehmen würde. Doch sie gefielen Franz Ferdinand nicht, und er benahm sich bei den sächsischen Verwandten abweisend und unhöflich. In dieser unangenehmen Situation reagierte Otto rasch und diplomatisch: Er bat um die Hand der jüngeren Tochter, Prinzessin Marie Josepha. Für diese Gentleman-Tat wurde er allerdings vom Schicksal nicht belohnt. Die Ehe dieser zwei völlig verschiedenen Charaktere wurde recht unglücklich. Marie Josepha sah zwar sehr gut aus, sie verfügte aber über keinerlei Interessen und begeisterte sich nur für das Gesellschaftsleben. Sie mochte Pferde nicht, hatte keinen Spaß am Reiten und hielt sich im Unterschied zu ihrem Ehemann nicht gerne in der Natur auf. Da Otto als Offizier monatelang in fern von Wien liegenden Garnisonstädten lebte, langweilte sie sich, weshalb sie häufig verreiste. So kümmerte sich ihr Ehemann um die Erziehung des gemeinsamen Sohnes und um die Organisation des Haushalts. Da er gerne gut aß, engagierte er die besten Köche. Besonders leidenschaftlich richtete er Häuser ein, was häufig vorkam, da er oft versetzt wurde. Sein Vater Erzherzog Carl Ludwig, der Tagebuchschreiber, rühmte Ottos guten Geschmack, die hervorragenden Mahlzeiten, die bei ihm serviert wurden, und das gut ausgewählte Dienstpersonal.

      Alles, was Otto machte, tat er aus Leidenschaft. Als Maler verbrachte er besonders in der kälteren Jahreszeit viele Stunden in seinen Ateliers, die er an allen Wohnsitzen eingerichtet hatte. Besonders gerne malte er Tiere und Landschaften, seltener Porträts – darunter eines von seinem ein Jahr alten Sohn Carl, das er für die Familie mehrfach kopierte. Eine andere Leidenschaft galt dem Halten von Rassepferden. Erzherzog Otto kaufte, züchtete und trainierte Reitpferde und ließ sie bei den berühmtesten Rennen laufen. Er und seine Brüder zählten zu den besten und wagemutigsten Reitern ihrer Zeit. Otto hatte auch ein besonderes Geschick im Kutschieren – er konnte einen Sechserzug auf kleinstem Platz wenden – und gewann zahlreiche diesbezügliche Bewerbe.

      Wer so viele Hobbys besaß, sportlich, gebildet, stets gut gelaunt war, charmant plauderte und gut aussah, war bei allen beliebt. Wenn Otto von der Garnison in die Sommervilla der Familie nach Reichenau an der Rax kam, schwirrten Geschwister, Stiefmutter, Vater und Verwandte um ihn herum. Alle waren in seinem Bann, alle wollten in seiner Nähe sein. Die Sommerfrischler der Umgebung luden ihn zum damals modernen lawn-tennis, zum Tee oder zum Essen. Sie liebten es, von ihm unterhalten zu werden. Aber nicht nur sie genossen seine Gesellschaft, sondern auch die nächsten Verwandten, allen voran Ottos berühmtester Cousin Kronprinz Rudolf. Die innige Freundschaft scheint im halbwüchsigen Alter begonnen zu haben und hielt bis zum Tod Rudolfs. Da sich auch ihre Frauen Stephanie und Marie Josepha gut verstanden, gab es häufig Zusammenkünfte in Rudolfs Sommersitz in Laxenburg. Am häufigsten fand man die zwei Männer aber alleine, irgendwo auf der Jagd in den Weiten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Da der innige Kontakt bis zum Tod des Kronprinzen währte, darf man annehmen, dass Erzherzog Otto viel von den Problemen seines Cousins wusste. Dem Ehrenkodex der Zeit entsprechend hat er sie nie preisgegeben.

      Noch eine interessante Feststellung findet sich in den Tagebüchern: Obwohl Kronprinz Rudolf und seinen Vater Kaiser Franz Joseph allgemein nur wenig verband, hatten beide eine innige Beziehung zu Erzherzog Otto. Denn auch der Kaiser stand unter dem Charme dieses Neffen. Otto verfügte über eine starke Persönlichkeit, aber auch über eine gute Erziehung. Er respektierte den hohen Status des Onkels, er war aber auch der Einzige, der es wagte, frei und ohne Umstände mit ihm zu sprechen. Als Ottos Bruder, der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand, 1895/96 so schwer erkrankte, dass er sich monatelang im Ausland zur Kur aufhielt und man meinte, er würde sterben, nützte Kaiser Franz Joseph die Zeit, um Otto als Thronfolger aufzubauen. Im Zuge dieser Entscheidung überließ er ihm als Wiener Residenz das Schloss im Augarten. Es ist bekannt, wie sehr der Kaiser unter dem schwierigen Charakter Franz Ferdinands litt, und es besteht kein Zweifel, dass der heitere und wenig ruhmsüchtige Otto sein Vorzugskandidat war. Doch Franz Ferdinand genas, und sein Bruder war zufrieden, sein Leben wieder nach seinen eigenen Ideen gestalten zu können. Er hatte in dieser Zeit in Schönau an der Triesting einen neuen Besitz erworben, den er renovieren ließ, wo er aber auch häufig selbst Tischlerarbeiten verrichtete.

      Als Vater war Erzherzog Otto genauso natürlich und zwanglos, wie er es bei seinen Eltern gesehen und gelernt hatte. Er war seinen beiden Söhnen Carl und Maximilian ein verständiger Vater und vor allem ein guter Freund. Wie schon sein eigener Vater erzog auch Otto seine Kinder so frei und ungezwungen wie möglich, versuchte aber natürlich, ihnen die bestmögliche Erziehung zukommen zu lassen. Wobei bestmöglich bedeutete, dass die Kinder ein breit gefächertes Spektrum an Bildung erhielten, sie aber keinem unangenehmen Druck ausgesetzt werden sollten. Kinderfrauen und Erzieher suchte er selbst aus und bevorzugte immer jene, die über ein heiteres Wesen verfügten und kinderfreundlich waren. Er selbst war ein fröhlicher Vater, tollte gerne mit Carl und Maximilian herum und trieb Schabernack mit ihnen. Wenn das Wetter es erlaubte, hielt er die Momente mit ihnen gerne fotografisch fest. Der Dank für die gemeinsamen Stunden waren fröhlich in die Kamera lachende Kindergesichter.

      Doch alle Vorzüge Erzherzog Ottos scheinen uninteressant im Vergleich zu einigen Fehltritten, die er im Lauf seines kurzen Lebens beging. Wenn man von ihm spricht, erinnern sich die Menschen besonders gerne seines unmoralischen Lebenswandels, der wegen des Skandalfaktors besser im СКАЧАТЬ