Название: Gedichte
Автор: Gustav Schwab
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783849635954
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Und lächelt mir die schöne Flur:
Ist Sie's nur, die mir lächelt.
Ich werfe mich aufs weiche Moos
In gläubig süßem Drange,
Da wird der kalten Erde Schoos
So warm, wie ihre Wange.
Dann lüft' ich manches Liebeswort
Vor den verschwiegnen Fluren,
Ein herzlich Lied belebt mir dort
Die schweigenden Naturen.
Nach Ihr gestaltet sich die Welt,
Was will ich von der Menge?
Für mich hat dieß vergeßne Feld
Verständlichere Klänge.
Ich lasse dir den Lärm, den Spott,
Lebendiges Gewimmel!
Mir hebt das Herz ein stiller Gott
In einen sel'gen Himmel!
Fußnoten
1 Die nachfolgenden Gedichte dieser I. Abth. fehlen in den spätern Ausgaben von 1838, 1846 u. 1851.
An die Wände einer Bergkapelle angeschrieben
Wie die Heiligen, die dich bewohnen,
Selig heiter steht dein milder Bau,
Wie herabgesenkt aus bessern Zonen
Adelst du die abgeschiedne Au.
Unter dir das irdische Gewimmel,
Ueber dir des Himmels ew'ge Ruh;
Und du schwebest zwischen Erd' und Himmel,
Lächelst freundlich beiden zu.
Einen Platz nur hast du von der Erde
Aufgenommen in dein still Gebiet,
Einen, dessen traurige Geberde
Jede lebensfrohe Menge flieht.
Wo die schwarzen Kreuze deutend stehen,
Wo der Boden ahnungsvoll sich schwellt,
Willst du tief ein ernstes Feld besäen,
Für den Himmel, nicht die Welt.
Lieblich blicket nach dem Feld der Leichen
Aus den Fenstern dein Marienbild,
Und ich flehe zu der Lebensreichen:
Mir auch lächle, Jungfrau, zart und mild!
Vielen hast du Trost und Heil geboten,
Und gelindert manchen herben Schmerz:
Bist du eine Pflegerin der Todten,
Wecke denn mein sterbend Herz!
Liebeskrank wird Liebe nur es heilen:
Deine Liebesüberschwenglichkeit
Kannst du sie mit einer Jungfrau theilen,
Hold wie du, und züchtig und geweiht?
Gieb ihr nur von deiner, deiner Liebe,
Schenk' ihr nur die neigungsvolle Ruh,
Daß sie so in ihrem reinen Triebe
Auf mich niederschau', wie du!
Aber du, geheiligte Kapelle,
Laß, o laß mich Einmal nur mit Ihr
Betend knien auf deiner heil'gen Schwelle,
Vor der aufgethanen Himmelsthür!
Fällt von ihren gottdurchdrungnen Blicken
Einer liebend dann auf mich – o nun!
Laß mich todt, nach himmlischem Entzücken,
Unter deinen Kreuzen ruhn!
An die Geliebte
Sie fassen nicht den ew'gen Schimmer,
Der dir aus deinen Augen geht,
So wie des Mondes heil'gen Flimmer
Kein irdiches Gemüt versteht.
Hell muß es, wie die Sonne, blenden,
Was dieser Welt gefällt und lacht,
Muß alles mit dem Tage enden,
Denn für den Schlaf ist ihre Nacht.
Mir wird dein Leben erst entfaltet,
Wann alles rings in Schatten fällt;
Ich weiß, so lang die Sonne waltet,
Von dir kein Gleichniß auf der Welt.
Du gehst in unbemerkter Fülle
Einsam vorüber und verwirrt,
Ein Stern, der sich aus Nacht und Stille
In dieses fremde Licht verirrt.
O dann erst, wann der Abend dichter
Sich um die stille Erde schließt,
Und wann der Schein verwandter Lichter
Auf dich vom blauen Himmel fließt;
Dann erst, du namenloses Wesen,
Du Stern des Himmels, fass' ich dich,
Und mein' in deinem Blick zu lesen,
Beim Stral des Monds, du liebest mich.