TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England
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Название: TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2)

Автор: Stephen England

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Shadow Warriors

isbn: 9783958355002

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СКАЧАТЬ Schützen, den er nur als Grigori kannte, einen flüchtigen Blick zu. »Du kennst den Plan?«

      Der Mann lächelte und offenbarte dabei eine Reihe abgebrochener, rissiger Zähne, die beispielgebend für die Qualität osteuropäischer Zahnmedizin waren. »Natürlich – den Mann umbringen und das Mädchen schnappen. Sollte nicht so schwer sein, da?«

      Pavel zuckte mit den Schultern. »Da. Halte dich einfach an den Plan. Sergei meinte, dass sie etwa sechzehn Kilometer vor uns sind, also sollten wir sie rechtzeitig einholen.«

      Dann brüllte der Motor seines Motorrades auf und übertönte jede weitere Unterhaltung. Pavel schwang sein Bein über den vibrierenden Sattel und winkte Grigori zu, sich hinter ihn zu setzen. Dieser Job sollte in weniger als einer Stunde über die Bühne gegangen sein.

       08:31 Uhr Ortszeit

       Dearborn, Michigan

      Das Haus war das dreizehnte auf Nasir Khalidis Route. Ganz sicher seine Unglückszahl. Als der Müllwagen bremste, sprang er herunter und eilte über den festgefahrenen Schnee auf die Mülltonnen zu.

      Es war die dritte Tonne. Immer war es die Dritte. Er blies sich auf seine kalten Hände und sah zu, wie der mechanische Arm den Inhalt der Tonne in die Presse am hinteren Ende des Müllfahrzeugs kippte. So schlimm die Kälte auch war – im Sommer war der Job noch unerträglicher. Denn dann begann der Müll zu stinken.

      Als die Tonne wieder herabgesenkt wurde, zog Nasir den Reißverschluss seiner Jacke auf. Er zitterte, denn ein kalter Windhauch kam die Straße zwischen den mehrgeschossigen Gebäuden auf beiden Seiten hinuntergeweht, die eine Art Windtunnel bildeten.

      Hier war alles so anders als im Libanon, aus dem er stammte. Nachdem er sich mit einem Blick in beide Richtungen davon überzeugt hatte, dass ihn niemand beobachtete, griff Nasir in die Innentasche seiner Jacke und zog einen DIN-A5-großen Briefumschlag hervor. Nach einem weiteren verstohlenen Blick auf die umstehenden Gebäude ließ er ihn in die Tonne fallen und schob sie an den Bürgersteig zurück.

      Ja, es gab wirklich üblere Jobs als Müllfahrer. Er musste es wissen, denn er hatte einen davon.

      In einem Zimmer in einem der heruntergekommenen Mietshäuser nahm ein Mann seinen Blick von der Reihe von Monitoren, die an der Wand befestigt waren und auf denen er Nasir Khalidi mit einer unauffällig drapierten Kamera beobachtet hatte. Er spulte die Aufnahme zurück, ließ sie noch einmal in Zeitlupe ablaufen und sah zu, wie der gelbe Umschlag in die Untiefen der grauen Mülltonne fiel. Ein Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus und er griff nach dem Telefon auf dem Tisch vor ihm, direkt neben seiner Beretta. »Status bestätigt«, meldete er, nachdem sein Gespräch angenommen worden war. »Die Übergabe ist erfolgt.«

       09:47 Uhr Ortszeit

       Der Impala

       Virginia

      Schweigen. Harry warf Carol einen verstohlenen Blick zu, während der Wagen nach Süden preschte. Sie hatte kein Wort gesprochen, seit sie das Fahrzeug an der Tankstelle gewechselt hatten. Saß einfach nur da und starrte neben ihm aus dem Fenster. Eine kalte blonde Statue.

      Er seufzte und beobachtete die Nadel der Tankanzeige dabei, wie sie bei jeder Bodenwelle zitterte. Sie hatten noch etwa einen Vierteltank, und das sollte bis zu ihrem Ziel reichen.

      »Ihnen gefallen meine Methoden nicht, stimmt’s?«, fragte er schließlich, um das Schweigen zu brechen.

      Sie ließ sich Zeit, aber dann sah sie ihn an. Er konnte noch immer das Gefühl des Verlustes in ihren Augen sehen, aber auch eine unerwartete Feindseligkeit. »Diebstahl, meinen Sie? Nein.«

      »Was dachten Sie denn, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene?«, fragte Harry. »Ich breche das Gesetz. Darauf hat man mich trainiert.«

      »Aber nicht die Gesetze unseres Landes«, antwortete sie mit einer gewissen Schärfe. »Wir wissen beide, dass dort die Grenze gezogen wird. Das ist das Erste, was sie einem auf der Farm beibringen.«

      »Und wie so vieles, was sie einem dort beibringen, wird es sofort irrelevant, sobald man die dortigen vier Wände verlässt.« Harry kniff die Augen zusammen und spähte in den Rückspiegel. Die Trainingseinrichtung der CIA im Camp Peary – oder die Farm, wie sie genannt wurde – war gut, aber es gab so viele Dinge, die man einfach nicht theoretisch lehren konnte.

      Da war ein Motorrad hinter zwei Fahrzeugen, während sie durch die Kleinstadt fuhren. »Sobald Sie aber das erste Mal zum Personenschutz eingeteilt werden, stellen Sie fest, dass das Leben sehr viel simpler ist und es nur eine Regel gibt, die wirklich eine Rolle spielt: Schützen Sie diese Person und tun Sie alles, was nötig ist, damit sie überlebt.«

      Carol sah ihn von der Seite an. »Es hat uns doch noch nicht einmal etwas genützt. Wir haben einfach nur ein gestohlenes Auto gegen ein anderes eingetauscht.«

      »Nicht ganz«, entgegnete Harry, ohne den Blick vom Rückspiegel abzuwenden. »Ich habe uns etwas Zeit verschafft und außerdem einen Wagen, bei dem wir sicher sein können, dass er nicht verwanzt ist. Dafür konnte ich bei meinem nicht mehr garantieren. Zumindest nicht in der kurzen Zeit.«

      »Wie lange folgt uns dieses Motorrad schon?«, fragte sie und wechselte abrupt das Thema.

      Sehr gut. Sie hatte also noch nicht alles aus ihrem Agententraining auf der Farm vergessen, dachte Harry und beschleunigte, um einen langsam dahinrollenden Lastwagen zu überholen. Schreibtischhengste taten das nicht selten. »Schon zu lange.«

      Auf dem Motorrad saßen zwei Personen. Unwillkürlich musste er an einen Einsatz damals in Italien zurückdenken, nur ein paar Jahre her. Anderes Klima, andere Zeit, aber der gleiche Anblick. Nach Jahren politischer Attentate hatte die italienische Regierung schließlich Motorräder mit mehr als einer Person verboten.

      Nicht, dass sich die tunesischen Attentäter von diesem Gesetz hätten abhalten lassen, als sie die Wagenkolonne des amerikanischen Botschafters überfielen – und James Holbrook, der Chief of Station der CIA, dabei ebenfalls ins Kreuzfeuer geriet. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Denn das hier war nicht Italien.

      Der Abstand zwischen ihnen hatte sich inzwischen verringert. »Die Polizei?«, fragte Carol, deren Stimme wie von weit her zu ihm drang.

      Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die aktuelle Bedrohung. »Nein, das sind keine Cops. Und für Verfolger fahren sie viel zu aggressiv.«

      »Wieso folgen Sie uns dann?« Ihr Tonfall verriet ihm, dass sie die Antwort auf die Frage bereits ahnte.

      »Hat man schon mal auf Sie geschossen?«, fragte er und drängelte sich an einem Sattelschlepper vorbei. Der Drang, einfach das Gaspedal durchzutreten, nagte an ihm, aber er kämpfte gegen den Impuls an. Noch nicht.

      »Nein.«

      Harry sah, wie sie in ihrer Handtasche nach der Kahr griff. Sie war blass geworden, aber er erkannte auch einen Funken Entschlossenheit in ihren Augen, als sich ihre Hand um die Halbautomatik schloss. Die Tochter ihres Vaters eben.

      Der kalte Wind zerrte an Pavel Nevaschkins Körper, als dieser sich tief über sein Motorrad beugte und die Maschine immer mehr beschleunigte. Ihr Ziel war nun auf der Flucht. Man hatte sie bemerkt. Jetzt ging es nur noch darum, zuzuschlagen.

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