Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon страница 37

Название: Mami Staffel 10 – Familienroman

Автор: Lisa Simon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740951436

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      Kathrin betrachtete die Dame genauer. Sie mochte etwas jünger als Peter sein. Trotz des wadenlangen Mantels, der in der Taille mit einem breiten Gürtel zusammengehalten wurde, konnte man ihre schlanke Figur erahnen. Ihr blondes Haar war zu einer kleidsamen Frisur hochgesteckt. Schuhe, Handtasche und Ohrclips waren farblich auf den olivgrünen Mantel abgestimmt in einem etwas dunkleren Farbton. Ihr Teint sah frisch und zart gebräunt aus, als käme sie gerade aus südlichen Gefilden aus dem Urlaub. Die fünf waren in bester Stimmung, lachten und scherzten, während sie die Würstchen verspeisten.

      Kathrin mußte tief durchatmen. Für ihren Geschmack war die Dame ein wenig zu elegant, und sie konnte sie sich schlecht zwischen Kochtopf und Waschmaschine vorstellen. Aber eigentlich ging es Kathrin alles nichts mehr an. Um nichts in der Welt wollte sie sich eingestehen, daß sie gegen einen Kloß im Hals kämpfte.

      Obwohl Kathrins Magen gewaltig knurrte, war ihr der Appetit auf ein Würstchen vergangen. Sie beeilte sich, ins Schuhgeschäft zurückzukehren.

      Er hatte also ziemlich schnell Ersatz gefunden, und weder er noch die Kinder schienen Kathrin zu vermissen. Im Schuhgeschäft betrachtete sich Kathrin kritisch im Spiegel. Sie trug eine einfache dunkelbraune Hose und einen selbstgestrickten beigefarbenen Pullover. Ihr kastanienrotes Haar hatte sie schlicht im Nacken zu einem Zopf geflochten. Weder Schmuck noch Make-up hatte sie angelegt, und sie fand sich plötzlich fade und hausbacken. Mit dieser eleganten Frau konnte sie auf keinen Fall konkurrieren. Es war auch gar nicht notwendig, gestand sich Kathrin seufzend ein und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

      *

      An einem Sonntag brachte Marion ihr Baby zur Welt. Etwas später stattete ihr Kathrin, mit einem riesigen Blumenstrauß, Plüschtieren, Rasseln und Quietschenten beladen, einen Besuch ab. Voll Stolz zeigte Marion ihr den mit rosa Stoff bezogenen Stubenwagen, in dem das Baby schlief. Unwillkürlich mußte Kathrin an Jenny denken. Sie beugte sich über den Stubenwagen und betrachtete versonnen das schlafende Baby. Zarter blonder Flaum bedeckte das kleine Köpfchen, und die Lippen vollführten sachte saugende Bewegungen. Zärtlich strich Kathrin über das mit lustigen Tiermotiven bedruckte Deckbett. Sie kämpfte mit den Tränen. Vor ihrer Kollegin wollte sie ihre Gefühlsaufwallung verbergen und wandte ihr Gesicht ab. Der Gedanke an Jenny schmerzte sie. Und nicht nur der Gedanke an Jenny.

      »Peter, Peter«, flüsterte sie leise. »Ich beneide dich«, sagte sie laut zu Marion.

      »O ja, ich bin so glücklich«, strahlte Marion. »Ist es nicht ein richtiges Wunder, so ein kleiner Mensch? Und alles schon dran,

      Ärmchen, Beinchen, die süßen Fingerchen. Du müßtest sie sehen, wenn ich sie bade. Sie strampelt

      wie eine kleine Wasserratte. Und wenn ich sie stille, stehen auf ihrer Stirn kleine Schweißperlen. Trinken ist offensichtlich Schwerstarbeit für sie.«

      »Ich beneide dich«, wiederholte Kathrin.

      Marion lachte. »Spätestens, wenn sie nachts schreit, denkst du anders darüber. Zum Glück kommt es nicht häufig vor.«

      Marion lud Kathrin zu einer Tasse Kaffee ein. »Mach dir doch keine Umstände wegen mir«, wehrte Kathrin ab.

      »Laß nur, ich bin froh, wenn ich Besuch bekomme. Zwar gehe ich zweimal täglich mit dem Kinderwagen spazieren, aber sonst bin ich den ganzen Tag allein, bis abends mein Mann aus der Firma kommt. Erzähl mal, was gibt es Neues im Schuhhaus?« Marion setzte sich neben Kathrin auf den Sessel und schenkte Kaffee in zarte Porzellantassen.

      »Eigentlich nichts. Ich habe eine Aushilfe bekommen, aber sie ist noch jung und ein wenig unbeholfen. Für Kasse und Verkauf ist sie nicht zu gebrauchen, wenigstens sortiert sie die Schuhe in die Regale.«

      »Und du? Ich meine, hast du inzwischen etwas fürs Herz gefunden?«

      »Mein Herz? Wie kommst du darauf?«

      »Du siehst aus, als wenn ein Problem auf deine Seele drückt.«

      Kathrin bemühte sich um einen erstaunten Gesichtsausdruck. Es gelang ihr nicht so recht. »Welche Probleme sollte ich schon haben? Tagsüber stehe ich im Geschäft, abends sitze ich zu Hause, höre Musik oder lese ein Buch und dann falle ich müde ins Bett.«

      »Vielleicht ist das dein Problem. Du vergißt zu leben. Dir fehlt einfach jemand, an dessen Schulter du deinen Kopf legen kannst.«

      »Meinst du? Bisher habe ich das aber nicht vermißt, meine Freiheit ist mir wichtiger. Ein Mann ist doch nur ein Klotz am Bein.«

      Marion blickte sie prüfend an und durchschaute Kathrin. Sie ergriff Kathrins Hand. »Möchtest du reden? Vielleicht erleichtert es dich.«

      Kathrin schwieg und blickte hinüber zu dem rosaroten Stubenwagen. Dann seufzte sie. »Er heißt Peter Kilian. Er ist ein wunderbarer Mann, sieht gut aus, ist liebenswert und hat faszinierende blaue Augen.« Unmerklich geriet Kathrin ins Schwärmen.

      »Und wo ist der Haken an der Sache?« wollte Marion wissen.

      »Es sind drei Haken.« Es klang sehr kläglich. »Er hat drei Kinder.«

      »Donnerwetter!« Marion setzte die Tasse so heftig ab, daß das zarte Porzellan bedenklich klirrte.

      Kathrin senkte den Kopf. »Es klingt vielleicht absurd, aber ich mag diese Kinder. Und trotzdem fürchte ich mich davor.«

      »Du fürchtest dich vor den Kindern? Oder vor der Verantwortung?«

      Kathrin nickte zerknirscht. »Es ist doch ein Unterschied, ob man in die Mutterrolle hineinwächst oder ob man quasi mittendrin einsteigt.«

      Marion blickte Kathrin nachdenklich an. »Und er? Liebst du ihn?«

      Kathrin schluchzte auf. »Das ist es ja eben. In seiner Nähe bekomme ich Herzrasen und Puddingknie.«

      »Erwidert er deine Gefühle?« wollte Marion wissen.

      »Erst glaubte ich es, aber dann…«

      »Du glaubtest es? Was soll das denn heißen?«

      »Zumindest hat er sich so verhalten, als ob er mich auch liebt. Aber ich befürchtete, er sucht nur dringend eine Ersatzmutter für seine Kinder und ein Hausmäuschen für sich. Da kann man ja die große Liebe heucheln, nicht wahr? Hauptsache, es erfüllt seinen Zweck.

      »Traust du ihm denn so etwas zu?« fragte Marion entsetzt und zog die Nase kraus.

      »Eigentlich nicht. Doch danach sah ich ihn mit dieser mondänen Frau, so eine wie aus dem Magazin, schön, edel, teuer. Hätte nie gedacht, daß er auf so etwas hereinfällt. Dabei hatte mich der kleine Martin ernsthaft als seine Ersatzmama erkoren. Ob diese Frau die Herzen der Kinder erobert, wage ich zu bezweifeln.«

      »Da hast du doch noch eine Chance!« Marion hopste aufgeregt auf der Sesselkante herum.

      »Um Himmels willen, nein! Wie soll ich gegen diese Frau ankommen?«

      »Kathrin, du liebst ihn. Warum sagst du es ihm nicht einfach?«

      »Was? Ich kann doch nicht einfach vor ihn hintreten und sagen: Peter, ich liebe dich!«

      »Warum denn nicht?«

      Kathrin nagte auf ihrer Unterlippe. СКАЧАТЬ