Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon
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Название: Mami Staffel 10 – Familienroman

Автор: Lisa Simon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740951436

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СКАЧАТЬ erscheinen, wie freundlich die grauen Häuser. Und wie froh würde ihr Herz sein. Die Sonne würde darin scheinen und ihre Seele erwärmen. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Sie hatte sich auf das steinerne Brückengeländer gelehnt. Von wegen Stadt der Verliebten! Alles, was sie bisher gesehen hatte, war feuchtgraue Tristesse.

      »Tun Sie das bitte nicht!« hörte sie eine leise Stimme hinter sich. Irritiert wandte sie sich um. Hinter ihr stand Mario. Er hatte eine schwarze Lederjacke über.

      »Wie bitte?« Kathrin verstand nicht.

      »Keine dummen Gedanken, bitte! Zum Sterben sind Sie noch zu jung.«

      Kathrin lachte auf. Es klang hart. »Ach so! Nein, keine Angst. Ich hatte nicht die Absicht, mich ins Wasser zu stürzen. Das wäre zu romantisch.«

      »Sie wären nicht die erste«, antwortete Mario. »Liebeskummer tut sehr weh. Man glaubt, es gibt keinen Ausweg. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen etwas, wo Sie Ihren Kummer vergessen können.«

      »Nein, ich habe wirklich keine Lust. Ich möchte allein sein. Vor allem brauche ich kein Mitleid.«

      Mario blickte sie etwas vorwurfsvoll an. »Ich habe kein Mitleid mit Ihnen. Doch Sie schwelgen in tiefem Selbstmitleid.« Er legte den Arm um ihre Schultern. Und plötzlich lehnte sich Kathrin an ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie weinte und weinte, und Mario blieb stehen und hielt sie einfach fest. Als Kathrin keine Tränen mehr hatte, schaute sie auf. »So war es gut«, sagte er mit lächelndem Gesicht. »Jetzt ist alles raus. Fühlen Sie sich besser?«

      Kathrin nickte, und ein kleines Lächeln stahl sich auch auf ihr Gesicht. »Ja, ich fühle mich leichter.«

      Mario ergriff ihre Hand und zog sie mit sich fort. Sie liefen durch die Straßen und Gassen, über Brücken und Plätze. Kathrin wußte nicht mehr, wo sie sich befand. Vor einer großen Tür blieben sie stehen. Kathrin blickte an der grauen Mauer eines sehr alten Hauses empor. »Wo sind wir?« wollte sie wissen.

      »Bei mir zu Hause.« Mario öffnete die Tür. Erschrocken blieb Kathrin stehen. Was tat sie da? Dieser fremde Mann wollte sie mit in seine Wohnung nehmen? Wollte er sie verführen? Nein, dazu war sie nicht bereit, nicht einmal in ihrer traurigen, verzweifelten Situation. Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, bitte, ich will nicht.« Angst überkam sie.

      Mario beugte sich in den Hausflur hinein. »Mama!« rief er laut. Von oben ertönte eine Frauenstimme und Kindergeschrei. In schnellstem Italienisch, von dem Kathrin kein Wort verstand, sprach er über mehrere Etagen mit seiner Mutter. Einen Augenblick herrschte Ruhe, dann erschien eine kleine, füllige Frau mit graumeliertem Haar auf der Treppe. Sie redete ununterbrochen auf Kathrin ein und deutete einladend ins Haus.

      Zögernd betrat Kathrin den Flur und stieg in dem muffigen Treppenhaus nach oben. Eine zweiflügelige Wohnungstür stand offen und Marios Mutter schob Kathrin einfach hinein.

      Kathrin fand sich in einer großen Küche wieder. Zwei halbwüchsige Jungen saßen am Küchentisch, zwei Mädchen hängten Wäsche auf eine Leine vor dem Küchenfenster. Neugierig schauten die Kinder auf Kathrin. »Bon giorno«, stammelte Kathrin.

      »Gutten Tack!« antworteten die Kinder. Eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm betrat nun die Küche und nickte Kathrin lächelnd zu. Die Mama schimpfte lautstark irgend etwas, scheuchte die Jungs vom Tisch hoch und bat Kathrin, sich zu setzen. Zögernd nahm Kathrin Platz und blickte sich scheu um. Die Schleiflackmöbel der Küche waren schäbig und alt, aber sauber. Durch die Glastüren sah sie Spitzenpapier, mit dem die Schränke ausgelegt waren. Auf dem eisernen Herd kochte ein großer Topf Wasser.

      »Ich Mama, meine Bambini«, sagte Marios Mutter und zeigte nacheinander mit dem Zeigefinger auf die anwesenden Personen. »Pedro, Maria, Gianna, Mario, Tino.« Sie deutete auf die junge Frau und dann auf Mario. »Elena.« Dann kniff sie dem Baby liebevoll in die Pausbäckchen. Sie suchte nach Worten.

      »Enkelkind«, half Mario aus.

      Die Mama nickte. »Susana«, sagte sie stolz. Kathrin mußte lachen.

      Plötzlich schlug die Mama die Hände über dem Kopf zusammen, und ein weiterer Wortschwall ergoß sich. Aber niemand fühlte sich angesprochen, denn alle blickten weiter neugierig zu Kathrin, während die Frau dem Schrank ein riesiges Paket Spaghetti entnahm und vorsichtig in den großen Topf schüttete.

      »Pasta gutt«, sagte sie wieder zu Kathrin und rührte mit einem Holzlöffel im Topf. Fragend blickte Kathrin zu Mario und wollte sich erheben.

      »No, no, no, no!« Die Mama stürzte mit erhobenem Kochlöffel auf Kathrin zu und drückte sie wieder auf den Stuhl. Eines der Mädchen – war es Gianna oder Maria? – stellte einen Stapel Teller auf den Tisch, während die Mama ununterbrochen weiterplapperte.

      »Sie sind unser Gast«, sagte Mario.

      »Aber das geht doch nicht«, widersprach Kathrin. »Es sind schon so viele Personen. Ich kann im Hotel essen.«

      »Mama ist sonst beleidigt«, sagte Mario, und es klang endgültig.

      »Ach so«, murmelte Kathrin und blieb sitzen. Natürlich wollte sie die freundliche Frau nicht beleidigen, aber sie fühlte sich doch etwas unbehaglich, als sie dicht an dicht am Küchentisch saßen. Ein Stuhl blieb frei.

      »Papa gleich kommen«, sagte die Mama und rührte in einer würzigen Tomatensoße. Kathrin fiel auf, daß die Mädchen in der Küche arbeiteten, während die Jungs sich bedienen ließen. ›Kleine Paschas‹, dachte sie. ›Die armen Frauen werden von den Männern nur unterdrückt. Kinder, Kirche, Küche – ihn Italien scheint dieses alte Klischee noch sehr lebendig zu sein‹.

      Die Tür öffnete sich erneut und ein älterer Mann mit grauem Haar trat ein. Er schien nicht erstaunt, daß ein Gast in seiner Küche am Tisch saß. Er begrüßte Kathrin freundlich, und gleichzeitig schnatterten Mama, Mario und der Rest der Kinder durcheinander. Er schien trotzdem verstanden zu haben, lächelte Kathrin zu und nahm Platz. Die Mama stemmte die Arme in die Hüften und schimpfte wieder wortgewaltig. Zwischendurch tätschelte sie lächelnd das Baby, um sofort danach wieder loszuwettern. Die Jungs, auch Mario und der Papa, zogen erschrocken die Köpfe ein und erhoben sich, um sich am Waschbecken ausgiebig die Hände zu waschen. Mama begleitete die Prozedur mit weiterem Geplapper, dann lächelte sie Kathrin wie um Zustimmung bittend zu. Im Haus schien die Mama das Regiment zu führen, keiner wagte, ihr zu widersprechen, nicht einmal der Papa.

      Kathrin nickte einfach lächelnd. Jetzt war die Mama zufrieden, überblickte prüfend ihre Großfamilie und teilte das Essen aus, wobei Kathrin als Gast zuerst die Schüssel gereicht wurde. Kathrin nahm sich eine kleine Portion Spaghetti, was sofort den Protest von Mama hervorrief. Sie schaufelte ihr einen Berg auf den Teller, daß Kathrin erschrocken Luft holte.

      »So dinn«, sagte sie vorwurfsvoll und zeigte auf Kathrins schlanke Gestalt. »Missen essen!« Kathrin wehrte erschrocken ab.

      »Mamas Pasta ist die beste«, erklärte Mario.

      »Das glaube ich gern, aber dann platze ich doch!« Mario übersetzte Kathrins Worte, alle lachten und Mama strich sich über ihre runden Hüften.

      »Nicht schnell platzen, gutte…« Sie blickte Mario wieder fragend an.

      »Polster«, ergänzte Mario.

      Dann begann das große Schmausen, und Kathrin staunte, wie schnell alle die ellenlangen Spaghetti aufwickelten, in СКАЧАТЬ