Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa Simon
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon страница 34

Название: Mami Staffel 10 – Familienroman

Автор: Lisa Simon

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783740951436

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СКАЧАТЬ und ich plage mich nur mit diesen Aushilfskräften herum!«

      ›Das mußte ich auch‹, hätte Kathrin beinahe geantwortet. Aber sie schwieg lieber. »Ich werde mit Frau Grille sprechen. Sie ist zwar schon in Rente, aber vielleicht ist sie doch bereit, eine Woche…«

      »Gut, aber es ist eine Ausnahme, verstehen Sie, Fräulein Berger, eine einmalige Ausnahme! Und vor dem Weihnachtsgeschäft sind Sie wieder hier, verstanden?«

      Kathrin war bereit, ihm das Blaue vom Himmel zu versprechen, wenn er ihr nur den Urlaub gewährte. Sie fühlte sich elend und ausgelaugt. Sie brauchte dringend Erholung und Tapetenwechsel. Sie wollte verreisen, irgendwohin, und sich ablenken. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, mußte sie sich eingestehen, daß es nichts weiter war als eine Flucht, eine Flucht vor Peter und vor ihrer eigenen Wankelmütigkeit.

      Sie war wütend auf sich selbst. Sie wollte nichts mehr mit Peter zu tun haben. Sie konnte einfach nicht, denn es brach ihr das Herz. Ein Teil ihrer Seele schrie nach ihm, verlangte nach ihm, seiner Liebe, seinen Küssen, seinen Zärtlichkeiten. Die andere Seite ihres Ichs hob warnend den Zeigefinger, appellierte an ihre Vernunft, ihren Verstand. Wie sollte sie, die junge Kathrin, eine dreifache Mutter ersetzen, einem erfahrenen Mann eine perfekte Ehefrau und Hausfrau zugleich sein, ohne gleichzeitig ihre eigenen Wünsche und Träume aufzugeben? Nein, das alles ließ sich nicht miteinander vereinbaren. Und deswegen mußte sie fort, weit weg von hier und alles hinter sich lassen. Was danach kam, daran wollte sie jetzt nicht denken, nicht danach fragen. Es lag noch so weit weg, dieses Danach. Sie wollte nur davonlaufen.

      Nach dem offensichtlich nicht ganz zufälligen Zusammentreffen mit Peter Kilian hatte es Kathrin tunlichst vermieden, noch einmal Kontakt mit ihm aufzunehmen. Es wurde ihr dadurch erleichtert, daß auch Martin nicht wieder das Schuhgeschäft besuchte. Sicher hatte es ihm sein Vater nahegelegt, einen Bogen um das Schuhgeschäft zu schlagen. Die Enttäuschung für Martin mußte wohl besonders groß gewesen sein. Nur einmal entdeckte sie seinen Blondschopf draußen vor den Schaufensterscheiben. Aber als Martin sie erblickte, lief er davon. Einerseits tat es Kathrin leid. Sie mochte die Kinder wirklich. Auch Jenny hatte schnell einen Platz in ihrem Herzen gefunden. Aber drei Kinder aufzuziehen, dazu gehörte sehr viel Verantwortung. Kathrin würde sich damit überfordert fühlen. Und irgendwie wollte sie auch noch etwas vom Leben haben!

      Kathrin öffnete das Fenster ihres Hotelzimmers und stützte sich auf das Fensterbrett. Tief sog sie die kühle Luft ein. Es roch etwas modrig. Glucksend schlug das dunkle Wasser des Kanals an die fleckige Hauswand des Hotels. Venedig lag im grauen Herbstnebel, irgendwo hinter den grauen Häuserzeilen vermutete sie die Lagune. Vergebens hielt sie nach einem romantisch singenden Gondoliere Ausschau. Einige Lastkähne, vollbeladen mit Gemüse, knatterten mit rauchenden Motoren vorbei. Ihre Flucht vor Peter Kilian endete in einem drittklassigen Hotel in einer grauen Seitenstraße von Venedig, der Stadt der Verliebten. Doch Kathrins Herz war schwer wie die regennassen Wolken am Himmel. Sie hoffte, eine Woche Ruhe und Abgeschiedenheit zu finden.

      Das Hotel war nur mäßig belegt, die Touristenzeit war vorbei. Vereinzelt wanderten Reisegruppen über den Markusplatz. Nur die zahlreichen Tauben ließen sich von dem trüben Wetter nicht beeindrucken und hofften auf reichliche Futtergaben der Touristen.

      Kathrin beschloß, einen kleinen Bummel zu unternehmen und die nähere Umgebung des Hotels zu erkunden. Sie zog den Reißverschluß ihrer Regenjacke bis zum Hals zu. Es nieselte fein, deshalb schlug sie die Kapuze hoch. Sie spazierte den schmalen Fußweg entlang des Seitenkanals bis zur nächsten Kreuzung. Dort gelangte sie auf eine Straße, die im Sommer sicher recht reizvoll sein mochte. Zahlreiche Cafés und Eisdielen reihten sich aneinander, vor allen befanden sich Freisitze, die jetzt verwaist waren. Die meisten Besitzer hatten Tische, Stühle und Sonnenschirme bereits weggeräumt. In den Blumenkübeln trotzten nur noch Hartlaubgewächse und Koniferen dem mißlichen Wetter.

      Der triste Anblick war nicht geeignet, Kathrins depressive Stimmung zu heben. Sie zweifelte sogar an der Richtigkeit ihrer Entscheidung, im November nach Venedig zu reisen. In ihren Träumen hatte sie sich mit Peter über den sonnenüberfluteten Markusplatz schlendern sehen, entlang der prächtigen Fassade des Dogenpalastes hinüber zum Campanile. Sie sah sich auf der Seufzerbrücke stehen und das Klagen der Geister der vor Jahrhunderten verurteilten Unglücklichen zu hören. Sie sah sich mit Peter in einer der buntgeschmückten Gondeln sitzen, ein hübscher, junger Gondoliere stakte sie in den Sonnenuntergang hinein, wobei er ein italienisches Liebeslied sang.

      Kathrin seufzte. Einer der gelangweilt am Tresen lehnenden Kellner eines Cafés erkannte mit sicherem Blick, daß Kathrins Seele eine Aufmunterung benötigte.

      »Signorina, bitte treten Sie ein. Ein Schluck heißer Cappuccino wirkt Wunder.«

      Zögernd blieb Kathrin stehen. Sie fröstelte. Wenn sie es sich recht überlegte, wäre ein heißer Cappuccino jetzt genau das Richtige für sie. Sie betrat das Café und nahm an einem kleinen runden Marmortisch am Fenster Platz. Der junge, sehr hübsche italienische Kellner lächelte sie an. ›Woher weiß er, daß ich deutsch spreche?‹ überlegte Kathrin.

      »Heute ist kein schönes Wetter für einen Spaziergang«, sagte der junge Mann, und seine weißen Zähne blitzten. »Die Sonne scheint nicht alle Tage. Wichtig ist, daß man die Sonne im Herzen trägt.« Während er plauderte, zauberte er einen köstlichen Cappuccino mit viel Schaum.

      »Bitte schön!« Mit einer galanten Bewegung servierte er die hohe, schlanke Tasse.

      Dankbar nahm Kathrin einen Schluck. Der weiße Schaum klebte wie ein Schnurrbart auf ihrer Oberlippe. Wie eine Katze versuchte sie, den Schaum abzulecken und verrenkte ihre Zunge. Der junge Italiener beobachtete lächelnd Kathrins vergebliche Bemühungen. Ärgerlich warf sie ihm einen Blick zu, mußte im gleichen Moment jedoch auch lachen. Das Eis war gebrochen.

      »Ich heiße Mario«, sagte der Mann und wischte wie beiläufig die ohnehin sauberen Tische des Cafés mit einem karierten Küchentuch ab. Dabei kam er Kathrins Tisch immer näher.

      »Ich heiße Kathrin«, sagte sie und rührte intensiv in ihrem Cappuccino.

      »Sie machen Urlaub?« fragte Mario.

      Kathrin nickte.

      »Ganz allein?«

      Kathrin nickte wieder.

      Mario blickte sie ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf. »Es ist nicht gut, wenn so ein hübsches, junges Mädchen allein ist. Kummer macht die Seele krank. Lachen bringt Sonne ins Herz.«

      Kathrin lächelte gequält. »Manchmal geht es eben nicht anders«, sagte sie ausweichend.

      Mario warf lässig das Küchentuch über die Stuhllehne und setzte sich an Kathrins Tisch. Neugierig sah er sie an. »Sie tragen großen Kummer im Herzen. Das ist nicht gut.«

      »Ich weiß. Aber was soll ich dagegen tun?« fragte Kathrin weinerlich.

      »Nicht allein bleiben. Gehen Sie unter Menschen. Gehen Sie tanzen. Das Leben ist schön.«

      Kathrin schlug die Augen nieder. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, waren fröhliche, lachende Menschen. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Sie haben recht. Ich werde mich unter Leute mischen«, sagte sie so leichthin wie möglich. Sie legte einige zerknitterte Lirescheine auf den Tisch. »Dankeschön!« sagte sie. »Für den guten Tip.« Sie erhob sich. Mario lächelte. Doch als sie das Café verließ, schaute er ihr besorgt nach.

      Kathrin bummelte weiter die Straßen entlang, verlor sich in kleinen Nebengassen, in deren Mitte schmale Kanäle flossen. Auf einer der kleinen, runden Brücken blieb sie stehen. Sie starrte СКАЧАТЬ