Название: Sophienlust Box 16 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Box
isbn: 9783740972349
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»Muss ich noch mit ins Haus kommen, um meine Tochter abzuliefern, Frau Doktor?«, erkundigte sich Alexander Rethy. »Oder wollen Sie mir das abnehmen? Es ist ein bisschen spät geworden. Aber ich musste diesen ersten Tag mit meiner Tochter genießen. Frau Rennert wird uns hoffentlich nicht böse sein. Zu Abend hat Lexi schon gegessen.«
»Natürlich bringe ich Lexi ins Haus und richte alles aus, Herr Rethy. Kommen Sie morgen wieder?«
»Ja, ich möchte die Zeit nutzen, damit Lexi nicht wieder fragt, ob ich sie überhaupt leiden mag. Wollen Sie uns morgen die Freude machen, uns zu begleiten? Ich dachte, dass der Flughafenbetrieb Sie nicht interessieren würde. Aber ein netter Ausflug hier in der Gegend? Wie denken Sie darüber?«
»Ich komme herzlich gern mit«, versicherte Josefa Klinger. Auf einmal kam es ihr vor, als schiene plötzlich die Sonne, obwohl es doch schon dunkel geworden war.
Josefa Klinger zog ein helles Kleid an und war schon viel zu früh fertig, denn vor zehn Uhr wollte Alexander Rethy sie und Lexi nicht abholen.
Endlich kam der große Wagen des Flugkapitäns in Sicht. Lexi hüpfte vor Freude wie ein Gummiball, und die junge Ärztin hätte es am liebsten genauso gemacht. Ihr Herz schlug sehr rasch, und ihre Augen leuchteten, als sie Alexas Vater begrüßte.
»Alles klar?«, fragte er, als handle es sich um den Start zu einem Flug.
»Jawohl, Herr Kapitän«, meinte Josefa lachend. »Ich habe Frau Rennert Bescheid gesagt und zusätzlich noch Frau von Schoenecker, die heute in Sophienlust ist. Alle freuen sich, dass Sie Ihre knappe Freizeit für Lexi opfern.«
»Das ist kein Opfer. Ich tue es gern«, erwiderte er knapp und hielt den Schlag des Wagens für die beiden Damen auf. Lexi kletterte auf den Rücksitz. Das Wetter war auch an diesem Tag strahlend, und das Badezeug war auf alle Fälle eingepackt worden.
»Es ist ein zauberhaftes Fleckchen Erde, auf dem sich Sophienlust befindet«, stellte Alexander Rethy fest. »Eigentlich braucht man gar nicht weit zu fahren. Da aber meine kleine Tochter gern Auto fährt, werden wir uns ein entferntes Ziel ausdenken, damit sie zu ihrem Recht kommt.«
»In Sophienlust bin ich jeden Tag. Aber Auto fahren mit dir ist etwas Besonderes«, kam es von hinten, sodass die beiden Erwachsenen einen belustigten Blick tauschten.
»Mein Vati hat eine Wohnung in … Wie heißt es noch?«, fuhr Lexi fort.
»In Wiesbaden«, half Alexander Rethy. »Aber vielleicht interessiert das Frau Dr. Klinger gar nicht?«
»Doch, sehr«, widersprach sie hastig. »Ich weiß viel und dennoch wenig von Ihnen. Viel in Bezug auf Ihre Ehe und dieses Kind, aber sonst eigentlich kaum etwas. Erzählen Sie ein bisschen.«
»Viel Interessantes gibt es da nicht zu berichten. Meine Wohnung ist groß, ziemlich modern eingerichtet und mein Eigentum. Aber ich bin selten zu Hause. Eine Frau aus der Nachbarschaft sorgt für Ordnung und Sauberkeit. Wenn ich da bin, kocht sie auch für mich und verwöhnt mich, weil sie meint, dass ein unverheirateter Mann nie etwas Richtiges zu essen bekäme.«
»Kriegst du denn etwas zu essen?«, erkundigte sich Lexi, die aufmerksam zuhörte.
»Natürlich, man kann immer etwas haben, Lexi. Wir zum Beispiel werden uns heute ein hübsches Gasthaus suchen, und dann darfst du dir dreimal Eis wünschen oder auch einen gebratenen Storch, falls sie einen haben.«
»Ich möchte aber Schnitzel und Pommes frites.«
»Das haben sie bestimmt in jedem Gasthaus.«
»Störche haben viel zu lange Beine, die kann man nicht essen«, meinte Josefa Klinger lachend. Sie fühlte sich an diesem Tag wie verzaubert. War es nur ein Traum, oder fuhr sie wirklich und wahrhaftig mit Alexander Rethy und dessen Töchterchen durch das sommerliche Land?
Der Ausflug wurde ein voller Erfolg. Sie machten eine Wanderung durch den Wald und aßen schließlich in einem schönen Restaurant, das an einem Berghang lag und einen weiten Blick über das Land bot, zu Mittag. Lexi bekam das gewünschte Menü und durfte zum Nachtisch so viel Eis bestellen, dass sie schließlich von selbst abwinkte, weil sie nicht mehr essen konnte.
Am Nachmittag machten sie wie am Vortag ein Schwimmbad ausfindig. Bei dem herrlichen Wetter war es allerdings ziemlich besucht, doch Lexi fand auf diese Weise andere Kinder zum Herumtollen im Wasser und auf der Spielwiese.
Alexander und Josefa legten sich faul in die Sonne. Der Mann betrachtete die ranke Figur der jungen Ärztin mit wohlgefälligem Blick. Josefa schaute angelegentlich über das Wasser und tat, als bemerkte sie es nicht.
»Ich möchte Ihnen so gern in der richtigen Weise sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, Josefa«, hörte sie nun die Stimme des Flugkapitäns dicht neben sich. »Wissen Sie, dass ich unterwegs mehrmals einen Brief an Sie angefangen habe?«
Überrascht wandte sie ihm das Gesicht zu. »Nein, woher sollte ich das auch wissen?«
»Ich bin kein besonderer Briefeschreiber. Doch ohne Ihre Hilfe wären die Tage nach Vivians Tod für mich schwer zu ertragen gewesen. Sie haben Alexa damals bei sich aufgenommen, obwohl es Ihnen selbst gesundheitlich nicht einmal sonderlich gut ging. Wenn ich an diese traurige Zeit zurückdenke, so stehen Sie als guter Engel über allem, was geschah. Sie halfen und versuchten, für Alexa einen Ausweg zu finden. Kein Wunder, dass Lexi nun so an Ihnen hängt.«
Die Wangen der Ärztin waren brennend rot geworden. »Ich habe nicht viel getan, Herr Rethy.«
»Lassen wir doch die feierlichen
Anreden. Ich finde es viel schöner, wenn ich Josefa sagen darf. Dass ich Alexander heiße, wissen Sie ja inzwischen.«
»Ja, Alexander.« Es klang hübsch und ein wenig fremdländisch, als sie seinen Namen mit dem russischen, stark gerollten ›R‹ aussprach.
Dieser Akzent war es auch gewesen, der ihn gleich zu Anfang hatte fragen lassen, woher sie stammte. So hatte er erfahren, dass sie die Heimat schon als Kind verloren hatte und gemeinsam mit den Eltern in Deutschland angekommen war. Wie schwer war ihr Leben gewesen, wie hart hatte sie kämpfen müssen! Beinahe schämte er sich jetzt, dass er selbst es immer leicht gehabt hatte. Zwar hatte auch er die Eltern früh verloren, doch sie hatten ihm ein ansehnliches Vermögen hinterlassen, das es ihm erlaubt hatte, den Beruf zu wählen, der seiner Leidenschaft für das Fliegen entgegenkam. Als Chefpilot einer amerikanischen Fluglinie bezog er nun schon seit Jahren ein hohes Einkommen.
All diese Gedanken hatte das russische ›R‹ in Josefas Aussprache in ihm wachgerufen. »Beherrschen Sie das Russische noch?«, fragte er nachdenklich und versonnen.
»Ja, es war die Sprache meiner Kindertage. Aber ich habe selten Gelegenheit, Russisch zu sprechen. Hin und wieder kommt es vor, dass ich bei Patienten dolmetschen muss.«
»Ich möchte Ihnen eine Freude mache, Josefa«, sagte Alexander Rethy spontan. »Aber mir fällt nichts ein als dieser Sommerausflug. Wir könnten morgen noch einen zweiten unternehmen, falls es Ihnen nicht zu langweilig ist, mit einem Vater und seiner Tochter unterwegs zu sein, die beide erst lernen müssen, dass sie zueinandergehören.«
»Sie machen mir eine große Freude mit dieser Einladung. Aber ich glaube, dass auch die von Schoeneckers zu ihrem Recht kommen sollten. Frau von Schoenecker hat mir aufgetragen, Sie für morgen oder übermorgen СКАЧАТЬ