Leo - Wismeldas Rache. Eva Haring-Kappel
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Название: Leo - Wismeldas Rache

Автор: Eva Haring-Kappel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960743019

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СКАЧАТЬ trat ans Fenster und blickte in die Dunkelheit hinaus. Das Schneegestöber hielt an. Man sah keinen Meter weit. Die Welt wirkte winzig klein.

      Mir fiel jener Abend ein, nachdem wir zuvor Leo das erste Mal im Wald getroffen hatten. Als ich vor dem Schlafengehen aus meinem Fenster geguckt hatte, stand sie mit Prinz Edmund, der damals noch ein namenloses Tier gewesen war, am Waldrand. Dieses Bild hatte mir damals eine ziemliche Angst eingejagt. Jetzt machte ich mir allerdings Sorgen um meine Freundin. Es war schrecklich kalt draußen und Leo war ein Mensch wie wir. Sie konnte sich erkälten und sehr krank werden, sie konnte gar erfrieren und sterben, hoffentlich hatte sie das nicht vergessen.

      Ich löschte das Licht und schlüpfte unter meine Decke. Es war warm und kuschelig, aber ich konnte trotzdem nicht einschlafen, weil mir einfiel, wie es im vergangenen Sommer gewesen war, als Leo, kurz nachdem wir sie im Wald entdeckt hatten, ganz plötzlich nach einem Unwetter verschwunden gewesen war, und wie schwierig es gewesen war, sie wiederzufinden und schließlich zu retten. Die Vorstellung, dass sie wieder allein da draußen im Wald sein könnte, ja, dass sie womöglich wieder für längere Zeit oder gar für immer verschwunden sein könnte, machte mir große Angst.

      Dann, als ich schon fast eingeschlafen war, kam eine SMS von Anna.

      Agnes war gerade bei meinen Eltern. Leo und Prinz Edmund sind zurück. J Durchgefroren, aber gesund. Prinz hat sich die Pfote verletzt, darum hat es so lange gedauert.

      Ich war unheimlich froh und erleichtert über diese Nachricht. Waren sie doch bei dem Rosenbusch gewesen oder wo hatte sich der Prinz die Pfote verletzt? Jedenfalls gut, dass sie wieder da waren. Beruhigt drehte ich mich auf die Seite und schlief sofort ein.

      Aber mein Unterbewusstsein, das ja aus den Ereignissen, die uns sehr bewegen, unsere Träume webt, war wohl noch nicht ganz beruhigt, denn ich hatte schlimme Albträume. Ich wanderte wie in den vergangenen Sommerferien durch die unterirdischen Gänge, die unsere Welt mit der Elfenwelt verbinden. Weil ich meine Taschenlampe zu Hause vergessen hatte, war es sehr dunkel und ich konnte fast nichts sehen. Irgendwo in der Ferne entdeckte ich ein schwaches Licht. Ich folgte ihm und gelangte zu einer Höhle. Darin stand ein altmodischer Schreibtisch, auf dem eine Kerze brannte, daneben lag ein Federkiel und ein offenes Tintenfass stand ebenfalls da. Der Tisch war übersät mit Notenblättern und es wirkte auf mich, als wäre der Hausherr mal kurz vor die Tür gegangen, denn die Höhle war leer.

      Aber ich hatte keine Zeit, groß darüber nachzudenken, denn ein schrecklich lautes Geschrei und Gebrüll ließ mich aufhorchen. Es kam von weiter weg, schien aber näher zu kommen. Bestimmt war das Morrmor, das Schoßtier der Hexe Wismelda, die da unten in der Zwischenwelt zusammen mit ihren quergezauberten Tierungeheuern ihr Unwesen trieb. Ich hörte das Schaben von großen, krallenbewehrten Pfoten, die sich langsam, aber stetig in meine Richtung bewegten. Ich erinnerte mich an den Schatten von Morrmor, wie er sich damals im Sommer an der Höhlenwand abgezeichnet hatte. Die spitzen, langen Zähne, der Feueratem.

      Während ich noch überlegte, wo ich mich verstecken sollte, wachte ich auf. Mein Herz klopfte wild und ich brauchte einige Zeit, bis ich begriff, dass ich sicher in meinem Bett lag und alles nur ein Traum gewesen war. Trotzdem konnte ich nicht gleich wieder einschlafen und rollte mich von einer Seite auf die andere. War es wirklich nur ein böser Traum gewesen oder ging nun alles wieder von vorne los? War tatsächlich etwas im Elfenreich geschehen, das Leos Eingreifen nötig machte? War sie deshalb so unruhig und abwesend und schwang geheimnisvolle Reden? Brauchte sie wieder unsere Hilfe?

      Ich sprang aus meinem Bett und rannte ans Fenster, so als könnte ich draußen in der Dunkelheit eine Antwort finden. Ich starrte in den graphitgrauen Himmel, aus dem es unablässig schneite und schneite. Ich blickte zum Waldrand und versuchte, mit meinen Augen die Dunkelheit und das Schneegestöber zu durchdringen. Nichts. Gar nichts.

      Und dann ganz plötzlich sah ich ihn. Er stand ganz still und stumm da, in seinem rotbraunen, langen Mantel, der sich recht deutlich gegen das Weiß der Winterlandschaft abzeichnete. Er musste wohl schon längere Zeit so verharrt haben, denn auf seinem Hut lag hoch aufgetürmt der Schnee, sodass er gegen den weißen Hintergrund kaum sichtbar war. Es war der Leibarzt von Leo und ihrer Familie, dieser sonderbare Doktor Worschody. Da war ich mir ganz sicher.

      Ich hatte das Gefühl, er blickte zu meinem Fenster hoch, und so hob ich meine Hand und winkte zögerlich. Es dauerte einen Moment, dann schüttelte er sich heftig, sodass der Schnee von seinem Mantel stob, lüpfte seinen Hut, schüttelte auch diesen kräftig, setzte ihn wieder auf, fasste an die Hutkrempe, wie man es sonst nur aus Cowboyfilmen kennt, drehte sich um und stapfte in den Wald davon.

      War ich verrückt geworden? Gut, meine Fantasie ist ziemlich lebhaft, aber ich hatte ihn wirklich gesehen, dessen war ich mir ganz sicher. Ich rannte zu meinem Bett, sprang hinein, sodass es heftig quietschte und knarrte, und zog meine Decke bis zur Nasenspitze hinauf.

      ***

      Der Vollmond beschien den verschneiten Waldweg und sein sanftes Licht brachte den Schnee zum Glitzern und Leuchten. Rita hatte jedoch keine Augen für die Schönheit dieser Winternacht, ihr Fell war schlammverkrustet und klebte an ihrem Körper. Bei jedem Schritt sanken ihre Läufe tief in das kalte Weiß ein und sie kämpfte sich Meter für Meter voran, immer tiefer in den unbekannten Wald hinein. Das Keuchen ihres Atems und das Rauschen ihres Blutes waren die einzigen Geräusche, die sie hören konnte.

      Sie wollte ihren Verfolger abschütteln. Ein Mensch hatte sie aufgespürt, das war am späten Nachmittag gewesen, und nun jagte er sie schon seit mehreren Stunden. Die junge Wölfin hatte sich in ihrer Neugier und Abenteuerlust zu weit von ihrem Rudel entfernt. Nun war sie ganz allein auf der Flucht. Alle Tricks und Ausweichmanöver, die ihr die Stammesälteste beigebracht hatte, um menschliche Verfolger loszuwerden, waren fehlgeschlagen. Nicht mal dass sie durch ein Schlammloch gelaufen war, um ihre Spur zu verwischen, hatte etwas genützt. Immer wieder war dieser Mensch aufgetaucht, immer wieder hatte sie ihn wittern können.

      Mittlerweile war sie müde und schwach. Mit ihrer Zunge nahm sie etwas Schnee auf, um ihren Durst zu löschen und sich ein wenig zu erfrischen. Der Wunsch, sich hier mitten auf den Weg zu legen und einfach auszuruhen, war beinahe übermächtig. Unter Aufbietung aller Willenskraft verließ sie den Pfad, der zwischen den hohen, alten Tannen und Fichten durch den Wald führte, und entschied sich für einen Marsch querfeldein, weil sie so immer wieder in dem dichten Gestrüpp Schutz finden konnte.

      Aber bald bereute sie diese Entscheidung, denn der Schnee war um einiges höher und nicht festgetreten wie auf dem Weg, hier lag er locker und leicht, sodass sie bei jedem Schritt bis zur Brust darin versank. Nach wenigen Metern war die Wölfin völlig erschöpft. Verzweifelt blickte sie sich um, durch die überhängenden Äste der hohen Bäume drang nur wenig Licht zu ihr durch, die Sicht war sehr schlecht. Witternd streckte sie ihre Nase in die Luft und es schien, als hätte sie es geschafft, den Menschen abzuschütteln.

      Während Rita versuchte, wieder ein wenig zu Kräften zu kommen und ihre Gedanken zu ordnen, knackten plötzlich in ihrer Nähe ein paar Zweige.

      Reflexartig duckte sie sich tief in den Schnee, als ein Schuss die Stille des Waldes zerriss und eine Kugel über ihren Kopf hinwegpfiff. Zitternd kauerte sie sich in die durch ihren Körper entstandene Mulde und lauschte in die Nacht hinein. Schritte näherten sich knirschend ihrem Versteck.

      Sie schloss die Augen, sich ihrem Schicksal ergebend, als eine Stimme direkt neben ihrem Ohr flüsterte: „Los, komm mit, beeile dich gefälligst oder willst du ein Loch in deinem Pelz riskieren?“

      Als sie ihre Augen öffnete, erblickte sie einen kleinen Fuchs, der den Kopf aus einer Schneewehe streckte. Vorsichtig schob sie sich darunter und bemerkte, dass dies der Eingang zu einer Fuchshöhle sein musste.

      Nun СКАЧАТЬ