Leo - Wismeldas Rache. Eva Haring-Kappel
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Название: Leo - Wismeldas Rache

Автор: Eva Haring-Kappel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960743019

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СКАЧАТЬ einmischen? Ja, wahrscheinlich, aber wie? Was konnte ich sagen oder tun, um die Situation zu entspannen? Mir fiel nichts ein.

      Dafür Leo umso mehr. „Ich glaube, du hast Angst vor mir“, behauptete sie und ich fand, sie sah in diesem Augenblick wirklich Furcht einflößend aus. Mit dem wilden Blick und ihrer lauten Stimme und irgendwie wirkte sie plötzlich auch viel größer. Aber sicher bildete ich mir das alles nur ein, weil ich selber so ein Feigling war.

      Franz war jedenfalls für eine gefühlte Ewigkeit sprachlos. Da wollte jemand aufmucken. Das hatte es noch nie gegeben, er war schließlich der Raufbold und Streithansel, der Schrecken aller Lehrer und Kinder sowieso. Eine handverlesene Gruppe aus Burschen und Gleichgesinnten, die alle durchwegs älter waren als er und die sich ihm angeschlossen hatten, duldete er und natürlich seinen Busenfreund Jo, der mit uns in dieselbe Klasse ging. Alle anderen hatten ihn zu fürchten und genau das wollte er spüren. Darum wohl auch dieser Auftritt, wir waren neu hier und er wollte uns gleich zu Anfang den Schneid abkaufen.

      Mit einem Mal packte er zu. Seine Hand schoss nach vorne und griff nach Leo. Er bekam aber nur ihre Jacke zu fassen, aus der sie offenbar blitzschnell herausgeschlüpft war, und schon stand sie neben Franz und streckte ihm die Zunge heraus.

      „Bähh, das hättest du wohl gerne, fang mich doch, wenn du kannst, aber da musst du früher aufstehen.“

      Er stand da und hielt ihre Jacke hoch, es sah zu dämlich aus. Er musste reagieren, denn es ging um seinen guten Ruf.

      Und dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Es läutete und mit dem Läuten betrat Frau Kleinschuster die Klasse. Leo saß schon wieder auf ihrem Platz, lammfromm und mit Unschuldsmiene, aber nicht, ohne zuvor Franz kräftig an seiner Nase gezogen zu haben. Das alles war so schnell passiert, dass die Lehrerin nur noch sah, wie Franz sich wehleidig mit der linken Hand die Nase hielt und mit der rechten ausholte, um Leo die Jacke um die Ohren zu schlagen.

      „Franz“, schimpfte die Lehrerin, „so fängst du dieses Schuljahr an? Wirst du denn nie gescheiter?“

      „Ach, lassen Sie nur“, warf Leo zu meinem größten Erstaunen dazwischen, „es ist auch meine Schuld, ich habe ihn ein wenig provoziert. Ich werde schon mit ihm fertig, nur keine Angst.“

      Das war sicher die größte Demütigung, die Franz jemals erlebt hatte. So etwas von einem naseweisen Mädchen. Ich sah ihm an, dass es in ihm brodelte, als er zu seinem Platz schlich.

      Ich schätze, alle anderen waren ähnlich unkonzentriert wie ich in der folgenden Schulstunde, allerdings aus anderen Gründen. Man musste sich ab jetzt wohl Sorgen um Leo machen, denn Franz verstand in diesen Dingen bestimmt keinen Spaß. Aber ich machte mir auch Sorgen um mich, denn so bin ich nun mal.

      ***

      Der alte Dachs saß im flackernden Licht einer Kerze an einem altmodischen Schreibtisch und war tief über eine Pergamentrolle gebeugt, auf die er unablässig Noten kritzelte. Das geschah in solch einer Geschwindigkeit, als schriebe er einen Brief.

      Ab und zu hob er seinen Kopf, legte ihn ein wenig schief und schien einer Melodie zu lauschen, die es aber nur in seinem Inneren geben konnte, denn in seiner Höhle tief unter der Erde war es totenstill.

      *

      2. Kapitel

      In meiner alten Schule hatte es auch so einen Jungen wie Franz gegeben. Er hieß Herbert und war eine Klasse über mir. Auch er war viel größer und stärker gewesen und ich war ihm immer ausgewichen. Er hatte mich wahrscheinlich gar nie bemerkt, so unauffällig gab ich mich. Aber einigen anderen Kindern nahm er das Jausengeld und ihre Handys weg, wer sich weigerte, das Geld herauszurücken, der bekam die Nase blutig geschlagen. Die ganze Schule hatte Angst vor ihm und eines Tages kam die Polizei, denn er hatte, so hieß es, auch noch andere schlimme Dinge gemacht. Dann wurde er in ein Erziehungsheim gesteckt. Ich und viele andere waren sehr froh darüber. Aber mein Papa sagte, er fände das gar nicht gut, denn bestimmt gäbe es einen Grund für das Verhalten von Herbert und er bräuchte sicher viel mehr Unterstützung, als er in dem Heim bekäme. Es sei meist ein Hilferuf, wenn jemand solche Dinge täte.

      Ich habe das damals nicht ganz verstanden, aber jetzt fiel mir das wieder ein. Ob das bei Franz auch so war? Brauchte er unsere Hilfe? Nein, das konnte nicht sein, ich hatte keine Lust, mir vorzustellen, Franz helfen zu müssen. Am liebsten wäre es mir gewesen, ich könnte mich für ihn unsichtbar machen. Wenn sogar Georg sich lieber zurückhält, um Streit zu vermeiden, dann sagt das eigentlich schon alles. Normalerweise versucht Georg, jeden zu provozieren. Aber er ficht seine Schlachten mit Worten aus. Er ist sehr redegewandt und das kann ganz leicht zu einem Streitgespräch mit ihm führen. Aber Georg würde niemandem etwas zuleide tun und er unterscheidet sehr genau zwischen Recht und Unrecht.

      Wenn er mit jemandem ein Wortgefecht austrägt, dann nur, weil es derjenige verdient hat. Seine Fäuste lässt er dabei in der Hosentasche, obwohl ich glaube, er könnte, wenn er wollte, denn er ist recht groß und stark.

      So zitterte ich der nächsten Pause entgegen und dachte insgeheim, es wäre viel schöner, wieder in meiner alten Schule zu sein, auch wenn ich dort auf meine Freunde hätte verzichten müssen. Hier war ich offenbar ganz unverschuldet sofort in den Fokus des rauflustigsten Jungen der ganzen Schule geraten.

      Frau Kleinschuster erzählte und erzählte und ich hörte nicht zu. Es ging wohl um die Klassenlehrereinteilung und den Stundenplan der ersten Woche. Aber mein Herz pochte wie wild, weil ich mir stattdessen ausmalte, was dieser Franz alles anstellen würde, um mich zu piesacken, und auch für Leo würde es meiner Meinung nach nicht gut ausgehen können. Schließlich war sie jetzt ein Mensch und hatte ihre Zauberkräfte, die sie als Elfe irgendwann einmal besessen hatte, verloren. Das war ihr aber anscheinend gar nicht richtig bewusst.

      Als es zur zweiten Pause läutete und Frau Kleinschuster eilig zur Klassentür hinauslief, machte mein Herz einen richtigen Plumps, bevor es wieder wie wild zu pochen begann. Ich saß auf meinem Platz mit gesenktem Kopf und starrte auf den Tisch vor mir, der etliche Kratzer und Scharten aufwies, die ich nun aufs Genaueste betrachtete, nur um mich ein wenig abzulenken. Da war ein großes, sehr krakeliges L eingeritzt und daneben ein Smiley. Außerdem stand da: Franz ist ein Depp.

      Ich erstarrte, stand da wirklich Franz ist ein Depp? Die Schrift verschwamm vor meinen Augen und ich las nun: Sei nicht so ein Angsthase, Felix! Alles wird gut.

      Ich rieb mir die Augen und schaute zu Leo, doch die saß gar nicht mehr neben mir. Als ich voller Verwirrung wieder auf die Tischplatte vor mir starrte, entdeckte ich nur Kratzer, Schrammen und das große L. Aber ich hatte keine Zeit, mich weiterhin zu wundern, denn Georg, Wendel und Benni tauchten jetzt neben mir auf. „Da kommt er“, raunte Georg mir zu und wirklich, der Franz war direkt auf dem Weg zu uns.

      Ich beobachtete die gespannten Blicke der anderen, die das Geschehen rund um die Neuen mit unverhohlenem Interesse verfolgten.

      „Wohin hat sie sich denn verkrochen, deine schlaue Freundin?“, richtete Franz prompt das Wort an mich.

      Ich zuckte mit den Schultern, denn meine Stimme versagte ihren Dienst.

      „Mach dir nicht in die Hose vor Angst, du hast mich doch noch gar nicht von meiner schrecklichen Seite kennengelernt, aber das kommt noch, keine Sorge“, prahlte Franz.

      Ich nickte verzweifelt, und obwohl meine drei Freunde um mich herumstanden, fühlte ich mich kein bisschen sicherer.

      Das СКАЧАТЬ