Leo - Wismeldas Rache. Eva Haring-Kappel
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Leo - Wismeldas Rache - Eva Haring-Kappel страница 7

Название: Leo - Wismeldas Rache

Автор: Eva Haring-Kappel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960743019

isbn:

СКАЧАТЬ eh noch in weiter Ferne liegt“, stellte ich fest.

      „Na und? Ich bekomme zu Hause sicher wieder Ärger und das zieht dann diverse Verbote nach sich. Handyverbot, Computerverbot, Fernsehverbot. Das ist so ungerecht, und alles nur, weil ich meinen Mund nicht halten kann. Ich wollte eigentlich nur helfen.“ Missmutig stand Georg auf und verließ das Klassenzimmer.

      Benni, der meistens sehr wenig sagt, dafür aber umso mehr denkt, stand plötzlich neben Leo und sprach sie an. „Du hast Heimweh, das ist ganz klar. Magst du nicht mit uns darüber reden?“

      Leo sah ihn erstaunt an „Woher weißt du das?“, fragte sie, während bereits Tränen in ihren Augen schimmerten.

      „So schwer ist das jetzt auch wieder nicht zu erraten.“ Benni schaute sie ernst an. „Ich habe eine große Familie, es ist manchmal megaanstrengend – für meine Eltern, für meine Geschwister, für mich, für uns alle. Die viele Arbeit, das Geld, das ständig fehlt, alle müssen zusammenhelfen, damit der Alltag klappt. Aber ich könnte keinen einzigen Tag ohne sie leben und ich will es auch nicht.“

      Nun kullerten Leo die Tränen über die Wangen. „Ja, du hast recht, ich vermisse meine Familie so sehr, ich habe mir eure Welt ganz anders vorgestellt, ich dachte, alles wäre viel besser, spannender, schöner hier bei euch Menschen. Ich dachte, ich könnte ohne meine Familie auskommen, denn ihr seid für mich da, Agnes und Günther sind wie Eltern zu mir und Anna ist jetzt meine kleine Schwester, aber ich schaff es einfach nicht, ich kann nicht ...“ Damit vergrub sie ihr Gesicht in ihren Armen und schluchzte so herzzerreißend, dass wir gar nicht bemerkten, dass Franz wohl schon eine Weile hinter uns stand und uns belauschte.

      „Das ist der Beweis“, brüllte er plötzlich, „schon lange habe ich den Verdacht, dass mit der da etwas nicht stimmt.“

      Betreten schauten wir uns an, das war nun wirklich eine blöde Situation. Wir hatten gegen unsere sonstige Gewohnheit nicht aufgepasst und über Dinge geredet, die wir sonst nur in kleiner Runde besprachen.

      „Du bist gar keine blöde Ausländerin, nein, du bist noch was viel Schlimmeres, du bist womöglich gar kein richtiger Mensch.“ Franz war völlig außer sich ob der Begeisterung über diese Erkenntnis.

      Wieder einmal rettete die Glocke die Situation. Unser Mathelehrer stand schon in der Klasse und in diesem Fach konnte sich niemand ein negatives Auffallen oder eine schlechte Note leisten, Franz schon gar nicht.

      „Das hier ist noch nicht geklärt“, raunte er Leo zu. „Ich werde herausfinden, wer oder was du wirklich bist, und wenn es das Letzte ist, was ich auf dieser Welt mache“, flüsterte er theatralisch. Dann lief er zu seinem Platz.

      ***

      „Gevatter Dachs?“

      Die schnarrende Stimme der Ratte riss den alten Dachs aus seinen Gedanken, die Notenläufe und musikalischen Abfolgen seiner Komposition, die mit ihrem fulminanten Crescendo der Höhepunkt seines kompositorischen Schaffens hätten werden können, waren ausgelöscht. Nur ein unangenehmer Summton in seinem linken Ohr, wie er in letzter Zeit häufiger auftrat, war zurückgeblieben.

      Zornig starrte er dem Nachbarn entgegen. „Was soll die unerwünschte Störung?“, schimpfte er. „Ist es denn schon so weit? Ich bin noch gar nicht vorbereitet.“

      „Folg mir“, war die kurze Antwort, „du wirst es nicht bereuen.“

      *

      4. Kapitel

      Wir saßen gemeinsam im Pächterhäuschen von Agnes und Günther, die Leo nach ihrer Verwandlung bei sich aufgenommen hatten. Draußen pfiff ein kalter Herbststurm ums Haus und es begann schon, dämmrig zu werden. Drinnen in der Küche war es gemütlich und warm und ein Feuer knisterte im Ofen. Agnes hatte diese Krisensitzung, wie sie es nannte, einberufen und ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass es hier um Leos seltsames Verhalten in letzter Zeit und um ihre Zukunft gehen sollte. Ich sorgte mich um das Ergebnis und wo uns das alles noch hinführen würde.

      Agnes hatte eine Schale mit Äpfeln und Nüssen auf den Tisch gestellt und ich griff nach einem Apfel, weil mich das Kauen ein wenig von den trüben Gedanken ablenken sollte. Leo wirkte wie meist in letzter Zeit geistesabwesend und schaute mit großen Augen Richtung Fenster. Ich folgte ihrem Blick, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Einige welke Blätter wehten draußen vorbei, der Wind rüttelte an den Ästen der alten Apfelbäume, sodass man ihr Knarren sogar hier drinnen hören konnte. Für einen Augenblick sah man einen Schatten vorbeihuschen.

      „Wahrscheinlich Günther“, dachte ich, „der noch etwas im Stall zu erledigen hat.“

      Im nächsten Moment schreckte mich Agnes’ Stimme aus meinen Gedanken auf. „Günther kann heute leider nicht bei uns sein, er musste in die Stadt, um für Herrn Rosenberg eine dringende Besorgung zu machen.“

      Sofort schaute ich wieder zum Fenster, Wind, Blätter, Apfelbäume, Dämmerung, nichts Ungewöhnliches.

      Da fühlte ich Leos dunklen Blick auf mir ruhen. „Felix, du hast richtig gesehen“, erklang es in meinem Kopf, so als spräche sie in meinen Gedanken.

      „Ja, aber was habe ich denn gesehen?“, dachte ich.

      „Wir sitzen heute hier“, fuhr Agnes fort, „weil ich das Gefühl habe, meinem lieben Ziehkind, meiner lieben Leo, die mir so sehr ans Herz gewachsen ist wie eine eigene Tochter, geht es in letzter Zeit nicht so gut.“ Leo sah nun zu Agnes und es lag Zuneigung in ihren schönen, großen Augen. „Magst du uns nicht sagen, was dich quält? Ich habe dich ja schon mal danach gefragt, Günther hat ebenfalls versucht, mit dir darüber zu sprechen, und ich denke, deinen Freunden ist es auch aufgefallen. Zumindest Anna hat mir schon von ihren Ängsten um dich berichtet.“ Agnes war aufgestanden und legte nun ihre Hände auf deren Schultern. „Willst du uns was dazu sagen, Anna?“

      „Ja, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll“, begann Wendels Schwester zaghaft, was sonst nicht ihre Art ist, „ich merke einfach, dass du, Leo, nicht mehr so wie früher bist. Die erste Zeit hier bei uns warst du so fröhlich, so glücklich und jetzt ist es, als würde dich etwas bedrücken, als quälte dich etwas. Aber du redest mit keinem darüber. Auch nicht mit mir, obwohl ich bestimmt deine beste Freundin bin.“ Anna schluckte heftig und ich fürchtete, sie würde gleich weinen.

      Alle schauten gespannt zu Leo. In diesem Moment sprangen Prinz Edmund und Bella, die alte Mischlingshündin von Agnes und Günther, die bisher still und scheinbar schlafend unter dem Tisch gelegen hatten, auf und rannten knurrend zum Fenster. Nun war unsere ganze Aufmerksamkeit auf die beiden Hunde und das, was sie verbellten, gerichtet.

      Da klopfte es an der Tür.

      Als Agnes zögernd öffnete, stand niemand davor. „Das war wohl nur der Wind“, murmelte sie etwas verwirrt, nachdem sie hinausgetreten war und sich nach allen Seiten umgeblickt hatte.

      Da begann Leo zu sprechen: „Ihr habt ganz recht, es geht mir nicht so gut in letzter Zeit. Es liegt nicht an euch, das möchte ich zuallererst klarstellen. Natürlich habe ich mir das Leben hier ein wenig anders vorgestellt, die Erwartungen an etwas Neues sind meist größer, als es die Realität zu halten vermag, aber ich finde es wunderschön bei euch. Ihr seid alle so lieb und gut zu mir und es macht Spaß, in die Schule zu gehen, die Lehrer, den Franz und seine Freunde und manchmal auch euch ein wenig zu ärgern.“ Leo zwinkerte uns zu. Agnes schüttelte СКАЧАТЬ