Die Memoiren des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die Memoiren des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle страница 8

Название: Die Memoiren des Sherlock Holmes

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012380

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СКАЧАТЬ Da ist er«, fuhr er fort, als wir den Waagring betraten, zu dem nur Besitzer und ihre Freunde Zutritt haben. »Sie müssen ihm lediglich Stirn und Vorderfessel mit Spiritus abwaschen, und Sie werden feststellen, daß er immer noch der gute alte Silberstern ist.«

      »Sie rauben mir den Atem!«

      »Ich fand ihn in den Händen eines Fälschers und nahm mir die Freiheit, ihn so starten zu lassen, wie er hierhergeschickt wurde.«

      »Mein lieber Sir, Sie haben Wunder gewirkt. Das Pferd sieht sehr fit und gesund aus. Es ist in seinem ganzen Leben noch nicht besser gelaufen. Ich muß Ihnen tausendmal Abbitte tun, daß ich Ihre Fähigkeiten in Zweifel gezogen habe. Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen, indem Sie das Pferd wiedergefunden haben. Sie würden mir einen noch größeren erweisen, wenn Sie den Mörder von John Straker zu fassen bekämen.«

      »Das habe ich bereits«, sagte Holmes gelassen.

      Der Colonel und ich starrten ihn verblüfft an. »Sie haben ihn! Wo ist er denn?«

      »Er ist hier.«

      »Hier? Wo?«

      »Eben jetzt in meiner Gesellschaft.«

      Der Colonel errötete vor Ärger. »Ich anerkenne durchaus, daß ich Ihnen verpflichtet bin, Mr. Holmes«, sagte er, »aber was Sie eben gesagt haben, kann ich nur als sehr schlechten Scherz oder als Beleidigung auffassen.«

      Sherlock Holmes lachte. »Ich versichere Ihnen, daß ich Sie nicht mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht habe, Colonel«, sagte er; »der wirkliche Mörder steht unmittelbar hinter Ihnen!«

      Er ging an ihm vorbei und legte die Hand auf den schimmernden Hals des Hengstes.

      »Das Pferd?« riefen der Colonel und ich gleichzeitig.

      »Jawohl, das Pferd. Und es verringert vielleicht seine Schuld, wenn ich sage, daß es in Notwehr gehandelt hat und daß John Straker ein Mann war, der Ihr Vertrauen nicht verdiente. Aber da ertönt die Glocke; und da ich beim nächsten Rennen gewiß eine Kleinigkeit gewinne, möchte ich eine ausführlichere Erklärung auf einen passenderen Zeitpunkt verschieben.«

      An diesem Abend hatten wir die Ecke eines Pullman-Wagens für uns, während wir nach London zurückbrausten, und ich bilde mir ein, daß die Reise sowohl für Colonel Ross als auch für mich recht kurzweilig war, während wir der Erzählung unseres Begleiters von den Ereignissen lauschten, die sich in jener Montagnacht bei den Trainingsställen von Capleton zugetragen hatten, und von den Mitteln, mit denen er sie enträtselt hatte.

      »Ich gebe zu«, sagte er, »daß alle Theorien, die ich aufgrund der Zeitungsberichte aufgestellt hatte, gänzlich falsch waren. Und doch gab es darin Hinweise, wenn sie auch von anderen Einzelheiten überlagert wurden, die ihre wahre Bedeutung verschleierten. Ich fuhr in der Überzeugung nach Devonshire, daß Fitzroy Simpson der wahre Übeltäter sei, obgleich ich natürlich erkannte, daß das Beweismaterial gegen ihn keineswegs vollständig war.

      In der Kutsche, gerade als wir beim Haus des Trainers anlangten, fiel mir mit einemmal die immense Bedeutung des Hammelcurry auf. Sie erinnern sich vielleicht, daß ich zerstreut war und sitzen blieb, nachdem Sie alle schon ausgestiegen waren. Ich wunderte mich insgeheim, wie um alles in der Welt ich einen so offen zutageliegenden Hinweis hatte übersehen können.«

      »Ich muß zugeben«, sagte der Colonel, »daß ich auch jetzt noch nicht erkenne, inwiefern uns das weiterhilft.«

      »Es war das erste Glied in der Kette meiner Überlegungen. Opiumpulver ist keineswegs geschmacklos. Sein Geschmack ist nicht unangenehm, aber er ist wahrnehmbar. Mischte man es unter irgendein gewöhnliches Gericht, so würde der Essende es zweifellos herausschmecken und wahrscheinlich nicht mehr weiteressen. Ein Curry war genau das Mittel, mit dem sich dieser Geschmack überdecken ließ. Aber es gibt keine vorstellbare Möglichkeit, wie dieser Fitzroy Simpson, ein Fremder, hätte bewirken können, daß an diesem Abend in der Familie des Trainers Curry serviert wurde, und daß er wie von ungefähr gerade an dem Abend mit Opiumpulver zur Stelle war, als ein Gericht auf den Tisch kam, das den Geschmack unkenntlich machen würde, wäre ein zu ungeheuerlicher Zufall, als daß man ihn annehmen dürfte. Das ist undenkbar. Somit scheidet Simpson als Verdächtiger aus, und unsere Aufmerksamkeit konzentriert sich auf Straker und seine Frau, die beiden einzigen Menschen, die sich an diesem Abend Hammelcurry als Nachtessen hatten aussuchen können. Das Opium wurde hineingemischt, nachdem die Mahlzeit für den Stalljungen beiseitegestellt worden war, denn die anderen aßen ohne üble Nachwirkungen dasselbe zu Abend. Wer von ihnen hatte also Zugang zu dem Gericht, ohne von dem Mädchen bemerkt zu werden?

      Bevor ich diese Frage entschied, war mir die Bedeutung der Tatsache aufgegangen, daß der Hund nicht angeschlagen hatte, denn ein richtiger Schluß zieht unvermeidlich andere nach sich. Der Vorfall mit Simpson hatte mir gezeigt, daß man in den Ställen einen Hund hielt, aber obwohl jemand hineingegangen war und ein Pferd herausgeholt hatte, hatte er nicht laut genug gebellt, um die beiden Burschen auf dem Futterboden zu wecken. Offensichtlich war der mitternächtliche Besucher jemand, den der Hund gut kannte.

      Ich war bereits überzeugt, oder fast überzeugt, daß John Straker mitten in der Nacht zu den Ställen hinübergegangen war und Silberstern herausgeholt hatte. In welcher Absicht? Offensichtlich keiner ehrenhaften, denn warum sollte er seinen eigenen Stallburschen betäuben? Und doch wußte ich einfach nicht, warum. Es hat schon Fälle gegeben, wo Trainer sich große Summen Geldes verschafft haben, indem sie durch Mittelsmänner gegen ihre eigenen Pferde gesetzt und dann durch Betrug dafür gesorgt haben, daß sie nicht gewannen. Manchmal ist es ein Jockey, der das Pferd verhält. Manchmal ist es ein sichereres und subtileres Mittel. Was war es hier? Ich hoffte, daß mir sein Tascheninhalt zu einer Schlußfolgerung verhelfen könnte.

      Und so war es auch. Gewiß erinnern Sie sich noch an das eigenartige Messer, das man in der Hand des Toten fand, ein Messer, das kein vernünftiger Mensch als Waffe wählen würde. Es handelte sich, wie Dr. Watson uns gesagt hat, um ein Messer, wie man es für die heikelsten Operationen verwendet, die die Chirurgie kennt. Und in dieser Nacht sollte es für eine heikle Operation verwendet werden. Bei Ihrer umfassenden Erfahrung im Renngeschäft wissen Sie bestimmt, Colonel Ross, daß es möglich ist, einen winzigen Einschnitt in die Sprunggelenksehne des Pferdes vorzunehmen, und zwar so, daß bei geschickter Ausführung11 nicht die geringste Spur zu sehen ist. Ein so behandeltes Pferd geht geringfügig lahm, was man auf Überanstrengung beim Training oder einen leichten Anfall von Rheumatismus, jedoch niemals auf unsaubere Machenschaften zurückführen würde.«

      »Schurke! Schuft!« schrie der Colonel.

      »Da haben wir die Erklärung, warum John Straker das Pferd ins Moor hinaus führen wollte. Ein so feuriges Geschöpf hätte bestimmt den größten Tiefschläfer geweckt, wenn es den Stich des Messers gespürt hätte. Es war absolut notwendig, es im Freien zu tun.«

      »Ich war blind!« rief der Colonel. »Natürlich, deswegen brauchte er auch die Kerze und zündete das Streichholz an.«

      »Zweifellos. Aber bei der Überprüfung seiner Habseligkeiten hatte ich das Glück, nicht nur die Methode des Verbrechens, sondern auch dessen Motive zu entdecken. Als Mann von Welt wissen Sie, Colonel, daß man nicht die Rechnungen anderer Leute mit sich herumträgt. Wir haben größtenteils schon genug damit zu tun, unsere eigenen zu begleichen. Daraus folgerte ich, daß Straker ein Doppelleben führte und ein zweites Domizil unterhielt. Die Art der Rechnung bewies, daß eine Dame in den Fall verwickelt war, und zwar eine mit kostspieligen Neigungen. So großzügig Sie gegenüber Ihren Angestellten auch sind, erwartet man doch kaum, daß diese für ihre Frauen Ausgehkleider für zwanzig Guineen kaufen können. Ich habe Mrs. Straker nach dem Kleid befragt, ohne daß СКАЧАТЬ